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Bibliotheksdienst Heft 7, 96

Kommission des DBI für Erwerbung und Bestandsentwicklung
Bereich wissenschaftliche Bibliotheken

Frühjahrssitzung 1996 in Chemnitz

Werner Reinhardt / Margot Wiesner

Die Kommission des DBI für Erwerbung und Bestandsentwicklung - Bereich wissenschaftliche Bibliotheken - führte ihre Frühjahrssitzung 1996 am 22. und 23. April 1996 in der UB Chemnitz durch. Die wichtigsten Ergebnisse sollen hier kurz dargestellt werden:

Preisbindung

Die Generaldirektion Wettbewerb der Kommission der Europäischen Gemeinschaften hat am 23. Februar 1996 im Amtsblatt der EG interessierte Kreise aufgerufen, zum Sammelrevers und zu den Einzelreversen für Österreich und die Schweiz Stellung zu nehmen. Als Meinungsbild der Erwerbungskommission wurde übermittelt, daß die Preisbindung aus kulturpolitischer Sicht für sinnvoll gehalten und ihre Beibehaltung auf nationaler Ebene befürwortet wird.

Mit umso größerem Bedauern nahm die Erwerbungskommission zur Kenntnis, daß inzwischen auch die Verlage Enke, Hippokrates, Thieme und Sonntag die Grenze für die Gewährung des Bibliotheksnachlasses auf einen Etat von DM 100.000 jährlich festgesetzt haben (Börsenblatt Nr. 21 vom 12. März 1996).

Dienstleistungen des Buchhandels

Ausgehend von einem Gutachten der Stanford University Libraries und angeregt vom Artikel "Was ist eine Lean Library" des Kollegen Hans-Gerd Happel (ZfBB 43.1996, S. 9-21) wurde intensiv über Dienstleistungen des Buchhandels diskutiert, die über das "normale Maß" hinausgehen und die bereits heute von einigen Lieferanten angeboten werden. Mitentscheidend für eine Inanspruchnahme dürfte der dafür zu entrichtende Preis sein.

Die Kommission kann in der derzeitigen Zusammensetzung in diesem Bereich maximal noch eine Bestandserfassung in der Form "Wer bietet was?" leisten. Darüber hinausgehende Arbeiten sollten durch eine neu zu berufende Expertengruppe in Angriff genommen werden. Eine Aufgabe dieser Gruppe sollte es auch sein, eine Literaturübersicht zum Thema "Outsourcing" zu erstellen.

Expertengruppen

Die Expertengruppe Bestandsaufbau in wissenschaftlichen Bibliotheken hat erste Ergebnisse ihrer Arbeit im Bibliotheksdienst veröffentlicht (29.1995, H.12 und 30.1996, H.4). Bis Ende des Jahres soll auf Grund der geleisteten Vorarbeiten ein Bericht über beispielhafte Erwerbungsprofile erstellt werden, mehrere Bibliotheken haben sich bereits zur Mitarbeit bereiterklärt.

Die Expertengruppe Steuerratgeber hat zwischenzeitlich die Arbeit aufgenommen; Mitglieder sind Frau Elias, DBI, Frau Mahr, Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, Herr Manfred Müller, Börsenverein des Deutschen Buchhandels, und als Vertreterin der Kommission Frau Wiesner (Vorsitz). Geplant ist, daß der Ratgeber bis spätestens zum Bibliothekskongreß 1997 vorliegen soll.

Umsatzsteuern beim Erwerb ausländischer CD-ROM-Ausgaben

Verschiedene Oberfinanzdirektionen sind unterschiedlicher Meinung über die steuerliche Bewertung von CD-ROMs, sowohl bei der Einfuhr aus Drittländern als auch beim innergemeinschaftlichen Erwerb. Laut Entscheidung der OFD München muß für die Berechnung der Einfuhrumsatzsteuer nur der Materialwert von ca. DM 5 pro Scheibe herangezogen werden. Die Kommission empfiehlt, sich mit den örtlichen Zollämtern auf die Münchener Auslegung zu einigen.

Zu beachten ist außerdem, daß Rechnungen für CD-ROMs beim Bezug über einen deutschen Lieferanten, aber Direktlieferung aus Drittländern den Vermerk "Mehrwertsteuerfrei, da Drittlandslieferung" tragen müssen, weil die Bibliothek der Steuerschuldner ist. Die Kommission verhandelt in diesem Zusammenhang mit der Firma Silverplatter.

Einschränkung der Sammelrichtlinien der Deutschen Bibliothek

Wegen des Zwangs zu Personaleinsparungen plant die Deutsche Bibliothek eine Einschränkung ihrer Sammelrichtlinien, die zu Einschnitten bei der Verzeichnung grauer Literatur führen wird. Da hiervon vor allem auch die regionalen Pflichtexemplarbibliotheken betroffen sein werden, entschloß sich die Kommission zu einer Stellungnahme, die auch Alternativvorschläge enthält.

Elektronische Medien

Ausgehend von der übereinstimmenden Meinung der Kommissionsmitglieder, daß dieses Thema auch über den Bezug von CD-ROM-Ausgaben und Geschäftsgangsfragen hinaus zu bearbeiten sei, wurden in der Diskussion folgende Punkte angesprochen:

Die Weiterbehandlung dieser Fragen soll zunächst in der Expertengruppe Bestandsaufbau erfolgen mit der Zielvorgabe, zum Jahresende einen Bericht im Bibliotheksdienst zu veröffentlichen.

Geschäftsgang bei Nicht-Buch-Materialien

Bis zur Herbstsitzung soll eine Sammlung von Mustergeschäftsgängen vorliegen, die eventuell veröffentlicht wird.

Erwerbungsautomatisierung

Das EDILIBE-Projekt ging Ende März mit einer Gutachtersitzung erfolgreich zu Ende. Ein Abschlußbericht liegt in der Entwurfsfassung vor. Es ist geplant, am Beispiel von EDILIBE einen Erfahrungsbericht über die Durchführung eines EU-Projektes zu veröffentlichen.

Derzeit entsteht ein hessischer Anforderungskatalog an das PICA-Erwerbungsmodul, der neben einer Defizitliste auch ein "Pflichtenheft" für nicht vorhandene Teile (Pflicht, Tausch, Einbandstelle) beinhaltet. Hierbei wird immer deutlicher, daß der Erwerbungsteil von PICA nur einen Anhang an das Katalogsystem darstellt und daher etliche Erwerbungsspezifika nur ungenügend berücksichtigt.

Rundbriefe

Die Kommission verabschiedete einen Rundbrief, in dem sie sich für die Verwendung und Bearbeitung von Barcodes mit dem standardisierten Serial Item and Contribution Identifier (SICI) einsetzt, um die automatisierte Zeitschrifteneingangskontrolle zu vereinfachen. Dieses Schreiben wurde im Anschluß an die Sitzung an 75 deutsche wissenschaftliche Zeitschriftenverleger und acht Softwareentwickler verschickt.


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