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DEUTSCHE FORSCHUNGSGEMEINSCHAFT
Neue Informations-Infrastrukturen für Forschung und Lehre
Empfehlungen des Bibliotheksausschusses und der Kommission für Rechenanlagen. Dezember 1995


2. HANDLUNGSFELDER

Die Fortschritte der Telekommunikations- und Rechnertechnik haben in den letzten Jahren zu einem grundlegenden Wandel der wissenschaftlichen Kommunikation und Publikation geführt. Arbeitsergebnisse, Texte, Daten, Visualisierungen, Animationen u.a.m. können über die Datennetze ohne Zeitverzug direkt zwischen einzelnen Forschern und Institutionen ausgetauscht und dabei zugleich auch für ein allgemeines Publikum zugänglich gemacht werden. Dies verändert die Qualität der wissenschaftlichen Kommunikations- und Arbeitsmöglichkeiten. Für die Wissenschaftsverlage als wesentliche Träger der - auch in Zukunft unverzichtbaren - Publikation abgesicherter, in ihrer Qualität kontrollierter und zitierfähiger Forschungsresultate stellen sich neue Aufgaben und Herausforderungen. Zugleich eröffnen sich vielfältige Chancen zur Entwicklung neuartiger Verlagsprodukte auch im Wissenschaftsbereich.

2.1 Informationstechnische Grundausstattung

Die technische Basis für die zukünftigen Formen sowohl der elektronischen Kommunikation als auch der elektronischen Publikation ist im wesentlichen identisch:

Das rasche Wachstum der über Kommunikationsnetze ausgetauschten Texte und Daten, das noch über die bisher gewohnten Steigerungsraten der wissenschaftlichen Literaturproduktion hinausgehen wird, verlangt den Einsatz skalierbarer Hard- und Softwaresysteme. Beschaffungsprogramme müssen den kürzer werdenden Erneuerungszyklen von Gerätetypen Rechnung tragen.

Ausreichende und zeitgemäße Ausstattungen mit diesen Techniken in den Fachbereichen und Service-Einrichtungen der Hochschulen sind die Voraussetzung einer international konkurrenzfähigen Entwicklung der wissenschaftlichen Informations-Infrastruktur in Deutschland.

Derzeit erschwert das unzureichende Leistungsvermögen des deutschen Wissenschaftsnetzes den internationalen Datenzugriff insbesondere auch auf in Deutschland vorgehaltene Daten. Die internationale Kooperations- und Konkurrenzfähigkeit deutscher Informationseinrichtungen und deutscher Wissenschaftler in Fächern, in denen die neuen Techniken besonders intensiv genutzt werden, ist deshalb spürbar beeinträchtigt. Das flächendeckende Angebot leistungsfähiger, offener und kompatibler Netzinfrastrukturen ist eine wichtige technische Voraussetzung, um die vorhandenen Defizite auszugleichen.

2.2 Wissenschaftliche Kommunikation

Weltweit zugängliche Diskussionsforen bieten neben der individuellen Kommunikation durch elektronische Post Möglichkeiten zum Meinungsaustausch und zu breitgestreuten Fachdiskussionen. Interaktive Systeme ermöglichen ein kooperatives Arbeiten über Netze, Konferenzen lassen sich mit Hilfe der Telekommunikationstechnik durchführen. Über das World-Wide-Web zugängliche Dokumentserver stehen eine Vielzahl an Texten, Bildern und Daten zur Verfügung. Die wissenschaftliche Kommunikation über Datennetze gewinnt immer mehr an Bedeutung und wird neben der Publikation zu einem wichtigen Medium beim Transfer wissenschaftlicher Forschungsergebnisse. In den Natur- und Sozialwissenschaften sind solche Systeme schon heute für den schnellen, direkten Austausch von Arbeitsergebnissen und die digitale Bereitstellung von Preprints unverzichtbar. In zunehmendem Maße werden Forschungsergebnisse in Algorithmen- und Datensammlungen oder auch Softwaremodulen dargestellt, die über solche Server schnell verbreitet werden können.

