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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 7, 97

Das Internet als Quelle bibliographischer Ermittlung und elektronischer Beschaffung 1)

Hans Hehl

I. Die gegenwärtige Situation

Die bibliographische Ermittlung mittels Internet gehört inzwischen, obwohl die Voraussetzungen dafür erst mit der Entwicklung des Internet vor wenigen Jahren geschaffen wurden, zur selbstverständlichen Routine oder sogar zur Notwendigkeit der täglichen Recherchearbeit in einer Bibliothek. Schon der Zugriff auf die regionalen Verbundsysteme erfordert das Internet. Mittlerweile gelten zumindest der Telnet-Zugang zum DBI-LINK und der WWW-Zugang zum Karlsruher Virtuellen Katalog (KVK) als unerläßliche Werkzeuge der bibliographischen Ermittlung und vor allem des Standortnachweises. Darüber hinaus wird man auch nicht mehr auf die Online-Verbindung zur Library of Congress, zur Bibliothèque Nationale und zu einigen anderen großen Bibliotheks- und Verbundsystemen verzichten wollen.

Nachdem innerhalb weniger Jahre sich die Recherchearbeit zunächst von der Suche in Mikrofichekatalogen immer mehr in den Online-Bereich (lokale Online-Kataloge und CD-ROMs) verlagert hat, wird mit dem Zugriff auf das Internet eine ganz neue Dimension eröffnet, indem man nun auf die Datenbanken und Online-Bibliotheken in der ganzen Welt zugreifen kann. Auf diese Weise kann man - und dies ist ein nicht zu unterschätzender Gesichtspunkt - in Zukunft bei der bibliographischen Ausstattung der Bibliotheken auf manche teure gedruckte Bibliographie und auch auf manche CD-ROM verzichten. Selbst einige Nationalbibliographien - die im Internet vorhandenen sind meistens kostenpflichtig - sind durch online erreichbare Nationalbibliotheken ersetzbar. Voraussetzung dafür ist allerdings die verbreitete und gründliche Kenntnis der Möglichkeiten des Zugangs zu Online-Bibliotheken und Datenbanken unter Bibliothekaren und Benutzern, eine Voraussetzung, die bisher wohl noch nicht überall gegeben ist.

II. Zugang zu Online-Bibliotheken

In Deutschland kann man inzwischen jede Universitäts- und jede sonstige wichtige Bibliothek online erreichen. Dasselbe gilt für die meisten Universitäts- und größeren Bibliotheken Europas, Amerikas, Australiens, Südafrikas und einiger Länder Ostasiens. Selbst China ist durch einen guten Gateway erreichbar. Nicht so gut sind bisher die Bibliotheken der osteuropäischen Länder online zugänglich.

Natürlich spielen die vielen einzelnen Online-Bibliotheken in der bibliothekarischen Praxis meistens eine nur sehr untergeordnete Rolle. Sie können aber sehr nützlich sein, wenn z. B. Literatur unter einem regionalen Gesichtspunkt gesucht wird. Literatur über Umweltprobleme in New Mexico wird man in der University Library of New Mexico finden, Schriften über das nordirische Problem in der University Library of Belfast usw. Dies sind Beispiele aus der Praxis. So wurden etwa jeweils 30 Titel zu diesen Themen bestellt, von denen jeweils die meisten Titel in der University Library of Belfast bzw. in der University Library of New Mexico zu finden waren.

Für den Zugang zu Online-Bibliotheken kann man mittlerweile auf einige sehr umfassende Adressenseiten des WWW zurückgreifen, z. B. auf die Seite Bibliotheken Bücher und Berichte / Verzeichnis der deutschsprachigen abfragbaren Kataloge und Institutionen der Universität Hannover (http://www.laum.uni-hannover.de/iln/bibliotheken/bibliotheken.html).

Von den Hyperlinks dieser Seite aus sind praktisch alle wichtigen Online-Bibliotheken zu erreichen, die weltweiten Online-Bibliotheken über die Seite Außeruniversitäre und weltweite Bibliothekskataloge (http://www.laum.uni-hannover.de/iln/bibliotheken/kataloge-extra.html).

Eine weitere sehr umfangreiche Liste von Online-Bibliotheken enthält der Bibliographische Werkzeugkasten bzw. Hans-Dieter Hartges´s Bookmarks des Hochschulbibliothekszentrums NRW (http://www.hbz-nrw.de/novell/etc/bookmark.htm).

