Nutzungsanalyse
von mathematisch-naturwissenschaftlichen Print-Zeitschriften an der
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
0. Vorbemerkungen
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
fördert im Rahmen ihres Programms Elektronische
Publikationen im Literatur- und Informationsangebot wissenschaftlicher
Bibliotheken das Gesamtprojekt Elektronische
Zeitschriften in der überregionalen Literaturversorgung. Im an der
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf angesiedelten Teilprojekt1) ACCELERATE
(ACCess to ELEctronic LiteRATurE), das sich mit der Nutzung und Akzeptanz
elektronischer Zeitschriften beschäftigt, wurde im Herbst 1998 auch die Nutzung
von gedruckten Zeitschriften untersucht.
Ein Ziel dieser Erhebung bestand darin,
Vergleichszahlen aus dem Print-Bereich für die Analyse der Daten über Zugriffe
auf elektronische Zeitschriften zu gewinnen. Darüber hinaus sollten die
Nutzungszahlen vor dem Hintergrund der von den Bibliotheken zu leistenden
Grund- und Spitzenversorgung mit Zeitschriftenliteratur interpretiert werden.
Schließlich können die Daten von Nutzungsanalysen zur Sicherung und
Verbesserung der lokalen Literaturversorgung verwendet werden – gerade in
Zeiten abnehmender Erwerbungsmittel und ansteigender Zeitschriftenpreise.
1. Gegenstand der Analyse
Vom 20. 10. bis 30. 11. 1998 wurde die
Nutzung von 1.339 an der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf laufend
gehaltenen gedruckten Zeitschriften der naturwissenschaftlich-mathematischen
Fachgruppen untersucht.
Die
Titel verteilen sich folgendermaßen auf die einzelnen Fächer:
Fachgruppe |
Anzahl |
Anteil |
Biologie |
358 |
26,6% |
Chemie |
175 |
13,0% |
Geowissenschaften |
288 |
21,4% |
Mathematik |
267 |
19,8% |
Allg. Naturwissenschaften |
31 |
2,3% |
Pharmazie |
57 |
4,2% |
Physik |
170 |
12,6% |
|
1.346 |
100,0% |
Tab. 1: Verteilung der
Titel auf die Fächer
Insgesamt sieben dieser 1.346 Titel wurden aus verschiedenen Gründen nicht in
die weitere Auswertung mit einbezogen, so dass 1.339 Titel verblieben.
2. Analysemethode
Die Erhebung der Nutzungsdaten geschah
unter aktiver Beteiligung der Leser durch die sogenannte „Abreißzettelmethode“,
die im Düsseldorf-Magdeburger Projekt Controlling
und Marketing in Wissenschaftlichen Bibliotheken (COMBI) entwickelt und angewandt
wurde.2) An den Standorten der Zeitschriftenhefte bzw.
der gebundenen Jahrgänge wurden perforierte Zettel angebracht, die jeweils
einem Titel zugeordnet waren. In einem kurzen Text wurden die Benutzer darum
gebeten, für jede Nutzung (Herausnahme) eines aktuellen Heftes oder gebundenen
Jahrgangs einen Streifen dieses Zettels abzureißen und in eine dafür
vorgesehene Box zu werfen. Diese wurde täglich geleert, so dass die
Nutzungszahlen pro Öffnungstag festgehalten werden konnten.
Die auf diese Weise ermittelten Werte
wurden anschließend auf die wahrscheinlichen Nutzungszahlen eines ganzen Jahres
hochgerechnet. Bei neun oder weniger Nutzungen im Untersuchungszeitraum wurde
eine Abschätzung der Jahreszugriffe unter Zugrundelegung der Poisson-Verteilung
vorgenommen.3) Bei mehr als neun Nutzungen
innerhalb der sechs Untersuchungswochen wurde die Normalverteilung unterstellt
und das Konfidenz-Intervall, also das Intervall, in dem die Nutzungszahlen mit
einer vorher festgelegten Wahrscheinlichkeit liegen werden (hier: 95%),
berechnet. Als Endwerte wurden die Intervall-Obergrenzen angegeben, also die
wahrscheinliche maximale Anzahl der Nutzungen pro Jahr. Schließlich wurden die
auf diesem Wege jeweils getrennt für die Nutzung der aktuellen Hefte und der
gebundenen Jahrgänge ermittelten Zahlen zu einem Gesamtwert „maximale Anzahl
der Nutzungen der Zeitschrift pro Jahr“ addiert. Natürlich ist bei der
Interpretation des Datenmaterials stets zu bedenken, dass der Untersuchungszeitraum
verhältnismäßig kurz war. Zufällig in dieser Periode auftretende Extreme können
die Ergebnisse verzerrt haben. Aufgrund des mit solchen Erhebungen verbundenen
Aufwandes ist es jedoch kaum möglich, diese über einen wesentlich längeren
Zeitraum mit den vorhandenen Mitteln durchzuführen.
Im Gegensatz zu Auswertungen von
Zugriffsprotokollen elektronischer Zeitschriften können bei einer Nutzungsanalyse
von gedruckten Zeitschriften mit den gängigen Methoden keine weiteren
Differenzierungen nach verschiedenen Nutzungsarten vorgenommen werden. Ein
registrierter Nutzungsfall kann demnach beispielsweise dafür stehen, dass ein
einzelner oder mehrere Artikel gelesen oder kopiert werden. Genauso gut kann er
aber eine Lektüre des Inhaltsverzeichnisses repräsentieren oder aber lediglich
das Durchblättern eines Heftes.
