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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 5, 97

Bibliotheken, Bücher und Verlage - wie steht es damit heute in Rußland?


Gesetze - Was sollen und was können sie bewirken?
Brigitte Stenzel

Am 23. November 1994 hat die Staatsduma der Russischen Föderation das Föderale Gesetz über das Bibliothekswesen1) verabschiedet. Es bildet die rechtliche Grundlage für die Erhaltung und Entwicklung des Bibliothekswesens im Land und soll Einzelpersonen wie Organisationen, Völkern und ethnischen Gruppen den freien Zugang zu Informationen, die freie geistige Entwicklung, den Zugang zu den Werten der National- und der Weltkultur, das Recht auf kulturelle und wissenschaftliche Tätigkeit, auf Bildungserwerb gewährleisten. Es regelt allgemeine Fragen der Gestaltung des Bibliothekswesens (Gründung von Bibliotheken, Reorganisation und Auflösung, Vermögensangelegenheiten, staatliche und nichtstaatliche Fonds der Bibliotheksentwicklung) in der Russischen Föderation als Ganzes sowie in ihren Republiken, den autonomen Kreisen und Regionen. Seine Gültigkeit erstreckt sich auf Bibliotheken, die vollständig oder teilweise aus dem föderalen Haushalt, aus Mitteln der regionalen oder kommunalen Haushalte finanziert werden. Was Regelungen für den Erhalt und die Nutzung der Bibliotheksbestände als Teil des kulturellen Erbes der Völker der Russischen Föderation angeht, ist es für alle Bibliotheken gültig, unabhängig von ihren organisatorisch-rechtlichen und Eigentumsformen.

Das Gesetz definiert die Rechte der verschiedenen Kategorien von Nutzern, Bibliotheksmitarbeitern und Trägern von Bibliotheken. Das betrifft den Anspruch auf bibliothekarische Betreuung und den Zugang zu den Beständen ebenso wie das Recht auf bibliothekarische Tätigkeit und Mitwirkung in Bibliotheken. Es formuliert die Pflichten und die Rechte der Bibliotheken entsprechend ihrem Status als staatliche und kommunale Bibliotheken, als zentralisierte Bibliothekssysteme oder als Einrichtungen in anderer Trägerschaft. Laut Gesetz soll die staatliche Politik die Entwicklung des Bibliothekswesens durch die Finanzierung und eine entsprechende Steuer-, Kredit und Wertpolitik unterstützen, vor allem aber die bibliothekarische Betreuung der sozial und wirtschaftlich benachteiligten Bevölkerungsschichten (Kinder, Jugendliche, Flüchtlinge, Arbeitslose, Rentner ...) fördern.

Ein gesonderter Abschnitt im Gesetz behandelt die Bedingungen für den Erhalt und die Nutzung des Kulturbesitzes der Völker der Russischen Föderation, insbesondere den Schutz und die Nutzung von Bibliotheksbeständen, die zu den historischen und kulturellen Denkmälern gehören. Nationalbibliotheken der Russischen Föderation sind laut Definition des Gesetzes die Russische Staatliche Bibliothek und die Russische Nationalbibliothek, die universelle Informationsbedürfnisse der Gesellschaft befriedigen, eine bibliothekarische, dokumentarische, wissenschaftliche Informationstätigkeit im Interesse aller Völker der Russischen Föderation leisten sowie zur Entwicklung der National- und Weltkultur, der Wissenschaft und Bildung beitragen. Durch staatliche Finanzierung sollen insbesondere staatliche (zentrale) Bibliotheken gefördert werden, damit der gegenseitige Austausch und Zugang über Fernleihe, freie Kataloge, Datenbanken und Depositarien funktioniert. Nationale Bibliotheken können auch in den einzelnen Republiken, in autonomen Kreisen und Regionen der Russischen Föderation gegründet werden.

Ebenfalls am 23. November 1994 ist das "Föderale Gesetz über das Pflichtexemplar" 2) verabschiedet worden. Es schreibt die Bereitstellung der Pflichtexemplare von Dokumenten fest, mit denen die Erwerbung eines vollständigen nationalen Bibliotheksfonds der Russischen Föderation und die Erstellung einer staatlichen Bibliographie gesichert werden sollen. Es nennt die Dokumenttypen, von denen Pflichtexemplare bereitzustellen sind, die Kategorien der Herausgeber und Empfänger. Es regelt Fristen und Verfahren der Bereitstellung sowie Verantwortlichkeiten.

Die neuen gesetzlichen Regelungen können nicht losgelöst vom Kontext des gesellschaftlichen Umbruchs betrachtet werden, dessen Auswirkungen seit 1990 alle Lebensbereiche gravierend berühren. Was die neue Gesetzgebung dem russischen Bibliothekswesen und den russischen Bibliothekaren bringt, stellt Eric Azgal'dov 3) so dar: Sie räumt ihnen viele Rechte und Freiheiten ein. Frei vom ideologischen Diktat, können sie selbständig über die Organisationsform entscheiden. "Befreit" sind sie jetzt aber auch von der staatlichen Finanzierung, und den Gesetzmäßigkeiten des Übergangs zur Marktwirtschaft zufolge sind sie mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Sie brauchen nicht mehr auf Weisungen von oben zu warten, das ist gut. Einen Sinn hätte es ohnehin nicht, zumal die im Gesetz gegebenen Zusicherungen, sofern sie die staatliche Finanzierung betreffen, zur Zeit nicht einlösbar sind. Um zu überleben, müssen sie sich also selbst um die Lösungen ihrer Probleme kümmern.

