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Höhepunkte
Welchen Einfluss hat die Sammlung von Netzpublikatio-
nen auf Ihre Arbeit?
Die Erwerbung von Netzpublikationen, die seit 2006 zu
unserem gesetzlichen Sammelauftrag gehört, gestaltet sich
natürlich wesentlich schwieriger als beispielsweise von ge-
druckten Werken. Aber wir beschäftigen uns intensiv mit
der Entwicklung von Ablieferungsverfahren, wie dem Web-
harvesting. Dabei sind wir auf einem guten Weg und haben
bereits über eine Million Einheiten gesammelt. Und 2013
konnten wir noch einmal – sowohl bei den geharvesteten
Websites, als auch bei den digitalen monografischen und
periodisch erscheinenden Publikationen – deutlich zulegen.
Für die nächsten Jahre haben wir uns sehr ambitionierte
Ziele gesetzt. Zur Umsetzung müssen Verfahren zur weitest-
gehend automatisierten Erwerbung von Netzpublikationen
in Text, Bild, Noten und Klang implementiert werden. Die
Vollständigkeit unserer Sammlung digitaler monografischer
Publikationen soll 80 Prozent erreichen, und den Umfang
der Sammlung periodisch erscheinender Publikationen wol-
len wir verdoppeln.
Gilt auch im Netz die Pflichtablieferungsverordnung?
Ja, und wir wollen auch die Metadaten der Netzveröffent-
lichungen für die Langzeitarchivierung haben. Es ist also
nicht mit einem Link bzw. einer Internetadresse getan. Nur
müssen wir das Ablieferungsverfahren auch so gestalten,
dass sich der zeitliche Aufwand für den Ablieferer im Rah-
men hält. An diesen Themen arbeiten wir.
Neben den neuen Herausforderungen gilt es aber auch
weiterhin physische Medienwerke möglichst lückenlos
zu erwerben?
Das ist absolut richtig. Wobei man sagen kann, dass sich
das Ablieferungsverhalten in den letzten Jahren verbessert
hat und wir die Meldungen im Verzeichnis lieferbarer Bü-
cher grundsätzlich als realen Bestand vollständig abbilden
können. Problematischer wird es für uns bei der sogenann-
ten grauen Literatur, also Werken außerhalb der Verlags-
produktion, die nicht über den Buchhandel zu ermitteln
sind. Hier schließen wir zielgerichtet vorhandene Lücken
und intensivieren die Erwerbung von Neuerscheinungen.
Dazu vergleichen wir unsere Sammlung auch mit dem Be-
stand der regionalen Pflichtexemplarbibliotheken oder mit
Sondersammelbibliotheken. Unser Ziel ist, in den nächs-
ten Jahren die graue Literatur zu 90 und die Musiktonträ-
ger zu 80 Prozent zu vervollständigen. Außerdem wollen
wir vermehrt in die Fremddatennutzung einsteigen. Damit
wird bereits geleistete Erschließungsarbeit nachgenutzt,
Doppelarbeit vermieden, die Bearbeitungszeit beschleu-
nigt und Erschließungskosten werden reduziert. Das gilt
im Übrigen ganz besonders auch für die zum Sammelge-
biet gehörenden ausländischen Medien.
Wir sind dabei, verbliebene
Lücken zu schließen
Damit auch wirklich alle Publikationen, die unter den gesetzlichen Sammelauftrag fallen, in
den Bestand gelangen, sind besondere Anstrengungen notwendig. Drei Fragen an Angela
Matthias, Leiterin der Abteilung Erwerbung und Formalerschließung in Leipzig.