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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 2, 97

Die DFG-Projekte WEBIS (SUB Hamburg) und SSG-Fachinformationen (SUB Göttingen)

Aufbau von WWW-Servern zur Unterstützung des Informations- und Dienstleistungsangebotes von Sammelschwerpunktbibliotheken im Internet

Torsten Ahlers, Wilfried Enderle

Mit dem von der DFG geförderten System der überregionalen Literaturversorgung ist auf der Basis einer verteilten Erwerbungskooperation sichergestellt, daß die relevante in- und ausländische wissenschaftliche Literatur wenigstens in einem Exemplar in Deutschland vorhanden ist. An der abgestimmten Erwerbungskooperation sind mehrere Hochschulbibliotheken mit Sondersammelgebieten, die vier Zentralen Fachbibliotheken sowie mehrere Spezialbibliotheken beteiligt. Über die genannten Sammelschwerpunktbibliotheken können Wissenschaftler die von ihnen benötigte Spezialliteratur, aufgrund des umfassenden Sammelauftrages der beteiligten Bibliotheken, mit hoher Wahrscheinlichkeit beziehen, wenn die lokalen wissenschaftlichen Bibliotheken nicht über das gewünschte Material verfügen.

Ziel der DFG ist es, nach der Förderung des Bestandsaufbaus in den letzten Jahrzehnten, den Aufbau von netzbasierten Dienstleistungen für die Sammelschwerpunktbibliotheken und deren Dienstleistungsspektrum zu unterstützen. Nicht zuletzt durch die rasante Entwicklung von Hard- und Software sowie der Netztechnologien - insbesondere des Internet und darin des World-Wide-Web - zeichnen sich relativ kostengünstige Lösungsmöglichkeiten ab. Auch die Förderung der Beschaffung von fachbezogenen CD-ROM-Datenbanken für die Sammelschwerpunktbibliotheken und die damit verknüpfte Auflage der Auftragsrecherche zielen in diese Richtung 1).

Durch die von der DFG geförderten Projekte "WEBIS" an der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg und "SSG-Fachinformationen" an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen soll der Grundstein für den Aufbau eines umfassenden, sammelschwerpunktbezogenen Informationssystems gelegt werden.

Mit WEBIS in der Version 2.0 steht bereits, obwohl noch in der Projektphase, mit etwa 20.000 Seitenaufrufen pro Monat ein vielbenutztes System für die Recherche nach Sondersammelgebieten/Sammelschwerpunkten zur Verfügung 2). Zu diesem Zweck werden in WEBIS WWW-Links zu den bereits vorhandenen WWW-Diensten einzelner Sammelschwerpunktbibliotheken, wie künftig auch zu dem Göttinger SSG-FI-Projekt (s. u.), im Internet angelegt. Zudem bietet WEBIS den Bibliotheken die Möglichkeit, WWW-Dienste auch ohne einen eigenen WWW-Server anzubieten und den WEBIS-Server gewissermaßen als Providersystem zu nutzen. Die Betreuung der in WEBIS gespeicherten Links und weitere Informationen (Texte, Listen etc.) können künftig 3) über ein Administrationsmenü von den Sammelschwerpunktreferenten direkt über das Internet stattfinden.

Die Benutzer von WEBIS können bei der Recherche auf die Möglichkeiten der thematischen und regionenbezogenen Recherche zurückgreifen, um die geeigneten Spezialbibliotheken für ihre Fragestellung auffinden zu können. Funktionell in WEBIS integriert sind bereits jetzt verschiedene Dienstleistungen beziehungsweise die Verweisungen zu den Dienstleistungen der einzelnen Sondersammelgebietsbibliotheken wie zum Beispiel:

Die Integration der oben genannten Möglichkeiten heißt zum gegenwärtigen Projektstand jedoch noch nicht, daß bereits alle Funktionen für jedes Sondersammelgebiet funktionsfähig sind. Maßgeblich für die Datenlage in WEBIS sind die Möglichkeiten der einzelnen Sondersammelgebietsbibliotheken, bestimmte Dienstleistungen anbieten zu können. Aufgrund einer Umfrage konnten aktuelle Daten von den meisten Sondersammelgebietsbibliotheken in WEBIS 2.0 erfasst werden. So sind die Daten von etwa 95% aller Sondersammelgebietsbibliotheken erfasst. Die Erreichbarkeit von Sondersammelgebietsreferenten per E-Mail ist aber nur zu etwa 61% möglich, das Angebot von Neuerwerbungslisten über das Internet kann derzeit nur von 25% aller Sondersammelgebiete geleistet werden, um nur einige Zahlen zu nennen. Hierdurch lassen sich auch die noch existierenden Lücken in WEBIS erklären. Anfang 1997 soll die Möglichkeit der Online-Datenerfassung 4) in WEBIS erweitert und vervollständigt werden. WEBIS ist über die Adresse "http://webis.sub.uni-hamburg.de" zu erreichen.

