Publikationen Hierarchiestufe höher Vorherige Seite Nächste Seite

BIBLIOTHEKSDIENST Heft 8, 98

EXPLOIT

Ein Projekt zur Unterstützung der Verbreitung und Verwertung von EU-Forschungsergebnissen kann beginnen

In den letzten Tagen wurden zwischen der Kommission der Europäischen Union und dem Deutschen Bibliotheksinstitut als Koordinator des EXPLOIT-Projektes die Verträge unterzeichnet. EXPLOIT steht für "Pan-European Exploitation of the Results of the Libraries Programme". Es handelt sich dabei um eine sog. begleitende Maßnahme des EU-Bibliotheksprogramms innerhalb des umfassenderen Programms Telematikanwendungen der Europäischen Union. Die anderen Hauptpartner des Projektes sind The British Council (Deutschland und Polen) sowie UKOLN (UK Office for Library and Information Networking) an der University of Bath.

Seit nunmehr acht Jahren wird die Zusammenarbeit der Bibliotheken Europas bei der Nutzung von Telematikanwendungen von der EU gefördert. Verfolgte man in den achtziger Jahren noch die Idee einer großen Europäischen Bibliothek, stellte sich nach und nach heraus, daß sich das verfolgte Ziel viel besser durch eine Vernetzung europäischer Bibliotheken erreichen läßt. Anstatt eine neue große Bibliothek aufzubauen, nutzt man nun die Möglichkeiten der modernen Informations- und Kommunikationstechniken. Inzwischen gibt es rund 100 entsprechende Aktivitäten, die teilweise bereits abgeschlossen sind, teilweise noch durchgeführt oder vorbereitet werden: das sind Projekte zur Entwicklung neuer Technologieanwendungen und Dienstleistungen, konzertierte Aktionen als Plattformen des Informationsaustausches, begleitende Maßnahmen insbesondere zur Implementierung der Projektergebnisse sowie Studien zu verschiedenen Themen.

Ausgangspunkt von EXPLOIT war die Erkenntnis, daß die Ergebnisse der Entwicklungen in Europa zu wenig bekannt sind und zu wenig genutzt werden. Das erscheint schon aus dem Grunde unbefriedigend, weil hier ein Teil unserer guten Steuergroschen aus dem europäischen Etat eingeflossen ist. Zum anderen verschließt eine zögerliche Nutzung der erzielten Erkenntnisse und Ergebnisse jedoch vor allem den Nutzern der Bibliotheken die Möglichkeit, auf dem heute möglichen Stand Informationen zu finden und zu nutzen. Electronic Document Ordering and Delivery lautet einer dieser Zauberbegriffe. Auf elektronischem Wege im Internet in einer Vielzahl von Bibliothekskatalogen zu recherchieren - kein Problem heutzutage (vgl. das DBI-Angebot DBI-LINK). Und ein gefundenes Dokument gleich zu bestellen - auch das wird bereits angeboten (z. B. durch "subito": http://www.subito-doc.de). Auch Zeitschriftenaufsätze werden von einigen Bibliotheken schon in wenigen Tagen (teilweise in Stunden) per Fax geliefert.

In ganz Europa werden in einer Reihe von ein- bis zweitägigen Exploitation Workshops konkret nachnutzbare Entwicklungen vorgestellt. Dabei geht es nicht um die bisher übliche Präsentation isolierter Projektergebnisse. Vielmehr werden vorab Anwendungsfelder definiert, um dann den Stand der Entwicklungen aus mehreren Projekten im Zusammenhang darzustellen. Soweit möglich, sind hier auch nationale Lösungen einbezogen.

Einem der zentralen Ziele des Bibliothekswesens - Informationen zu erschließen, zu strukturieren und möglichst einfach zugänglich zu machen - folgen auch die übrigen Aktivitäten von EXPLOIT: In einem European Web Magazine werden aktuelle Werkstatt- und Projektberichte angeboten. Es handelt sich dabei um eine elektronische Zeitschrift, die sehr zeitnah über stattfindende Entwicklungen berichtet. Und schließlich wird eine Datenbank aufgebaut, die in kurzem Überblick zentrale Informationen über alle Projekte auf europäischer Ebene enthält und die Möglichkeit bietet, auch alle nationalen Entwicklungen zu präsentieren. Weitergehende Informationen erhält der Nutzer auf Wunsch per Mausklick, da die Datenbank mit den jeweiligen Homepages verknüpft wird.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt bei EXPLOIT auf der Einbeziehung der Länder Mitteleuropas. So finden zwei der Exploitation Workshops in Ungarn und Polen statt. Daneben haben Experten aus Ländern Mitteleuropas die Möglichkeit, mit EU-Unterstützung an wichtigen Kongressen und Workshops innerhalb Europas teilzunehmen.

Das Vorhaben ist auf zwei Jahre Laufzeit angelegt. Die Koordination von EXPLOIT liegt beim Deutschen Bibliotheksinstitut, Berlin. Die Niederlassungen des British Council in Köln und Warschau beteiligen sich – unter Einbeziehung des gesamteuropäischen Netzwerks des British Council – vorrangig an der Durchführung der Workshops. Das Web Magazine wird vom UK Office for Library and Information Networking (UKOLN) an der University of Bath herausgegeben. Weitere Partner kommen aus Skandinavien, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland, Polen und Ungarn. In Deutschland arbeitet Die Deutsche Bibliothek in Frankfurt/M. an EXPLOIT mit. Insgesamt werden 11 Einrichtungen aus 9 europäischen Staaten direkt an EXPLOIT mitwirken.

Die Auftaktveranstaltung von EXPLOIT mit starker internationaler Ausrichtung wird am 6. Oktober 1998, dem Tag der Eröffnung der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, in Frankfurt/M. stattfinden. Entscheidungsträger aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Kultur werden mit führenden Praktikern zusammengebracht, um den Beitrag der Bibliotheken in Europa zur vernetzten Informationsgesellschaft zu diskutieren.

Ansprechpartner im DBI:
Dr. Klaus Reinhardt, Deutsches Bibliotheksinstitut, Haus 2, Luisenstr. 57, 10117 Berlin,
Tel.: (030) 231 19 - 468, Fax: (030) 231 19 - 410,
E-Mail: reinhardt@dbi-berlin.de ; URL: http://www.i-zone.de/exploit
V.i.S.d.P.: Jana Schwarz


Stand: 05.08.98
Seitenanfang