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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 7, 97

Infobase 1997: eine Nachbetrachtung

Jörg Schlegel

Infobase - das ist die Fachmesse zu den Themen Beschaffung, Archivierung und Bereitstellung von Informationen. Sie fand 1997 schon zum 13. Mal statt, vom 14. - 16. Mai in Frankfurt am Main. Die Zahl von 240 Ausstellern und etwa 6.000 Messebesuchern dokumentiert das anhaltende Interesse an dieser Veranstaltung. Schon traditionsgemäß wird parallel zur Infobase die DGD-Online-Tagung als messebegleitender Fachkongreß durchgeführt.

Unter dem Motto "Your Link to Internet and Multimedia" wurde eine umfassende Übersicht zu Meinungen, Trends und Neuentwicklungen aus den Bereichen Informationsangebot, Informationsvermittlung und Informationspräsentation geboten. Die mehr als 60 Referenten der Online-Tagung entwickelten unter der Thematik "Die Zukunft der Recherche : Rechte, Ressourcen und Referenzen der Informationsvermittlung" ihre Vorstellungen zu aktuellen Problemen und ungelösten Fragen dieses Wirtschaftszweigs.

Die Schwerpunktthemen bezogen sich auf neue Entwicklungen im Rahmen des Informationsmanagements, auf nötige Veränderungen im Berufsbild des Informationsvermittlers, die Bewältigung der steigenden Informationsflut, Übernahme von Internet-Technologien für interne Netze, die Auswirkungen des Electronic Publishing und die damit im Zusammenhang stehenden Probleme des Urheberrechts, neue digitale Bibliotheksdienste und elektronische Zahlungssysteme.

Die Zahl der Aussteller, Exponate und Fachvorträge war auch 1997 wieder so groß, daß hier nur auszugsweise berichtet werden kann.

Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung der Online-Tagung sprach der Geschäftsführer der Messe Frankfurt, Herr Markau, von einem boomenden Informationsmarkt. 1996 sei ein Umsatz von 1,7 Mrd. für die Informationsbranche erreicht worden. Das bedeutet eine Steigerung von 14 % gegenüber dem Vorjahr. Umfragen lassen erkennen, daß auch 1997 ein erneutes Rekordergebnis zu erwarten ist. Vor dem Hintergrund dieser erfreulichen Entwicklung forderte der neugewählte Präsident der DGD, Dr. Leonhard, von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, Information als Rohstoff zu begreifen und die erforderlichen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung zu schaffen. Der Festvortrag, gehalten von Dr. Schwarz (Baden Baden), befaßte sich mit dem Thema "Urheberrecht und Leistungsschutzrechte auf dem Gebiet der Online-Medien". Der Referent konnte keine Lösungskonzepte für die vielen strittigen Fragen auf diesem Feld anbieten, zumal er als Verleger naturgemäß die Anbieterseite vertrat. Die Verlage geben vor, das geistige Eigentum der Autoren schützen zu wollen, möchten aber auch mit elektronischen Medien hohe Gewinne erwirtschaften. Wie unter dieser Prämisse dem Grundrecht nach freiem bzw. kostengünstigem Zugang zu Informationen entsprochen werden kann, blieb im Vortrag offen.

Die Vorträge im Rahmen der Online-Tagung wurden themenbezogen in Sessions zusammengefaßt.

Im Rahmen der Session 2 "Elektronische Publikation" berichtete Prof. Endres (München) über das MeDoc-Projekt. Der Begriff MeDoc steht für multimediale elektronische Dokumente. Das Projekt dient zur Entwicklung und Erprobung volltext-basierter Informationsdienste aus dem Bereich der Informatik. Zur Zeit durchläuft es die Evaluierungsphase. Das Kernstück des Projekts ist eine verteilte, digitale Bibliothek, in der die Volltexte (Bücher und Zeitschriften) als kostenpflichtige und kostenlose Dokumente zur Online-Benutzung verfügbar gemacht werden. Im Rahmen von MeDoc werden ARIADNE und NCSTRL bereitgestellt. Ariadne ermöglicht den Zugang zu begutachteten und klassifizierten Internet-Quellen. NCSTRL (Networked Computer Science Technical Report Library) ist ein in den USA entwickeltes Projekt zur Bereitstellung von Institutsberichten. Im Rahmen von MeDoc wurde eine deutsche Entsprechung für die Speicherung von Dissertationen, Diplomarbeiten und Vorlesungsmanuskripten entwickelt und auf einem Server installiert. Als Präsentationsformate werden in MeDoc PDF und HTML verwendet. Postscript kommt für die Darstellung von Zeitschriften zur Anwendung.