Bücher und Verlage

Die Buchbranche zählte in der UdSSR zu den rentabelsten Wirtschaftszweigen. Es gab über 100 staatliche Verlage, von denen die Hälfte in Moskau ansässig war, außerdem mehr als 500 wissenschaftliche Einrichtungen und Hochschulen, die eigene Publikationen herausgaben. Die Verlage waren stark spezialisiert, ihre Verlagsprogramme wurden zentral kontrolliert. Es bestand keine Konkurrenz zwischen ihnen.

Nach dem Zerfall der UdSSR zeichnen sich vielfältige Wandlungen und Trends im Buch- und Verlagswesen ab. 4) Die allgemeine Situation für die Verlage hat sich grundlegend gewandelt, was auf neue Gesetze und Verordnungen zurückzuführen ist, die ihnen wirtschaftliche Selbständigkeit gewähren. Die Aufhebung des staatlichen Monopols über die Verlage und deren ideologische Steuerung sowie die Abschaffung der Zensur erleichtern ebenfalls die Arbeit. Gewinne erzielen die neu gegründeten privaten, aber ebenso die fortbestehenden staatseigenen Verlage zunächst dadurch, daß sie die Nachfrage nach Kriminal- und Abenteuerliteratur, utopischer und pornographischer Literatur befriedigen. Der Buchhandel Rußlands ist überwiegend privatisiert. Die polygraphischen Betriebe stehen weiterhin größtenteils unter staatlicher Kontrolle und sind unmittelbar dem Ministerium für Information und Presse unterstellt. Polygraphische Privatbetriebe sind verhältnismäßig selten anzutreffen. Große Probleme bereiten der Buchproduktion die veraltete Ausrüstung, der Mangel an Papier sowie steigende Material- und Druckkosten. Teilweise wird der Druck von Büchern mit hohem Qualitätsanspruch ins Ausland verlegt. Somit gestaltet sich die Situation vieler Verlage äußerst kritisch.

Einen gravierenden Rückgang gab es in der Buchproduktion in den Jahren 1991/92. Am meisten davon betroffen waren die mit der Politik und Wirtschaft verbundenen Sachbereiche. Der Bereich Wissenschaft und Bildung verzeichnete zu diesem Zeitpunkt einen Rückgang der Buchproduktion um die Hälfte gegenüber der Jahresproduktion von 1986. Ins Hintertreffen geriet ebenfalls die Produktion von Nachschlagewerken, populärwissenschaftlicher Literatur, Belletristik und Kinderliteratur. Laut Statistik hat das Leseinteresse der Russen stark nachgelassen. Dieser Ansicht wird in einem kürzlich erschienenen Beitrag in der Izvestija vehement widersprochen. 5) Die Statistik sei heute realistischer, da die angegebene Zahl der gelesenen Bücher nicht mehr die vielbändigen Sammelbände von Marx, Engels und Lenin sowie der Generalsekretäre einschließt. Der russische Leser bedauert es sehr, daß die Information über Publikationen nur sehr unzureichend fließt. Diese Lücke scheinen zwei Fernsehkanäle schließen zu wollen, die mit den Sendungen "Bücherneuigkeiten" und "Büchermagazin" nicht nur Titel, Preis und Liefermöglichkeit nennen, sondern dem Wunsch Rechnung tragen, über literarische Inhalte zu streiten. Auch Herausgeber von Zeitschriften erkennen, daß die Vorstellung von Literatur und das Angebot zur Diskussion auf den Seiten ihrer Zeitschrift größere Chancen einräumt, das Interesse der Kunden zu gewinnen. Nach wie vor erfreuen sich die russischen Klassiker Puschkin, Tolstoi, Dostojewski u. a. großen Zuspruchs. Okudshawa, Jewduschenko und Bella Achmadulina zählen weiterhin zu den populärsten Dichtern. Fasil Iskander, Viktor Astafjew, Ljudmila Petruschewskaja werden weiterhin unter den populärsten Prosaschriftstellern genannt. Der russische Leser weiß es sehr wohl zu schätzen, daß die Bücher von Bulgakow, Mandelstam, Pasternak, Achmatowa und vielen anderen Autoren, die in sowjetischer Zeit teils verboten waren, teils in stark limitierter Auflage erschienen oder ganz gezielt in ferne Gegenden Rußlands geliefert wurden, heute nicht mehr "besorgt" werden müssen. Sie sind in den Buchhandlungen ohne weiteres zu finden, man muß die Bücher eben nur bezahlen können! Wenn auch die Buchpreise in Rußland vergleichsweise niedrig sind, machen es die niedrigen Einkommen sehr schwer, sich Literatur überhaupt und vor allem die benötigte Fachliteratur privat zu leisten.

Es gibt in Rußland ein föderales Programm für die Herausgabe von Büchern. Damit soll die Publikation von Enzyklopädien, Nachschlagewerken, Wissenschafts-, Unterrichts- und Kinderliteratur nicht nur in Staats-, sondern auch in Privatverlagen gefördert werden. Das Programm ist nach Bereichen strukturiert und wird von einem Expertenrat kontrolliert. Es bleibt natürlich die Frage, inwieweit angesichts der ständigen Finanzmisere das Programm überhaupt zum Tragen kommt, so daß Engpässe in der Literaturversorgung überwunden und das Überleben der Verlage gesichert werden kann.

