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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 5, 97

Kommission des DBI für Erwerbung und Bestandsentwicklung. Bereich wissenschaftliche Bibliotheken


Frühjahrssitzung 1997 in Wuppertal

Jürgen Babendreier, Werner Reinhardt

Die Kommission des DBI für Erwerbung und Bestandsentwicklung - Bereich Wissenschaftliche Bibliotheken - führte ihre Frühjahrssitzung und damit gleichzeitig die konstituierende Sitzung in der neuen Zusammensetzung (Ursula Allenberg, UB Chemnitz-Zwickau; Dr. Jürgen Babendreier, SuUB Bremen; Renate Peters, BSB München; Werner Reinhardt, UB Wuppertal) am 24. und 25. Februar 1997 in Wuppertal durch; zum Vorsitzenden wurde Herr Reinhardt gewählt.

Preise und Etatentwicklung

Die Betreuung der Harrassowitz-Preisindizes wird auch in Zukunft fortgeführt werden, wobei dankenswerter Weise R. Griebel, BSB München, seine weitere Mitarbeit zugesichert hat.

Die Analyse der Preisentwicklung bei gedruckten Zeitschriften bleibt ein Schwerpunkt in der Arbeit der Kommission. Ziel ist es - über die Sammlung abstrakter Zahlen/Preisindizes und die Beobachtung jährlicher Preissprünge hinaus - die Preisentwicklung und -gestaltung einzelner, fachlich zusammengehörender Titelgruppen darzustellen. So kann die Preisgeschichte der 50 teuersten Zeitschriftentitel eines bestimmten Fachgebietes sicher auch für Erwerbungsentscheidungen (Abbestellungen) nützlich sein.

Angesichts immer enger werdender Etats und wachsender Begründungszwänge für ausreichende Mittelzuweisungen gewinnen Etatverteilungsmodelle in der Diskussion wieder an Aktualität und Bedeutung. Die Kommission regt an, eine Expertengruppe einzusetzen, die sich als Ergänzung zu der mit inhaltlichen Fragen beschäftigten Expertengruppe Bestandsaufbau in wissenschaftlichen Bibliotheken mit der formalen Seite der Realisierung erwerbungspolitischer Ziele und der hierzu notwendigen und/oder verwendeten Hilfsmittel befaßt.

Die Kommission befürwortet Aktivitäten, die der Erschließung neuer Einnahmequellen für die Bibliotheken dienen, hält aber die Praxis, Bibliothekslieferanten, Verlage und vergleichbare Firmen um Zuwendungen etwa für die Durchführung von Tagungen anzugehen, für fragwürdig. Letztendlich müssen die Bibliotheken derartige Zuschüsse über die zu zahlenden Preise bei den Lieferanten selbst refinanzieren. Vom Verwaltungsaufwand her vertretbare Maßnahmen (Patenschaften, Sponsoring) der Bibliotheksförderung durch außenstehende Dritte vor allem bei größeren Projekten und Objekten (Baumaßnahmen, Ersteigerung hochpreisiger Unikate oder Handschriften) sind vorzuziehen. Erfahrungen hierzu wurden zuletzt aus Heidelberg und Konstanz (Bibliotheksdienst 31.1997, S. 446-451) berichtet.

Elektronische Zeitschriften

Das Marktgeschehen ist derzeit von starken Schwankungen, Unsicherheiten und von unterschiedlichen Vertriebsstrategien auf Anbieterseite geprägt. Die Gründung einer Expertengruppe zu diesem Thema wird zurückgestellt. Die Kommission informiert sich jedoch mit besonderer Aufmerksamkeit über die Aktivitäten in den verschiedenen Bundesländern.

Auf der Seite der Anbieter werden derzeit verschiedene Vermarktungsmodelle entwickelt:

Die Kommission empfiehlt allen Bibliotheken dringend, zur Absicherung ihrer Leistungsfähigkeit und zur Prüfung der Benutzerakzeptanz derzeit auf dem Markt befindliche kostenlose Angebote elektronischer (Parallel-)Ausgaben anzunehmen. Die Kommission geht davon aus, daß Entwicklungs- und Produktionskosten teilweise oder auch ganz bereits im Preis der Printversion enthalten sind.

Einfuhrumsatzsteuer

Der Pilotantrag für Nordrhein-Westfalen der UB Wuppertal für die steuerliche Anmeldung von Zeitschriftenlieferungen aus Drittländern ist zu einem Abschluß gekommen. Die Zulassung zum Sammelzollverfahren ist erfolgt. Die Anmeldung auf Grund der Jahresabonnements-Rechnungen muß monatlich - abweichend vom "Frankfurter" Verfahren jedoch erst sechs Monate nach erfolgter Rechnungsbearbeitung - vorgenommen werden.

Die Kommission empfiehlt, in Absprache mit den zuständigen Stellen zu praktischen Lösungen zu kommen, was im Einzelfall ohne eine formale und eventuell langwierige Antragstellung möglich sein kann. Der Vorteil für die Finanzbehörden liegt in der Tatsache begründet, daß bislang von der Post als Freigut ausgesonderte Sendungen dann von der Bibliothek als Zollgut angemeldet werden.

Dienstleistungen des Buchhandels

Die derzeit in einigen Bibliotheken praktizierte Verlagerung von traditionell bibliotheksintern erledigten Aufgaben in die Zuständigkeit von Lieferanten (Stichwort "Outsourcing") soll im Herbst 1997 im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung zu diesem Thema diskutiert werden. Bei der Vorstellung von Outsourcing-Projekten sowie einem Erfahrungsaustausch zwischen praktizierenden Lieferanten und Bibliotheken sollen Lieferstandards, Leistungsvorgaben, Kosten-Nutzen-Gesichtspunkte zur Sprache kommen.

Erwerbungsautomatisierung

Die Kommission sieht sich derzeit nicht in der Lage, einzelne Automatisierungssysteme und -vorhaben vergleichend zu bewerten und aktiv zu begleiten. Sie sieht ihre Aufgabe darin, diese Entwicklungen zu beobachten, auf Bibliothekartagen hierzu Veranstaltungen durchzuführen und Bibliotheken anzuregen, ihre Erfahrungen zu veröffentlichen. Ähnliches gilt für die Weiterentwicklung im Bereich des elektronischen Datenaustausches zwischen Buchhandel und Bibliotheken.

Bibliothekskongress 1997 in Dortmund

Die Kommission tagt öffentlich am Freitag, 23. Mai 1997, 9.00 bis 11.00 Uhr. Leider liegt dieser Termin parallel zu einer weiteren Veranstaltung mit Erwerbungsthemen, was von den Veranstaltern nicht beachtet worden ist.

Informationen der Kommission

Parallel und teilweise wesentlich früher als in gedruckter Version im Bibliotheksdienst möglich, sollen Informationen der Kommission über die Diskussionsliste ERWERB-L verbreitet werden. Die Gestaltung einer WWW-Seite beim DBI ist beabsichtigt. Eine intensive Betreuung dieser Seite durch eines der Kommissionsmitglieder oder auch eine entsprechende Mitarbeit an Angeboten einzelner Bibliotheken (z. B. Augsburg) ist derzeit nicht möglich.

Die Kommission wird zu ihrer Herbstsitzung voraussichtlich Ende Oktober zusammenkommen, sie bittet schon jetzt alle Kolleginnen und Kollegen, die Arbeit mit Hinweisen, Themenvorschlägen, Forderungen, ... zu unterstützen.


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