Mit Präsentations- und Speicherformaten für elektronische Dokumente befaßte sich auch Herr Hofmeyer (Rimpar). SGML erweist sich immer mehr als optimales Speicherformat. Es ermöglicht zwar nur eine logische Strukturierung der Dokumente, doch lassen sich daraus die unterschiedlichsten Präsentationsformate ableiten.

In der Session 4 beschäftigte man sich mit dem Thema Electronic Cash.

Die goldenen Zeiten des freien und kostenlosen Zugangs zu den Informationsangeboten sind vorbei. Nicht nur Dienstleistungen werden verstärkt kostenpflichtig angeboten, zunehmend wird das Netz auch zum Vertrieb von Produkten genutzt. Bisher fehlt es jedoch an geeigneten Verfahren zur Zahlung. Die ungesicherte Übertragung von Kreditkartennummern oder Lieferung gegen Rechnung kann auf Dauer nicht die Lösung darstellen. Die verschiedensten Unternehmen forschen gegenwärtig nach geeigneten Zahlungsmöglichkeiten. Die zwischen Banken und Finanzinstituten üblichen Verfahren (Nutzung separater Netze und spezieller Protokolle) sind im Internet nicht anwendbar. Für hochpreisige Waren werden gegenwärtig sichere Verfahren für Kreditkartenzahlungen auf Basis des SET-Standards (Secure Electronic Transaction) entwickelt. Bei niedrigpreisigen Podukten sind solche Lösungen wegen der hohen Gebühren nicht geeignet. Hier sollen verstärkt elektronische Geldbörsen, die vor dem Zahlvorgang elektronisch aufgeladen werden, zum Einsatz kommen. Derartige Zahlungssysteme können hardware- oder softwaremäßig realisiert werden. Berichtet wurde u. a. vom "ecash-System", das die Deutsche Bank in Kooperation mit der Firma Digicash entwickelt. Das System soll die Forderungen nach Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit weitgehend erfüllen können.

In der Session 6 wurde über das Thema "Externe Informationsvermittlung" diskutiert.

Frau Wolff (Köln) vertritt wie viele Fachkollegen die Meinung, daß professionelle Informationsvermittler auch die Informationsangebote des Internet in ihre Ermittlungstätigkeit einbeziehen müssen. Sie begründet ihre Meinung mit der steigenden Zahl der Datenbestände, die nur noch im Netz verfügbar sind (z. B. elektronische Zeitschriften, Informationsbestände der Hochschulen, Produktinformationen Hersteller). Auch die klassischen Hosts bieten verstärkt für ihre Datenbanken einen WWW-Zugang an. Das kann für den ungeübten Nutzer durchaus vorteihaft sein. Die hohen Datex-P-Kosten entfallen, Anschaltzeiten für die Datenbanknutzung werden nicht berechnet und Ergebnisse in unterschiedlichen Austauschformaten (u.a. HTML) angeboten. Unbefriedigend für den professionellen Rechercheur sind jedoch die langen Antwortzeiten und vielfach das Fehlen von wichtigen Funktionen wie Speicherung des Suchprofils, Fehlen der Crossfile-Suche und die Möglichkeiten der Dubletteneliminierung.

Dr. Schwarz-Kaske (München) stellte provokatorisch die Frage, ob im Zeitalter des Internet und der weitverbreiteten Tendenz zu Endnutzerrecherchen der klassische Informationsvermittler überhaupt noch eine Zukunft hat. Er meint, daß sich dessen Tätigkeit verändern muß. Im Gegensatz zur bisherigen Praxis wird sich der Informationsvermittler künftig nicht auf die reine Beschaffung der verlangten Informationen beschränken können, sondern er wird sein Fachwissen in Form einer Dienstleistung als Full-Service anbieten müssen, d.h. Informationen beschaffen, zielgerichtet filtern und bewerten.

Aus Kostengründen wird es in Unternehmen auch zu einer Neustrukturierung der Bereiche Bibliothek, Dokumentation, Archiv und Information kommen. Dort, wo solche Bereiche bisher getrennt existierten, werden diese möglicherweise zusammengelegt. In kleineren Einrichtungen wird es zum Outsourcing von Informationsdienstleistungen kommen.

Internet-Entwicklungen wurden in der Session 7 besprochen.