Auch hier kann man zu den aufgeführten Online-Bibliotheken und Datenbanken entweder über eine Telnet-Verbindung oder einen WWW-Gateway gelangen.

Ein anderer, leicht zu bedienender Zugang zu Online-Bibliotheken kann über eine der speziellen Bibliotheks-Suchmaschinen erfolgen:

Search Hytelnethttp://library.usask.ca/cgi-bin/wwwwais-hytelnet
Online-Libraries Catalogshttp://galaxy.einet.net/hytelnet/SITES1.html
Libweb Keyword Searchhttp://www.ohiolink.edu/cgi-bin/libweb-search.pl

Während Search Hytelnet und Online-Libraries Catalogs ausschließlich der Suche nach Telnet-Verbindungen dienen, können mit der Suchhilfe Libweb Keyword Search sowohl WWW-Gateways als auch Telnet-Verbindungen zu Bibliotheken gesucht werden.

Als Ergebnis der Suche wird jeweils die WWW-Adressenseite der gesuchten Bibliothek angezeigt, von der aus wieder über Hyperlinks entweder ein WWW- oder Telnet-Zugang zu dieser Bibliothek geöffnet wird.

III. Suchmöglichkeiten im Internet

Die Recherche in mehr oder weniger weit entfernten Online-Bibliotheken ist aber nur eine der Möglichkeiten des Internet. Eine weitere fast unerschöpfliche Quelle bibliographischer Ermittlung bilden die zahlreich im WWW vorhandenen kleineren oder größeren Datenbanken, die Schriftenverzeichnisse von Autoren, wissenschaftlichen Gesellschaften und Institutionen oder die Volltexte von elektronischen Publikationen.

Das Problem, diese zunächst verborgenen Quellen zu finden, kann durch den Einsatz einiger sehr effizienter universeller Suchmaschinen gelöst werden.

Unter den zahlreichen Suchmaschinen sind zu empfehlen:

Altavistahttp://www.altavista.telia.com/cgi-bin/telia?country=de&lang=de
Lycos http://www-german.lycos.com/
Infoseekhttp://www2.infoseek.com/
Webcrawler http://webcrawler.com/
SavvySearchhttp://guaraldi.cs.colostate.edu:2000/form

Die bibliographische Ermittlung mittels allgemeiner Suchmaschine mag zunächst etwas abwegig erscheinen, hat sich aber in der Praxis in vielen Fällen und meist ohne größeren Zeitaufwand bewährt.

Allgemeine Suchmaschinen können eingesetzt werden zur thematischen bibliographischen Suche, zur Suche nach Autoren, Körperschaften, Kongressen, Zeitschriften, Verlagen und Datenbanken und - etwas seltener - auch zur direkten Titelsuche.

Neuere Verlagsschriften können über die im WWW zahlreich enthaltenen Verlagskataloge, neuere Schriften von Körperschaften über die Verzeichnisse und Datenbanken dieser Körperschaften gefunden werden.

Viele Autoren, vor allem der Computerwissenschaft, aber auch zunehmend anderer Wissensgebiete präsentieren sich mit ihren Veröffentlichungen im Internet.

Zahlreiche, vor allem die neuesten Kongresse sind im WWW zu finden, auch viele Zeitschriften, oft elektronisch und nicht frei zugänglich, aber wenigstens über frei einsehbare Inhaltsverzeichnisse recherchierbar.

Beispiele aus der Praxis

Schriften, die primär im Internet etwa als HTM-Schriften veröffentlicht werden, sind natürlich auch zunächst oder ausschließlich über eine WWW-Suchmaschine zu finden.

Dazu ein Beispiel aus der Praxis:

Bestellt wurde Survey of the State of the art in the human language technology (http://www.cse.ogi.edu/CSLU/HLTsurvey/HLTsurvey.html). Nach vergeblichem Suchen in den üblichen Onlinekatalogen wurde eine Suche über SavvySearch gestartet. Nach Eintippen von art human language wurde der Titel als einer der vom WebCrawler angezeigten Treffer gefunden. Dabei stellte sich heraus, daß es sich um eine sehr umfangreiche WWW-Publikation handelt, die außerdem auch in einer Postskriptversion vorliegt.

