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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 4, 97

OLIX meets MATEO


Das Einbinden von Volltext-Dokumenten in die OPAC-Recherche

Bettina Kaldenberg, Harald Schoppmann

An der Universitätsbibliothek Mannheim wurde 1992 mit der Planung eines OPAC-Systems auf der Basis des in Karlsruhe entwickelten OLIX-OPAC begonnen, der als Landessystem für alle wissenschaftlichen Bibliotheken Baden-Württembergs konzipiert war.

Im November 1995 fiel der Startschuß mit der Beschaffung der benötigten Hardware (zwei SUN-HyperSPARC-Workstations als Datenbank-Server und eine weitere Workstation als Entwicklungsmaschine). Anfang 1996 konnte mit der Installation der Systeme begonnen werden. Nach der notwendigen Softwareanpassung, bei der die UB durch das Rechenzentrum der Universität unterstützt wurde, konnte im Juni 1996 der OPAC den (Test-)Betrieb aufnehmen. Zu diesem Termin wurden im Katalogsaal und im Lesesaal der Zentralbibliothek 21 PCs unter OS/2 für die Benutzer freigegeben. In den nächsten Wochen folgten weitere 15 OPAC-Recherche-Arbeitsplätze in den Bereichsbibliotheken. Nach erfolgreichem Testbetrieb wurde im August 1996 der Zettelkatalog abgebrochen. Bis Jahresende konnte das System auf die endgültige Hardwareplattform (SUN-UltraSPARC-Workstations) umgestellt und die aktuelle OLIX-OPAC-Software (Vers.: 4.0 1) implementiert werden. Damit war der Regelbetrieb erreicht.

Für die Recherche im OPAC bietet die Bibliothek den Benutzern OPAC-Clients unter dem Betriebssystem OS/2 an; die Client-Software sowohl für OS/2 als auch für Windows wird auf einem FTP-Server bereitgestellt. Daneben wurde ein CGI-Interface entwickelt, mit dem über das Internet Recherchen durchgeführt werden können. Der besondere Vorteil der Recherche über das Web besteht darin, daß der Anwender keine zusätzliche Software auf seinem PC installieren muß. Ein moderner Web-Browser (wie z. B. Netscape oder Web-Explorer) und ein Netzwerkanschluß reichen aus. Recherchen von (fast) jedem Arbeitsplatz auf dem Campus und sogar von außerhalb der Universität werden so möglich. Ein willkommener Zusatzaspekt ist die Entlastung der Rechercheplätze in den Räumen der Bibliothek und die Zugänglichkeit des Katalogs auch ohne spezielle Software "rund um die Uhr". Um den Web-Zugang zu verbessern, wurde im Februar 1997 ein eigener WEB-Server der Bibliothek auf der Basis eines Linux-Systems freigegeben.

Für den OLIX-OPAC wurde an der UB Karlsruhe ein CGI-Script programmiert, das sich jedoch nur unter Schwierigkeiten an die Mannheimer Bedürfnisse anpassen ließ. Deshalb wurde ein neues Interface entwickelt, das bereits zu Beginn des Testbetriebs im Mai 1996 in einer frühen Fassung verfügbar war. Durch ständige Weiterentwicklung konnte dieses CGI-Interface zu einer echten Alternative zu den OS/2- und Windows-Clients ausgebaut werden. Besonderer Wert wurde hierbei auf eine einfache Benutzerführung gelegt, so daß auch unerfahrene Anwender zu brauchbaren Rechercheergebnissen kommen. Für höhere Ansprüche bzw. komplexe Recherchen sind die OLIX-Clients unter OS/2 und Windows jedoch z. Zt. noch die leistungsfähigeren Programme.

Seit Sommer 1996 werden im SWB neben den bibliographischen Daten auch Verweise auf Volltext-Dokumente, die im SWB-E-Depot1) in Konstanz gespiegelt sind, aufgeführt. Für die Übernahme der entsprechenden IBAS-Kategorien sind in der OLIX-Datenbank keine korrespondierenden MAB-Kategorien definiert, da zum Zeitpunkt der Einführung dieser neuen Kategorien die Entwicklung des OLIX-Systems bereits abgeschlossen bzw. abgebrochen war. Als direkte Folge daraus ergibt sich, daß neue Verbundkategorien, die nach dem Frühjahr 1996 eingeführt wurden, nicht ohne weiteres in OLIX-Lokalsysteme übernommen werden können. Mit einer "offiziellen" Integration dieser Kategorien ist wohl nicht mehr zu rechnen. Die UB Mannheim, die sowohl über das Projekt MATEO (http://www.uni-mannheim.de/mateo/index.html) als auch durch Kurzbeschreibungen ihrer CD-ROM-Datenbanken (http://www.uni-mannheim.de/users/biblio/dbrech/cdrom.html) bereits eine ganze Reihe von Titelaufnahmen mit URLs verknüpft hat, beschloß daher im Herbst 1996, selbst nach Möglichkeiten zu suchen, die Information über verfügbare Volltext-Dokumente als URLs den Benutzern trotzdem zur Verfügung zu stellen.

