DEUTSCHE FORSCHUNGSGEMEINSCHAFT
Neue Informations-Infrastrukturen für Forschung und Lehre
Empfehlungen des Bibliotheksausschusses und der Kommission für Rechenanlagen. Dezember 1995

Multimedia, Datenautobahn, Internet, elektronisches Publizieren und virtuelle Bibliotheken sind häufig verwendete Begriffe in der öffentlichen Diskussion über die Umgestaltung unserer Gesellschaft durch neue technische Entwicklungen. Elektronische Medien und leistungsfähige Telekommunikationsnetze erweisen sich als die entscheidenden Elemente einer zu gestaltenden zukünftigen "Informationsgesellschaft". Die führenden Industrienationen (G 7), die Europäische Union und die Bundesregierung erklären den Auf- und Ausbau von Hochleistungs-Datennetzen zu einem wichtigen technologischen Ziel der nächsten Jahre und prognostizieren Investitionsanreize, Wirtschaftswachstum und neue Arbeitsplätze. Eine der wesentlichen Herausforderungen wird dabei der rasche Übergang zu national und global verteilten elektronischen und multimedialen Informationssystemen und -dienstleistungen sein.

Die Entwicklungen in diesen Bereichen sind vielfach durch innovative Pilotanwendungen in Wissenschaft und Forschung vorangetrieben worden. Der Aufbau von leistungsfähigen Informations-Infrastrukturen in Forschung und Lehre wird auch zukünftig ein wesentlicher Faktor für Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit sein.

Die Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind darauf angewiesen, neue Informationssysteme effektiv einzusetzen, um Forschern und Studenten anforderungsgerechte Arbeitsbedingungen bieten zu können. Bibliotheken, Rechenzentren und Fachbereiche müssen für die neuen Aufgaben adäquat ausgestattet werden. Die Auswirkungen auf das wissenschaftliche Publikationswesen und die Lehre sind noch weitgehend offen. Tragfähige Konzepte können durch die Erprobung unterschiedlicher Lösungsansätze in Leitprojekten gefördert werden.

Im vorliegenden Positionspapier werden grundlegende Zielvorstellungen formuliert und Maßnahmen zur zukünftigen Gestaltung der Informations-Infrastrukturen für Forschung und Lehre vorgeschlagen. Gleichzeitig werden Möglichkeiten einer engeren Kooperation zwischen Bund, Ländern und Fördereinrichtungen sowie zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen, Verlagen und Partnern aus dem Telekommunikationssektor aufgezeigt.

Das Positionspapier wurde von einer Arbeitsgruppe aus Fachvertretern der Natur- und Geisteswissenschaften, einem Vertreter des Börsenvereins für den Deutschen Buchhandel sowie Mitgliedern des Bibliotheksausschusses, der Kommission für Rechenanlagen und des Verlagsausschusses der Deutschen Forschungsgemeinschaft erstellt.

Dieses Papier wird ergänzt durch die bereits vom Bibliotheksausschuß vorgelegten Empfehlungen zur "Migration der deutschen Bibliotheksverbünde" (1994) und das Positionspapier "Elektronische Publikationen im Literatur- und Informationsangebot wissenschaftlicher Bibliotheken" (1995); es baut auf den Empfehlungen "Zur Ausstattung der Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland mit Datenverarbeitungskapazität für die Jahre 1992 bis 1995" der Kommission für Rechenanlagen auf.