Virtual-Reality-Technologien werden in Zukunft kontextbezogene, visuelle Recherchen in Informationsräumen gestatten. Retrievalsoftware, die unter Verwendung der Programmiersprache Java entwickelt wird, bietet neue Möglichkeiten des Zugriffs auf Datenbanken.

Die benötigten Informationen aus der Fülle des Angebots herauszufiltern, wird allerdings auch in Zukunft nur möglich sein, wenn die Quellen formal und inhaltlich in nötiger Tiefe erschlossen sind. Für die meisten Internetquellen trifft dies nicht zu. Die Folge ist, daß Suchmaschinen eine Vielzahl von nichtrelevanten Treffern liefern.

Über die Bemühungen, Internetquellen um Metadaten zu ergänzen, die eine Verbesserung der Erschließung ermöglichen würden, berichtete Frau Dr. Rusch-Feja (Berlin).

Durch Metadata Tags werden zusätzliche inhaltliche und formale Aspekte mit den Objekten verbunden. Sie können von dafür spezialisierten Suchmaschinen ausgewertet werden und im Ergebnis zu präziseren Suchergebnissen führen. Für die Erfassung von Metadaten existieren verschiedene Schemata. Das bekannteste - "Dublin Core" (benannt nach dem ersten Tagungsort) - wurde von Bibliothekaren und Informationswissenschaftlern entwickelt. Es legt einen Minimalsatz von Erschließungselementen (Titel, Verfasser, Thema, Beschreibung, Verleger, Datum, Format, usw.) fest, die in HTML-Dokumente eingebettet werden.

Die Sessions 8 und 16 waren rein bibliothekarischen Themen vorbehalten.

Prof. Fellner (Bonn) erläuterte die Forschungsschwerpunkte des DFG-Projekts "Digitale Bibliotheken". Bibliotheken befassen sich von jeher mit der Sammlung, Systematisierung, Verwaltung und Vermittlung von Informationen. Die immaterielle Form der elektronischen Information bedingt, dafür neue Methoden einzusetzen. Die DFG unterstützt Forschungsprojekte, die eine Entwicklung geeigneter Verfahren zur effektiven Verwaltung und Vermittlung digitaler Dokumente zum Inhalt haben (Multimediataugliche Datenbanksysteme, semantische Informationsfilter usw.).

Online-Benutzung der Bibliotheksbestände bedingt hohe Anforderungen an Durchsatz und Antwortzeitverhalten. Die gegenwärtig eingesetzten Systeme können das Geforderte nicht leisten. Deshalb liegt ein weiterer Schwerpunkt der Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Datenkompression und Datenübertragung.

Das Fernziel bei der Aus- und Fortbildung ist der Einsatz von multimedialen Lehr- und Lernsystemen. Für die Realisierung sind einfache Werkzeuge für Entwicklung und Nutzung auf Grundlage einheitlicher, hardwareunabhängiger Standards erforderlich. Auch dafür sieht die DFG Entwicklungsbedarf.

Die Rollenverteilung in der Publikations- und Informationskette zwischen Autor und Endnutzer unterliegt gravierenden Änderungen. Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind noch nicht absehbar. Die Rolle der Verlage und der Bibliotheken in diesem Prozeß ist umstritten. Die DFG meint, daß Untersuchungen nötig sind, um zu akzeptablen Lösungen zu kommen.

Herr Koch (Lund) beschäftigt sich seit Jahren mit Internetsuchdiensten. In seinem Vortrag wurden Suchdienste nicht nur kritisch bewertet, sondern auch sich abzeichnende Möglichkeiten zur Verbesserung des Retrieval aufgezeigt. Er stellt fest, daß die großen kommerziellen Suchdienste für den Forschungs- und Ausbildungsbereich ungeeignet sind. Sie orientieren sich mit ihren Suchmethoden am internationalen Massenmarkt. Die Bedeutung liegt in hohen Trefferzahlen. Im akademischen Bereich hat jedoch die Präzision des Suchergebnisses oberste Priorität. Verbesserungen sind durch die Bereitstellung verteilter Lösungen eingetreten. Mit Lycos, Yahoo, Alta Vista, Open Text stehen inzwischen die großen Suchsysteme, sprach- und fachspezifisch angepaßt, auch in regionaler Ausprägung zur Verfügung. Die in der klassischen Informationsvermittlung üblichen Funktionen zur Verbesserung des Retrieval, wie Verwendung von Abstandsoperatoren, Gewichtung von Suchbegriffen, Auswahl nach Ressourcetyp, Begrenzung der Suche auf bestimmte Felder, Einsatz von Filtern bezüglich Ort, Region und Domain, Möglichkeit der Konzeptsuche, Verwendung von Thesauri oder Klassifikationssystemen, Einsatz des Relevance Feedback, finden nur vereinzelt Anwendung.

