Publikationen Hierarchiestufe höher Vorherige Seite Nächste Seite

BIBLIOTHEKSDIENST Heft 5, 97

Das europäische Projekt "New Book Economy"


Annemarie Samlenski

1. Das Gesamtprojekt

Voraussetzungen/Rahmenbedingungen

Die zunehmende Digitalisierung von Information und Kommunikation bringt für nahezu alle Bereiche der Gesellschaft, ganz besonders aber für die einzelnen Sparten der Buchbranche tiefgreifende Veränderungen mit sich.

Das Projekt "New Book Economy" (NBE), das vom Europarat initiiert ist und von ihm auf transnationaler Ebene in Strasbourg koordiniert wird, soll diese Branche deshalb bei ihrer Neuorientierung unterstützen.

Das Projekt wird in Italien,den Niederlanden und Deutschland jeweils im Rahmen der "Gemeinschaftsinitiative ADAPT" durchgeführt, die aus dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Kommission finanziert wird. Es ist damit den Schwerpunkten dieser Gemeinschaftsinitiative verpflichtet:

Die Projektpartner greifen in ihren spartenbezogenen Arbeitsprogrammen diese im Konzept NBE berücksichtigten vier Schwerpunkte der GI ADAPT auf.

Ziel

Das Ziel des Gesamtprojektes besteht darin, die drei Sparten der Buchbranche - Bibliothekswesen, Verlagswesen und Buchhandel - in Europa auf neue Anforderungen der sich entwickelnden Informationsgesellschaft vorzubereiten, sie zu unterstützen, sich an den stattfindenden Strukturwandel anzupassen und neue Kompetenzen zu erschließen. Dabei wird ein ganzheitlicher Ansatz zugrunde gelegt, der vom Produkt - der materialisierten Information - und den Rollen der Informationsvermittler und -distributoren in Relation zu Produzenten und Rezipienten definiert wird. Das bedeutet, daß die drei Sparten in den am Projekt beteiligten Ländern entsprechend ihrem konkreten Bedarf Sensibilisierungs- und Fortbildungsveranstaltungen sowie die Erarbeitung von Studien planen und durchführen, zugleich aber eine intensive sparten- und länderübergreifende Zusammenarbeit erfolgt. Diese wird durch Erfahrungsaustausch, gemeinsame Nutzung der getrennt gewonnenen Ergebnisse und Koordination der daraus resultierenden Aktivitäten gekennzeichnet sein und wird Synergieeffekte ermöglichen.

Internationale Projektpartner

Niederlande:Hogeschool van Amsterdam, Fakulteit Economie en Informatie, Amsterdam
Italien:Ministero per i Beni Culturali e Ambientali, Rom in Zusammenarbeit mit Amité, Bologna

2. Die Umsetzung des Projektes NBE in Deutschland

Die INTERNATIONALE BUCH AGENTUR, die auch das Konzept für NBE entwickelt hat, ist Projektträger und Projektleitung für das deutsche Teilprojekt und trägt hier die Verantwortung für die Koordinierung der Projektaktivitäten der drei Sparten und die Realisierung der Gesamtziele. Das dazu von ihr entwickelte und für 30 Monate vorgesehene Programm bildet die Grundlage für die sparteneigenen Projektarbeitsprogramme. Es ist in acht Workpackages unterteilt:

Workpackage 1
Qualifikationsbedarf und Anforderungen der NEW BOOK ECONOMY in den drei Sparten Verlage, Buchhandel und Bibliotheken: Untersuchung und nationales Netzwerk von Informationszentren
Workpackage 2
Entwicklung eines transnationalen Informationsverbunds zur Beobachtung der Auswirkungen der NEW BOOK ECONOMY auf den Qualifizierungsbedarf der Buchbranche
Workpackage 3
Informations- und Sensibilisierungsmassnahmen
Workpackage 4
Anforderungen der Nutzer
Workpackage 5
Schulung von Ausbildern und Beratern
Workpackage 6
Erarbeitung und Umsetzung von Ausbildungsprogrammen national und transnational
Workpackage 7
Beobachtung des Innovationsprozesses NEW BOOK ECONOMY
Workpackage 8
Bewertung und Veröffentlichung der Projektergebnisse
Nationale Partner im Projekt:

