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Höhepunkte
Auf Grund des Jahrestages gibt es viele Veröffentlichun-
gen zum Ersten Weltkrieg. Warum dann noch eine ei-
gene Sammlung?
Eben gerade um Historikern, Medienvertretern und der Öf-
fentlichkeit, deren Interesse zum Jahrestag besonders groß
ist, eine gute Recherchemöglichkeit zu eröffnen. In unserem
Leipziger Bestand haben wir aus der Zeit zwischen 1914 und
1918
etwa 50.000 Bücher, Broschüren, Landkarten, Plakate,
Flugblätter und andere Dokumente. Das Material wurde von
der damals neu gegründeten Deutschen Bücherei zusammen-
getragen. Im Oktober 1914 erfolgte ein erster Aufruf zur
Einsendung von Kriegsdrucksachen und in den Folgejahren
wuchs die Sammlung dann weiter an. Bisher ist dieses Ma-
terial nur durch einen gesonderten Zettelkatalog inhaltlich
erschlossen. Ziel war es, dies digital aufzubereiten, also die
thematische Online-Recherche im Bibliothekskatalog zu er-
möglichen und die Drucksachen sowohl virtuell als auch in
einer realen Ausstellung zu präsentieren. Gestartet wurde das
Projekt übrigens im Dezember 2012. Erste Digitalisate sind
jetzt im Netz und die virtuelle Ausstellung soll im Juni 2014
zum Bibliothekartag freigeschaltet werden.
Wo lagen die größten Herausforderungen bei diesem
Projekt?
Es war vor allem die Masse an Materialien, die verarbeitet
werden musste. Und wir sind ja noch lange nicht fertig.
Zumal nur vier Mitarbeiter dem Projekt direkt zugeordnet
sind. Mit der Erschließung von 20.000 Medieneinheiten
sind wir bisher erst bei knapp der Hälfte des Bestandes
angelangt. Bei vielen Beständen sind vor der Freigabe für
die Benutzung vor Ort Bestandserhaltungsmaßnahmen
notwendig. Und bei der Verfügbarmachung können wir
aus urheberrechtlichen Gründen nur einen Bruchteil des
Bestandes berücksichtigen. Diese Digitalisate werden dann
aber auch anderen Weltkriegsportalen wie „Europeana
1914–1918“
zur Verfügung gestellt und sollen sich damit
in eine Quellensammlung zur europäischen Alltags- und
Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkriegs einfügen.
Was hat Sie bei der Arbeit an dem Projekt am meisten
beeindruckt oder überrascht?
Es waren ja alle Bereiche im Haus von der Aufbereitung
der Kriegssammlung betroffen. Und da war es schon be-
merkenswert, wie groß die Unterstützung von allen Seiten
war. In der öffentlichen Wahrnehmung ist der Erste Welt-
krieg stark vom Zweiten Weltkrieg überlagert, aber je in-
tensiver die Auseinandersetzung war, umso mehr familiäre
Bezüge wurden hergestellt und umso größer war die per-
sönliche Anteilnahme. Inhaltlich ist der damalige Zeitgeist
mit dieser blinden Kriegsbegeisterung und der übersteiger-
ten Vaterlandsliebe, die Teile der deutschen Gesellschaft
erfasst hatten, heute nur noch schwer nachvollziehbar.
Die Kriegsbegeisterung ist
heute kaum nachvollziehbar
Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Die Deutsche Nationalbibliothek stellt die in
ihrem Bestand vorhandenen Kriegsdrucksachen virtuell zu einer Sammlung zusammen.
Drei Fragen an die Koordinatorin des Projekts, Yvonne Jahns.