Wo bleiben die Schulbücher?

Es ist angebracht, in diesem Kontext auch auf die Frage der Produktion und Bereitstellung von Lehr- und Lernmaterialien einzugehen. Dieses sensible Thema gewinnt immer zum Beginn eines neuen Schuljahres an Brisanz, weil die erforderliche Anzahl von Schulbüchern nicht zur Verfügung gestellt werden kann. Was sind die Gründe dafür?

Die mit der Bildungsreform angestrebte Differenzierung und Vielfalt der Bildungsangebote hat im Schulbereich neue Schultypen, Curricula, Unterrichtsfächer und Lehrgänge entstehen lassen, und folgerichtig müssen diese mit entsprechenden Unterrichtsmaterialien ausgestattet werden. Doch schon die Bereitstellung der Lehrmaterialien zum föderalen Schulbuchsatz6) bereitet größte Schwierigkeiten. Immerhin lernen im Schulbereich etwa 21 Mio. Kinder. Den Angaben des russischen Bildungsministeriums zufolge werden zu Beginn eines Schuljahres etwa 440 Mio. Schulbücher benötigt. Die Verwendbarkeit eines Buches wird auf vier Jahre bemessen, mithin müßten jedes Jahr 25 Prozent des Bestandes erneuert werden, also etwa 120 Mio. Exemplare. Zu Beginn des Schuljahres 1996/97 betrug der reale Bedarf an Schulbüchern 160 Mio. Exemplare. Tatsächlich waren bis Ende Dezember 1996 aber nur 70 Mio. Bücher in die Schulen gelangt. 7) Ein Rückgriff auf die Bestände in den Schulbüchereien ist somit unumgänglich. Die Misere kann damit zwar zeitweilig gemildert, aber nicht beseitigt werden, weil die aus sowjetischer Zeit stammenden Schulbücher natürlich verschlissen, zu 75 Prozent inhaltlich veraltet und für den Unterricht deshalb nicht mehr verwendbar sind. 8) Das Bildungsministerium hat nun zur flexibleren Gestaltung der Schulbuchversorgung per Erlaß (Nr. 519 vom 23.12.96) 9) eine Liste der Unterrichtsmaterialien des föderalen Schulbuchsatzes bestätigt, deren Herausgabe für das Schuljahr 1997/98 geplant ist. Die Liste umfaßt insgesamt 725 Titel gegenüber einer Zahl von 282 im vergangenen Jahr. Es sind deshalb so viele, weil man sich auf Grund bisheriger negativer Erfahrungen mit dem Bestell- und Liefersystem dazu entschlossen hat, alle Schulbücher aufzunehmen, die ab dem Schuljahr 1994 gültig sind. Desgleichen sind 29 Verlage genannt, die sich an der Herausgabe beteiligen werden.

Zur Finanzierung von Schulbüchern für die Regionen forderte das Bildungsministerium 1,2 Trill. Rubel (347,3 Mio. DM). 10) Bereitgestellt wurden jedoch nur 80 Mrd. Rubel auf der Basis des Finanzausgleichs zwischen den Regionen und dem Zentrum. Zusätzlich wurden mit Garantieübernahme durch das Finanzministerium 170 Mrd. Rubel Kredit bei verschiedenen Banken aufgenommen, was zu einer wesentlichen Verteuerung der Bücher führte. Aus den Regionen kamen 305 Mrd. Rubel. 11) Weder die Regierung, noch das Bildungsministerium sind sich bisher richtig schlüssig, wer diese Lehrbücher letztendlich bezahlen soll, die föderale Regierung oder die lokalen Verwaltungen. Die Entscheidung tendiert immer mehr in Richtung der regionalen Finanzierung. Den lokalen Behörden bereitet das große Sorge. Die Weltbank hat eine Untersuchung zur Schulbuchsituation in Rußland durchgeführt und konstatiert, daß die Schulbuchedition zusammenbricht, wenn nicht staatlicherseits umgehend die erforderlichen Mittel aufgebracht werden oder die Kosten anderweitig delegiert werden, z. B. an die Regionen oder die Eltern. Es wurde auch zum Ausdruck gebracht, daß zwischen der wirtschaftlichen Situation in den Regionen und der Schulbuchversorgung nicht unbedingt ein Zusammenhang besteht, d. h. dort, wo man sich ernsthaft dem Bildungswesen widmet, findet man fast immer Mittel dafür. Als Beispiel gilt Moskau, dessen Bürgermeister Luzkov sich nicht nur um die vollständige Ausstattung der Moskauer Schulen mit Büchern verdient gemacht hat, sondern auch die Versorgung der russischen Diaspora im nahen Ausland gewährleistet. Es gibt Beispiele dafür, daß bei den lokalen Bildungsverwaltungen auch andere wirkungsvolle Strukturen geschaffen werden. Das sind buchhändlerische Einrichtungen oder, wie in Moskau, - die "Aktiengesellschaft "Moskauer Lehrbücher und Kartographie" und in St. Petersburg - der "Fonds für Unterrichtsliteratur". Diese zählen nicht nur den Druck und die Bereitstellung von Lehrbüchern zu ihren Aufgaben, sondern ebenso die Entwicklung neuer Unterrichtsmaterialien. Natürlich verfügen nicht alle Regionen über solche Budgets wie diese beiden Städte. Im Zusammenhang mit der Geldfrage wird nicht zum ersten Mal das Problem angesprochen, Schulbücher nicht mehr wie bisher kostenlos abzugeben. Jenen Regionen und Familien, die tatsächlich kein Geld dafür haben, müßte geholfen werden, doch das sei dann eine zielgruppenorientierte Hilfe und der Finanzaufwand nicht vergleichbar mit jener Summe (1,2 Trill. Rubel), die für die Herausgabe des föderalen Lehrbuchsatzes erforderlich ist. 12)