Ein weiteres Beispiel: Eine amerikanische Master Thesis von M. Torrance über communication with robots wurde bestellt. Master Theses sind bekanntlich zum großen Teil bibliographisch nicht nachweisbar. Da es sich um eine computerwissenschaftliche Thesis handelte, war aber zu vermuten, daß diese vielleicht im Internet angezeigt sein könnte. Der Titel wurde auch sogleich nach Eintippen von communication und robots über Lycos gefunden und war auch in elektronischer Form als Postskript zu erhalten.

Ein weiteres Beispiel war die Bestellung eines Rapports des französischen Senats. Die Reihe der Rapports war zwar zu finden, aber kein Standort für die angegebene Nummer. Da erfahrungsgemäß im Internet sich viele staatliche Institutionen präsentieren, wurde auch hier eine Suchmaschine (Altavista) zu Rate gezogen, die nach dem Eintippen von france und senat mit dem ersten Treffer die entsprechende Körperschaft (http://www.senat.fr/somm.html) anzeigte mit einem Link zu den Rapports. Auf diese Weise war nicht nur der betreffende Rapport zu finden, sondern auch der Volltext des Rapports als HTM-Schrift.

Schließlich ein letztes Beispiel: Bestellt wurde ein französischer Glossar zum Internet. Die Vermutung, daß sich dieser auch im Internet befinden könnte und zwar als HTM-Schrift, bestätigte sich auch hier.

Bei den erwähnten Beispielen handelte es sich jedes Mal um eine gezielte Suche nach einem bestimmten Titel. In diesen Fällen waren es Titel, die sich im Laufe der Recherche als elektronische Publikationen erwiesen. Solche Fälle sind natürlich besonders spektakulär und auch relativ selten. Auf die vielen "bloß" bibliographisch über Suchmaschinen ermittelten Titel soll hier nicht näher eingegangen werden.

Wahrscheinlich größer aber ist der Nutzen des Internet für eine sachliche Suche, ein Gesichtspunkt, der in erster Linie den Literatur suchenden Benutzer interessieren müßte.

Die folgenden Datenbanken sollten daher auch unter diesem Gesichtspunkt bewertet werden.

IV. Datenbanken

Das Gebiet der bibliographischen Datenbanken im Internet ist besonders unübersichtlich und verwirrend. Man findet hier zunächst die großen fachbibliographischen Datenbanken wieder, die im allgemeinen an jeder größeren Bibliothek als CD-ROMs lokal vorhanden und für die Benutzer dieser Bibliotheken frei zugänglich sind. Im Internet werden diese verständlicherweise fast nur mit kostenpflichtigem Zugang angeboten. Es gibt aber einige Ausnahmen:
Medline, ERIC und Current Contents sind auch in freien WWW-Versionen vorhanden. Daneben werden mehrere freie Demo-Versionen von Datenbanken angeboten.

Die im Internet anzutreffenden frei zugänglichen Datenbanken umfassen einige allgemeine Aufsatzdatenbanken, Datenbanken zu Dissertationen, Government Publications und Patenten, Datenbanken von staatlichen Institutionen und wissenschaftlichen Gesellschaften und einige fachbibliographische Datenbanken. Diese Datenbanken sind durchweg über leicht zu bedienende WWW-Gateways recherchierbar. Daneben gibt es noch einige Datenbanken sowohl mit Telnet- als auch mit WWW-Zugang (z. B. Uncover und Government Publications Network). Gegenwärtig werden immer mehr Telnet-Zugänge zu Datenbanken und auch zu Onlinebibliotheken durch WWW-Zugänge ergänzt, manchmal auch ganz ersetzt, sodaß die Zahl der Datenbanken nur mit Telnet-Zugang ständig abnimmt.

Aufsatzdatenbanken

Gegenwärtig kann man (noch?) auf drei freie und auch recht effiziente allgemeine Aufsatzdatenbanken zugreifen:
Uncover http://www.carl.org/uncover.html
Search Current Contents (since 1994)http://utcat.library.utoronto.ca:8002/db/CCBACK/search.html)
Jade (Journal Articles Database)http://www.ub.uni-bielefeld.de/netahtml/jabl1.html

Datenbanken besonderer Schriftenarten

Zur Titelrecherche vorwiegend amerikanischer Dissertationen kann man die Datenbank UMI Dissertation Express (http://wwwlib.umi.com/dxweb/) verwenden. Die ebenfalls von University Microfilms herausgegebene Proquest Digital Dissertations (http://wwwlib.umi.com/solutions/2.0.html) dient dem Nachweis elektronischer Dissertationen. Der kostenlose Zugriff ist aber hier auf die Suche innerhalb eines Quartals (z. Z. Oktober-Dezember 1996) beschränkt.