Eine Zuordnung der Nutzer zu bestimmten
Gruppen (Lehrende, Studierende), wie sie in einigen anderen Untersuchungen zur
Nutzung elektronischer und gedruckter Zeitschriften vorgenommen wurde,4) ist nicht durchgeführt worden.
3. Ergebnisse
In der nachstehenden Tabelle sind die
ausgewerteten Zeitschriften nach ihrer errechneten jährlichen Nutzungshäufigkeit
(in 50er-Schritten) geordnet aufgeführt. Ferner sind die Nutzungsfälle
innerhalb jeder dieser 50er-Gruppen summiert und ihr prozentualer Anteil an der
Gesamtzahl aller Nutzungen ausgewiesen worden.
Maximale Nutzungen
pro Jahr („Nutzungsgruppen“) |
Anzahl der |
Anteil der Titel am ausgewerteten Gesamtkorpus |
Gesamt-Nutzungsfälle pro Jahr |
Anteil
der |
0 |
270 |
20,2% |
0 |
0% |
1-50 |
302 |
22,6% |
10.985 |
9,6% |
51-100 |
341 |
25,5% |
26.445 |
23,0% |
101-150 |
195 |
14,6% |
24.163 |
21,0% |
151-200 |
132 |
9,9% |
22.535 |
19,6% |
201-250 |
50 |
3,7% |
10.969 |
9,5% |
251-300 |
20 |
1,5% |
5.395 |
4,7% |
301-350 |
10 |
0,7% |
3.223 |
2,8% |
351-400 |
1 |
0,0% |
392 |
0,3% |
401-450 |
6 |
0,4% |
2.492 |
2,2% |
451-500 |
1 |
0,0% |
490 |
0,4% |
501-550 |
2 |
0,1% |
1.069 |
0,9% |
551-600 |
2 |
0,1% |
1.158 |
1,0% |
601 u. mehr |
7 |
0,5% |
5.756 |
5,0% |
|
S = 1.339 |
S = 100,0% |
S = 115.072 |
S = 100,0% |
Tab. 2:
Nutzungshäufigkeiten
Eine graphische Darstellung der Nutzungshäufigkeiten (in 50er-Schritten) ergibt
das folgende, aus vergleichbaren Untersuchungen bekannte Bild:
Bei genauerer Betrachtung des Zahlenmaterials
fallen folgende Punkte auf:
·
Ein Fünftel der Zeitschriften der ausgewerteten
Fachgruppen wird überhaupt nicht genutzt (270 Zss. = 20,2%).5) 44 dieser Titel sind dem Fach Biologie zuzuordnen,
das die ULB Düsseldorf im Rahmen des Zeitschriftenschwerpunktprogramms NRW betreut.6) Für alle in die Untersuchung einbezogenen nicht genutzten Zeitschriften wurden
1998 insgesamt DM 144.175,- an Abonnements-Preisen gezahlt.
·
Weniger als ein Zehntel (9,6%) aller
Nutzungsfälle betrifft über ein weiteres Fünftel (302 Zss. = 22,6%) der
Zeitschriften, bei denen die Nutzungszahlen pro Titel im Bereich 1-50 liegen.
Davon entfallen 73 Titel auf die Biologie. Bei den gering genutzten
Zeitschriften ist demnach eine große Streubreite auszumachen. Insgesamt werden
42,8% aller Titel zwischen null und 50-mal genutzt.7)
·
Knapp die Hälfte aller Titel (643 Zss. = 48,1%)
wird zwischen einem und 100-mal genutzt. Damit wird rund ein Drittel aller Nutzungsfälle
(32,6%) abgedeckt.
·
Etwas mehr als ein Viertel aller Nutzungsfälle
(26,8%) wird von 99 Titeln (7%) der stark genutzten Zeitschriften (über 200 Nutzungen)
abgedeckt. Diese Zahl ist mit den Ergebnissen ähnlicher Untersuchungen
vergleichbar.8)
·
Nur 49 Titel (3,3%) weisen eine Nutzungsfrequenz
von über 250 auf. Mit diesen Titeln können jedoch immerhin noch 17,3% der
Gesamtnutzungen abgedeckt werden.
·
Ca. 70% aller Nutzungsfälle können mit ca. 30%
(ca. 400) aller Titel abgedeckt werden. Für ca. 80% der Nutzungen werden bereits
ca. 44% (ca. 590) der Titel benötigt. Die bekannte 80/20-Regel von Trueswell, nach der mit 20% der Titel
80% der Nutzungsfälle abgedeckt werden können,9)
kann hier also nicht bestätigt werden.
·
Zieht man weitere Daten hinzu, so zeigt sich, dass
von 39% der über 200-mal genutzten Titel mindestens alle zwei Wochen ein neues
Heft erscheint, von 13% sogar jede Woche. 35% der Zeitschriften dieser Gruppe
erscheinen monatlich, nur 20% seltener. Bei den wenig genutzten Titeln ergab
eine Auszählung bei den 32-mal pro Jahr genutzten Titeln, dass lediglich ca. 7%
mindestens alle zwei Wochen erscheinen (davon 2% wöchentlich). 18% erscheinen
monatlich, 53% seltener. Es überrascht nicht, dass eine gewisse Korrelation
zwischen hoher Erscheinungsfrequenz und häufiger Nutzung von Zeitschriften
auszumachen ist.10)
Als erstes Fazit kann festgehalten werden,
dass eine durchaus beachtliche Anzahl von Zeitschriften gehalten wird, die im
Untersuchungszeitraum gar nicht genutzt wurden. Die Streubreite der wenig bis mäßig
konsultierten Titel ist groß. Dagegen ist die Zahl der stark genutzten
Zeitschriftentitel erwartungsgemäß sehr überschaubar.