Für das Bibliothekswesen:- Deutsches Bibliotheksinstitut (DBI), dem gleichzeitig das Projektmanagement für den Bereich Bibliothekswesen übertragen wurde

Für die Sparten Buchhandel
und Verlage:
- Verband d. Verlage u. Buchhandlungen in Nordrhein-Westfalen e.V.

Einkaufszentrale für Bibliotheken GmbH (ekz) hier wird eine enge Zusammenarbeit mit dem DBI angestrebt

Steinbeis-Transferzentrum, Konstanz

L4 - Institut für neue Medien, Berlin

3. The NEW BOOK ECONOMY - Teil Bibliotheken : europäische Qualifizierungsoffensive für Bibliothekare im Bereich elektronische Medien

Projektorganisation

Das Projektmanagement für den Teil Bibliotheken wurden dem DBI übertragen. Projektleiterin ist Dr. Karin Pauleweit, Projektbearbeiterin Annemarie Samlenski. Es wurde eine DBI-interne Arbeitsgruppe "NBE" gebildet, die sich aus Mitarbeitern der unterschiedlichen Fachabteilungen zusammensetzt, so daß quasi das Know-how des gesamten Hauses in das Projekt einfließen kann.

Finanzierung und Laufzeit

Die Finanzierung des Teils Bibliotheken erfolgt zu 53,5 % aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, 40,07 % aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie und zu 6,43 % aus Eigenmitteln des DBI. Die Laufzeit für die Aktivitäten des Bibliothekswesens ist bis zum 31.10.98 angesetzt.

Begleitet wird das Projekt durch den Projektbeirat.

Beirat für das Projekt NBE - Teil Bibliotheken
Prof. Günter Beyersdorff (DBI)
Prof. Birgit Dankert (BDB)
Herr Thomas Dierig (Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg)
Prof Dr. Wolfgang von Keitz (Fachhochschule Stuttgart, HBI)
Frau Barbara Kurschat-Zenkel (Fachstelle für Öffentliche Bibliothekswesen Stuttgart)
Herr Reinhard Rutz (Deutsche Forschungsgemeinschaft)
Arbeitsprogramm NBE - Teil Bibliotheken

Neue Kommunikations- und Informationstechnologien schaffen auch für Bibliotheken veränderte Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, viele Aufgaben qualitativ besser zu erfüllen, aber gleichzeitig eine neue, durch Vernetzung geprägte Arbeitsweise und bei den Bibliotheksmitarbeitern zusätzliche Qualifikationen voraussetzen.

Der Schwerpunkt des "Arbeitsprogramms NBE - Teil Bibliotheken" liegt deshalb vor allem auf dem Gebiet der Fortbildung. Große wissenschaftliche Bibliotheken und große Stadtbibliotheken widmen sich schon seit einiger Zeit den neuen Technologien; großer Handlungsbedarf und damit großer Bedarf an Fortbildung besteht dagegen in vielen der kleinen Spezialbibliotheken und in den meisten mittleren und kleinen Öffentlichen Bibliotheken. Deshalb wurde das Arbeitsprogramm vor allem auf die Bedürfnisse der kleinen und mittleren Bibliotheken ausgerichtet, während ein europäisches Nachfolgeprojekt besonders der Fachinformation und damit auch den wissenschaftlichen Bibliotheken gewidmet sein wird.

Der Projektzeitraum ist zu kurz, um eine genügend große Anzahl Bibliotheksmitarbeiter direkt zu schulen. Die Aktivitäten konzentrieren sich deshalb auf die Fortbildung der Multiplikatoren:

Darüber hinaus werden Leitlinien für Aus- und Fortbildungscurricula erstellt werden.