Für die zahlreichen Publikationen von internationalen Organisationen, wie der Europäischen Gemeinschaften, FAO, UNESCO, UN, World Bank u. a. und der britischen und amerikanischen amtlichen Schriften kann man auf die Datenbank Government Publications Network (http://www.bernan.com/GPN_Search.html) zurückgreifen, die außerdem noch als Telnet-Verbindung existiert.

Schließlich können auch die amerikanischen Patente ab 1977 über U.S. Patent Boolean Search Page (http://patents.cnidr.org/access/searchbool.html) kostenlos recherchiet werden, was für den naturwissenschaftlich-technischen Benutzerkreis von großem Interesse sein dürfte.

Fachbibliographische Datenbanken

Ich nenne hier nur die folgenden in der Praxis besonders bewährten Datenbanken, die eine wertvolle Ergänzung zu den üblichen CD-ROM-Fachdatenbanken darstellen:

Für die umfangreiche computerwissenschaftliche Literatur kann man die WWW-Suchseite Collection of Computer Science Bibliographies(http://liinwww.ira.uka.de/bibliography/index.html) und für den Nachweis elektronischer computerwissenschaftlicher Reports, Papers und Theses die Suchmaschinen UCSTRI (http://www.cs.indiana.edu:800/cstr/search) und NCSTR (http://cs-tr.cs.cornell.edu/) verwenden.

Mathematische Literatur kann mit MathDatabase 1931-1996 (http://www.emis.de/cgi-bin/MATH) und MathSciNet Search (http://emath.ams.org:80/msnprhtml/review_search.htm) gesucht werden, wobei die erstere nur für eine gezielte Suche geeignet ist, weil sie in dieser frei zugänglichen Version nur bis zu drei Treffer als Ergebnis anzeigt.

Für die oft schwer nachzuweisenden Economic Working Papers existiert nun im WWW eine eigene Suchmaschine NetEc (http://netec.mcc.ac.uk/%7eadnetec/local/search.html). Mit dieser können sowohl gedruckte als auch elektronische Papers gesucht werden.

Amerikanische Forschungsinstitutionen und wissenschaftliche Gesellschaften

Wer mit bibliographischen Recherchen zu tun hat, weiß um die Schwierigkeit, die vielen Reports amerikanischer Institutionen zu ermitteln oder zu beschaffen. Glücklicherweise sind aber gerade diese Institutionen jetzt sehr zahlreich im Internet vertreten, so daß nun mancher vorher nicht nachweisbare Titel zu ermitteln und u. U. sogar elektronisch zu beschaffen ist.

Hierzu ein Beispiel:

Bestellt wurden zwei Reports des Los Alamos National Laboratory. Nach vergeblicher konventioneller Suche wurde zunächst das Institut über eine Suchmaschine gesucht und auch sogleich gefunden. Von der Homepage dieser Institution (http://www.lanl.gov/Public/Welcome.html) war ein Telnet-Zugang zur Bibliothek (inzwischen existiert auch ein WWW-Zugang) vorhanden. Die Recherche in der Bibliothek führte nicht nur zu den gesuchten Titeln, sondern auch zu den bei den Titeln angegebenen WWW-Adressen, womit diese elektronisch zu beschaffen waren. Die Bestellerin wurde darauf aufmerksam gemacht. Sie konnte so noch weitere Titel in elektronischer Form erwerben.

Weitere Institutionen mit umfangreichem Schriftennachweis, z. T. auch mit elektronischem Schriftenangebot, sind:

das Lawrence Livermore National Labroratory http://www.llnl.gov/
die NASA Forschungszentrenhttp://techreports.larc.nasa.gov/cgi-bin/NTRS
das Oak Ridge National Laboratory http://www.ornl.gov/
das National Renewable Energy Laboratory http://www.nrel.gov/
die National Science Foundation http://www.nsf.gov/start.htm
das National Research Council http://www.nas.edu/
der U.S. Geological Survey http://www.usgs.gov/
die Environmental Protection Agency der USAhttp://www.epa.gov/natlibra/

(Außer dem Los Alamos National Laboratory verfügen auch das Lawrence Livermore National Laboratory, das Oak Ridge National Laboratory und die Environmental Protection Agency über eigene Bibliotheken.)