Gefördert werden muß die Bereitschaft der Forscher, die neuen technischen Möglichkeiten zu nutzen, um Forschungsergebnisse und insbesondere auch die dabei entstandenen Daten und Meßergebnisse auf elektronischem Weg frei verfügbar zu machen. Die freie Zugänglichkeit vorhandener Datensammlungen, z.B zu Umweltproblemen, zu Fischbeständen in den Meeren, zu archäologischen Fundstätten oder geologischen Lagerstätten, vermeidet Doppelerhebungen und steigert, wie viele Beispiele belegen, die Produktivität der Forschung. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft sollte in ihren Bewilligungsrichtlinien Wert darauf legen, daß Ergebnisse der von ihr geförderten Projekte in angemessener Weise in den internationalen Wissenschaftsnetzen zur Verfügung gestellt werden.

Aber auch allgemeine, die Hochschule als Institution betreffende Informationen wie Vorlesungsverzeichnisse, Veranstaltungshinweise, wichtige Termine, Adressen, Ansprechpartner, Öffnungszeiten etc. sollten auf Servern vorgehalten werden; ebenso Nachweisinstrumente wie Bibliothekskataloge, biblio- und biographische Hilfsmittel sowie fachspezifische Volltexte in Form von digitalisierten Bibliotheksbeständen, Publikationen der Hochschule, Dissertationen oder Vorlesungsskripten; Ansätze sind zu fördern, Lehrveranstaltungen über Netze direkt anzubieten.

Die über Datennetze zugänglichen Informationsangebote wachsen so schnell, daß Fragen der Organisation und der inhaltlichen Erschließung elektronischer Informationen in den Vordergrund treten. Intelligente Führer durch das Informationsangebot sind deshalb ein dringendes Bedürfnis der nächsten Zukunft.

Technisch sind dazu neue Datenbankkonzepte und Information-Retrieval-Verfahren notwendig, die eine erweiterte Dokumentation der Inhalte und navigatorische Hinführung auf Informationen ermöglichen.

Darüber hinaus sind Kriterien für eine Differenzierung zwischen ephemeren und dauerhaft zu speichernden Materialien zu entwickeln. Dies schließt Fragen der langfristigen Sicherung (Archivierung) und Bereitstellung digitaler Materialien ein.

Im US-amerikanischen 'National Digital Library'-Programm werden 24 Mio. $ für die Entwicklung neuartiger elektronischer Informationssysteme an Hochschulen und Forschungseinrichtungen bereitgestellt. Auch in der Bundesrepublik werden von verschiedenen Institutionenen Projekte vorbereitet. Umfassend angelegt ist z.B. die Initiative der Deutschen Mathematiker-Vereinigung zum Aufbau eines verteilten mathematischen Fachinformationssystems. Andere Vorhaben werden von Bibliotheken (z.B. den Universitätsbibliotheken Göttingen, Hamburg und der Landesbibliothek Oldenburg) der Max-Planck-Gesellschaft und der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung in Göttingen oder auf regionaler Ebene (z.B. in Forschungszentren in Bayern und Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen) geplant. Daneben gibt es eine Vielzahl von Einzelinitiativen, in denen mit World-WideWeb-Servern Informationsangebote aufgebaut werden.

Die Aktivitäten in Deutschland werden derzeit jedoch noch nicht in einem systematischen Förderungskontext unterstützt, der dem strategischen Stellenwert und der Größenordnung der Aufgabenstellung mit ihren besonderen organisatorischen Herausforderungen entspricht, die nur kooperativ gelöst werden können. Von zentraler Bedeutung sind

Die Aufgaben erfordern ein abgestimmtes und arbeitsteiliges Vorgehen von Rechenzentren, Fachbereichen, Bibliotheken und Bibliotheksverbünden.