4. Grund- und Spitzenversorgung
Welche Schlussfolgerungen können nun aus
den Untersuchungsergebnissen für die Grund- und Spitzenversorgung der
Universität mit Zeitschriftenliteratur gezogen werden? Zunächst ist
festzustellen, dass nach allgemeiner Auffassung die Zuordnung eines Titels zur
Kategorie der Grund- bzw. Spitzenversorgung über seine Nutzungsintensität
erfolgen sollte.11) Stark
genutzte Titel gehören demnach zur ersten Gruppe und sollten lokal gehalten
werden, während schwach nachgefragte Zeitschriften zur zweiten Gruppe zu zählen
sind und nur an wenigen Standorten bzw. nur an der einschlägigen SSG-Bibliothek
abonniert zu werden brauchen.
Konkrete Werte, die die Grenze zwischen
beiden Kategorien markieren könnten, werden in der Literatur jedoch höchst
selten genannt – ein Indikator dafür, dass eine solche Festlegung pauschal nur
schwer möglich ist. Kurt Dorfmüller
schrieb 1989, dass 50% bis 60% der Nachfrage mit den „Schlüsselzeitschriften“
oder der „Core Collection“, also den Titeln des Grundbedarfs befriedigt werden
könnten.12) Bei der Düsseldorfer Erhebung wurde
festgestellt, dass 58% der Nutzungsfälle mit 332 Zeitschriften (24,8% der
Titel) abgedeckt werden. Diese Titel weisen eine jährliche Nutzungszahl von
mindestens 120 auf. Akzeptiert man Dorfmüllers Modell, wären diese 332 Titel zu
den Zeitschriften der Grundversorgung zu zählen. Sie müssen also auf jeden Fall
lokal ständig zur Verfügung stehen.
Die 270 Zeitschriften (20,2%), die im
Untersuchungszeitraum gar nicht genutzt wurden, können dagegen der Kategorie
der Spitzenversorgung zugeordnet werden und wären – würde man die ermittelten
Daten als einzige Grundlage für eine solche Entscheidung heranziehen –
Kandidaten, die für eine Abbestellung in Frage kämen. Vereinzelt auftretende
Nutzungsfälle würden kostengünstiger durch Inanspruchnahme der Fernleihe, von
Dokumentlieferdiensten oder durch Zugriff auf einzelne Artikel in elektronischer
Form bei externen Anbietern erfolgen. Gleiches gilt für die bis zu 50-mal
konsultierten Titel, deren Anteil immerhin 22,6% (302 Titel) am Gesamtkorpus
ausmacht. In letzter Konsequenz wären also insgesamt 42,8% der untersuchten
Zeitschriften (572 Titel), mit denen lediglich 9,6% aller registrierten
Nutzungen abgedeckt würden, der Spitzenversorgung zuzuordnen, die idealerweise
nicht durch die eigene Bibliothek, sondern im Rahmen der überregionalen
Literaturversorgung zu leisten ist. Da die am Ort gehaltenen Biologie-Titel des
NRW-Zeitschriftenschwerpunktprogramms zur Erfüllung des regionalen aber auch
des überregionalen Spitzenbedarfs vorgehalten werden, sind diese von solchen
Überlegungen nicht betroffen.
Schwieriger ist die Zuordnung der 435
Zeitschriften, deren Nutzungswerte zwischen 51 und 120 liegen. Hier ist eine
pauschale Kategorisierung kaum möglich, so dass es sich anbietet, vor allen
Dingen für diese große Gruppe eine Kosten/Nutzen-Analyse durchzuführen.
Betrachtet man die Titel ohne Nutzung und
die, die 120 und mehr Nutzungen pro Jahr aufweisen, nach Fächern getrennt, so ergibt
sich folgendes Bild:
Fachgruppe |
Zss.
mit 120 und mehr Nutzungen p.a. |
Zss.
ohne Nutzung |
Biologie |
106
(von 355) = 29,9% |
45
(von 355) = 12,7% |
Chemie |
80
(von 174) = 46,0% |
25
(von 174) = 14,4% |
Geowissenschaften |
43
(von 286) = 15,0% |
97
(von 286) = 33,9% |
Mathematik |
50
(von 267) = 18,7% |
61
(von 267) = 22,8% |
Allg.
Naturwissenschaften |
9
(von 31) = 29,0% |
4
(von 31) = 12,9% |
Pharmazie |
14
(von 57) = 24,6% |
9
(von 57) = 15,8% |
Physik |
30
(von 169) = 17,8% |
32
(von 169) = 18,9% |
Durchschnittswert |
25,9% |
18,8% |
Tab. 3: Ausgewählte
Nutzungshäufigkeiten nach Fächern differenziert
Der Anteil der pauschal mit der Nutzungsgrenze „>120“ festgelegten
„Schlüsselzeitschriften“ an den Titeln eines Faches variiert demnach recht
stark. Auffällig ist, dass in der Chemie fast die Hälfte der Zeitschriften
(46%) zu den stärker genutzten zählt. Anteile zwischen 24,6% und 29,0% werden
noch in der Pharmazie, den Allgemeinen Naturwissenschaften und der Biologie
erreicht. Im letztgenannten Fach liegt diese Zahl interessanterweise noch immer
über dem Durchschnitt von 25,9%, obwohl aufgrund des Zeitschriftenschwerpunktprogramms
NRW bewusst eine Reihe von Zeitschriften abonniert wird, die nicht der
Grundversorgung dienen. Der Anteil der nicht genutzten Titel ist hier mit 12,7%
unterdurchschnittlich, so dass festgestellt werden kann, dass das Sonderprogramm
keine Auffälligkeiten im Bereich der hohen Nutzungswerte und der Nichtnutzung
bewirkt.