Gut hat sich die Anzahl und die Qualität fachbezogener Dienste entwickelt. Genannt wurde in diesem Zusammenhang das EU-Projekt DESIRE, in dem entsprechende Modellösungen entwickelt werden. Die Fortführung des Projekts als DESIRE II hat die Integration fachbezogener Dienste mit robotergenerierten Datenbanken zum Inhalt. Große Bedeutung wird auch von Herrn Koch der Verwendung von Metadaten beigemessen. Nur durch die konsequente Anwendung bibliothekarischer Erschließungsmethoden wird es gelingen, eine Verbesserung des Retrieval zu erzielen.

Frau Dr. Sens (Göttingen) erläuterte die Dienstleistungen, die der Gemeinsame Bibliotheksverbund/GBV seinen Benutzer bieten kann. Der GBV hat mit Beginn des Jahres 1997 das Online-Bestellsystem für Endnutzer freigegeben. Über den Internetzugang ist es möglich, in einem Datenbestand von 14 Mio. Monographien und 8 Mio. Aufsatztiteln zu recherchieren und bei Bedarf direkt zu bestellen.

Eine ähnliche Zielstellung verfolgt das Projekt TIBQUICK 2000, über das von Dr. Zick (Hannover) berichtet wurde. Das Projekt stellt eine Fortführung der Projekte TIBQUICK I (Online-Direktbestellungen realisieren) und TIBQUICK II (Erprobung digitaler Kopierverfahren) dar und sieht den Aufbau eines digitalen Volltextspeichers und die Entwicklung einer WWW-Benutzerschnittstelle für das Gesamtsystem vor. Mit Abschluß der Entwicklungsarbeiten wäre dann die elektronische Kette, beginnend mit dem Nachweis der Dokumente, über die Bestellung, Kopienerstellung bis zur Lieferung, vollständig geschlossen.

Im System IBIS, über das Herr Habermann (Bielefeld) sprach, werden die elektronischen Dienstleistungen der lokalen Bibliothekssysteme der Universitäten Bielefeld und Dortmund vernetzt und unter einer WWW-Oberfläche angeboten. Integriert sind das Dokumentennachweis- und Bestellsystem für gedruckte und elektronische Dokumente, ein Accountingsystem für den Zugang zu kommerziellen Dienstleistungen und eine Lizenzverwaltung für geschützte Daten.

Breiten Raum nahmen die Diskussionen zum Thema Intranet ein. Technisch gesehen ist ein Intranet durch die Anwendung der Internettechnologien auf ein lokales Netzwerk gekennzeichnet. Offene Standards sowie die durchgängige Nutzung des TCP/IP-Protokolls machen es möglich, unabhängig von Betriebssystem und Hardwareausstattung, viele nebeneinander existierende Einzellösungen unter einer Plattform zusammenzuführen. Damit lassen sich viele innerbetriebliche Arbeitsabläufe optimieren. Aus Sicht der Informationsvermittlung wird der Zugriff auf interne und externe Datenbestände und die Verteilung der Informationen durch einheitliche, einfach zu bedienende Werkzeuge erleichtert.

Im Mittelpunkt der Ausstellung standen die etablierten Hosts. Noch ist die Bedeutung der klassischen Online-Dienste ungebrochen. Für die Fachinformation haben die kommerziellen Anbieter wegen der Qualität des Datenangebots noch Vorteile. Sie haben jedoch Konkurrenz bekommen. Das Internet verändert alle Kommunikationsstrukturen. Publikationsserver mit Materialien wie Reports, Preprints, Aufsätzen, Konferenzberichten und Datensammlungen, Preprintarchive, Informationssysteme der Fachgesellschaften, mehrere hundert kommerzielle und nichtkommerzielle elektronische Zeitschriften und die Vertriebsserver von Verlagen oder Agenturen drängen auf den Informationsmarkt.

Die Hosts begegnen diesem Wettbewerbsdruck durch Verbesserung ihrer Retrievalsysteme, Bereitstellung neuer interessanter Datenbanken, anwenderorientierten Informationsservice und einfach zu bedienende Retrievalwerkzeuge. Der Zugang zu den Datenbanken über einen WWW-Browser gehört inzwischen bei allen Hosts zum Standard. Für Intranetanbindungen existieren technische und organisatorische Lösungen.