2.3 Wissenschaftliche Publikation

Das wissenschaftliche Verlags- und Buchhandelswesen in der Bundesrepublik nimmt international eine führende Position ein und bildet einen wesentlichen Bestandsteil der Infrastruktur des deutschen Forschungs- und Bildungssystems. Die Sicherung der Leistungsfähigkeit, der Vielfalt und des hohen Qualitätsstandards des deutschen Verlagswesens in der sich wandelnden Informationslandschaft ist deshalb auch aus wissenschaftspolitischer Sicht ein vorrangiges Ziel.

Bei den neuen elektronischen Publikationsformen haben Wissenschaftsverlage z.B. durch ihre Lektorate und aufgrund ihrer technischen Erfahrung gute Voraussetzungen, bei der Gestaltung von Informationsprodukten spezifische Funktionen zu übernehmen. Im Zeitalter weltweiter direkter Zugriffsmöglichkeiten auf Texte und Informationen können Verlage daher das Angebotsspektrum sowie die inhaltliche und technische Qualität elektronischer Publikationen im Wissenschaftsbereich entscheidend mitgestalten.

Auch wenn in gewissen Teilsegmenten die direkte Publikation elektronischer Medien durch Wissenschaftler selbst oder wissenschaftliche Vereinigungen sinnvoll sein kann, sollten die deutschen Verlage anstreben, ihre traditionell führende Position bei der Wissenschaftspublikation in der veränderten Medienlandschaft zu erhalten und auszubauen. Notwendig sind neue Ansätze z.B. in folgenden Bereichen:

  1. Entwicklung innovativer Publikationskonzepte für den Wissenschaftssektor. Neuartige Verlagsprodukte sollten die neuen Gestaltungmöglichkeiten der elektronischen Informationsvermittlung kreativ nutzen. Vor allem als Hilfsmittel für die Lehre eröffnet die Einbeziehung von Animationen und Multimedia neue Formen didaktischer Vermittlung. Auch Möglichkeiten zur elektronischen Bereitstellung von Lehrtexten und -materialien für das Grundstudium gilt es zu erproben.
  2. Herstellung elektronischer Publikationen in Kooperation von Verlagen und wissenschaftlicher Autoren über Datenkommunikationsnetze. Dadurch lassen sich z.B. Herstellungsaufwand und -zeit für wissenschaftliche Veröffentlichungen vermindern.
  3. Verbreitung und Distribution elektronischer Publikationen in Kooperation mit Bibliotheken (Dokumentlieferung, Publishing on Demand). Zur Verbreitung elektronischer Verlagspublikationen über Netze gibt es nicht nur in den Vereinigten Staaten verschiedene Kooperationsprojekte zwischen Wissenschaftsverlagen, Bibliotheken und Universitäten. Auch deutsche Verlage sind daran beteiligt. Bei deutschen Universitäten und Bibliotheken besteht derzeit noch ein Defizit an entsprechenden Erfahrungen, das es durch eine größere Zahl von Projekten abzubauen gilt.

    Dezentral einsetzbare Hochleistungs-Drucker eröffnen Möglichkeiten zum Publishing on Demand, wobei nutzergerechte Entgeltstrukturen zwischen kostenfreier Ansicht und kostenpflichtigem Ausdruck differenzieren könnten. Grundsätzlich müssen Entgeltlösungen so gestaltet werden, daß die Wissenschaft gefördert und der Ausbildungsauftrag nicht unterlaufen wird. Hier sind Demonstrationsprojekte unter der Einbeziehung von Verlagen, Bibliotheken und ggf. auch von Fachgesellschaften wünschenswert.

