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Bibliotheksdienst Heft 7, 96

Ausleihanalysen als Instrument der Bestandsevaluierung

BABSY-Statistiken in der Universitätsbibliothek Bochum

Gunter Dokter

Im Aprilheft dieser Zeitschrift wurde über Ausleihanalysen und Bestandslenkung an den Universitätsbibliotheken Freiburg, Wuppertal und der FU Berlin berichtet 1), wobei in erster Linie die Lehrbuchsammlungen Ziel der Betrachtung waren. Als Ursprungsbibliothek für das Bochumer Ausleihverbuchungssystem BABSY nutzt die UB Bochum selbstverständlich die zum großen Teil auf ihren eigenen Vorgaben beruhenden Leistungen des BABSY-Statistikpakets, das allen BABSY-Teilnehmern zur Verfügung steht, aber individuell genutzt wird. In Teilaspekten war im Bericht des BABSY-Anwenders Wuppertal bereits die Rede davon. Anders als dort gibt es jedoch in der UB Bochum keine gesondert aufgestellte Lehrbuchsammlung: alle Mehrfachstücke von Lehrbüchern sind in den Freihand-Normalbestand integriert und infolgedessen auch in allen Ausleihstatistiken mit den Ausleihen des übrigen Bestandes ununterscheidbar verquickt. Möglicherweise liegt es also daran, daß die UB Bochum schon sehr früh die BABSY-Statistiken (und deren Vorgängerversionen seit 1966) zur umfassenden, fächerspezifischen Ausleihanalyse aller Ausleihen heranzieht.

Fächerbezogene Analyse und Steuerung

Der Bestand der Bochumer Universitätsbibliothek gliedert sich in rund 500 sachliche Aufstellungsgruppen für den Freihand-Monographienbestand, in 4 Großgruppen für die Freihand-Zeitschriftenbestände und einige Formalgruppen für die Bestände der geschlossenen Magazine, wie Dissertationen, Rara, Sondermaterialien. Die Monographienausleihen stellen mit über 90 % das Hauptkontingent der jährlichen Ausleihen, den Rest bilden zu zwei Dritteln die Zeitschriften und zu einem Drittel die Dissertationen und sonstigen Materialien.

Bereits in frühen Jahren wurden die rund 500 Monographien-Fachgruppen (= 1. und 2. Buchstabe der Verbuchungssignatur) den Fachgruppen der VDB-Jahrbuch-Statistik zugeordnet, später denen der DBS-Fächerstatistik. Pünktlich an jedem Monatsende und über das Jahr anwachsend bis zur kompletten Jahresstatistik ist durch diese Zuordnung stets der aktuelle Stand der Ausleihstruktur gegeben, und zwar nach dem bundesweit verbreiteten Fächerkanon der Deutschen Bibliotheksstatistik (DBS).

Tabelle 1: Jahresausleihstatistik 1995

DBSFachgebietFachgruppenJan.
Bände
Febr.
Bände
...Dez.
Bände
Summe
Bände
Summe
Titel
07
05
06
Wirtschaftsw.
Soziologie
Politik
AA - CO; - AV
CR - DD
DL - DY
3773
1229
888
4652
1444
1025


3529
1194
981
51908
16224
12131
18827
6806
6024

08
Wirtschafts- und Sozialwiss.
Recht

EA - FW; - ER, FI
5890
4400
7121
5287

5704
4346
80263
62161
31657
18246
31
33
32
35
34
36
37
Sprach- und Litwiss.
Germanistik
Anglistik
Klass. Philologie
Romanistik
Slavistik
Skandinav., Orient
HW - IA
IC-JB
JD - JV
JX - KF
KG - LC
LG - LL
IB, LM - LQ
792
1696
619
459
521
228
175
946
1850
901
496
603
274
189






729
1853
537
543
517
281
159
10861
23555
8373
6434
7660
3280
2176
4643
11178
4528
2891
4025
1823
1292

...
18
Philologien

Medizin


XA - XW
4490

1551
5259

1861



4619

1632
62339

21556
30380

8813
Summe Monographien320673629530743429348179523

Tabelle 1 zeigt einen Ausschnitt aus der Ausleihübersicht für 1995 mit den Jahresausleihen nach Bänden in der vorletzten und Titeln in der letzten Spalte. Wenn wir z. B. beobachten, daß die Zahl der jährlichen Ausleihen zu sinken beginnt, während gleichzeitig die Zahl benutzter Titel weiter ansteigt, so kann dies ein Hinweis darauf sein, daß - wie zur Zeit im Fach Physik - die Zahl der lehrbuchhungrigen Studienanfänger gesunken ist und nach einer Phase starken Staffelexemplar-Bedarfs hier jetzt die speziellere Nachfrage von Studenten im 2. Studienabschnitt und von Diplomanden nach Fachliteratur in breiterer Titelstreuung in den Vordergrund tritt. Das Wissen hierum erleichtert dann natürlich die Entscheidung des Fachreferenten in dem ewigen Dilemma, das wenige verfügbare Geld entweder für weitere Lehrbuch-Staffelexemplare oder für weitere Einzeltitel auszugeben.

