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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 1, 98

Kreditkarten in der Tübinger Dokumentlieferung


Ludger Hüning

Vorbemerkung

Die Universitätsbibliothek Tübingen bietet seit August 1997 Kreditkarten als Zahlungsmittel in der Dokumentlieferung an. Den Rahmen dazu bildet das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt SSG-S, das, ausgehend von den Tübinger Sondersammelgebieten, zur Einführung der Dokumentlieferung an der Tübinger Universitätsbibliothek geführt hat.

Auslöser für die Planungen, Kreditkarten einzuführen, waren Anfragen in- und ausländischer Kunden. Dem Antrag an das Wissenschaftsministeriurn voraus gingen vorbereitende Gespräche mit der Universitätskasse bzw. dem Haushalts-Dezernat, dem Vertreter einer Kreditkartengesellschaft und zwischen der Universitätskasse und der Hausbank der Universität.

Nachdem der Genehmigungserlaß des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst in Stuttgart - nach Einschaltung des Finanzministeriums - eingetroffen war, unterzeichnete der Kanzler der Eberhard-Karls-Universität die Verträge mit B + S Card Service (VISA) und GZS Gesellschaft für Zahlungssysteme (Eurocard/Mastercard). Dies sind die derzeit am meisten verbreiteten Kreditkarten.

Argumente

Kreditkarten in der Dokumentfieferung bieten viele Vorteile:

Kosten

Die Kreditkartengesellschaften berechnen ein marktübliches Disagio von 3,9 %. Angesichts der Überweisungsgebühren und der Verwaltungsvereinfachung ist dies eine akzeptable Servicegebühr. Sie in Kauf zu nehmen, trägt der Auflage der wirtschaftlichen Mittelverwendung Rechnung. Außerdem verhindert im Falle einer nicht erfolgten Überweisung die Kleinbetragsregelung der Landeshaushaltsordnung von Baden-Württemberg, daß die Universitätskasse ausstehende Forderungen verfolgt. Das Geld ist verloren.

Verfahren

Die Abrechnung mit den Kreditkartengesellschaften erfolgt über die Universitätskasse offline im sogenannten Mailorder-Verfahren: Aus der Kundendatenbank wird einmal im Monat je eine Liste pro Kreditkartengesellschaft erzeugt. Diese Listen enthalten Kartennummer, Verfallsdatum und Betrag. Eine Prüfroutine kontrolliert automatisch die Plausibilität der Kartennummern. Die Listen werden, zusammen mit einer Sammel-Annahme-Anordnung, an die Universitätskasse weitergeleitet. Diese unterschreibt und faxt sie an die Kreditkartengesellschaften. Die Gutschrift auf das Konto der Universität erfolgt nach drei bis vier Wochen. Das entspricht dem normalen Zahlungsziel bei Überweisungen.

Nutzung in Zahlen

Derzeit nutzen 20 Kunden den neuen Service der UB Tübingen. 7 davon sind ausländische, 13 inländische Kunden.

11 haben uns ihre Kartennummer auf unserem Bestellformular mitgeteilt, 9 haben dazu unser Formular benutzt.

Alternativen

Ein Online-Abrechnungsverfahren (mit einem geringfügig niedrigerem Disagio von 3,6 %) lohnt sich erst bei größeren Transaktionsvolumina, da ein Transaktions-Terminal erforderlich ist. Diese sind - gekauft, geleast, gemietet - relativ teuer. Außerdem müßte die Kartennummer von Hand eingetippt werden, da die Karte nicht vorliegt. Langfristig ist es sicher sinnvoll, eine Erhöhung der Transaktionsvolumina (und eine Reduzierung des Disagios) anzustreben, indem Kreditkarten als Zahlungsmittel für sämtliche Produkte und Dienstleistungen der Universitätsbibliothek bzw. der Universität Tübingen angeboten werden.

In diesen Zusammenhang gehören auch Planungen, Chipkarten als kombinierten Studenten- und Benutzungsausweis mit Zahlungsfunktion einzuführen. Über das Angebot, mit EC-Karten zu bezahlen, sollte ebenfalls nachgedacht werden. Neben der Barzahlung wäre dies eine kundenfreundliche Alternative, an der Leihstelle oder in der Lehrbuchsammlung Mahngebühren zu bezahlen.

Die seit August 1997 gemachten Erfahrungen mit den Kreditkarten sind positiv. Der Routinebetrieb der Zahlungsabwicklung läuft völlig problemlos. Auch Kunden. die mit unserem WWW-Formular über das Internet Aufsätze oder Bücher bestellen, übermitteln uns auf diesem Wege ihre Kreditkartennummer. Ähnlich verfahren Kunden, die über das Internet bestellen und den Bankeinzug als bequemes Zahlungsmittel wählen. Bis heute ist keinerlei Mißbrauch aufgetreten.

Die Dokumentlieferung, das beweisen derzeit die vielen Namen, unter denen sie von den Bibliotheken angeboten wird, aber auch die Bemühungen, SUBITO als bundesweit einheitliches Dach in diesem Bereich einzuführen, ist aus dem Geflecht von Wissenschaft, Wirtschaft und Bibliotheken nicht mehr wegzudenken. Im Dienstleistungsspektrum einer modernen Universitätsbibliothek sollten daher Kreditkarten als kundenfreundlicher Service nicht fehlen.


Stand: 19.01.98
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