Die Kultusministerkonferenz sollte Regelungen empfehlen, damit Dissertationen in den Universitäten grundsätzlich in elektronischer Form auf digitalen Dokumentservern bereitgehalten und über die Wissenschaftsnetze zugänglich gemacht werden. Dies erleichtert den internationalen Transfer von Forschungsergebnissen und verringert zugleich den Raum- und Personalaufwand der Bibliotheken für Speicherung und Austausch von Dissertationen in konventioneller Form.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft sollte in ihrem Programm für Druckbeihilfen auch Fördermöglichkeiten für elektronische Publikationen und ihre dauerhafte Bereitstellung auf Servern (z.B. bei den Sondersammelgebietsbibliotheken) vorsehen. Gerade für hochspezialisierte Bücher und Zeitschriften mit kleinen Auflagen kann dies eine angemessene und kostengünstige Verbreitungsform sein.

Die Bereitstellung von Amtsdruckschriften und sonstigen Publikationen der öffentlichen Hand in elektronischer Form sollte als wesentlicher Beitrag zur Modernisierung der Literaturversorgung in einem speziellen Bereich zugleich einen wirksamen Impuls zur allgemeinen Durchsetzung digitaler Medien geben.

Der verläßliche Schutz des geistigen Eigentums ist eine unverzichtbare Voraussetzung für freie Forschung und Lehre. Dabei ist die Sicherung des freien Informationszugangs für die deutsche Forschung von zentraler Bedeutung. Es dürfen keine Informationsmonopole entstehen, die die Freiheit der Forschung einschränken.

Voraussetzung für die Verbreitung elektronischer Publikationen sind geeignete Regelungen der Urheber- und Verlagsrechte, der Nutzungsentgelte sowie der Verantwortlichkeiten für Langzeitsicherung und Archivierung. Sie müssen z.T. in gesetzlicher Form neu geschaffen werden. Dauerhafte rechtliche Lösungen werden aber nur sachgerecht vorbereitet werden können, wenn ausreichend Erfahrungen z.B. mit den technischen Möglichkeiten des Kopierschutzes vorliegen; die Entwicklung und Erprobung praktikabler elektronischer Abrechnungs- und Zahlungssysteme ist dabei von vorrangiger Bedeutung. Demonstrationsprojekte zu diesen Fragestellungen sind notwendig. Sie sollten von Verlagen, Fachinformationszentren und Bibliotheken für eine befristete Zeit unter Ausklammerung urheberrechtlicher Grundpositionen gemeinsam durchgeführt werden. So ist eine praxisorientierte Erprobung neuer Regelungsmöglichkeiten auf freiwilliger Basis möglich, bevor gesetzliche Regelungen erfolgen.

Einen ähnlichen Weg verfolgt u.a. die Association of Computing Machinery, die mit ihrer kürzlich veröffentlichten Politik zur Nutzungs- und Kopierregelung für elektronische Publikationen die internationale Diskussion angeregt hat. Die Sammlung von Erfahrungen auf der Grundlage derartiger vorläufiger Regelungen und deren schrittweise Verbesserung kann zum Konsens über dauerhaft tragfähige allgemeine Lösungen wesentlich beitragen.

2.4 Digitalisierung von Bibliotheksbeständen

Die Literaturbestände wissenschaftlicher Bibliotheken sind über lange Zeiträume als umfassendes Informationsreservoir für Forschung und Lehre aufgebaut worden. Sie umfassen inzwischen auch digitale Medien. Auch wenn deren Anteil am Gesamtbestand deutlich zunehmen wird, ist für die voraussehbare Zukunft nicht damit zu rechnen, daß der Stellenwert papiergebundener Medien und des Buches eine fundamentale Einbuße erfahren wird. Dies gilt möglicherweise mit Ausnahme von wissenschaftlichen Fachzeitschriften in besonders dynamischen Forschungsgebieten. Allgemein wird jedoch die elektronische Bereitstellung vor allem in Fachgebieten mit hoher Innovationsdynamik und entsprechend schnellen Veralterungsraten der Literatur wie bei den wissenschaftlichen Fachzeitschriften schnell an Bedeutung gewinnen.

