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Köszönöm és Viszontlátásra

Informationen und Eindrücke, gesammelt in 10 ungarischen Bibliotheken

Irene Scheer

Zentralbibliothek der Agraruniversität Gödöllö

Das Städtchen mit dem melodischen Namen Gödöllö, 25 km östlich von Budapest gelegen, beherbergt seit 1950 den Hauptsitz der Agraruniversität (1945 zunächst in Budapest errichtet). Weitere Lehr- und Forschungseinrichtungen sind über den Nordosten Ungarns verstreut: Gyöngyös, Mezötur und Nyiregyháza (in der großen Tiefebene), Kompolt (Forschungsinstitut für Pflanzenselektion), Vác und Piliczaba. Die wichtigsten Fakultäten der Universität sind die für Agrarwissenschaften, Agraringenieurwesen und Agrarökonomie. Die Universität hat 6.000 Studenten. Universität und Bibliothek sind in dem weitläufigen Barockbau eines ehemaligen Prämonstratenser-Klosters untergebracht. Die Zentralbibliothek wirkt modern, gut ausgestattet und intensiv genutzt. Die Studenten wirken "locker" und vergnügter als die in den Bibliotheken der Hauptstadt. Die Mitarbeiterräume vermitteln eher einen abgeblätterten, "spätsozialistischen Eindruck". Die Zentralbibliothek besitzt 280.000 Monographien und 60.000 gebundene Zeitschriftenbände. 1.000 "laufende" Zeitschriften gibt es in der Universität, darin sind Staffelungen enthalten (bis zu 9 Exemplare eines Zeitschriftenheftes). Von 169 ausländischen Zeitschriften befinden sich nur 26 in der Zentralbibliothek. 45 % des gesamten Zeitschriftenetats fließen an die Fakultäten. Die "besten" Zeitschriften sind bei den Lehrstühlen und für die Studenten nur schwer zugänglich. Phänomene also, die in deutschen Universitätsbibliotheken nicht ganz unbekannt sind, wenn auch (hoffentlich) nicht so ausgeprägt. Der Bibliotheksetat wurde 1995 nicht gekürzt, was aber bei dem bereits erwähnten Kaufkraftschwund eine Kürzung von 40 % bedeutet. Die Zentralbibliothek beschäftigt 26 Mitarbeiter (40 - 50 wären nötig), die seit Einführung des integrierten Bibliothekssystems TINLIB (Erwerbungs-, Katalogisierungs-, Ausleihmodul) im Jahre 1993 zusätzlich die zentrale Bearbeitung der Neuzugänge für 50 Lehrstuhlbibliotheken übernommen haben. Daß einige Lehrstuhlbibliotheken aus bibliothekarischer Sicht "Schrott" (Originalton in Übersetzung) sind, dürfte eine weitere Gemeinsamkeit im internationalen bibliothekarischen Erfahrungsschatz darstellen. In retrospektiver Katalogisierung wurden neben den Neuerwerbungen 20.000 Titel der Zentralbibliothek erfaßt. 80 % der Bestände sind magaziniert. Ältere, nicht elektronisch erfaßte, für die Ausleihe bestellte Titel werden vor ihrer Ausgabe retrospektiv katalogisiert. Viele Bücher aus der großen Konfiszierung, 1950 Gödöllö zugeteilt, stehen heute noch unbearbeitet in Lagerräumen. Auch die Zentralbibliothek in Gödöllö meldet keine Neuerwerbungen an die Nationalbibliothek, weil diese Disketten nicht akzeptiert. Die Campus-Vernetzung ist in Gödöllö weit fortgeschritten. Der OPAC ist im Campus-Netz und im Internet erreichbar. Studenten haben in der Universität keinen Zugang zum Internet. CD-ROM-Recherche wird ebenfalls im Campus-Netz angeboten. Der CD-ROM-Server mit 14 Laufwerken muß erweitert werden. Die Studenten recherchieren selbständig, eine gebührenpflichtige Druckmöglichkeit besteht, u. a. werden angeboten: CAB; AGRIS, ECONLIT, AGRICOLA. Die Elektronik-Ausstattung der Universität ist gut. Es gibt 3 Rechenzentren. Die Hälfte der EDV-Ausstattung wurde aus Stiftungsgeldern finanziert. Dazu die lokale Aussage, die Universität sei organisatorisch eher schwach, technisch aber gut. Die Lehrenden seien eher konservativ, bis auf Physiker und Mathematiker (möglicherweise ein gesamteuropäisches Phänomen?). Die Zentralbibliothek bietet 16 EDV-gestützte Benutzerplätze. Betreut werden Server und Rechner von einem einzigen Bibliothekar, der sich zum Software-Spezialisten entwickelt hat, ohne Programmierer zu sein. Eines der 3 Rechenzentren hilft ihm informell.


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