Für die Integration der URLs stehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten zur Verfügung:

  1. Erweiterung der OLIX-Datenbank um spezielle Felder zur Aufnahme der zusätzlich benötigten MAB-Kategorien
  2. Nutzung von bereits definierten, geeigneten Datenbank-Feldern.
Aus pragmatischen Erwägungen entschieden wir uns für die zweite Möglichkeit, um einerseits die Kompatibilität auf Serverebene zu bewahren und andererseits den Entwicklungsaufwand - auch in Hinsicht auf das für 1998 erwartete Nachfolgesystem - in Grenzen zu halten. Die dafür einzugehenden Kompromisse erschienen uns vertretbar.

Zunächst stand die Frage nach einer geeigneten Kategorie im Vordergrund. Kategorien, die für die Indexbildung ausgewertet werden, schieden von vornherein aus, ebenso alle Kategorien, deren Feldlänge in der Datenbank zu kurz ist, um die Information aufzunehmen. So fiel die Entscheidung, die URLs in Kategorie 501 (Fußnote) zu übernehmen, auch mit der Konsequenz, daß in Einzelfällen der eigentliche Inhalt der Kategorie zum Teil "weggekürzt" wird.

Als Nächstes mußte zur Übernahme der neuen Verbundkategorien die Tabelle für die Konversion der Titelsätze von IBAS nach MAB entsprechend angepaßt werden. Falls ein Titelsatz die IBAS-Kategorien für URLs enthält, wird der Inhalt der ersten beiden dieser Kategorien in die MAB-Kategorie 501 übernommen bzw. an die eigentliche Fußnote angehängt.

Auf Grund der Feldlängenbeschränkung (in unserem Fall 250 Zeichen) in der OLIX-Datenbank muß sichergestellt werden, daß die sehr langen URLs (ca. 80 Zeichen) nicht abgeschnitten werden, falls ihnen der Text der eigentlichen Fußnote vorausgeht. Aus diesem Grund ist ein Verschieben der URLs an den Anfang der Kategorie notwendig, was durch den Einsatz eines Filterprogramms nach erfolgter Konversion und vor dem Laden der Datenbank erreicht wird. Nach dem Import der Daten, der in unveränderter Weise durchgeführt wird, stehen damit maximal zwei URLs in der Fußnotenkategorie 501 zur Verfügung.

Bei Nutzung des OLIX-PC-Clients werden vorhandene URLs demnach zwar als Textstring dargestellt, haben aber lediglich informativen Charakter und können nur manuell weiterverarbeitet werden.

Ganz anders stellen sich die Möglichkeiten in einem Web-Browser dar. Bei der Formatierung der Rechercheergebnisse in der Volltitelanzeige kann das CGI-Programm die URLs in anklickbare Buttons umwandeln. Das in Mannheim entwickelte Programm askOPAC gibt beim Auftreten von URLs ein Präfix (z. B. "ONLINE-Dokumente:") aus, dem für jede URL ein numerierter Button folgt. Durch Anklicken dieser Buttons werden die Dokumente direkt im Browser angezeigt.

Seit dem 10.2.1997 ist die aktuelle Version des CGI-Interfaces mit der Unterstützung für URLs für Benutzer freigeben:
http://www.bib.uni-mannheim.de/OPAC/askOPAC.cgi.

[Änderung des Textes der Druckausgabe]
Unter dieser Adresse kann der Weg von der Recherche im lokalen OPAC zur Kurzinformation auf dem Medienserver des BSZ und von dort zur vollständigen Beschreibung und Erschließung des Dokumentes durch das MATEO-Projekt nachvollzogen werden.
[Ende der Änderung des Textes der Druckausgabe]

Obwohl es sich bei der vorgestellten Lösung um ein Provisorium handelt, dessen Funktionalität Teil des lokalen Nachfolgesystems sein wird, werden so schon jetzt dem Benutzer die ergänzenden Informationen angeboten, deren Einbindung die Erweiterung des SWB-Kategorienformates möglich gemacht hat.

1) Thomas Dierig, Das elektronische Depot des Südwestdeutschen Bibliotheksverbunds, in BIBLIOTHEKSDIENST 30 (1996) 10, S. 1724ff.


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