Die spezifische Aufgabe und die besondere Chance der Bibliotheken wird daher darin liegen, in einer durch die Koexistenz von digitalen und papiergebundenen Medien geprägten Informationswelt elektronische und konventionelle Zugangswege zur Literatur in benutzergerechten Dienstleistungen zusammenzuführen.

Auch dort wo digitalisierte Informationen vorliegen - und dies gilt bereits

heute für einen großen Teil der neuerscheinenden Publikationen - wird das Druckmedium damit nicht abgelöst. Der Druck ist aber zunehmend als eine spezielle Ausgabeform digitaler Medien zu sehen. Diese bietet als primäre und variabel handhabbare Form spezifische Vorteile gerade für die wissenschaftliche Literaturversorgung und -nutzung.

Der direkte Netzzugriff auf digitalisierte Bibliotheksbestände vom Arbeitsplatz des Benutzers aus, integriert die Literaturversorgung in die Arbeitsumgebung des Forschers. In digitaler Form vorliegende Informationen und Texte können ohne

Medienbruch für eigene Arbeiten ausgewertet und übernommen werden. Der weltweite Netzzugriff erweitert mit kostengünstigen Verfahren die Informationsgrundlage erheblich. Digitalisierte Texte und Informationen ermöglichen in manchen Fächern außerdem neuartige Auswertungs- und Analysemethoden, die mit papiergebundenen Medien nicht machbar wären.

Um den Bestand an digital vorliegenden Materialien zu erhöhen, sollten die Anstrengungen verstärkt werden, wissenschaftlich relevante Materialien, insbesondere in Bibliotheken vorhandene, für die Forschung wichtige Buch- und Zeitschriftenbestände in digitale Form zu übertragen. Wegen des hohen Aufwandes, der dafür notwendig ist, kann nur ein geringer Prozentsatz der Gesamtbestände erfaßt werden; deshalb müssen Methoden der inhaltlichen Auswahl nach Qualität und Forschungsrelevanz in Kooperation von Fachwissenschaftlern und Bibliothekaren entwickelt werden.

In den Vereinigten Staaten und Frankreich wurde mit umfangreichen Projekten zur Digitalisierung wissenschaftlicher Literatur bereits begonnen. Die Übertragung von Bibliotheksbeständen in eine digitale Form wird dort als eine wissenschafts- und kulturpolitische Aufgabe mit hohem Stellenwert aufgefaßt. Die Library of Congress verfolgt den Plan, im Rahmen des Programms einer National Digital Library 5 Mio. Americana bis zum Jahr 2000 zu digitalisieren. Der Kongreß hat hierfür $ 15 Mio. bereits bewilligt. Dies sind 25% der voraussichtlichen Gesamtkosten.

Wer bei der Digitalisierung auch älterer Literatur eine führende Position einnimmt - dies ist bereits heute abzusehen -, wird zukünftig auf dem wichtiger werdenden Markt für digitale Informationsinhalte Wettbewerbsvorteile erringen. Digitalisierte Bibliotheksbestände können teilweise auch kommerziell vermarktet werden. Kooperationsprojekte zwischen Bibliotheken und Verlagen sind dazu sinnvoll. Dabei ist eine internationale Verständigung über Urheberrechtsfragen erforderlich.

Auch in Deutschland sollte unverzüglich mit dem systematischen Aufbau digitaler Forschungsbestände begonnen werden. Sie können auf dem dezentral verteilten System der Literaturversorgung aufbauen, das durch das Zusammenwirken von Zentralen Fachbibliotheken, DFG-Sondersammelgebieten, Staatsbibliotheken sowie Der Deutschen Bibliothek als nationaler und den Landesbibliotheken als regionalen

Archivbibliotheken gekennzeichnet ist. Auch Spezialbibliotheken und Archive sollten mit einbezogen werden. Für diese Aufgabe benötigen Bibliotheken entsprechende Personal- und Geräteausstattungen bzw. Mittel zur Auftragsvergabe für Digitalisierungsvorhaben.

