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DEUTSCHE FORSCHUNGSGEMEINSCHAFT
Neue Informations-Infrastrukturen für Forschung und Lehre
Empfehlungen des Bibliotheksausschusses und der Kommission für Rechenanlagen. Dezember 1995


3. INFRASTRUKTURANFORDERUNGEN

Zentrale Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung von Förderprogrammen und Leitprojekten in den genannten Bereichen ist die Bereitstellung adäquater und leistungsfähiger technischer Rahmenbedingungen.

Die Bundesrepublik nimmt zwar eine weltweit führende Position bei der Leitungsinfrastruktur für digitale Datenübertragung ein. Diese kann jedoch für innovative Anwendungen im Vergleich zu anderen hochentwickelten Ländern nur unzureichend genutzt werden. Ursachen hierfür sind u.a. die Gebührenstrukturen der Telekom, technische und organisatorische Mängel sowie das Fehlen von koordinierten Förderprogrammen. Die Folge ist ein ständig wachsender Rückstand auf wichtigen Gebieten der Technologieentwicklung. Der Forschung sind in einzelnen Bereichen bereits jetzt gravierende Schäden erwachsen. Um die internationale Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wissenschaft zu erhalten, sind konzentrierte Anstrengungen zum Aufbau der notwendigen Infrastrukturvorausssetzungen in Hochschulen und Forschungseinrichtungen erforderlich. Darüber hinaus bedarf es einer Bündelung von Projekten und Förderanstrengungen der verschiedenen Träger in einem koordinierten Verbundförderkonzept.

3.1 Hochgeschwindigkeitsnetze

In der Bundesrepublik sind leistungsfähige Hochgeschwindigkeitsnetze als Grundlage für die genannten neuen Anwendungen angekündigt worden. Der Einstieg in die vorgeschlagenen Maßnahmen macht jedoch nur Sinn, wenn diese Netze nicht nur regional, sondern bundesweit und zu international üblichen Tarifen angeboten werden und gleichzeitig auch an eine angemessene internationale Anbindung gedacht wird.

Zur Versorgung der Hochschulen mit dringend erforderlichen Hochgeschwindigkeitsnetzen ist eine schnelle Umsetzung der von der Bundesregierung angekündigten

Maßnahmen notwendig. Es bedarf der sofortigen Erteilung einer Ausnahmegenehmigung für das vom DFN-Verein geplante Hochgeschwindigkeits-Wissenschaftsnetz (HG-DFN) sowie der Anschubfinanzierung des HG-DFN durch den Bund bis zum Jahr 1998.

Aufbauend auf dieser Sofortmaßnahme ist zusätzlich eine von Bund und Ländern gemeinsam getragene Initiative zur Etablierung von Hochgeschwindigkeitsnetzen im Forschungsbereich notwendig. Ein nationales Netzinvestitionsprogramm ist erforderlich, um eine regional ausgewogene Ausstattung mit schnellen Netzen zu erreichen. In eigener Regie werden nur finanzstarke Bundesländer eine leistungsfähige Infrastruktur aufbauen können. Das Ausscheren einzelner Länder aus einer gemeinsamen Netzinfrastruktur würde den Aufbau einer international konkurrenzfähigen Informations-Infrastruktur beeinträchtigen. Die gemeinsame Initiative sollte zu einem für alle gesellschaftlichen Gruppierungen offenen und bezahlbaren Hochleistungsnetz bis zum Jahr 1998 führen. Die organisatorische Klammer sollte der DFN-Verein bilden, dessen Leistungsfähigkeit zu stärken und dessen Produkte und Dienste noch stärker auf den Nutzerbedarf auszurichten sind.

3.2 Entwicklungsplattformen

Wesentlich sind weiterhin gezielte Anstrengungen, um Entwicklungsplattformen für multimediale Informationsanwendungen und digitale Bibliotheken bereitzustellen, die auf den Basisdiensten der Telekommunikationsnetze aufbauen.