Das Bibliothekswesen wird in allen 8 Workpackages aktiv mitarbeiten. Trotzdem ergeben sich natürlich entsprechend des konkreten Bedarfs im Bibliothekswesen Schwerpunkte, die in den Sparten Buchhandel und Verlage oft ähnlich gelagert sind.

Schwerpunkte des Arbeitsprogramms für das Bibliothekswesen

ASchulung von Ausbildern und Beratern
1.Konferenz- u. Seminarwoche zur bibliothekarischen Fortbildung für Ausbilder u. Berater
Teilnehmer: Fachhochschuldozenten u. a. in der Fachhochschuldozenten,
Leiter von Fachstellen, italienische u. niederländische Kollegen
Termin: Februar 1998
verantwortl. für Vorbereitung u. Durchführung: DBI
Ziel:neue Inhalte zu vermitteln und zu diskutieren, die Eingang in die Fortbildung und die Ausbildung finden müssen. Schwerpunkt wird NBE sein, es muß aber davon ausgegangen werden, daß der Einsatz neuer Medien und Technologien sich auf letztlich alle Bereiche der bibliothekarischen Fortbildung (ebenso wie der Ausbildung) auswirkt.
Verpflichtung hervorragender Referenten des In -u. Auslandes
Dauer: 5 Tage
1. Tag: Wohin geht die Entwicklung der Bibliotheken und - daraus resultierend - der entsprechenden Lehrveranstaltungen (bibliothekspolitisch);
2./3. Tag:Spezialisten geben Ausblicke über ihr Fachgebiet (hierfür sind die Themen in Absprache mit den Fachhochschulen festzulegen)
4. Tag:Arbeit in Arbeitsgruppen unter Leitung von Tutoren (= Referenten der Vortage)
5. Tag: Resümee (das Leitlinien für zu erstellende Curricula für die bibliothekarische Ausbildung und Fortbildung enthalten soll)

2.Fortbildung für Mitarbeiter von Fachstellen
2.1IT-Entwicklungen u. Modelle d. Vernetzung von ÖB anhand von Beispielen im europäischen Ausland
Teilnehmer:Leiter von Fachstellen
Dauer:insgesamt 3 Tage
Termin: Okt./Nov. 97
verantwortl. für Vorbereitung u. Durchführung: DBI
Vorträge, eintägige Studienfahrt, Workshop zur Entwicklung von Strategien

3.Zwei regionale Praxisseminare
IT-Anwendungen in ÖB, Internet in ÖB, CD-ROM im Netz, PAC/gemeinsamer Bestandsnachweis, Rechtsfragen, Benutzungsbedingungen, Dokumentenlieferdienste, Kosten, ...
Teilnehmer: Mitarbeiter/innen von Fachstellen
Dauer: je 2 - 3 Tage
Termin: Frühjahr 98
verantwortl. für Vorbereitung u. Durchführung: DBI

4.Erarbeitung von Fortbildungskonzepten für Mitarbeiter in Spezialbibliotheken und Teach-the teacher-Seminare
dazu: Brainstorming-Runde mit Vertretern bibliothekar. Ausbildungsstätten, fachspezifische Arbeitsgemeinschaften, ASpB/Sekt. 5 des DBV u. sonstigen Multiplikatoren
Bildung einer AG (5 - 6 Tagungen)
2 Teach-the-teacher-Seminare
(neue Medien, verändertes Management, One-Person-Library)
Fortbildungsveranstaltung für interessierte Fachöffentlichkeit (ggf. mit Publikation)