Das neueste Auf-oder-ab "ihrer" Fächergruppen-Ausleihen wird denn auch alljährlich von den Fachreferenten mit besonderem Interesse verfolgt, ist daran doch auch der Erfolg ihrer Beschaffungspolitik ablesbar bzw. sind Hinweise auf externe Einflußgrößen gegeben. Die Ausleih-Prozentanteile der einzelnen Fächer - gewichtet mit dem aus der DBS ermittelten Fachdurchschnittspreis - bilden seit Jahren die Grundlage für die Hälfte der jährlichen Mono-graphien-Quotenzuweisungen. (Die andere Hälfte wird gewonnen aus dem prozentualen Ausgabenanteil der einzelnen Fächer im Bundesdurchschnitt, der wiederum aus den Meldungen (zweischichtiger) Universitätsbibliotheken an die DBS errechnet wird, wobei DFG-Sondersammelgebietsbibliotheken, Ausreißer bei den Fach-Durchschnittspreisen u. ä. jeweils ausgenommen bleiben.)

Solch eine fächerbezogene Ausleihstatistik gestattet zusammen mit Erwerbungsgrößen aus der DBS-Fächerstatistik oder mit lokalen Studentenstatistiken die Bildung interessanter Fächer-Kennzahlen. So werden in der Bochumer Bibliothekszeitung zusammen mit der Hausstatistik jetzt u. a auch Kennzahlen für die Monographienausleihen je Kaufzugangsband bzw. je Hauptfachstudent veröffentlicht (s. Tabelle 2). Starke Fächerunterschiede in diesen Kenngrößen können zu gezielter Fächerförderung bzw. -dämpfung bei der Erwerbungsplanung führen, wenn sie sich - ungewollt - längere Zeit halten.

Tabelle 2: Fächerstatistik 1995

BenutzungKennzahlen
Monograpien-Ausleihen (Ortsleihe)Monogr.-Ausleihen
DBSFachgebietFachgruppenBände Grundlit.Bände Lehr-
buchslg. (LBS)
Bände
insgesamt
LBS-
Anteil in %
je
Zu-
gangs-
band
je
Haupt-
fach-
student
07
05
06
Wirtschaftsw.
Soziologie
Politik
AA - CO; - AV
CR - DD
DL - DY
35461
15033
11948
16447
1191
183
51908
16224
12131
31.7
7.3
1.5
24.2
26.3
53.7
11.7
10.9
-


08
Wirtschafts- und Sozialwiss.
Recht


EA - FW; - ER, FI
62442

19026
17821

43135
80263

62161
22.2

69.4
26.9

22.3
13.5

13.7
31
33
32
35
34
36
37
Sprach- und Litwiss.
Germanistik
Anglistik
Klass. Philologie
Romanistik
Slavistik
Skandinav., Orient.
HW - IA
IC - JB
JD - JV
JX - KF
KG - LC
LG - LL
IB, LM - LQ
10114
22915
8224
6361
7491
3222
2033
747
640
149
73
169
58
143
10861
23555
8373
6434
7660
3280
2176
6.9
2.7
1.8
1.1
2.2
1.8
6.6
16.5
45.4
17.3
41.0
21.3
20.4
20.0
69.6
11.6
7.1
33.5
10.0
10.0
3.2

