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Bibliotheksdienst Heft 10, 96

Mehr Initiativen für One-Person-Libraries

Hubert Rothe, Gaby Wecker

Im Mai letzten Jahres organisierte Evelin Morgenstern vom Beratungsdienst für wissenschaftliche Spezialbibliotheken des Deutschen Bibliotheksinstituts (DBI) einen ersten Round Table in Deutschland zum Thema One-Person Libraries (OPLs). Über die Veranstaltung ist im Bibliotheksdienst und an anderer Stelle bereits berichtet worden. Zu dem Round Table waren Vertreter bibliothekarischer Verbände - darunter auch die Autoren dieses Beitrags - und Vertreter bibliothekarischer Ausbildungsstätten geladen. Sie diskutierten unter Leitung von Guy St.Clair, einem der führenden amerikanischen Autoren zum Thema OPL und hierzulande insbesondere durch sein Werk "Managing the New One-Person Library" (1992) bekannt, über die Besonderheiten und spezifischen Problemstellungen der OPLs. Ziel des Round Table sollte es sein, den Typus OPL als solchen in das Bewußtsein einer bibliothekarischen Öffentlichkeit zu rücken und konkrete Schritte zur Stärkung der OPLs in Deutschland einzuleiten.

Den Teilnehmern wurde bald klar, daß eine Vielzahl gemeinsamer Probleme und Bedingungen die OPLs unabhängig von ihrer individuellen Aufgabenstellung bzw. ihrem fachlichen Sammelschwerpunkt verbinden. Dies ist bisher von den bibliothekarischen Institutionen noch kaum beachtet und in der bibliothekarischen Aus- und Weiterbildung noch wenig berücksichtigt worden. Es wurde im Verlauf der Veranstaltung schnell deutlich, daß es in vielen Fällen falsch ist, die Belange der OPLs grundsätzlich von den Gegebenheiten in Großbritannien abzuleiten. Es wurde ebenso schnell deutlich, daß auch in Deutschland etwas für die OPLs getan werden sollte. Nur, wo konkret dabei anzusetzen ist, muß noch genauer untersucht werden.

Seither sind verschiedene Initiativen gestartet worden, die sich mit dem Thema OPL beschäftigen. Das DBI veröffentlichte in der Reihe der "Arbeitshilfen" Guy St.Clairs "Checkliste" für den Betrieb von OPLs in deutscher Übersetzung. In Vorbereitung ist ebenso die Herausgabe einer deutschen Fassung des Handbuchs von Guy St.Clair.1) Dieses wird Punkt für Punkt ausführlich auf die in der Checkliste aufgeführten Themen eingehen. Auf dem diesjährigen Deutschen Bibliothekartag in Erlangen führte die Arbeitsgemeinschaft der Parlaments- und Behördenbibliotheken eine Podiumsdiskussion mit dem Titel "Die One-Person Library - Status, Belange, Perspektiven" durch. Die einzelnen Beiträge der Bibliothekarinnen, die aus sehr unterschiedlichen Bereichen stammten, verdeutlichten noch einmal trotz unterschiedlicher Aufgabenstellung und institutioneller Rahmenbedingungen die OPL-spezifischen Gemeinsamkeiten und unterstrichen die Notwendigkeit, den besonderen Anforderungen an Bibliothekare, die in OPLs beschäftigt sind, durch Verankerung entsprechender Themen in Aus- und Fortbildungskonzepten Rechnung zu tragen. Die Referate dieser Veranstaltung wird die APBB im Herbstheft ihrer "Mitteilungen" veröffentlichen.

Sicher ist es sinnvoll, OPL-spezifische Probleme z. B. innerhalb der fachspezifischen Arbeitsgemeinschaften zu behandeln. Auf Grund der Tatsache, daß die OPL-spezifischen Probleme von der jeweiligen fachlichen Aufgabenstellung der Bibliotheken unabhängig sind, erscheint jedoch ein zentrales bibliothekarisches Gremium für diese Aufgabe notwendig. Die Zuordnung zur Sektion VIII des Deutschen Bibliotheksverbandes kann in diesem Zusammenhang nur als vorübergehende Lösung verstanden werden. Dem von den Teilnehmern des Round Table formulierten Antrag an den Fachbeirat des DBI, eine Kommission bzw. eine Expertengruppe für OPLs einzurichten, ist dieser leider noch nicht gefolgt.