Wer darauf vertraut, daß sich die Situation jetzt zum Besseren wendet, - immerhin ist der Präsidentenerlaß Nr. 113), der dem Bildungsbereich Priorität zuerkannte, noch in Kraft, - der wird bei einem Blick auf den Haushaltsplan der Russischen Föderation für 199714) ernüchtert. Für das Bildungswesen sind 18,5 Trill. Rubel (oder 0,67 Prozent des Brutto-Inlandsprodukts) vorgesehen, eine Summe, die etwa ein Drittel dessen ausmacht, was an Mitteln tatsächlich benötigt wird. Darüber hinaus sind weitere 20 Trill. Rubel für die Begleichung von Schulden erforderlich. Diese Summe gliedert sich auf in 3 Trill. für Gehaltsnachzahlungen, 2,15 Trill. für ausstehende Stipendien, 3 Trill. für die staatliche Unterstützung der grundlegenden beruflichen Bildung, 5,6 Trill. für kommunale Dienstleistungen, 1,5 Trill. für Schulbücher, 4 Trill. für Schülerverpflegung ...

Bibliotheken gestern und heute

Wer als Tourist in der Sowjetunion war, sah oft mit Erstaunen die vielen Menschen aller Altersstufen auf den scheinbar endlos langen Rolltreppen der Metro, in den öffentlichen Verkehrsmitteln und an anderen Plätzen in ein Buch vertieft.

"Von den sowjetischen Massenmedien wurde die UdSSR als das lesefreudigste Land gerühmt", sagt Eric Azgal'dov in seinem Bericht15) über das russische Bibliothekswesen vor und nach dem Zusammenbruch der UdSSR. Er kennt aus eigener Erfahrung dessen Stellenwert und die Organisationsstruktur, er weiß um die neuen Herausforderungen im Rußland nach der Wende. Als unbestritten bezeichnet er die Verdienste, die das sowjetische Bibliothekswesen bei der Verbreitung von Bildung und Kultur auf dem Lande, bei der Entwicklung einer Schriftsprache für viele kleine Völkerschaften in der Sowjetunion und nicht zuletzt bei der Überwindung des Analphabetentums erworben hat. Darüber setzt uns ein anderer Experte ins Bild, Michail Rutkevic.16) Wir erfahren von ihm, welches Erbe das Land nach der Oktoberrevolution 1917 angetreten hatte und warum die Liquidierung des Analphabetentums unter den Erwachsenen und die Einführung der allgemeinen Grundschulpflicht für Kinder und Jugendliche Priorität in der sowjetischen Bildungspolitik erhielten.

Den Ergebnissen der Volkszählung von 1897 in Rußland zufolge war das Land um etwa 100 Jahre hinter den entwickelten Ländern des Westens zurückgeblieben. So konnten nur 28,4 Prozent der Bürger im Alter von 9 bis 49 Jahren lesen und schreiben. In den höheren Altersgruppen war diese Zahl weit niedriger. Enorme Unterschiede waren in den verschiedenen Regionen und Ethnien zu verzeichnen. Während zum Vergleich die Bevölkerung in Finnland fast vollständig alphabetisiert war, sah es bei den meisten östlichen Völkern deprimierend aus. Nur die Hälfte ihrer Bevölkerung konnte lesen und schreiben, unter den Usbeken waren es 2 Prozent und unter den Turkmenen sogar nur 0,7 Prozent.

Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des ersten Weltkrieges vollzogen sich einige Veränderungen hinsichtlich der Bildung der Volksmassen, die aber so unwesentlich waren, daß sich der Widerspruch zwischen dem Bedürfnis nach wirtschaftlicher Entwicklung, der Stärkung des militärischen Potentials und dem Stand der Volksbildung zuspitzte. Etwa vier Fünftel der Kinder und Jugendlichen in Rußland hatten 1913 keinen Zugang zur Volksbildung. (22 Prozent der Bevölkerung Rußlands waren zur damaligen Zeit Kinder und Jugendliche). Es vergingen etwa 20 Jahre, bis die Alphabetisierung zum erfolgreichen Ende gebracht war. Die Volkszählung von 1939 ergab einen Anteil von 87,4 Prozent Alphabeten (in der RSFSR 89,7 Prozent). Analphabeten blieben größtenteils die alten Menschen. 17) Die Durchsetzung der allgemeinen Schulpflicht erfolgte in vier Hauptetappen. Das kann anhand der Verabschiedung entsprechender staatlicher Dokumente verifiziert werden. 18)