...
18
Philologien

Medizin


XA - XW
60360

13940
1979

7616
62339

21556
3.2

35.3
25.5

21.8
11.7

8.5
Summe Monographien31124611810242934827.523.811.8

Die Zahl der Monographienausleihen je Hauptfachstudent ist nach Tabelle 2 z. B. für Germanistik, Romanistik und Slavistik ungefähr gleich groß und liegt nahe beim Allgemeindurchschnitt. Die Bedarfsbefriedigung in allen drei Fächern ist somit zur Zeit als annähernd gleich anzusehen. In der Germanistik sind aber pro Zugangsband doppelt so viele Ausleihen zu verzeichnen wie in den beiden anderen Fächern. Ein über dem Durchschnitt liegendes Verhältnis von Ausleihen zu Zugangsbänden bedeutet
a) erhöhte Nutzung bei normalem Zugang oder
b) normale Nutzung bei zu geringem Zugang.
Im Falle b) müßte also der Zugang vergrößert werden. Für die Germanistik ist wohl von Fall a) auszugehen: wenn der Wegfall der Sprachbarriere bei deutschsprachigen Titeln auch andere Benutzer als nur Germanisten anlockt, kann es gut sein, daß ein deutscher Titel doppelt so viele Leser findet wie ein englisch- oder französischsprachiger. Die derzeitige Germanistik-Zugangsmenge braucht also gegenüber den beiden anderen Fächern nicht geändert zu werden, wenn wir studentenzahlbezogen, d. h. nachfrageorientiert beschaffen möchten. Wollen wir dagegen ausleihzahlorientiert beschaffen, müssen wir die Germanistik zu Lasten der beiden anderen Fächer fördern, da hier fürs Geld doppelt so viele Ausleihen pro Band "eingekauft" werden können.

In Wirklichkeit ist die Interpretation dieser Daten noch vielschichtiger. So ist z. B. der Einfluß zu berücksichtigen, den ein besonders guter oder schlechter Altbestand ausübt (je nach Halbwertszeit der Fächer unterschiedlich) oder wir müssen aktiv oder passiv die Ausstattung und Bestellpolitik der jeweils zugehörigen Abteilungsbibliothek im zweischichtigen System ins Kalkül miteinbeziehen.

Titelbezogene Analyse und Steuerung

Während durch solcherart Ausleihstatistiken und Kennzahlen die Steuerung und Gewichtung eines ganzen Faches vorgenommen werden kann, ist die Individualsteuerung einzelner Titel, beispielsweise für die Lehrbuchsammlung, auch ohne Individualprofile - wie von der UB Freiburg oder der FUB Berlin vorgestellt - dennoch mit den BABSY-Statistiken durchaus erfolgreich möglich, wie im Bericht aus Wuppertal bereits angesprochen.

Wieder bedingt durch den Verzicht auf eine separate Lehrbuchsammlung (LBS), mußten wir in Bochum schon frühzeitig nach einem geeigneten LBS-spezifischen Statistik- und Steuerungsinstrument suchen. Ganz allgemein gilt in der UB Bochum die Regel: ein Titel, der in 3 oder mehr Exemplaren vorhanden ist, gilt als LBS-Titel und wird als solcher in die gedruckten, fächerspezifischen Mitnahmeverzeichnisse aufgenommen. Bei einem mittleren Umsatzfaktor von 3,45 Ausleihen pro LBS-Exemplar und Jahr in den Lehrbuchsammlungen der Bundesrepublik 2) müßte ein Bochumer LBS-Titel demnach mindestens 3 x 3,45 = 10,35 Ausleihen pro Jahr erbringen.

Im Wuppertaler Bericht wurde bereits die BABSY-Bestsellerliste erwähnt; diese wird in Bochum für alle Signaturen mit 10 und mehr Ausleihen pro Jahr erstellt, wodurch - wie weitere Experimente und Berechnungen gezeigt haben - im wesentlichen all diejenigen Titel erfaßt werden, die andernorts in einer getrennten LBS stehen würden. Diese virtuelle LBS hat den Vorteil, daß in der Liste nur die aktiven Titel erscheinen, d. h. alte Titel, deren Staffelexemplare nicht mehr gefragt sind, scheiden automatisch aus und neue Titel, die durch starke Ausleihe auffallen und ergänzt werden (müßten), zählen automatisch mit. Subtrahieren wir diese LBS-Ausleihen von den Gesamtausleihen, so bleibt für jedes Fach die sog. Grundliteratur-Ausleihe übrig (Tabelle 2). Wir können also sofort ablesen, wie stark ein Fach auf LBS- bzw. auf Nicht-LBS-Literatur angewiesen ist. Die prozentuale Verteilung der LBS-Ausleihen auf die Einzelfächer gab z. B. mehrfach den Rahmen für die Quotenzuteilung von speziellen LBS-Aufstockungsmitteln ab.