STN Karlsruhe nennt sein Internet-Front-End STN Easy (http://stneasy.fiz-karlsruhe.de). Gegenwärtig sind 28 Datenbanken über STN Easy recherchierbar. Das Programm stellt die wesentlichen Funktionalitäten der Retrievalsprache Messenger in einer einfach zu bedienenden Oberfläche zur Verfügung. Der Benutzer kann zwischen einem einfachen und einem semi-professionellen Arbeitsniveau auswählen. STN hat zahlreiche neue Datenbanken aufgelegt und wird künftig gemeinsam mit der amerikanischen Engineering Information (EI) das Deutsche Ingenieurzentrum (DIZ) im Rahmen des Engineering Information Village betreiben. EI Village ist eine umfassende Informationssammlung für Ingenieure. Die bereitgestellten Internetquellen wurden von Experten ausgewählt, strukturiert und evaluiert. Der deutsche Teil im EI Village führt zu bewerteten deutschsprachigen Web-Seiten.

FIZ-Technik Frankfurt bietet bereits seit Dezember 1996 einen Web-Zugang für alle Datenbanken (http://www.fiz-technik.de). Die einfache Suche stellt nur 2 Eingabefelder für Suchbegriffe bereit. In der erweiterten Suche können alle wichtigen Funktionen der DSO-Retrievalsprache genutzt werden. Die Preisstruktur wurde auch hier den neuen Erfordernissen angepaßt. Anschaltzeiten werden beim Zugang über Web nicht berechnet. Die Gebühren für angezeigte Dokumente sind jedoch entsprechend angehoben worden. Unter der Devise "Vom Online Host zum Informationsmarkt" versucht FIZ-Technik seine Dienstleistungen durch zusätzliche Informationsangebote zu erweitern. Auf der WWW-Seite des FIZ-Technik soll der "Informationsmarkt Technik und Management" installiert werden. Er wird interessante Kontaktadressen zu Firmen und Dienstleistern bieten, Internetadressen zu Auskunftsdiensten auflisten und Verbindungen zu fachlich relevanten und tiefergehenden Angeboten im Internet herstellen. Neben dem Web-Zugang setzt FIZ-Technik weiterhin auf die Software PROBASE als nutzerfreundliches Retrievalwerkzeug. Die Version 1.1. des Produkts verfügt über erweiterte Funktionen und erleichtert die Arbeit des Rechercheurs. Bei Bedarf kann aus PROBASE jetzt jederzeit zur kommandoorientierten Retrievalsprache DSO gewechselt werden. Sehr nützlich sind die neu gestalteten Ausgabeformate. Je nach Weiterverwendung der Retrievalergebnisse kann zwischen verschiedenen Austauschformaten gewählt werden. Für die Anbindung von lokalen Netzen im Rahmen von Intranetlösungen sind bei FIZ-Technik sowohl technisch als auch organisatorisch alle Voraussetzungen gegeben.

Veränderungen bahnen sich bei Knight Ridder Information an. Am Rande der Messe war zu hören, daß der amerikanische Medienkonzern seinen Informationsdienst verkaufen will. Es ist jedoch kaum anzunehmen, daß dies die Dienstleistungen dieser Einrichtung beeinflussen wird. Gerade 1997 wartete Knight Ridder gleich mit einer ganzen Palette von Neuerungen auf.

DataStar Web (http://dsweb.krinfo.ch) ist der neue WWW-Zugang zu allen DataStar-Datenbanken. Es gibt einen Quick Search-Modus für Anfänger und das Advanced Search für Experten. DIALOG WEB (http://dialogweb.krinfo.com) bietet den Zugang zu allen DIALOG-Datenbanken. Das Retrieval wird über DIALOG-Kommandos abgewickelt. DIALOG-Select (http://dialogselect.krinfo.com) hingegen ermöglicht eine menügeführte Suche in ausgewählten Dialogdatenbanken.

Neben diesen neuen Internet-Zugangsmöglichkeiten wird den Kunden die Software PROBASE (für die DataStar Datenbanken) und Quickstart (für DIALOG-Datenbanken) als Windows-orientierte Retrievalwerkzeuge angeboten.