In den Geowissenschaften wird dagegen über
ein Drittel der gehaltenen Titel nicht genutzt, und der Anteil der stärker
nachgefragten Zeitschriften ist mit 15% unterdurchschnittlich. Diese Werte
kommen u.a. durch den vergleichsweise hohen Anteil an Geschenk- bzw.
Tauschzeitschriften in diesem Fachbereich zustande, der die absolute Anzahl der
Titel – bei einem eher kleinen Zeitschriftenetat – beträchtlich nach oben
treibt. Da jedoch auch Zeitschriften, für die keine Erwerbungsmittel benötigt
werden, in der Bibliothek Kosten verursachen (Bearbeitung, Archivierung), ist
der Weiterbezug, unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet, nicht sinnvoll.
Bei den vorstehenden Betrachtungen ist
natürlich zu berücksichtigen, dass Zeitschriften von Fach zu Fach innerhalb des
disziplinspezifischen Diskurses eine verschieden große Bedeutung besitzen, so
dass die Nutzungszahlen nur bedingt miteinander vergleichbar sind. Auch ist die
Anzahl der potentiellen Nutzer – Lehrende und Studierende der jeweils in Frage
kommenden Fächer an der Universität – bei weitergehenden Überlegungen mit
einzubeziehen. Zudem ist zu bedenken, dass Veränderungen des Zeitschriftenbestandes
in einem einschichtigen Bibliothekssystem nur in enger Kooperation mit den
jeweiligen Fakultäten vorgenommen werden können und dabei mitunter auch von den
reinen Nutzungszahlen unabhängige Gesichtspunkte eine Rolle spielen. Schließlich
sollten Veränderungen im lokalen Zeitschriftenbestand idealerweise auf der
Grundlage regionaler bzw. überregionaler Abstimmungen erfolgen, damit das
existierende System der kooperativen Literaturversorgung wissenschaftlicher
Bibliotheken funktionstüchtig bleibt.
Als Ergebnis kann festgehalten werden,
dass eine Nutzungsanalyse erste Anhaltspunkte für die Zuordnung von
Zeitschriftentiteln zu den Kategorien Grund- bzw. Spitzenversorgung liefert.
Aufgrund der spezifischen lokalen Verhältnisse werden die Ergebnisse an
verschiedenen Orten jedoch mehr oder weniger deutlich voneinander abweichen.
5. Nutzung von aktuellen Heften und älteren Jahrgängen
Wertet man die Zahlen der Erhebung unter
den Aspekten Nutzung aktueller Hefte bzw. Nutzung gebundener Jahrgänge aus, so
ist für die über 120-mal pro Jahr gefragten Biologie-Titel zu konstatieren,
dass in ca. 63% der Fälle der aktuelle (ungebundene) Jahrgang häufiger
eingesehen wird als ältere (gebundene) Jahrgänge. Jedoch wird auch deutlich,
dass die älteren Ausgaben durchaus eine rege Benutzung erfahren, wobei leider
keine Aussagen darüber gemacht werden können, wie sich die Zugriffe auf die
verschiedenen Jahrgänge verteilen.13)
In der Chemie werden besonders bei den stark gefragten Zeitschriften (über 200)
die gebundenen Jahrgänge z.T. wesentlich häufiger angefordert als die aktuellen
Hefte, wobei zu bedenken ist, dass in der Regel sämtliche Jahrgänge einer
Zeitschrift am Ort zur Verfügung stehen, so dass ein schon viele Jahrzehnte
lang erscheinender Titel mit seiner großen Anzahl von Bänden genauso
undifferenziert in die Untersuchung eingegangen ist wie ein erst seit kurzer
Zeit aufgelegter. In den Geowissenschaften liegt der Anteil der Titel, von
denen zurückliegende Ausgaben in ihrer Gesamtheit stärker als die aktuellen genutzt
werden, wieder bei ca. 40%, in der Mathematik und in der Physik bei ca. 30%.
Diese Ergebnisse sollten auch bei der
Evaluierung elektronischer Zeitschriften, die bislang in gedruckter Form
erschienen sind, mitbedacht werden, da die Nutzer hier ebenfalls Wert auf die
Verfügbarkeit älterer Jahrgänge legen dürften.14)
Manche Anbieter stellen jedoch keine entsprechenden backfiles bereit, was folglich die Erhöhung der Akzeptanz der
elektronischen Ausgaben nicht gerade fördert.