Für eine individuelle Titelsteuerung ist diese "Bestsellerliste ab 10" allerdings zu grob. Für diesen Zweck hat sich im Laufe der Zeit die jährliche "Bestsellerliste ab 4" als geeignetes Instrument herauskristallisiert, die den Fachreferenten im Januar jeweils für ihre Fächer zur Verfügung gestellt wird. Sortiert nach den Signaturen mit 4 und mehr Ausleihen im Jahr werden aufgelistet: Grundsignatur mit Band- oder Auflagenbezeichnung, Kurztitel, Anzahl der Ausleihen, Anzahl der vorhandenen Exemplare (errechnet aus der höchsten zur Ausleihe gelangten Staffelexemplarkennung), Umsatzfaktor (= Ausleihen : vorhandene Exemplare) und Anzahl der Vormerkungen (auf beliebige Exemplare dieser Grundsignatur). Für einen Nachkauf in der Lehrbuchsammlung kommen in der Regel nur Titel mit Umsatzfaktor 4 und größer in Frage. Beim Abarbeiten der Titel - absteigend nach Umsatzfaktoren - bietet dann die Spalte mit den Vormerkungszahlen dem Fachreferenten gute Dienste, beispielsweise bei der Entscheidung, welcher von zwei Titeln mit Umsatzfaktor 8 zuerst nachgekauft werden sollte. Die Zahl der Vormerkungen ist allerdings nur bei kleineren Staffelexemplarmengen (bis 5) ein guter Indikator für den Grad der Nachfrage, bei höherer Staffelung (ab 20) unterlassen die Benutzer - auch bei Totalausleihe aller Bände - wieder das Vormerken, offenbar in der Hoffnung, daß bei so vielen Exemplaren ohnehin bald wieder eines aufs Regal zurückkommen muß.

Durch konsequentes Abarbeiten der Bestsellerliste in den vergangenen LBS-sondermittelreichen Jahren konnte der Autor in seinen Fächern Mathematik und Physik die auffälligsten Bedarfsspitzen so weit abbauen, daß im laufenden Beschaffungsjahr mit knappem Normaletat nur noch ganz wenige Titel mit unerwünschten Spitzen-Umsatzfaktoren zum Nachkauf anstanden.

Die Bestsellerlisten können statt in der üblichen Fächersortierung zusätzlich auch in einer Sortierung nach Umsatzfaktoren erstellt werden, so daß die Bibliothek, so sie es denn wollte, fach(referats)unabhängig alle Titel oberhalb eines nur vom verfügbaren Geld abhängigen Umsatzfaktors nachkaufen und so Bedarfsspitzen abbauen könnte. Dies Verfahren wäre also auch anwendbar für Bibliotheken, deren Signaturen keine Fächerbezüge aufweisen.

Interessant ist aber auch das Ende einer solchen Liste: Umsatzfaktoren kleiner 1 kennzeichnen obsolet gewordene Mehrfachexemplare, die ausgesondert werden können. Eine jüngst wegen Platzmangels im Regal hoffnungsvoll bei Umsatzfaktor 2 und kleiner aufgesetzte Aussonderungsaktion mußte allerdings schnell wieder auf den bereits früher verwendeten Faktor 1 und kleiner zurückgeschraubt werden, da noch zu viele Einzelexemplare im Umlauf waren, die zum Aussondern eigens hätten vom Entleiher zurückgefordert werden müssen. Es hat sich gezeigt, daß die Bestsellerlisten von mindestens drei Jahren herangezogen werden sollten, da unerwartet häufig Titel nach zwei "toten" Jahren plötzlich wieder gefragt waren.

Eine nützliche Ergänzung zur Bestsellerliste ist die bereits im Wuppertaler Bericht genannte Liste der Jahres-Vormerkungen (mit Signatur, Kurztitel, Vormerkmonat und -anzahl), wenn es darum geht zu eruieren, ob ein Titel nur kurzfristig - etwa anläßlich seiner Auslage im Neuerwerbungsregal - die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, ob er immer wieder nur während des Winter- oder des Sommersemesters (wichtig für den optimalen Zeitpunkt des Nachkaufs) oder ganzjährig verlangt wird. Entgegen den Angaben im Wuppertaler Bericht weist diese BABSY-Liste bislang allerdings nicht sämtliche Signaturen nach, auf die im Laufe des Jahres mindestens eine Vormerkung erfolgt ist (dies würde nach Bochumer Ansicht auch die Liste unnötig aufblähen), sondern infolge Fehlinterpretation der Vorgabe ("Signaturen mit 2 und mehr Vormerkungen") nur solche Signaturen, die in mindestens einem Monat des Jahres 2 oder mehr Vormerkungen auf sich gezogen haben. Eine hier durch das Raster fallende Signatur mit z. B. je einer Vormerkung pro Monat tritt in der Regel mit ihren 12 Vormerkungen via hoher Ausleihfrequenz im Hauptarbeitsinstrument, der "Bestsellerliste ab 4" anderweitig in Erscheinung. Dennoch wäre es schön, wenn auch die übrigen Bezieher des BABSY-Statistikpakets vom Nutzen dieser Liste so überzeugt wären, daß das zur Änderung benötigte Mehrheitsvotum im BABSY-Anwender-Ausschuß zustande käme und die ursprüngliche Vorgabe wenigstens nachträglich erfüllt würde.