Die in Amerika bisher geleistete Arbeit ist auf dem Hintergrund der dortigen Gegebenheiten erfolgt. Ein blindes Übernehmen von Strategien aus den USA dürfte nicht sinnvoll sein, da sich doch die Gegebenheiten in Deutschland in vielerlei Hinsicht von denen in den USA unterscheiden. Zur Vorbereitung künftiger Aktivitäten zur Förderung der OPLs in Deutschland dürfte es deshalb zunächst wichtig sein, Ansatzpunkte für die hiesige Arbeit neu zu definieren und geeignete Lehrinhalte für die Aus- und Weiterbildung in Deutschland zu erarbeiten.

Als Ausgangsbasis dafür erscheint eine umfangreiche Erfassung von Daten aus den OPLs unverzichtbar. Die APBB hat im Rahmen der Vorbereitung ihrer Veranstaltung in Erlangen einen Fragebogen zur Erhebung von OPL-Daten erstellt. Er basiert auf einem Fragebogen der amerikanischen Bibliothekarin Judith A. Siess. Entsprechendes Datenmaterial könnte beispielsweise im Rahmen von Diplomarbeiten erhoben und auch ausgewertet werden. Der Vorstand der APBB ist gerne bereit, bei solchen Diplomarbeiten im Rahmen seiner Möglichkeiten fachlich beratend zur Seite zu stehen. Eine konkrete Zusammenarbeit zeichnet sich bereits mit der FH Hannover ab.

Gleichzeitig hat der Beratungsdienst Wissenschaftliche Spezialbibliotheken des DBI bereits begonnen, von OPLs eine Adressensammlung anzulegen. Als Grundlage für den Aufbau des Datenpools kann auch der bei der APBB-Veranstaltung in Erlangen verteilte Adreßfragebogen, der unten nochmals wiedergegeben wird, herangezogen werden. Neben den reinen Adreßdaten werden auf diesem Wege vor allem engagierte Kolleginnen und Kollegen aus OPLs, die bei der Förderung von OPLs in Deutschland aktiv mitwirken möchten, gesucht. Ausgefüllte Fragebögen nimmt sowohl der Beratungsdienst Wissenschaftliche Spezialbibliotheken des DBI als auch die APBB entgegen.

In den USA wird ein OPL-Newsletter in monatlichem Rhythmus erfolgreich vertrieben. Eine vergleichbare Publikation wäre sicherlich auch in Deutschland nützlich. Doch bevor es soweit ist, wäre kurzfristig eine regelmäßige Berichterstattung über OPLs in einer gesonderten Rubrik des Bibliotheksdienst denkbar. Der anschließend veröffentlichte Aufsatz von Brigitte Höckmair könnte einen möglichen Anfang dazu darstellen.

Fragebogen zur Vorbereitung eines OPL-Datenpools


Name        Institution       Adresse          Tel.-Nr.      Fax-Nr.       E-Mail
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Möchten Sie sich in Sachen OPL engagieren?

ja / nein                                     Haben Sie Vorstellungen, wie?

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Bitte schicken Sie diesen Fragebogen bis zum 31.10.1996 an:

Evelin Morgenstern
Beratungsdienst Wissenschaftliche Spezialbibliotheken
Deutsches Bibliotheksinstitut Haus 2,
Luisenstraße 57
10117 Berlin

oder

Arbeitsgemeinschaft der Parlaments- und Behördenbibliotheken, c/o
Deutsches Patentamt
Abteilung Informationsdienste
80297 München

1) Diese deutsche Ausgabe wird freundlicherweise von der APBB finanziell unterstützt. (Anm. d. Beratungsdienstes für wissenschaftliche Spezialbibliotheken des Deutschen Bibliotheksinstituts (DBI)


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