Unter den zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften sind z. B. zu nennen:

die Rand Corportation http://www.rand.org/
die Society of Photo-Optical and Instrumentation Engineers (SPIE) http://www.spie.org/home.htm
das Electric Power Research Institute (EPRI)http://www.epri.com/
die Electrochemical Society http://www.electrochem.org/ecs/ecs.html
das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) http://engine.ieee.org/
die American Chemical Society (gopher) gopher://acsinfo.acs.org/
die American Geophysical Union http://earth.agu.org/
das American Institute of Physics http://www.aip.org/publications.html
die American Mathematical Society http://e-math.ams.org/

V. Elektronische Publikationen

Wir begegneten bereits einigen Schriften, die sich im Laufe der Recherche schließlich als elektronische Publikationen erwiesen. In der Welt des WWW stoßen wir auf solche unter verschiedenen Bezeichnungen: Als electronic oder online Books, Journals, Papers, Reports, Theses, Preprints usw. Weitere Bezeichnungen sind digital, full text, etext.

Entweder sind sie als HTM-Dateien vollständig auf WWW-Seiten darstellbar oder sie sind als meist komprimierte Dateien auf FTP-Servern gespeichert und können über Hyperlinks von WWW-Seiten aus abgerufen werden.

Man unterscheidet:

Zu den letzteren zählen vor allem die inzwischen schon zahlreich vorhandenen electronic oder online books, das sind überwiegend Standardwerke der Weltliteratur und der anglo-amerikanischen Klassiker. Außerdem bestehen zahlreiche Projekte zur umfangreichen Digitalisierung von älteren, wertvollen Schriften oder auch ganzen Teilbereichen von Bibliotheken, wie bei der LOC, BN Paris, der Bayerischen Staatsbibliothek usw.

Einen ersten Eindruck von dem augenblicklichen Angebot an electronic books kann die Seite Online-Books Page (http://www.cs.cmu.edu/books.html) vermitteln. Von dieser Seite aus führt z. B. ein Link zu einer Liste der täglich neu hinzukommenden online books. In dieser findet man neben vielen Klassikern der Weltliteratur und der angloamerikanischen Literatur auch viele vom National Research Council herausgegebene wissenschaftliche Werke.

Suche nach elektronischen Publikationen

Über eine der allgemeinen Suchmaschinen ist eine elektronische Publikation zu finden, wenn sie als HTM-Schrift existiert oder sich wenigstens ein Hinweis auf sie im WWW befindet (z. B. in einem Schriftenverzeichnis eines Autors oder einer Körperschaft).

Für Computerwissenschaftliche Reports und Theses und Economic Working Papers bieten sich die schon genannten Suchmaschinen UCSTRI, NCSTR and NetEc an.

Bei den von den amerikanischen Forschungsinstuten herausgebenen elektronischen Publikationen kann man auf die entsprechenden Datenbanken dieser Institute zugreifen:

Langley Research Center (NASA) (ausschließlich)
Dryden Flight Research Center (NASA) (größtenteils)
ICASE (Institute for Computer Applications in Science and Engineering) (NASA) (größtenteils)
NACA Reports (full text) (NASA) (ausschließlich)
Los Alamos National Laboratory Research Library (teilweise)
Lawrence Livermore National Laboratory Documents online (ausschließlich)
NSF Online Documents (National Science Foundation U.S.) (ausschließlich)
National Research Council (U.S.) (teilweise)
EPA. National Publications Search (teilweise)
U.S. Geological Survey Publications and Data Products (teilweise)

(Die Anzahl der von den einzelnen Instituten angebotenen elektronischen Publikationen ist allerdings sehr unterschiedlich: Langley 1051, Lawrence Livermore 3404, Dryden ca. 200, ICASE ca. 300, NACA nur 31.)

Für alle Preprints der Physik und Mathematik kann man die globale Preprint-Suchmaschine One-shot world wide preprints search (http://www.ictp.trieste.it/indexes/preprints.html) und für Preprints der Physik die Suchmaschinen FORM XXX Physics preprint e-print archive (http://xxx.lanl.gov/xxxform.html) und CERN Preprint Server (http://preprints.cern.ch/) verwenden.