In der UB Bochum hat die Jahresvormerkliste, so wie sie jetzt noch ist, die früher an die Fachreferenten verteilten - und auch im Wuppertaler Bericht genannten - unhandlichen Monatslisten der 2- und 3-fach vorgemerkten Signaturen sofort so überflüssig gemacht, daß sie aus den Monatsstatistiken herausgenommen werden konnten. (Wie in Wuppertal hatte auch in Bochum die Einführung des OPAC die Zahl der Vormerkungen in die Höhe schnellen lassen: von vorher 30 Tausend auf nachher 65 Tausend pro Jahr.)

Übergreifend für alle Listen zur Individualbeobachtung einzelner Titel gilt, daß Vormerkungen und Ausleihen eines Titels in nur einem Jahr je nach Fach unterschiedliche Nachbeschaffungsrelevanz haben: einjährig viele Vormerkungen und Spitzen-Umsatzfaktoren bei allen Titeln, die mit Rilke zu tun haben, künden eher von einem einmaligen gerade veranstalteten Rilke-Seminar und lösen keine Nachkaufaktionen aus, im Gegensatz zur Bauingnieur-Formelsammlung, die schon wieder 10 Vormerkungen auf sich vereint hat und bereits im dritten Jahr trotz Nachkauf immer noch nicht unter einen Umsatz von 4,7 Ausleihen je Exemplar kommt.

Kennzahlenverhältnisse, wie sie in Tabelle 2 aus den Ausleihzahlen gewonnen wurden, erhalten ihre volle Aussagekraft erst aus Vergleichen mit den Verhältnissen an anderen Universitätsorten. Ist die doppelte Nutzungsfrequenz von Germanistiktiteln gegenüber Romanistik- oder Slavistiktiteln allgemeingültiger Natur oder lokales Spezifikum? Ist die Zahl von 11,7 Ausleihen je Hauptfachstudent und Jahr in den Wirtschaftswissenschaften an anderen (zweischichtigen) Bibliotheken ähnlich oder kommt es dort zu größeren oder kleineren Werten? Je nachdem, wie die Antworten lauten, kann die Bibliothek auf ungewollt abweichende Lokalwerte reagieren. Dem Verfasser sei deshalb die Bitte gestattet, ihm bei Vorliegen oder Kenntnis eigener oder fremder Erhebungen vergleichbarer Art Mitteilung zu machen. Bei Bedenken wegen möglicher Sensibilität solcher Daten wird auf Wunsch strengste Diskretion zugesichert: allein das stille Glück des Besitzes von Geheimwissen und die langentbehrte Chance zu persönlicher Neugierbefriedigung für den Verfasser mögen dann Ziel und Lohn der Mühewaltung sein.

1) Kowark, Hannsjörg: "Ausleihanalysen und Bestandsaufbau in der UB Freiburg" in: Bibliotheksdienst 30(1996)4, 671-676

Reinhardt, Werner: "BABSY-Auswertungen für den Bestandsaufbau in der UB Wuppertal" in: Bibliotheksdienst 30(1996)4, 677-679

Kende, Jiri: "Nachfrageorientierte Bestandslenkung: Zentrale Lehrbuchsammlung der FU Berlin" in: Bibliotheksdienst 30(1996)4, 680-682

2) Dokter, Gunter: "Die Lehrbuchsammlung der Universitätsbibliothek Bochum im Vergleich zu anderen Bibliotheken und im lokalen Fächervergleich - eine Bestandsaufnahme und ein persönliches Plädoyer für ihre Stärkung" in: Bibliothekszeitung der Ruhr-Universität Bochum 15(1992)1/2, 14-28

Korrektur und Nachtrag zum Thema "Lehrbuchsammlung" in: dto. 15(1992) 3/49 S. 21-22


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