Doch zurück zum Bibliothekswesen. 19) An Partei und Staatsinstitutionen gebunden, hat sich das Bibliothekswesen in sowjetischer Zeit zu einer ideologischen Institution entwickelt. Es war Teil der staatlichen Kontrolle über die Menschen und wirkte mit an der Heranbildung des "homo soveticus". Zentralistisch geplant, entstand auf dem Territorium der Sowjetunion ein staatliches Netz von Bibliotheken unterschiedlicher Art - etwa 326.000 insgesamt, mit einem Bestand von 5,6 Mrd. Exemplaren. Die bibliothekarische Versorgung war als einheitliches System gestaltet. Entsprechend der behördlichen Unterstellung waren die Bibliotheken zu Netzen zusammengefaßt - öffentliche Bibliotheken in Städten und auf dem Lande, für Kinder und Jugendliche - unterstanden den Kulturministerien, Bibliotheken von Bildungseinrichtungen - vom Vorschulbereich bis zur Hochschule - waren dem Bildungsministerium unterstellt. Es gab Fach- und wissenschaftliche Bibliotheken auf Unions- und Regionalebene, ferner Betriebs- und Gewerkschaftsbibliotheken, es bestand ein Bibliotheksnetz der Akademien, der Ministerien für Gesundheitswesen, Landwirtschaft usw.

Eine strukturelle Reorganisation der Bibliotheken erfolgte in den 70er/80er Jahren, bei der ca. 4000 zentralisierte Bibliothekssysteme gebildet wurden, die in der Regel aus einer Leitbibliothek und etwa 20 Zweigstellen bestanden, deren Arbeitsgrundlage - Bestand, Auskunftsapparat und Technologie - einheitlich waren.

Es gehörte zur Bibliotheksarbeit in der UdSSR, daß die Bibliotheken von zentraler Stelle über das System des Pflichtexemplars und über Buchverteilungszentralen mit Literatur, Karteikarten und Bibliothekstechnik versorgt wurden. Ein Netz von Buchkammern auf gesamtstaatlicher und Republikebene war für die staatliche Registrierung der Druckerzeugnisse und die Veröffentlichung der staatlichen Bibliographie sowie die Herausgabe gedruckter Katalogkarten zuständig. Des weiteren stand ein System der methodischen Anleitung der verschiedenartigen Bibliotheken zur Verfügung, das sich an den führenden Bibliotheken des Landes und den Bibliothekshochschulen orientierte.

Die Schulbibliotheken (etwa 120.000 mit 1,5 Mrd. Exemplaren und ungefähr 40 Mio. Lesern pro Jahr) waren am zahlreichsten vertreten. Die Hochschulbibliotheken verfügten über etwa 550 Mio. Exemplare, sie wurden von rund 7 Mio. Lesern genutzt, darunter 5 Mio. Studenten. Das Netz der wissenschaftlich-technischen und anderen Fachbibliotheken umfaßte etwa 50.000 Einrichtungen mit einem Gesamtbestand von rund 2 Mrd. Exemplaren.

Die öffentlichen Bibliotheken bildeten mehr als ein Drittel aller Bibliotheken, sie verfügten über etwa 40 Prozent des gesamten Buchbestandes und waren unentgeltlich zugänglich. Prinzipien wie allgemeine Zugänglichkeit und maximale Befriedigung der Leseinteressen (Lesefreiheit, Freiheit des Informationsaustauschs, Pluralismus) waren entweder nur deklariert oder überhaupt nicht anerkannt. In einem offiziell bestätigten Lehrbuch waren die fünf Hauptmerkmale der sowjetischen Bibliothek wie folgt benannt: Vermittler der kommunistischen Ideologie; Propagandist der Politik der Kommunistischen Partei; Basis der kommunistischen Erziehung der Werktätigen; Grundlage zur Verbreitung der Leistungen in Wissenschaft und Technik sowie progressiver Produktionserfahrungen; ideologische und wissenschaftliche Informationseinrichtung. Über viele Jahre orientierte sich der Bestandsaufbau in den Bibliotheken an der Richtlinie, das Leseinteresse zu lenken. Das bedeutete geschlossenen Zugang, Zensur im Verlagswesen und in der Literaturauswahl, die Einrichtung von Sonderspeichern mit ideologisch unerwünschter Literatur für einen begrenzten Nutzerkreis, regelmäßige "Bestandsbereinigung", d.h. die Aussonderung von Literatur, die nicht der Parteilinie entsprach oder der Feder unliebsamer Autoren entstammte.

Die bibliothekarische Ausbildung in der UdSSR erfolgte hauptsächlich an Instituten für Kultur bzw. an Bibliotheksfakultäten oder -abteilungen von Universitäten. Die Ausbildungsdauer betrug 4 Jahre im Direkt- und 5 Jahre im Fernstudium.

Die Situation der Bibliotheken nach dem Zerfall der Sowjetunion wird als sehr kompliziert charakterisiert. Die früheren wirtschaftlichen Verbindungen und der Informationsaustausch, die zwischen den Republiken bestanden hatten, wurden unter den jetzt souveränen Staaten nicht fortgesetzt. Die staatliche Finanzierung ist wesentlich reduziert. Auf Grund der Alterung und Zerstörung der materiellen Basis sowie einer mangelhaften technischen Ausstattung haben sich die Arbeitsbedingungen spürbar verschlechtert. Mitarbeiter wandern in besser bezahlte Bereiche ab (Bibliothekare stehen an letzter Stelle der Lohntabelle unter den haushaltsfinanzierten Einrichtungen. Im Zuge einer wilden "Privatisierung" sind die Bibliotheken gierigen Zugriffen ausgesetzt, besonders wenn es sich um attraktive Gebäude handelt.