Internetbasierte Fachinformationen gewinnen zunehmend an Bedeutung und an Qualität. Für den einzelnen Wissenschaftler ist es unmöglich, sich einen umfassenden Überblick zu verschaffen. Insbesondere die Bewertung der im Internet gefundenen Quellen kann sehr zeitaufwendig sein. Ein bewertendes, die wissenschaftlich relevanten Informationen umfassendes Erschließungsinstrument für das Internet fehlt derzeit und kann nicht durch existierende Suchmaschinen abgedeckt werden. Diese Lücke soll durch das DFG-Projekt "SSG-Fachinformation" 5) geschlossen werden. Ziel des Projektes ist es, ein Fachinformationssystem für zunächst vier an der SUB Göttingen angesiedelte Sondersammelgebietsbereiche (Reine Mathematik; Geowissenschaften, Geographie und thematische Karten; Angloamerikanischer Kulturraum: Geschichte, Politik, Verfassung sowie Sprache und Literatur) aufzubauen, in dem durch verschiedene Suchsysteme nach den gewünschten Fachinformationen gesucht werden kann.

Das SSG-Fachinformationssystem stellt damit ein Metainformationssystem dar, das nicht den Anspruch erhebt, vorhandene große Directories oder Suchmaschinen zu ersetzen, sondern vor diesen eine qualitativ bewertete, ausgewählte Menge an Informationsquellen zu erschließen. Es bietet damit einen spezifischen Service an, der sich an den Bedürfnissen wissenschaftlich arbeitender Nutzer orientiert, und der zusätzlich zu umfassenden Suchsystemen eine eigene Form der Erschließung von Informationsquellen anbietet.

Das WWW-basierte Fachinformationssystem bietet auf der ersten Ebene einen einheitlichen Einstieg für ein Fachgebiet. Dabei werden pro Fach vier Einstiegsmöglichkeiten angeboten:

  1. Dienste der SSG-Bibliothek: Zum Beispiel: Online-Katalog; Current-Contents-Dienste; Neuerwerbungslisten; Dokumentlieferdienste; Zugriff auf digitale Dokumente etc..
  2. Direkte Eingabe von Suchbegriffen und Klassifikationscodes: Über eine lokal eingerichtete Suchmaschine wird die Möglichkeit angeboten, direkt nach Begriffen und Notationen zu recherchieren.
  3. Fachlich gegliederte Informationsquellen: Es wird für jedes Fach eine systematische Gliederung angeboten, welche einen fachlich spezifizierten Einstieg erlaubt.
  4. Formal gegliederte Informationsquellen: Auskunftsmittel (Wörterbücher, Enzyklopädien etc.); Fachbibliographien; digitale Bibliotheken etc.
Fachinformation umfaßt dabei natürlich elektronische Informationsquellen aber auch gedruckte Medien, die insbesondere für die kulturwissenschaftlichen Fächer immer noch von vorrangiger Bedeutung sind. Das Konzept für das Fachinformationssystem basiert zunächst auf der Struktur der Sondersammelgebiete, da davon ausgegangen wird, daß vor allem die Sondersammelgebietsbibliotheken langfristig in der Lage sind - und auch die entsprechende Verpflichtung haben - solche Systeme zu pflegen.

Beide Projekte - WEBIS und SSG-Fachinformation - sollen sich gegenseitig durch wechselseitige Hyperlinks ergänzen und in Layout und Funktion aufeinander abgestimmt werden. So wird von WEBIS künftig auch auf die sondersammelgebietsbezogenen Fachinformationen verwiesen, die an der SUB-Göttingen derzeit aufgebaut werden. Vom Göttinger Fachinformationssystem wird wiederum auf die in WEBIS enthaltenen Funktionen und Dienstleistungen der Sondersammelgebietsbibliotheken verwiesen werden.

Für den Benutzer sollte durch die beiden DFG-Projekte ein homogenes Gesamtsystem entstehen, welches bei der alltäglichen Arbeit, der Suche nach Spezialinformationen, über das Medium der gedruckten Literatur hinaus Unterstützung bieten kann.

Ansprechpartner SSG-Fachinformationen:
Herr Dr. Wilfried Enderle (E-Mail: enderle@mail.sub.uni-goettingen.de; Tel.: (05 51) 39-52 00, Fax: (05 51) 39-52 22).

Ansprechpartner WEBIS:
Herr Torsten Ahlers (E-mail: ahlers@sub.uni-hamburg.de; Tel.: (0 40) 41 23 33 44, Fax: (0 40) 41 23 33 52).

1) Berndt Dugall, Beatrix Dudensing, Eve Picard; Möglichkeiten und Auswirkungen der Einbeziehung von CD-ROM in den Sondersammelgebietsplan der DFG; In : ABI-Technik : Zeitschr. für Automation, Bau u. Technik im Archiv-, Bibliotheks- u. Informationswesen; 15(2), 1995, p. 107-120.

2) Torsten Ahlers, Jens Schliephacke, André Schmidt; Die von der DFG geförderten Schwerpunktbibliotheken im Internet: Ein Informationssystem für Sondersammelgebietsbibliotheken, Zentrale Fachbibliotheken und Spezialbibliotheken; In : ZfBB 43 (1996) 3, S. 227-240.

3) Derzeit läuft das Administrationsmenü noch im Testbetrieb.

4) ebd.

5) Wilfried Enderle; SSG-Fachinformation: DFG-Projekt an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen; In : Bibliotheksdienst; 30. Jg. (1996), H. 10, S. 1715-1717;


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