Der neue Dienst KR SourceOne - Document Delivery Service ist ein Bestelldienst für Originaldokumente aus 1,5 Mio. Titeln aller Fachgebiete. KR bietet darüber hinaus zahlreiche neue Datenbanken aus den Gebieten Pharmazeutika, Medizin und Gesundheitswesen, und auch technisch orientierte Datenbanken sind neben Patentdaten neu bei KR zu finden.

GENIOS bietet ebenfalls seine über 300 Wirtschaftsdatenbanken im World Wide Web an. Unter dem Titel "Web-Hosting" wird Kunden mit eigenem Internet-Angebot die Direktanbindung ihrer Homepage an GENIOS-Websearch angeboten.

Die Datenbanken für Presse, Wirtschaft und Management des GBI können künftig mit der Windows-Retrieval-Software "GBI-Connection" wahlweise im Masken- oder Expertenmodus recherchiert werden. Aber auch ein Internet-Zugang zu ausgewählten Datenbanken ist realisiert (http://www.gbi.de).

LEXIS-NEXIS ist der weltweit größte Anbieter von Online-Informationen. Gegenwärtig sind 1,2 Mrd. Dokumente vorwiegend aus den Bereichen Wirtschaft und Recht verfügbar. Der Zuwachs beträgt wöchentlich 9,5 Mio. Dokumente. Mit Gründung der LEXIS-NEXIS Informations Service GmbH Frankfurt will der Anbieter sich jetzt auch verstärkt dem deutschen Markt widmen.

Der Springer-Verlag Heidelberg stellte sein ehrgeiziges Electronic Publishing Projekt LINK vor. Über LINK (http://link.springer.de) sind derzeit bereits 150 der 400 wissenschaftlichen Zeitschriften dieser Verlagsgruppe online verfügbar. Das zukunftsweisende Projekt zeigt, wie Multimedia, Informations- und Kommunikationstechnik nicht nur die Herstellungsmethoden und Vertriebstechniken von wissenschaftlichen Zeitschriften verändern, sondern wie durch Erweiterung der Texte um Bilder, Videosequenzen und Animationen eine neue Qualitätsstufe bezüglich der Inhalte erreicht werden kann.

Im Schatten der großen Online-Anbieter und Verlage ergeben sich aber auch für die kleineren Firmen der Informationsbranche mit ihren interessanten Produkten und Dienstleistungen gute Chancen. Für den Aufbau von kleineren Inhouse-Informationssystemen und für die Datenarchivierung auf PC-Basis werden leistungsfähige Datenbanksysteme angeboten. Die bekannten Systeme LIDOS u. FAUST (Land Software Entwicklung) und MIDOS (PROGRIS Projektgruppe) haben erneut Weiterentwicklungen erfahren. Neben den bekannten Funktionen gibt es neuerdings die Möglichkeit der Bildspeicherung, Funktionen für die Bildbearbeitung und OCR Erkennung sowie eine HTML-Konvertierung. Das STN-Personal-File-System, ursprünglich für die Nachbereitung, Speicherung und das Wiederauffinden von Retrievalergebnissen aus STN-Datenbanken entwickelt, ist zu einem leistungsfähigen Informationsmanagementsystem ausgebaut worden.

Elektronisches Publizieren und elektronische Produkte erfordern technisches und datentechnisches Know-how. Insbesondere kleinere Verlage sind darauf nicht eingestellt. Oft ist es sinnvoll, solche Aufgaben Dienstleistern zu übertragen. Wie die Messe zeigte, haben sich für Aufgaben der Daten- und Textaufbereitung, Konvertierung in SGML oder HTML sowie Vorbereitung und Realiserung von CD-ROM-Produktionen zahlreiche Firmen spezialisiert.

Wie bereits eingangs bemerkt, ist es nicht möglich, auf wenigen Seiten auf alle Aspekte, Ereignisse und Ergebnisse der 3-tägigen Messe und Fachtagung einzugehen.

Die Infobase ist, das hat sich auch 1997 gezeigt, die bedeutendste Veranstaltung der Branche auf deutschem Boden. Sie gibt allen, die von Berufs wegen mit Informationsbereitstellung und Informationsbeschaffung befaßt sind, Orientierung und Hilfestellung. Der Termin der Infobase 1998 (12.-14.5.) sollte schon jetzt vorgemerkt werden.

Lit.: Deutsche Gesellschaft für Dokumentation : 19. Online-Tagung der DGD : "Die Zukunft der Recherche . Rechte, Ressorcen und Refernzen" ; Proceedings .- 1997


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