Die Hauptaufgabe besteht in einer sinnvollen inhaltlichen Prioritätensetzung und Konzentration auf das Machbare und Notwendige.

Die Auswahl muß vorrangig unter qualitativen Gesichtspunkten getroffen werden und dem Bedarf von Forschung und Lehre entsprechen. Dies kann nur durch eine enge Zusammenarbeit mit den natur- und geisteswissenschaftlichen Fächern bei der Ausarbeitung von inhaltlichen Konzeptionen geschehen. Neben der Digitalisierung historischer Dokumente als Bild kommt für ausgewählte Texte auch eine Umsetzung in maschinenlesbare Formate in Betracht. Solche Maßnahmen lassen sich teilweise unmittelbar mit geisteswissenschaftlichen Forschungsvorhaben verbinden. Die Auswirkungen und Möglichkeiten der Digitalisierung insbesondere für geisteswissenschaftliche Editionsvorhaben und große Akademieprojekte sollten geprüft werden. Besonderen Stellenwert hat auch die Digitalisierung von kulturhistorisch bedeutenden Materialien, wie z.B. Handschriften, Nachlässen, Bildarchiven, Musikalien, aber auch Ton- und Videoträger.

Die Auswahl der Bibliotheksbestände für die Digitalisierung sollte in nationaler Absprache und internationaler Kooperation erfolgen. Sie sollte durch die Einrichtung von Nachweissystemen erleichtert werden.

Die Digitalisierung von Beständen ist darüber hinaus als Fortsetzung und Ergänzung von Maßnahmen zur Erhaltung und Bereitstellung von Bibliotheksbeständen zu sehen, die durch säurehaltige Papiere vom Zerfall bedroht sind und schon allein aus diesem Grund auf neue Träger überführt werden müssen.

Parallel zur digitalen Umsetzung von Beständen muß die digitale Umsetzung von Bibliothekskatalogen sowie die technische Verbesserung von Bibliothekssystemen bei der Fernleihe und der Dokumentlieferung fortgesetzt werden. Bund und Länder haben die Gemeinschaftsinitiative SUBITO zur Verbesserung von Fernleihe und Dokumentlieferung initiiert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat entsprechende Maßnahmen für ihre Sondersammelgebiete eingeleitet. Der Weg sollte über ein dreistufiges Konzept von der kurzfristigen Beschleunigung des Leihverkehrs durch den Einsatz neuer Techniken über die Einführung elektronischer Möglichkeiten zur Dokumentbestellung und Dokumentlieferung im Netz bis hin zum direkten Zugriff auf die in verteilten Servern gespeicherten digitalen Dokumente führen. (Vgl. Dokumentlieferung für Wissenschaft und Forschung: Perspektiven der weiteren Entwicklung / Deutsche Forschungsgemeinschaft. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 41.4 (1994), 375-92)

2.5 Anwendungsorientierte Grundlagenforschung zu Hardware- und Software-Systemen

Die heutigen Recherchesysteme sind noch wenig geeignet, in sehr großen und global verteilten Dokumentmengen relevante Informationen und Texte aufzufinden. Für den Einsatz der neuen Informationstechniken bei großen Dokumentsammlungen müssen geeignete Instrumente erst geschaffen werden, um die Informationsmengen effizient lokalisieren zu können, sie zu handhaben und durch Verfahren der gezielten Selektion und Filterung eine Informationsüberflutung zu vermeiden. Hier stellen sich neue Forschungsaufgaben im Software- und Hardwarebereich zur Verbesserung von Suchverfahren, Visualisierung von Informationen, Automatisierung von Vorgängen und Optimierung von Speicher- und Zugriffstechniken. Die anwendungsorientierte Grundlagenforschung im Bereich Information-Retrieval und multimediale Informationssysteme sollte daher, u.a. auch in den Schwerpunktprogrammen der DFG, gezielt ausgebaut werden.



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