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Köszönöm és Viszontlátásra

Informationen und Eindrücke, gesammelt in 10 ungarischen Bibliotheken

Irene Scheer

Mezögazdasági Múzeum Könyvtár = Bibliothek des Landwirtschaftlichen Museums - Budapest

1896 wurde in Ungarn mit "pomp and circumstance" die Tausendjahrfeier der Landnahme durch die Magyaren begangen. Spuren dieser "Millenniumsfeier" sind überall in Budapest zu finden. Ein Zeuge des großen nationalen Ereignisses ist die Burg Vajdahunyad im Stadtwäldchen Városliget. Ursprünglich war die Burg Kulisse eines Bühnenstückes. Sie sollte in Kompaktform die Geschichte der ungarischen Architektur repräsentieren. Die Resonanz auf die Kulisse war so positiv, daß man sie in Stein nachbaute. Teile von 21 für Ungarns Geschichte wichtigen Gebäuden sind in dem eklektizistischen Potpourri von Romanik bis Rokoko versammelt. Viele der zitierten Gebäude liegen heute nicht mehr auf ungarischem Staatsgebiet. Dieser Vorläufer von Disneyland ist bei Einheimischen und Zugereisten gleich beliebt. Das Landwirtschaftliche Museum, auch ein Kind der Millenniumsfeier, ist seit 1907 im "Barockflügel" von Vajdahunyad untergebracht. Es war das erste Landwirtschaftsmuseum der Welt und ist bis heute die größte Sammlung dieser Art. Ein halber verregneter Tag kann in diesem Museum lehrreich und auch sehr amüsant verbracht werden (Selbsttest). Mit den Sammlungen des Museums sollte die größere Bedeutung der Landwirtschaft gegenüber der des Handels belegt werden. Heute sind ungefähr 30 Fachwissenschaftler und 150 freie Mitarbeiter im Museum beschäftigt. Das Museum unterhält in den Monaten Mai bis September 5 Filialen im Lande, u. a. das Balaton-Museum in Keszthely. Seit seiner Gründung pflegt das Museum eine Bibliothek. Sie wird derzeit von 4 Bibliothekarinnen betreut. Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg bedeutete für die meisten ungarischen Bibliotheken Zerschlagung und Verstreuung der Bestände (ohne Berücksichtigung der Bestandsverzeichnisse natürlich). Bis 1986 war die Sammlung der Museumsbibliothek in einem einsturzgefährdeten Turm untergebracht, dann konnte ein zweistöckiges Magazin unter dem Hauptlesesaal bezogen werden. Die Inneneinrichtung der Museumsbibliothek (Entwurf Lászlo Urbán, Bibliotheksarchitekt bei der Zentralstelle für Bibliothekswissenschaft der Széchenyi-Nationalbibliothek) bildet eine bemerkenswert gelungene Synthese zwischen Zweckmäßigkeit und einer die Extravaganz des Gebäudes aufnehmenden Ästhetik. Die Museumsbibliothek definiert sich als Fachbibliothek für Agrargeschichte (Vollständigkeit der ungarischen und Ungarn betreffenden Literatur ist angestrebt), Ethnographie, Geographie, Fischerei-, Forst- und Jagdliteratur. Für die Sacherschließung wird die UDK verwendet. Bis vor kurzem gab es nur einen Zettelkatalog. Inzwischen ist mit der Einrichtung des integrierten Bibliotheks-Systems TINLIB (in insgesamt 9 landwirtschaftlichen Bibliotheken Ungarns) begonnen worden. Das Katalogisierungsmodul ist bereits im Einsatz. Bis jetzt sind 3.000 Titel katalogisiert. Die Sammlung umfaßt 50.000 Monographien und 50.000 Zeitschriftenbände. 160 Zeitschriften (25 ausländische) sind abonniert. Jährlich gehen etwa 300 Monographien durch Kauf ein. Die Bibliothek hat viele in- und ausländische Tauschpartner. Eine Sammlung "alter Bücher" (d. h. zwischen 1800 und 1850 erschienen, vor 1800 erschienene befinden sich in der Széchenyi-Nationalbibliothek) wird ständig ergänzt. Allerdings gibt es auch einen kleinen kostbaren Bestand von wirklich alten Büchern (eine "endgültige" Zuständigkeit scheint nicht geregelt zu sein). Das Museum veröffentlicht im Zweijahresabstand die "Bibliographia historiae rerum rusticarum internationalis" mit Unterstützung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Genutzt wird die Bibliothek von Forschern, Museumsangestellten und Studenten. Ausleihe ist mit Einschränkungen möglich.


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