6. Kostenanalyse
In Anbetracht der stetig ansteigenden Zeitschriftenpreise
bei gleichzeitig bestenfalls stagnierenden, üblicherweise jedoch sinkenden
Bibliotheksetats ist eine wirtschaftliche Bestandspflege nur möglich, wenn
regelmäßige Analysen des Kosten/Nutzen-Verhältnisses der gehaltenen
Zeitschriftentitel durchgeführt werden. Insbesondere wenn mit Dokumentlieferung
und Fernleihe bzw. Nutzung elektronischer Zeitschriften – in den vielen
denkbaren Zugangs- und Lizenzierungsformen – alternative Modelle zum Print-Abo
zur Verfügung stehen, bietet es sich an, eine vergleichende Kostenrechnung für
die verschiedenen Anbietungsarten von Zeitschriftenliteratur durchzuführen. Um
detaillierte Vergleichszahlen zu erhalten, die eine Entscheidung zwischen
„access“ und „ownership“ zulassen, wäre eine Vollkostenrechnung für die
genannten Bereiche erforderlich.15)
Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung konnte dies nicht geleistet werden.
Stattdessen wurde eine einfache Analyse des Kosten/ Nutzen-Verhältnisses der
gedruckten Kauf-Zeitschriften auf Titelebene durchgeführt, die eine erste
Orientierung über die Preisverhältnisse ermöglicht.
Der Durchschnittspreis aller in die
Erhebung einbezogenen Kauf-Zeitschriften beträgt DM 1.562,61 (1998). In
untenstehender Tabelle ist deutlich zu sehen, dass hier große Unterschiede
zwischen den einzelnen Fächern bestehen. So führen Physik und Chemie mit
Durchschnittspreisen von über DM 3.000,- die Liste an, währen die Geo- und
Allgemeinen Naturwissenschaften mit Beträgen von etwas über DM 400,- weit
darunter liegen.
Für eine einfache Kosten/Nutzen-Rechnung
wird der jeweilige Abo-Preis eines Titels durch die Anzahl seiner Nutzungen dividiert.16) Unberücksichtigt bleiben hierbei die in der
Bibliothek zusätzlich anfallenden Kosten für Einband, Bearbeitung und Archivierung.
Führt man für die in die Untersuchung einbezogenen Kaufzeitschriften eine
solche Berechnung durch, so ergeben sich durchschnittliche Kosten in Höhe von
DM 19,94 pro Nutzung. Bei einer Differenzierung nach Fachgruppen lassen sich
wiederum deutliche Unterschiede feststellen: die Spanne liegt zwischen DM 4,60
(Allgemeine Naturwissenschaften) und DM 49,75 (Physik).
Auffallend ist, dass trotz vergleichbar
hoher Durchschnittspreise pro Titel der Preis je Nutzung in den Fächern Chemie
und Physik deutlich differiert (DM 26,02 vs. DM 49,75). Dies ist darauf
zurückzuführen, dass über 45% der Chemie-Zeitschriften mehr als 120-mal pro
Jahr pro Titel verlangt werden, während die entsprechende Quote in der Physik
lediglich bei 17,8% liegt. Daraus folgt, dass es unter der Perspektive einer optimalen
lokalen Literaturversorgung durchaus sinnvoll sein kann, eine preiswertere Zeitschrift,
die nicht oder wenig genutzt wird, abzubestellen, eine teurere, stark
nachgefragte hingegen zu behalten. Die Geo- und Naturwissenschafts-Titel sind
erneut mit deutlichem Abstand auf den Endplätzen zu finden, was mit den
verhältnismäßig niedrigen absoluten Preisen in diesen Fachgruppen zu erklären
ist.
Fachgruppe |
Gesamtkosten der untersuchten |
Durchschnittspreis pro Zss. |
Durchschnittspreis pro Nutzung |
Biologie |
DM 494.279,93 |
DM 1.449,50 |
DM 17,59 |
Chemie |
DM 457.276,70 |
DM 3.028,32 |
DM 26,02 |
Geowissenschaften |
DM
84.881,06 |
DM
430,87 |
DM
7,03 |
Mathematik |
DM 276.113,40 |
DM 1.131,61 |
DM 18,22 |
Allg. Naturwissenschaften |
DM 11.952,57 |
DM
412,16 |
DM
4,60 |
Pharmazie |
DM
46.032,20 |
DM 1.336,34 |
DM 16,35 |
Physik |
DM 444.074,32 |
DM 3.149,46 |
DM 49,75 |
|
S = DM 1.814.610,18 |
Æ = DM 1.562,61 |
Æ = DM 19,94 |
Tab. 4: Kostenanalyse
Auch diese Werte dürfen nicht isoliert betrachtet werden, sondern sind im
Rahmen einer Gesamtinterpretation zu sehen, bei der beispielsweise auch die
Anzahl der potentiellen Nutzer pro Fach (Lehrende, Forscher, Studierende) und
die räumlichen Besonderheiten der einzelnen Fachbibliotheken berücksichtigt
werden müssen.
Im weiteren Verlauf des Projektes ACCELERATE soll ein Vergleich
dieser Kosten mit entsprechenden Werten für elektronische Zeitschriften bzw.
auch mit den Entgelten, die bei der Dokumentlieferung und Fernleihe anfallen,
vorgenommen werden. Damit soll die Kalkulationsgrundlage für das Angebot eines
wirtschaftlichen und auf die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnittenen Modells der
Versorgung mit Zeitschriftenliteratur geschaffen werden.