Infolge akuten Valutamangels, einer chaotischen Situation im Buchwesen und einer ineffektiven Arbeitsweise der Buchkammern haben sich die Bedingungen der Erwerbung verschlechtert. Auch ein Schwund von Lesern war zeitweilig zu verzeichnen. Doch es gibt nicht nur diese Negativbilanz. Trotz teilweise unzumutbarer Bedingungen kapitulieren die Bibliothekare nicht, sondern stellen sich den Aufgaben. Sie entwickeln Ideenreichtum, um unter den Bedingungen des Übergangs zur Marktwirtschaft zu überleben, sie suchen nach neuen Ansätzen in der Bibliotheksarbeit. Neue Finanzquellen werden erschlossen, was von der Vermietung von Räumen bis zu bezahlten neuartigen Dienstleistungen geht. Jegliche Einschränkung hinsichtlich des Zugangs zu Informationen wird abgelehnt. Die Sondermagazine wurden geöffnet. 1990 wurden in St. Petersburg und Moskau regionale Bibliotheksgesellschaften und -verbände gegründet. 1994 entstand der Russische Bibliotheksverband (RBV), der 1995 Mitglied der IFLA wurde. Zu seinen Initiativen zählen das Bibliotheksgesetz und das Gesetz über das Pflichtexemplar (1994) sowie das Gesetz über Information, Informatisierung und Informationsschutz (1995).

Der Anschluß an das INTERNET, der Zugriff zu Quellen über ein funktionierendes nationales Computernetz liegt für die meisten großen Bibliotheken noch in weiter Ferne. Die Kommunikationsnetze in Rußland sind unzureichend, veraltet und unzuverlässig. Die Modernisierung kostet viel Geld, und das Land hat derzeit keine Mittel dafür. Etwas Hoffnung erweckt das Vorhaben der Soros-Foundation. 20) 100 Mio. Dollar sollen für die Entwicklung des Telekommunikationsnetzes bereitgestellt werden. Den praktischen Nutzen demonstrierte eine Telekonferenz in Moskau, auf der eine Verbindung zu Wladiwostok vorgeführt wurde. Es ist vorgesehen, mit diesem Geld Internet-Zentren an 32 Universitäten des Landes einzurichten und sie mit moderner Computer- und Telekommunikationsausrüstung auszustatten. Ferner ist daran gedacht, über sie auch andere Einrichtungen wie Akademieinstitute, Weiterbildungszentren und nicht zuletzt Schulen an das elektronische Netz anzuschließen. Eines macht Soros zur Bedingung - der russische Staat muß 30 Mio. Dollar zu diesem Projekt beisteuern. Diese Mittel sind in erster Linie für die Sicherung der Fernleitungen gedacht. 21) Es bleibt zu hoffen, daß auch der Bereich der Gesellschaftswissenschaften davon profitiert. Hier gibt es kaum Datenbanken, zu denen die großen Bibliotheken im Computernetz untereinander Zugang hätten, ausgenommen die "Bibliothek für Ausländische Literatur" und die "Moskauer Universitätsbibliothek". Die 16 größten Bibliotheken des Landes haben sich vor kurzem darauf geeinigt, ein gemeinsames System der Datenverarbeitung aufzubauen. In jeder Bibliothek sollen spezielle Räume mit mehreren Computern eingerichtet werden, die mit Internet-Anschluß ausgestattet sind. 22)

Schulbibliotheken

Schulbibliotheken mögen manchem von uns als ein besonderes Phänomen erscheinen. Gemeint ist hier ihre große Zahl, die Verbreitung über das ganze Land und der Fortbestand der meisten dieser Einrichtungen auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Folgendes ist über sie zu erfahren: 23)

Den Anstoß für die Gründung von Schulbibliotheken in Rußland gab die Bildungsreform in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts, die nach Aufhebung der Leibeigenschaft im Land durchgeführt wurde. In diesem Prozeß entstanden Volksschulen und mit ihnen Schulbibliotheken. Ihre Entwicklung wurde Ende des 19. Jahrhunderts und um die Jahrhundertwende gefördert, was zum einen auf die ökonomische Entwicklung Rußlands und zum anderen auf Initiativen pädagogischer Kreise zurückzuführen war. Bei allen weiteren Reformen und Veränderungen des Bildungssystems in Rußland bzw. in der Sowjetunion hatten und haben bis heute die Schulbibliotheken ihren festen Platz. Zu ihren Verdiensten zählt sicher, daß sie zur Beseitigung des Analphabetentums wesentlich beigetragen haben. Bücher wurden auf diesem Wege allen zugänglich, was insbesondere bei der Überwindung der Rückständigkeit auf dem Lande eine wesentliche Rolle gespielt hat. Sie sollten Leselust wecken und fördern, worauf sich die Lust am Lesen aber zu richten hatte, war vorgegeben. Die Literatur in den Schulbibliotheken - Kinderbücher, Lehrbücher, Belletristik Sammelbände mit Auszügen aus schöngeistiger Literatur - orientierte sich an politischen und ideologischen Zielstellungen der sowjetischen Staatspolitik. Im Zuge der bereits erwähnten Strukturreform des sowjetischen Bibliothekswesens wurden wissenschaftlich-methodische Räte des Bibliothekswesens gebildet. Gegenüber den Schulbibliotheken wurden diese Aufgaben von der Ushinskij-Bibliothek in Moskau wahrgenommen. Das war in Anbetracht der landesweit ca. 120.000 Schulbibliotheken im Bereich des sowjetischen Bildungsministeriums ein umfassendes Betätigungsfeld.

