Claudia Chmielus
Im Sommer 1994 wurde die Kommission darauf angesprochen, ob sie nicht einen kontinuierlichen Erfahrungsaustausch für EDV-Dozentinnen und -Dozenten der bibliothekarischen Lehrinstitute organisieren könnte. Zwei Jahre zuvor hatte ein solches Treffen an der Fachhochschule für Bibliothekswesen der Bibliotheksschule in Frankfurt stattgefunden, doch leider war es trotz guter Vorsätze seitens der Beteiligten bei diesem einen Treffen geblieben.
Wir beschäftigten uns sehr eingehend mit diesem Vorschlag. Für eine Ausbildungskommission ist ein guter Kontakt zu den Lehrkräften der einzelnen Ausbildungsinstitute unabdingbar, insofern würden auch wir von solchen Veranstaltungen profitieren.
Der Vorschlag, DozentInnentreffen zu organisieren, bezog sich zunächst nur auf den Bereich der Informationstechnologien. Den Wunsch nach einem regelmäßigen Erfahrungsaustausch für Lehrkräfte dieses Gebiets konnten wir sehr gut nachvollziehen, - besteht doch vor allem hier aufgrund der rasanten Entwicklung die Notwendigkeit, die Curricula kontinuierlich den sich ständig verändernden Erfordernissen anzupassen - ; darüber hinaus schien uns ein Austausch aber auch in anderen Lehrgebieten sinnvoll zu sein. Bei einem Vergleich der Studienpläne der einzelnen Ausbildungsinstitute fiel uns besonders in den Fächern Bibliographie/Informationsvermittlung und Bibliotheksmanagement eine unterschiedliche Gewichtung der zu vermittelnden Lehrinhalte auf. Wir beschlossen daher, für diese drei Bereiche - EDV, Bibliographie und Management - DozentInnentreffen zu organisieren.
Unser Konzept sah folgendermaßen aus:
Unser Vorhaben fand die Unterstützung der Konferenz der bibliothekarischen Ausbildungsstätten.
Im März 1995 stieg der 1. "Versuchsballon". Am Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität in Berlin trafen sich 21 EDV-DozentInnen aus 9 Ausbildungseinrichtungen und dem DBI, um über curriculare Fragen der EDV-Ausbildung, Hard- und Software-Voraussetzungen, die Anbindung an öffentliche Netze, die Möglichkeit des freien Zugangs für Studenten zu den EDV-Labors etc. zu diskutieren. Einen großen Raum in der Diskussion nahmen die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Ausbildungseinrichtungen ein. Die TeilnehmerInnen hatten im Vorfeld ein Informationsblatt erstellt, das u. a. eine Übersicht über die räumliche, technische und personelle Ausstattung gab.
Das Bibliographie-Treffen folgte im Juli 1995 an der Bayerischen Bibliotheksschule München. Hier wurden vor allem die Konsequenzen der zunehmenden Integration von elektronischen Nachweis-, Bestell- und Liefersystemen für den Unterricht diskutiert - und damit über den Sinn oder Unsinn konventioneller bibliographischer Suchübungen. Die Notwendigkeit eines modernen Bibliographie-Lehrbuchs wurde postuliert und - gemeinsam mit einer Verlagsvertreterin - ein Konzept dafür erörtert.
Im November 1995 trafen sich die DozentInnen des Lehrgebietes Management/Betriebswirtschaftslehre am Fachbereich Bibliothek und Information der Fachhochschule Hamburg. Ausführlich wurden die Fragen besprochen, auf welche herkömmlichen BWL-Inhalte künftig verzichtet werden kann bzw. welche stattdessen hinzuzunehmen sind oder mehr Gewicht bekommen sollen. Auch die Management-DozentInnen waren sich darüber einig, daß ein neues Lehrbuch für einen modernen Unterricht notwendig sei. Sie kamen darin überein, in einem ersten Schritt einzelne Beiträge zu bestimmten Themen zu verfassen, die im Internet zugänglich gemacht werden sollen.
Die Veranstaltungen waren mit durchschnittlich 15 TeilnehmerInnen pro Treffen im letzten Jahr sehr gut besucht. Der Erfahrungsaustausch hat einige Überlegungen in Gang gebracht. Allen Treffen gemeinsam waren Berufsbild-Diskussionen sowie der Wunsch nach mehr Gemeinsamkeit und Kooperation, der jeweils in Bestrebungen nach einem neuen (elektronischen?) Lehrbuch gipfelte. Die Diskussionen verliefen lebhaft und konstruktiv und verstärkten den Mut und die Offenheit für neue Ideen.
Inzwischen hat am Rande der CeBIT unser 2. EDV-Treffen am Fachbereich Informations- und Kommunikationswesen der Fachhochschule Hannover stattgefunden, der Kreis hat sich somit wieder geschlossen. Nein, eigentlich gleichen die DozentInnentreffen eher einer Spirale: Man trifft sich jedes Jahr zum selben Anlaß wieder, aber eben jedes Mal eine Ebene höher!
