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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 3, 98

Gemeinsame Stellungnahme von Arbeitsgemeinschaften wissenschaftlicher Spezialbibliotheken zur Einstellung der Förderung des DBI im Rahmen der "Blauen Liste"

Wir, die Arbeitsgemeinschaft für juristisches Bibliotheks- und Dokumentationswesen, die Arbeitsgemeinschaft der Parlaments- und Behördenbibliotheken, die Arbeitsgemeinschaft der Kunst- und Museumsbibliotheken, der Verband kirchlich-wissenschaftlicher Bibliotheken in der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche und die Initiative Designbibliotheken, sind über die Entscheidung des Wissenschaftsrats, das Deutsche Bibliotheksinstitut (DBI) nicht weiter durch die "Blaue Liste" zu finanzieren, bestürzt und würden eine Schließung des DBI als eine kulturpolitische Fehlentscheidung ersten Ranges empfinden.

In der Vergangenheit haben wir bei unserer Arbeit in erheblichem Maße von der Existenz des DBI profitiert und verfolgen deshalb die aktuelle Entwicklung mit großer Sorge.

In den bisher in den Medien veröffentlichten Stellungnahmen aus dem Bibliothekswesen zu dem bevorstehenden Ende der DBI-Finanzierung über die "Blaue Liste" sowie auch in den entsprechenden Berichten in der Tagespresse wurde vor allem auf die standardisierten Service-Leistungen des DBI wie Zeitschriftendatenbank, Verbundkatalog, Deutsche Bibliotheksstatistik und die Bestellsysteme DBI-LINK und Subito hingewiesen, deren Existenz nun gefährdet erscheinen. Dies gilt auch uneingeschränkt für die vom DBI publizierte Zeitschrift "Bibliotheksdienst" als das für alle deutschen Bibliotheken aktuelle bibliothekarische Informationsorgan und im besonderen Maße für die "Arbeitshilfen für Spezialbibliotheken", die zu den einzelnen Themenschwerpunkten den aktuellen Entwicklungsstand widerspiegeln und praktische Entscheidungshilfen für unsere Bibliotheken darstellen.

Auch die Arbeitsgemeinschaften wissenschaftlicher Spezialbibliotheken und ihre Mitgliedsbibliotheken haben in der Vergangenheit diese Dienste in großem Umfang in Anspruch genommen und würden eine Leistungsminderung oder gar eine Einstellung dieser Dienste deutlich zu spüren bekommen. Bei vielen unserer Mitgliedsbibliotheken handelt es sich um sehr kleine Bibliotheken, die auf diese Dienstleistungen besonders angewiesen sind.

Mindestens genauso schlimm jedoch würde sich für uns ein Wegfall des "Beratungsdienstes wissenschaftliche Spezialbibliotheken" auswirken. Dieser Beratungsdienst stellte in der täglichen Arbeit der ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder der Arbeitsgemeinschaften bisher einen äußerst wichtigen Kooperationspartner dar, gab unserer Arbeit häufig entscheidende Impulse und setzte wichtige Entwicklungen in den Arbeitsgemeinschaften in Gang.

In Zeiten knapper Personal- und Sachmittel ist eine solche zentrale Stelle, die sich der gemeinsamen Probleme der Spezialbibliotheken und verwandter Einrichtungen annimmt, heute wichtiger denn je. Gerade in der momentanen Situation, in der Regelwerke spartenübergreifend und international wieder in der Diskussion sind, sowie angesichts der raschen Entwicklung der neuen Medien ist die Unterstützung durch das DBI für unsere Arbeitsgemeinschaften unverzichtbar.

Durch den Beratungsdienst, der enge Kontakte mit allen Arbeitsgemeinschaften pflegt, besteht ein wirksamer Informationsaustausch über die verschiedenen Sparten wissenschaftlicher Spezialbibliotheken hinweg mit Praktikern aus dem In- und Ausland, so daß gemeinsame Probleme rationell angegangen werden können. In diesem Zusammenhang sei beispielhaft auf die Initiative des Beratungsdienstes in jüngster Zeit zur Profilierung der One-Person Libraries hingewiesen, eine Aktivität, die mittlerweile von allen unseren Arbeitsgemeinschaften mitgetragen wird.

Es hat sich in der Vergangenheit als unverzichtbar erwiesen, daß Veranstaltungen der Arbeitsgemeinschaften unter Einbeziehung des Beratungsdienstes geplant werden, um ähnliche Aktivitäten anderer Arbeitsgemeinschaften abstimmen und ggf. bündeln zu können.

Dies gilt im besonderen Maße für Fortbildungsveranstaltungen. Den Arbeitsgemeinschaften allein ist es nicht möglich, notwendige Veranstaltungen ohne praktische und finanzielle Unterstützung des DBI durchzuführen. Die entsprechende Kooperation mit dem DBI bei Planung, Bekanntmachung und Durchführung erwies sich in der Vergangenheit als sehr erfolgreich.

Es soll nicht bestritten werden, daß die Arbeit des DBI in einigen Bereichen sicher verbesserungs- und ausbaufähig ist und teilweise andere Schwerpunkte gesetzt werden sollten. Die Aufgaben unserer Bibliotheken im Informationszeitalter des 21. Jahrhunderts erfordern enorme Anpassungs- und Entwicklungsprozesse, bei denen der Unterstützung durch die fachlichen Arbeitsgemeinschaften und durch den Beratungsdienst große Bedeutung zukommt.

Die Einschätzung des Wissenschaftsrats, die Finanzierung des DBI über die "Blaue Liste" einzustellen, da das DBI u.a. die Beratung wissenschaftlicher Bibliotheken vernachlässigt habe, können wir jedoch nicht nachvollziehen. Vielmehr sehen wir die Gefahr, daß die bisherigen wichtigen Leistungen bei einer Schließung des DBI ersatzlos wegfallen.

Anstelle einer Schließung fordern wir eine Stärkung des DBI im Bereich der Beratungsdienste, insbesondere einen Ausbau des Beratungsdienstes wissenschaftliche Spezialbibliotheken.

Arbeitsgemeinschaft für juristisches Bibliotheks- und Dokumentationswesen (AjBD) - Dr. Hans-Peter Ziegler
Arbeitsgemeinschaft der Parlaments- und Behördenbibliotheken (APBB) - Gaby Wecker
Verband kirchlich-wissenschaftlicher Bibliotheken (VkwB) in der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche (AABevK) - Armin Stephan
Initiative Designbibliotheken - Helge Aszmoneit
Arbeitsgemeinschaft der Kunst- und Museumsbibliotheken (AKMB) - Monika Steffens

unterzeichnet im Auftrag der Vertreter der Arbeitsgemeinschaften
M. Steffens


Stand: 10.03.98
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