Heute bestehen in Rußland noch etwa 65.000 Schulbibliotheken. 24) Im Bereich der außerschulischen Bildung vollziehen sich gegenwärtig große Veränderungen. 1989 wurde ihre Zahl mit 5.098 angegeben. Etwa 600 dieser Einrichtungen haben ebenfalls große Bibliotheken. Die fachlich-methodische Betreuung aller dieser Bibliotheken obliegt auch heute noch der Ushinskij-Bibliothek. Diese Aufgabe geht auf eine Verordnung der Russischen Akademie für Bildung zurück, den Schulbibliotheken, Bibliotheken in außerschulischen Einrichtungen, an pädagogischen Fach- und Hochschulen, an Lehrerweiterbildungseinrichtungen, Bibliotheken in Verwaltungsbereichen des Bildungswesens sowie erziehungswissenschaftlichen Forschungseinrichtungen weiterhin beratende und wissenschaftlich-methodische Hilfe zuteil werden zu lassen. Bei den außerschulischen Einrichtungen handelt es sich größtenteils um die ehemaligen Häuser für Pioniere und Schüler, die Stationen der Jungen Techniker und Naturforscher. Sie haben heute den Status von Stätten für ergänzende Bildung und sind im eigentlichen Sinne Freizeitzentren für Kinder und Jugendliche auf Stadt- und Gebietsebene in überwiegend staatlicher und teilweise freier Trägerschaft. Ihnen ist auf Grund der Bildungsreform und der im Bildungsgesetz verankerten Orientierung, die Einzelpersönlichkeit zu fördern, eine wesentliche Aufgabe im Rahmen des lebenslangen Lernens zuteil geworden. Allerdings können längst nicht mehr alle Angebote unentgeltlich wahrgenommen werden. 25) In der Beurteilung der Funktionen und Möglichkeiten von Schulbibliotheken muß von dem ausgegangen werden, was gegenwärtig machbar ist. Möglicherweise werden sie heute mehr denn je in Anspruch genommen, von Schülern ebenso wie von Lehrern. Der Hauptgrund ist nicht so sehr, daß sie einen erheblichen Zuwachs an Neuausstattung mit Büchern erhalten hätten. Die Finanzdefizite im Bildungsbereich lassen das zur Zeit gar nicht zu. Die neue Schulvielfalt stellt die Schulbibliotheken ebenfalls vor neue Herausforderungen. Die Ausstattung mit modernen Medien und neuen Informationstechnologien, die Einrichtung eines Lesesaals mit Abteilungen wie Fotothek, Artothek, Videothek sind vielfach noch Zukunftsvision, liegen aber im Trend der Zeit. Heute besteht eine wesentliche Funktion der Schulbibliotheken darin, für Lehrer und Schüler vielfältige Möglichkeiten und Bedingungen für den Zugang zu Literatur, zu methodischen Materialien und sonstigen Quellen zu schaffen, die individuellen Bildungsbedürfnissen gerecht werden. Wichtig ist, daß sie teilweise mit ihren Beständen, den Schulen und Lehrern derzeit die Aufrechterhaltung des Unterrichts ermöglichen, denn wie bereits dargestellt, ist die Unterversorgung oder verspätete Belieferung mit Schulbüchern und Lehrmaterialien zu einem Dauerproblem geworden.

Ausblick

Rußland strebt eine demokratische, pluralistische, marktwirtschaftlich orientierte Gesellschaft an. Entsprechende Reformen wurden ansatzweise in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens eingeleitet, kommen aber infolge der instabilen politischen Machtverhältnisse nicht voran. Die Stagnation auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet läßt bisher keine Rückschlüsse zu, daß sich die Bedingungen für die Bereiche Wissenschaft, Bildung und Kultur und damit auch für das Buch- und Verlagswesen in absehbarer Zeit gravierend zum Besseren verändern könnten. Daher ist in dieser Übergangsphase überall in Rußland vieles von der Eigeninitiative einzelner Menschen abhängig. Das kann jedoch kein Dauerzustand bleiben. Die Russische Föderation als Ganzes muß sich konsolidieren, damit eine stabile und kontinuierliche Entwicklung einsetzen kann, die das Leben und die Arbeit für die Menschen wieder berechenbar werden läßt.