7. Vergleich mit Nutzungsdaten elektronischer Zeitschriften
Ein Konsortium von acht
nordrhein-westfälischen Hochschulbibliotheken hat seit Ende 1997 via WWW
Zugriff auf die Volltexte von mittlerweile 1.165 elektronischen Zeitschriften
der Verlagsgruppe Elsevier.17) Da
die Daten auf Rechnern des HBZ und der UB Bielefeld aufliegen, kann das
Konsortium auch über die sogenannten LogFiles
verfügen, die auf diesen Servern angelegt werden und in denen jede Anfrage
eines Clients automatisch protokolliert wird. Diese LogFiles werden im Rahmen des Projektes ACCELERATE an der ULB
Düsseldorf mit Hilfe eigens hierfür entwickelter Programme statistisch
aufbereitet, so dass ihre Daten für eine Nutzungsanalyse verwendet werden
können.18)
Von den 1.165 elektronischen
Elsevier-Zeitschriften werden an der ULB Düsseldorf 325 in gedruckter Form
laufend abonniert. Davon wurden wiederum 151 Titel aufgrund ihrer Zuordnung zu
den einschlägigen Fachgruppen in die vorliegende Untersuchung einbezogen. Das
heißt, von 151 Zeitschriften liegen Nutzungsdaten sowohl von der gedruckten als
auch von der elektronischen Ausgabe vor.
Sollen diese Daten miteinander verglichen
werden, dürfen jedoch ihre jeweiligen Eigenheiten nicht außer Acht gelassen werden.
Bei den gedruckten Zeitschriften wurde die vom Benutzer selbst registrierte
Entnahme eines Heftes oder Bandes aus dem Regal pauschal als Nutzung
bezeichnet, ohne dass weiter nachprüfbar war, worin die eigentliche Nutzung
bestand (Lektüre des Inhaltsverzeichnisses, eines oder mehrerer Aufsätze u.a.).
Es ist ferner anzunehmen, dass nicht alle Benutzer ihre Aktivitäten in der gewünschten
Weise dokumentiert haben.
Bei den elektronischen Zeitschriften ist
es dagegen prinzipiell möglich, mit einem differenzierteren Nutzungsbegriff zu
arbeiten, denn die Zugriffe auf Inhaltsverzeichnisse, Abstracts oder Volltexte
werden in den LogFiles jeweils
getrennt als Einzelaktionen und vollständig erfaßt. Um eine weitgehende
Vergleichbarkeit zu den Werten der Print-Zeitschriften zu gewährleisten,
durften aber nicht etwa alle Zugriffe auf die einzelnen Inhaltsverzeichnisse,
Abstracts und Volltexte zu einem Wert aufaddiert werden, sondern es musste
ebenfalls auf der Ebene der „Hefte“ gezählt werden.19) Wurde mindestens ein Inhaltsverzeichnis, ein
Abstract oder ein Volltext eines „Heftes“ aufgerufen, so zählte dies als eine Nutzung. Kam es während einer
Sitzung („Session“) zu weiteren Zugriffen auf Dateien des gleichen „Heftes“,
wurde dies – analog zur Lektüre mehrerer Aufsätze im Heft in einer gedruckten
Zeitschrift, für die ebenfalls nur ein Nutzungsfall
registriert wurde – nicht als neue Nutzung gezählt.
Die Daten für die elektronischen
Zeitschriften wurden in einem Zeitraum von 16 Monaten erhoben und für den
Vergleich auf ein Jahr heruntergerechnet.
Bei der folgenden Gegenüberstellung der
Nutzungswerte der einzelnen Titel in beiden Angebotsformen interessiert vor
allem, ob sich eventuell durchgängig Übereinstimmungen in der Intensität der
Nutzung bei gleichen Titeln in der gedruckten und in der elektronischen Version
ablesen lassen.
Es ist deutlich zu sehen, dass keine
generelle Korrelation zwischen den Nutzungswerten der beiden verschiedenen
Angebotsformen vorliegt. Bei den häufiger genutzten Print-Zeitschriften lässt sich
jedoch bei einzelnen Titeln durchaus eine verhältnismäßig hohe Nutzung des
elektronischen Pendants feststellen. Ebenso kann man die Tendenz bemerken, dass
auf die elektronische Version von schwach genutzten Print-Zeitschriften meist
gleichfalls selten zugegriffen wird: von den 47 unter 50-mal pro Jahr genutzten
Print-Titeln werden 42 (89%) in der elektronischen Pendant-Ausgabe auch weniger
als 50-mal aufgerufen. In der Gruppe der 47 am häufigsten gefragten
Print-Zeitschriften (zwischen 110 und 535 Nutzungen) sind dagegen lediglich 23
(49%) Online-Ausgaben mit weniger als 50 Zugriffen zu finden.
Bei
einer Anordnung nach Fachgruppen zeigt sich ein kaum geändertes Bild:
Eine durchgängige Übereinstimmung in der
Nutzungsintensität zwischen beiden Publikationsformen lässt sich auch unter
dieser Perspektive nicht ausmachen, wenngleich sich hier ebenfalls die Tendenz
zeigt, dass auf eine Reihe von stärker gefragten Print-Titeln auch häufiger
online zugegriffen wird.20)
Auffällig ist, dass in den Geowissenschaften das Angebot an elektronischen Zeitschriften
bislang so gut wie gar nicht angenommen wurde, während in den anderen Fächern
eine verschieden große Anzahl der Titel auch als Online-Ausgabe genutzt wird.