Schließlich ist noch eine Suche über eine FTP-Suchmaschine möglich. Über diese lassen sich elektronische Publikationen finden, falls der Verfassername (z. B. einer Thesis) als Bezeichnung innerhalb des Pfadnamens der gespeicherten Datei vorkommt. Das ist aber leider nicht immer der Fall. So werden z. B. viele auf FTP-Servern gespeicherte Theses auch mit einer sehr abgekürzten Form des Namens, sogar nur mit dem Vornamen des betreffenden Verfassers bezeichnet, oder die Namensbezeichnung fehlt ganz.

In den nicht seltenen Fällen, da von einer WWW-Seite aus auf eine Thesis hingewiesen wird, kann diese mit einer der allgemeinen Suchmaschine ermittelt werden.

Die Schwierigkeit der Ermittlung von elektronischen Publikationen sollen die folgenden Beispiele zeigen:

Bestellt wurde die Dissertation von Luis Miguel über The Design of a CASE Environment Architecture and the Performance Evaluation of Database Designs for Software Documents. Der Titel wurde zwar gefunden, aber ohne ausleihbaren Standort. Da es sich um eine computerwissenschaftliche Thesis handelte, war die Annahme berechtigt, daß sie auch in elektronischer Form vorliegen könnte. Zunächst war die Suche über eine allgemeine Suchmaschine und auch über UCSTRI erfolglos. Erst über die Suchmaschine Networked Computer Science Technical Reports Library (NCSTR) (http://cs-tr.cs.cornell.edu/) wurde der Titel nach Eintippen von miguel als elektronische Publikation gefunden.

Ein zweites Beispiel: Bestellt wurde die Diplomarbeit von Ulrich Sellner über Firewall Systeme für die Sicherheit im Internet. Auch diese wurde weder über eine allgemeine Suchmaschine noch über UCSTRI, sondern nur über NCSTR gefunden.

Ausblick

Der große Vorteil elektronischer Publikationen liegt in ihrer leichten Verfügbarkeit und Beschaffbarkeit über alle Grenzen hinweg. Dissertationen, Theses und schwer nachweisbare Papers und Reports können nun häufiger (leider nicht immer) nicht nur nachgewiesen, sondern mitunter auch beschafft werden.

Damit ist neben der bibliographischen Ermittlung von Literatur eine weitere, zukunftsweisende Möglichkeit des Internet, die elektronische Beschaffbarkeit, teilweise verwirklicht. Diese wird sich zunächst weiter auf Schriften ausdehnen, für die kein kommerzielles Interesse besteht, auf Dissertationen und Theses aller Fachgebiete und auf die von staatlichen Institutionen herausgegebenen Schriften und Reports.

Vom Bibliothekar wird nun erwartet, daß er mit den computertechnischen Abläufen, mit Datentransfer, Dateiformaten und Entkomprimierungsprogrammen umgehen kann und auch den Benutzer in dieser Hinsicht beraten kann.

Im Augenblick gewinnt das Internet als Werkzeug zu Beschaffung von Literatur noch eine weitere, fast revolutionäre Bedeutung, da es nun möglich wird (bzw. teilweise schon möglich ist), Literatur nicht nur online bei einer Bibliothek direkt zu bestellen, sondern auch über E-Mail oder FTP von dieser Bibliothek zu empfangen. Hierbei wird der in gedruckter Form vorliegende Titel (zunächst handelt es sich dabei um Aufsätze) nach Eingang der Bestellung in die elektronische Form umgewandelt und dann in dieser Form an die bestellende Bibliothek oder auch an den Benutzer direkt geschickt. Das ist schon jetzt über JASON/NRW und einige Sondersammelgebietsbibliotheken (Saarbrücken, Tübingen, Frankfurt und Köln) und demnächst über den DBV-OSI-Verbund im größeren Umfang wenigstens innerhalb Deutschlands möglich.

1) Dieser Aufsatz stellt in gewisser Weise eine Zusammenfassung meiner HTM-Publikation "Bibliographische Recherche im Internet" dar. Diese ist über die URL-Adresse ftp://ftp.uni-regensburg.de/pub/docs/bib/bibrech abrufbar. Alle hier angegebenen WWW-Adressen finden Sie darin als Hyperlinks wieder.


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