BDurchführung von Untersuchungen/ Erarbeitung von Studien
1.Untersuchung des Qualifikationsbedarfs
(Schwerpunkt: kleine und mittlere ÖB und kleine wiss. Spezialbib.)
Termin: Herbst 1997
Verantwortlich: DBI
Bildung einer externen Arbeitsgruppe (ca 4 Mitarbeiter,1 eintägiges, 2 zweitägige Treffen)
Untersuchung des Qualifikationsbedarfs und Entwicklung dreier Szenarien für die "Bibliothek der Zukunft" in 3 verschiedenen Ortsgrößen sowie eines Szenariums zur Zukunft kleiner Spezialbibliotheken; Zusammenarbeit mit den anderen Sparten der Buchbranche
Verabschiedung eines politischen Papiers zu NBE und Bibliotheken in kleinen und mittleren Orten
2.Erarbeitung einer Studie zu Anforderungen der Nutzer hinsichtlich neuer Medien in Bibliotheken und an die "Bibliothek der Zukunft"
Termin: Herbst 1997
verantwortlich: DBI
In diesem Zusammenhang sind Zugriffe auf Bibliotheksserver zu untersuchen, Nutzerbefragungen der letzten Jahre auszuwerten und eine neue gezielte Nutzerbefragung durchzuführen. Es sollen Antworten auf Fragen gefunden werden, wie:
- Auf welche Themen wurde über Bibliotheksserver besonders zugegriffen?
- Welche der neuen Angebote in den Bibliotheken wurden am besten angenommen, welche nicht und warum?
- Wer sind die Hauptnutzer der Angebote an neuen Medien?
- Sind intensive Nutzer der neuen Medien häufig bereits intensive Nutzer der traditionellen Medien gewesen?
- Wie wirkt sich das Angebot der neuen Medien auf die Nutzung konventioneller Bestände aus?
- Wie verändert die Mehrzahl der aktiven Nutzer neuer Medien ihre Lesegewohnheiten (nutzen sie in gleichem Maße, weniger oder gar nicht mehr traditionelle Medien)?
- Was gilt es daraus für Bibliotheken abzuleiten und was ist bei der Einführung der neuen Medien und der Zusammensetzung des Angebotes zu berücksichtigen? Welche elektronischen Medien erwarten/benötigen die Nutzer in der Bibliothek.

CSensibilisierungs- und Informationsmaßnahmen
1.2 Veranstaltungen: Bibliotheken auf dem Weg in die Informationsgesellschaft
Teilnehmer:Bibliotheksleiter aus Orten unter 50.000 Einwohnern gemeinsam mit einem Entscheidungsträger der Stadtverwaltung
Termin: 17./18.3.1997 und Herbst 1997
verantwortlich für Planung und Durchführung: DBI
Vorstellung der neuen Möglichkeiten einer modernen Bibliothek und Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch
(Einsatz neuer Medien und Technologien in mittleren und kleinen Bibliotheken; neue Dienstleistungen)

DTeilnahme auf Kongressen und Messen
1.Vorstellung des Projektes New Book Economy auf dem 7. Deutschen Bibliothekskongreß 1997 in Dortmund und Präsentation erster nationaler und transnationaler Ergebnisse
2.Mitarbeit an im Rahmen des Projektes organisierten nationalen und internationalen Konferenzen, Symposien und Kongressen
Das NBE-Programm der ekz und das vom DBI erstellte Programm ergänzen sich. Für beide Bibliotheksprogramme wird es enge Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen DBI und ekz geben, bzw. es werden einzelne Punkte gemeinsam bearbeitet.

NBE-Programm der ekz für 1997
20. - 23. Mai 1997Bibliotheca: Online, CD-ROM, etc.
22. - 24. April 1997Die Öffentliche Bibliothek in der Informationsgesellschaft (Seminar)
11. - 13. Juni 1997Internet und Öffentliche Bibliothek (Seminar mit VBB)
15. - 16. Juli 1997Brauchen Bibliotheken einen Lektoratsdienst für online-Dienste? Referate/Workshop)
11. - 13. Nov. 1997EDV-Trainingsseminar


Seitenanfang