Die Gründe für eine fehlende Korrelation
zwischen den Nutzungswerten beider Medien sind vielfältig. Einerseits ist davon
auszugehen, dass das Angebot elektronischer Zeitschriften, trotz vielfältiger
Werbemaßnahmen, die von der Bibliothek durchgeführt wurden, noch immer nicht
bei allen potentiellen Nutzern bekannt ist. Außerdem schließen die
Nutzungswerte der elektronischen Ausgaben die mehrmonatige Anlaufphase mit ein,
in der die Zugriffszahlen noch lange nicht repräsentativ waren.21) Andererseits gilt es auch zu bedenken, dass die
verschiedenen Medien mit unterschiedlichen Strategien genutzt werden können,
was den direkten Vergleich zwischen ihnen zusätzlich erschwert. So kann
beispielsweise die gezielte Suche nach Stich- oder Schlagwörtern in den
Metadaten oder Volltexten der elektronischen Zeitschriften mit Hilfe von
Suchformularen manchen vergeblichen Aufruf von Inhaltsverzeichnissen oder gar
Volltexten ersparen. Diese umfangreichen und detaillierten
Recherchemöglichkeiten können Print-Medien nicht bieten. Hier kommt der Leser nicht
umhin, alle potentiell für sein Thema wichtig scheinenden Hefte durchzusehen,
wodurch sich die Zahl der Nutzungen zwangsläufig vergrößern muss.
8. Zusammenfassung
Die Untersuchung hat gezeigt, dass ein
beachtlicher Teil der Zeitschriften der naturwissenschaftlich-mathematischen
Fachgruppen nicht oder nur wenig genutzt wird. Da ähnlich ausgerichtete
Analysen zu vergleichbaren Ergebnissen gelangen, ist dieser Befund durchaus als
unspektakulär zu bewerten. Aus Gründen der Effizienz ist in erster Linie in den
untersuchten Fachgruppen, aber auch bei den medizinischen Zeitschriften, deren
Preise ebenfalls zunehmend in schwindelnde Höhen steigen, zu überlegen, ob die
Versorgung der Mitglieder der Universität mit Aufsätzen aus den angesprochenen
wenig genutzten Periodika über alternative Zugriffsformen (Fernleihe,
Dokumentlieferung, fallweiser Zugang zu elektronischen Volltexten) ohne
Qualitätsverlust – ja eventuell sogar mit einem Mehrwert – geschehen kann. Vor
allem im Hinblick auf die Rolle elektronischer Zeitschriften in einem Modell
der kooperativen überregionalen Literaturversorgung werden hierzu im Projekt
ACCELERATE weitere Analysen erfolgen.
Eine Eingrenzung der Titel der
Grundversorgung mit Hilfe des von Dorfmüller
vorgeschlagenen Grenzwertes ergab eine Zahl von 332 Zeitschriften (24,8% der
Titel). Diese sollte jedoch nur einen Orientierungspunkt bieten, da bei einer
endgültigen Bewertung einzelner Titel weitere Daten berücksichtigt werden
müssen.
Ein wichtiger Wert in der Diskussion um
die Optimierung der lokalen Literaturversorgung bei rückgängigen
Erwerbungsmitteln und steigenden Zeitschriftenpreisen ist der
Durchschnittspreis pro Nutzung. Auch hier sollten bei Vergleichen die
fachspezifischen Besonderheiten berücksichtigt werden.
Als weiteres Ergebnis der Erhebung ist
festzuhalten, dass ältere Jahrgänge der untersuchten Print-Zeitschriften
mitunter stark genutzt werden. Dies ist auch beim Bezug von E-Journals zu
bedenken, werden hier doch häufig entsprechende backfiles nicht angeboten.22)
Ein Vergleich der Nutzungsdaten von
gedruckten und elektronischen Zeitschriften auf Heftebene zeigte, dass keine
generelle Korrelation zwischen den Nutzungswerten der Titel in beiden
Angebotsformen besteht.
Abschließend ist festzustellen, dass
Nutzungsuntersuchungen wertvolle Daten für die lokale Erwerbungsstrategie
liefern. Für eine Betrachtung im regionalen und überregionalen Rahmen wären
vergleichende Analysen auf der Grundlage von an möglichst vielen Bibliotheken
durchzuführenden Erhebungen erforderlich, die jedoch aufgrund des damit
verbundenen Aufwandes wohl kaum zu realisieren sind. Wegen der letztlich
leichteren Datenerfassung stellt sich im Bereich von elektronischen
Zeitschriften die Situation wesentlich günstiger dar. Welche Konsequenzen sich
hieraus für die lokale Bestandsentwicklung ergeben können, wird der weitere
Verlauf des Projektes zeigen.
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(01.07.1999)
1) Die beiden anderen Teilprojekte sind an der TIB
Hannover und der BSB München angesiedelt. Vgl. die Kurzdarstellungen von BERG
& SCHÄFFLER & SCHRÖTER (1999).
2) Vgl. MAKOSKI (1998), S. 166 f. und MAKOSKI
(1999). Auf die Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden zur Messung der
Nutzung von frei zugänglich aufgestellten Zeitschriften soll hier nicht
eingegangen werden. Vgl. hierzu den Überblick bei REINHARDT (1997), S. 249-251,
mit weiteren Literaturhinweisen.
3) Näheres zur Poisson-Verteilung und die der
Berechnung zugrundeliegende Formel bei VOGEL (1997), S. 159-162.
4) Vgl. z.B. JENKINS (1997), S. 359; USE OF PAPER (1999).
5) Zum Vergleich einige Ergebnisse aus
Nutzungsstudien zu medizinischen Zeitschriften (in eckigen Klammern der Anteil
der nicht genutzten Titel): BAUER (1998), S. 47: [29,3%]; MAKOSKI (1999), S.