Anmerkungen:

1) Federal`nyj zakon o bibliotecnom dele (Föderales Gesetz über das Bibliothekswesen). In: Biblioteka (1995)3, S. 41-48

2) Federal`nyj zakon ob objazatel´nom ekzemplare dokumentov (Föderales Gesetz über das Pflichtexemplar). In: Biblioteka (1995)3, S. 49-56

3) Siehe: Azgal'dov, Eric: 24. ABDOS-Tagung 1995, S. 12-18 (engl.), Reihe "Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. Veröffentlichungen der Osteuropa-Abteilung".
Die im vorliegenden Beitrag wiedergegebene Darstellung ist dem russischsprachigen Maschinenmanuskript entnommen. E. Azgal'dov ist in der Gesamtrussischen Staatlichen Bibliothek für ausländische Literatur "M.I. Rudomino" in Moskau tätig.

4) Siehe: Majsuradze, Juri: Erste Anzeichen für eine Stabilisierung. In: Börsenblatt (28.01.94)8, S. 16ff.
Siehe außerdem: Koslatschikow, Alexander, Buchmarkt und Verlagstätigkeit in Rußland. In: Wostok (1994)5, Literaturbeilage, S. IIff.

5) Siehe: Kedrov, Kontantin: Rasterjannyj knigoljub toskuet po tverdoj ruke (Der verwirrte Bücherfreund sehnt sich nach einer festen Hand). In: Izvestija (1997-01-16)8, S. 5
Siehe auch Koslatschikow, Alexander: Buchmarkt und Verlagstätigkeit in Rußland. In: Wostok (1994)5, Literaturbeilage, S. IIff. Er weiß zu berichten, wie Bücherfreunde in sowjetischer Zeit zu begehrten Publikationen kamen. Auch angesichts der Marktwirtschaft und des gründlich veränderten Büchermarktes sei es nicht leicht geworden, bibliophile Interessen zu befriedigen.

6) Der föderale Schulbuchsatz umfaßt jene Bücher, die zur Gewährleistung des im Bildungsgesetz festgeschriebenen Bildungsstandards zur Verfügung stehen müssen und kostenlos abgegeben werden.

7) Siehe: Syceva, Lidija: Ucebniki i vlast' (Die Schulbücher und die Macht). In: Ucitel'skaja gazeta (21.01.97)2, S. 6

8) Siehe: Majsuradze, Juri: Unbezahlbare Schulbücher? In: Rußland liest (1996)2, S. 6-7

9) Sistema snabzenija ucebnikami stanet gibce (Das System der Schulbuchversorgung wird flexibler). In: Ucitel'skaja gazeta (1997-01-21)2, S. 11

10) Laut Izvestija vom 22.01.1997 betrug 1 DM = 3455,28 Rubel.

11) Siehe Syceva, Lidija, a.a.O.

12) Kto zaplatit za ucebnik (Wer bezahlt für das Schulbuch?). In: Pervoe sentjabrja, (17.10.96)102, Beilage S. 1

13) Siehe Ucitel'skaja gazeta, Nr. 29 vom 16.07.1991, S. 2

14) Siehe Ucitel'skaja gazeta, Nr. 3 vom 28.01.1997, S. 1

15) Siehe Azgal'dov, E., a.a.O.

16) Siehe: Rutkevic, M. N.: Izmenenie social´noj roli obsceobrazovatel´noj skoly v Rossii (Die Veränderung der sozialen Rolle der allgemeinbildenden Schule in Rußland). In: Sociologiceskie issledovanija (1996)11, S. 4

17) Ebenda, S. 5

18) Ebenda, S. 5

19) Siehe Azgal'dov, E., a.a.O.

20) Die Stiftung wurde von George Soros, einem amerikanischen Millionär ungarischer Herkunft, ins Leben gerufen. Die in den post-kommunistischen Ländern eingesetzten Mittel sollen nach seinen Vorstellungen die Gestaltung offener Gesellschaften in diesen Ländern fördern. Sie fließen hauptsächlich in die Bereiche Kultur, Wissenschaft und Bildung. Im Rahmen eines Programms zur Erneuerung der humanistischen Bildung in Rußland wurden aus dieser Stiftung u.a.die Fortbildung von Lehrern, die Entwicklung von Schulbüchern und innovative Unterrichtsversuche finanziert. Ein andere Initiative der Stiftung diente der Förderung der Lehre in den naturwissenschaftlichen Disziplinen an der Mittel- und Hochschule. Während Soros von den einen als großzügiger Mäzen gefeiert wird, verweisen andere auf die schädlichen Auswirkungen für das Land, die sich ihrer Ansicht nach in der Abwanderung von intellektueller Kapazität äußert.

21) Soros dotjanul svoi seti do Dal'nego Vostoka (Soros legt seine Netze bis in den Fernen Osten). In: Ucitel'skaja gazeta (12.11.96)45, S. 5

22) Siehe: Droschin, Sergej: Trostlose Situation. Informations- und Kommunikationsinsel Rußland. In: Zeitschrift für Kulturaustausch (1995)3, S. 434ff.

23) Pavlova, Elena A., Schulbibliotheken. Maschinenschriftliches Manuskript, 5 S. Die Autorin ist stellvertretende Direktorin der Staatlichen Wissenschaftlichen Pädagogischen Bibliothek "K.D: Ushinskij".

24) Pavlova, Elena: Biblioteka imeni K. D. Usinskogo: vcera, segodnja, zavtra. (Die Ushinskij-Bibliothek: Gestern, heute und morgen), In: Pedagogika (1995)6. S. 121-122

25) Siehe Rutkevic, M., a.a.O. S. 11


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