Entwicklungsplattformen integrieren multimediale Teledienste und stellen sie als Bestandteil der Netzinfrastruktur flächendeckend zur Verfügung. Sie bieten damit höherwertige Netzfunktionalitäten als Basis für exemplarische Anwendungsentwicklungen, z.B. zur Verwaltung von Namen und Speicherstandorten digitaler Objekte oder die Umsetzung unterschiedlicher Formate. Solche Komponenten können als fertige, im Netz von der Wissenschaftlergemeinschaft bereitgestellte Bausteine in Anwendungslösungen übernommen werden.

Zum Aufbau solcher Entwicklungsplattformen ist ein koordiniertes Vorgehen der Netzwerkbetreiber (Telekom, DFN) mit Softwarehäusern, Industrie und Anwendern in Forschung und Lehre erforderlich. Insbesondere sollten die verschiedenen regionalen Initiativen zum Aufbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen in ein abgestimmtes Vorgehen einbezogen werden.

Bestimmte Teilaspekte, z.B. die Erweiterung von Internet-Protokollen um Funktionalitäten zur Verwaltung digitaler Objekte, werden bereits bearbeitet.

Insgesamt sollte in diesem Bereich besonders schnell gehandelt werden, um deutschen Entwicklern einen Anschluß ohne Zeitverzug zu ermöglichen und die Fehlentwicklung international nicht durchsetzbarer Insellösungen zu vermeiden.

3.3 Informationsmanagement in wissenschaftlichen Einrichtungen

Die wachsende Bedeutung des Faktors Information erfordert integrierte, wirtschaftliche Versorgungskonzepte, insbesondere an den Hochschulen. Die verschiedenen, heute überwiegend nebeneinander arbeitenden Informations- und Serviceeinrichtungen - zentrale / dezentrale Bibliotheken, Rechenzentren und Einrichtungen an Fachbereichen - müssen ihre Ressourcen in neuer Weise zusammenführen und in neuen Kooperationsformen produktiv zur Geltung bringen.

Grundlage einer leistungsfähigen hochschulinternen und -externen Kommunikation ist die Ausstattung mit adäquater Rechnerleistung, Speicherkapazität und Netzwerkfunktionalität. Ein leistungsfähiger und flächendeckender Zugang zum Internet ist ebenso sicherzustellen wie die Bereitstellung von Informationsmitteln für Netznutzungen. Das Angebot an Dokumenten auf Servern muß dauerhaft gesichert sein. Die bedarfsgerechte und flächendeckende Informationsversorgung für alle Fachgebiete zählt zu den organisatorischen Aufgaben einer Hochschule.

In den Hochschulbibliotheken sind, um die für die intensive Nutzung notwendige dauernde Verfügbarkeit zu sichern, dedizierte Computersysteme vorzusehen. Das Versorgungskonzept soll zweckmäßigerweise eine dreistufige Struktur aufweisen, wobei Bibliotheksverbundzentren auf regionaler und überregionaler Ebene zentrale und kooperativ geführte Dienstleistungen übernehmen und über Vernetzung die lokalen Bibliotheken beim Zugriff auf externe Informationsdienste unterstützen. Insbesondere ist die Integration der Bibliothekssysteme in die Computernetze der Hochschulen voranzutreiben, um Wissenschaftlern und Studenten von ihren Arbeitsplätzen aus den Zugriff auf Bibliotheksdienstleistungen zu sichern und sie auch als Informationsanbieter zu unterstützen. Der Zugriff auf Leistungen privater und kommerzieller Informationsanbieter über Netze muß ebenfalls möglich sein.

Die Hochschulen und ihre Bibliotheken sollten im Nah- und Weitverkehr durchgängig über multimedia-fähige Breitband-Hochgeschwindigkeitsnetze verfügen und auch Möglichkeiten zur preisgünstigen Anbindung von Telearbeitsplätzen und mobilen Endgeräten vorsehen. Die Arbeitsplatzrechner müssen multimedia-fähig sein. Eine adäquate Bereitstellung von Scannern, CD-ROM-Geräten, Farbdruckern usw. ist ebenfalls erforderlich.

Mit diesen Geräteausstattungen sollten sich Bibliotheken und Rechenzentren als Service-Einrichtungen noch mehr auf das Ziel einer umfassenden und benutzernahen Informations- und Dienstleistungsversorgung der Hochschulbereiche ausrichten. Es wird empfohlen, hierfür die folgenden Instrumente verstärkt zu nutzen:



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