137: [21% bzw. 22%]; OBST (1999), S. 19: [32,9%]; VOLKE (1999), S. 21: [20%]. –
Dagegen wurden bei einer Untersuchung an den Bibliotheken der Universitäten
Maastricht und Tilburg auffallend niedrige Werte ermittelt: nur zwischen 6,1%
und 7,58% der Zeitschriften wiesen dort null Nutzungen auf; USE OF PAPER
(1999), S. 11.
6) Vgl. zu diesem Programm REINHARDT (1994).
7) Vgl. hierzu die freilich nicht näher belegte
Aussage von BUTLER (1999) S. 198: „In a typical library, half the journals are
consulted no more than 50 times annually“. - Eine große Streubreite von wenig
genutzten Titeln wird auch regelmäßig in den einschlägigen Untersuchungen zur
Fernleihnutzung medizinischer Zeitschriften festgestellt; vgl. KORWITZ (1999),
S. 12; KOWARK (1997).
8) BAUER (1998), S. 47: 5,4% aller Titel decken
30,8% aller Nutzungen.
9) Zitiert z.B. in CHRZASTOWSKI (1997), S. 105. In
der Nutzungsstudie der Universitätsbibliotheken Maastricht und Tilburg wurden
je nach Fach Werte zwischen 24% (Recht) und 37% (Medizin, Wirtschaft) ermittelt
für die Anzahl der Titel, die 80% der Nutzungen deckten; USE OF PAPER (1999),
S. 10. In der Zweigbibliothek Medizin der Universität Münster werden 80% der
Nutzungen mit 22% der Titel ermöglicht; OBST (1999), S. 19. Im PEAK-Projekt der
Universität Michigan und des Elsevier-Verlages, in dem u.a. die Nutzung elektronischer
Zeitschriften analysiert wird, entfielen 80% der Zugriffe auf 37% der zur
Verfügung stehenden elektronischen Titel; ELSEVIER (1999), Vortrag von Wendy
Lougee.
10) Vgl. die übereinstimmenden Beobachtungen in
Maastricht und Tilburg; USE OF PAPER (1999), S. 11.
11) Ausführlich hierzu SCHÜMMER (1999).
12) DORFMÜLLER (1989), S. 63.
13) Dass ältere Jahrgänge einen hohen Anteil an der
Gesamtnutzung haben, konnte auch in Maastricht und Tilburg festgestellt werden.
Einer Befragung zufolge wurden dort v.a. die Ausgaben der letzten fünf Jahre
von Lehrenden und Studierenden für besonders wichtig gehalten; USE OF PAPER
(1999), S. 11f.
14) In einer US-amerikanischen Erhebung wurde zwar
festgestellt, daß nur 11%-15% der von Wissenschaftlern benötigten Artikel älter
als fünf Jahre sind, jedoch wird betont, daß gerade diese für
Forschungsarbeiten äußerst wichtig sind; TENOPIR & KING (1998), [Abschnit:
„Reading Older Articles“].
15) Vgl. beispielhaft MAKOSKI (1999). – Da die
Nutzungszahlen vieler Titel auf mittlere Sicht durchaus erheblichen
Veränderungen unterworfen sind, fordert KORWITZ (1999), S. 13, dass – in
Medizinbibliotheken – die „Untersuchung von Nutzungsfrequenzen und möglichst eine
Vollkostenrechnung unbedingt regelmäßig durchzuführen“ sind.
16) Es wurde durch die Zahl der Gesamtnutzungen
dividiert, da die Bibliothek durch Zahlung des jährlichen Abo-Preises die
Zeitschrift zur unbefristeten Nutzung als Eigentum erwirbt – im Gegensatz zu
den verbreiteten Nutzungsmodellen auf Lizenzbasis im Bereich der elektronischen
Medien.
17) Vgl. NIGGEMANN & REINHARDT (1997).
18) Zur LogFile-Analyse und den damit
zusammenhängenden Problemen vgl. BERG (1999). Für weitere Hinweise vgl. die
Projekt-Homepage <http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/ulb/acc_home.html>.
19) Für die Print-Zeitschriften ist einschränkend
anzumerken, daß aus technischen Gründen für die gebundenen Jahrgänge die Auswertung
nur auf der Ebene der Bände, nicht auf der der Einzelhefte, stattfinden konnte.
20) OBST (1999), S. 19, stellte dagegen zwischen den
Nutzungszahlen elektronischer und gedruckter Zeitschriften der Medizinischen
Zweigbibliothek der Universität Münster eine gewisse Korrelation fest, deren
Faktor 0,54 jedoch auch nicht als besonders auffällig bezeichnet werden kann.
21) Wie in anderen Projekten, in denen die Nutzung
erstmals eingeführter elektronischer Zeitschriften untersucht wird (vgl. z.B.
zu TULIP: HAGEDORN [1996], Punkt „Discussion“), dauerte die Anlaufphase auch in
Düsseldorf mindestens ca. sieben Monate.
22) Ferner ist zu überlegen, wie der Zugriff auf von
einer Bibliothek einst abonnierte Ausgaben elektronischer Zeitschriften, die ab
einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr bezogen werden, gesichert werden kann.
Eine Lösung wäre die Archivierung der Daten auf CD-ROM, wie sie z.B. im
Konsortialvertrag der Generaldirektion der Bayerischen Staatlichen Bibliotheken
mit Academic Press vereinbart worden ist, vgl. GENERALDIREKTION (1998).