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Bibliotheksdienst Heft 6, 1996

Aus der 30. Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme

Kirsten Hoferer

Die Sitzung fand am 19. und 20. März 1996 in der Deutschen Bücherei in Leipzig statt.

Bei dem festen Tagesordnungspunkt "Gemeinsame Verbundstrategien" wurden wie auch schon in den letzten Sitzungen die neuesten Entwicklungen zum Kooperationsvorhaben "Neuentwicklung eines Verbundsystems" behandelt. Der Bayerische Bibliotheksverbund, das Deutsche Bibliotheksinstitut, der Südwestdeutsche Bibliotheksverbund sowie das Hochschulbibliothekszentrum Nordrhein-Westfalen sind Kooperationspartner bei der Ausschreibung, Auswahl und Beschaffung einer neuen Bibliotheksverbundsoftware. Für die Teilnahme am Ausschreibungsverfahren wurden acht Firmen ausgewählt. Anhand eines gemeinsamen Kriterienkataloges wurden die Angebote von allen Kooperationspartnern gesichtet und bewertet. Bis Mai 1996 wollte man zu einer gemeinsamen Bewertung und Auswahl kommen. Ziel war es, eine Woche vor dem Bibliothekartag den Zuschlag für eine Firma zu erteilen.

Ebenso beschäftigte man sich mit dem Fortgang der Implementation und der Entwicklung von PICA. Der Hessische Bibliotheksverbund HEBIS hat im Oktober 1995 die Produktion mit PICA aufgenommen. Verbundweit wurde begonnen mit der Monographien-Katalogisierung und Recherche im HEBIS-Zentralsystem (beim HRZ Frankfurt a.M.) sowie der Zeitschriften-Direktkatalogisierung in der ZDB. Zeitgleich mit dem Zentralsystem gingen alle Lokalsysteme in Darmstadt, Frankfurt a.M., Gießen, Kassel und Marburg mit dem OPAC in Produktion. In Gießen und Marburg ist außerdem die Ausleihverwaltung im Produktionsbetrieb. Der Gesamtausbau des neuen Verbundsystems auf Basis PICA erfolgt sukzessive unter Einbeziehung aller Funktionen und soll bis Ende 1997 abgeschlossen sein.

Die Einführung des neuen Systems hat auch organisatorisch zu einigen Änderungen geführt. Die technische Betreuung des Zentralsystems (CBS) und der lokalen Bibliothekssysteme (LBS) fällt nunmehr in erster Linie in die Zuständigkeit der jeweiligen Hochschulrechenzentren. Um bei dieser verstärkt dezentralen Struktur die notwendige enge Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Rechenzentren bei der technischen Betreuung von CBS und LBS zu gewährleisten, wurde eine AG Technik eingerichtet, in der sich zentrale und lokale Ansprechpartner koordinieren und den Kontakt zu den PICA-Partnern absprechen.

Die Fusion des Bibliotheksverbundes Niedersachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen mit dem Norddeutschen Verbund wurde offiziell vollzogen. Der Verbund nennt sich jetzt "Gemeinsamer Bibliotheksverbund" (GBV).

Zu den Projekten, an denen die Verbundsysteme maßgeblich beteiligt sind, wurde berichtet: Von Seiten des Deutschen Bibliotheksinstituts wurde eine Umfrage bei den "Kunden" der ZDB und GKD bezüglich der Lieferung und Übernahme von MAB2-Daten durchgeführt. Ergebnis dieser Umfrage war, daß zur Zeit nur zwei Verbundsysteme (Hessen und GBV) in der Lage sind, MAB2-Daten zu liefern und zu verarbeiten. Die GKD wird daher im Laufe dieses Jahres auf MAB2 umsteigen, ein MAB1-Dienst ist aber weiterhin möglich. Die ZDB wird wie die anderen Kooperationspartner erst nach Einführung des neuen Systems ca. 1998 umsteigen. Die Deutsche Bibliothek wird ab Mai 1996 die PND und die SWD in MAB2 angebieten, es wird aber weiterhin die Möglichkeit geben, MAB1-Daten zu erhalten. Mit der MAB2-Einführung ist die Deutsche Bibliothek auf einen neuen Zeichensatz nach ISO-Norm 5426 umgestiegen. Diese Umstellung bereitet Probleme, da einige Codierungen (Umlaute, Schrägstrich durchgezogen etc.) nicht mehr möglich sind. Eine Erweiterung der ISO-Norm 5426, z.B. um die Codierung von Umlauten, ist nicht möglich. Die AG spricht sich dafür aus, die ISO-Norm 5426 in ihrer offiziellen Version anzuwenden, ohne gesonderte Codierung für deutsche Umlaute.

Die PND ist in ILTIS seit September 1995 für alle Anwendungen offen. Der Inhalt beträgt z.Z. ca. 403.900 Datensätze, die aus 391.000 Datensätzen der alten Datei generiert wurden. Die Personennamen der Zentralkartei der Autographen werden erst im Herbst 1996 eingespielt. Auf dem Bibliothekartag wird eine CD-ROM von der DDB vorgestellt; diese enthält die PND und SWD mit Stand Mai 1996. Es wird zweimal jährlich ein up-date geben. Die Kosten für die CD-ROM betragen unter DM 500,-. Diskutiert wurde, wie jeder einzelne Verbund sich eine zukünftige Nutzung der PND vorstellt, wobei Grundkonsens ist, daß alle Verbundsysteme, mit Ausnahme der nicht betroffenen ZDB, die PND als Normdatei nutzen wollen.

Das Projekt DBV/OSI II befindet sich z.Z. in der Phase 2: Dokumentbestellung und -lieferung. Aufgabe ist es nun eine DOD-Station zum Empfang, Nachweis und Versand einer Bestellung als ein unabhängiges System zu entwickeln.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat im Dezember 1995 Empfehlungen zu "Neue Informationsstrukturen für Forschung und Lehre" herausgegeben. Es werden dort grundlegende Zielvorstellungen formuliert sowie Maßnahmen zur zukünftigen Gestaltung der Informations-Infrastrukturen für Forschung und Lehre vorgeschlagen. Zur inhaltlichen Umsetzung dieser Empfehlungen sind drei Arbeitsgruppen eingesetzt worden. Eine DFG-interne Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Ausgestaltung von Richtlinien wie Antragsstellung etc. Die zweite Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Frage nach der Auswahl der zu digitalisierenden Materialien und die dritte Arbeitsgruppe klärt die technischen Grundlagenfragen ab. Eine Teilnahme der Verbundsysteme an den Arbeitsgruppen ist erwünscht. Die AG Verbundsysteme hat bereits ihre Vertretung in zwei Arbeitsgruppen beantragt.

Zum Verbundkatalog maschinenlesbarer Katalogdaten und dem Supplement 95 wurde über den Sachstand berichtet. Das Erscheinungsdatum für das Supplement ist in Kürze vorgesehen.

Die nächste Sitzung wird am 18. und 19. September 1996 im Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg, Verbundzentrale SWB, in Konstanz stattfinden.
Weitere Informationen erhalten Sie im Deutschen Bibliotheksinstitut, Alt-Moabit 101A, 10559 Berlin, Fax (0 30) 3 90 77-1 00 bei Kirsten Hoferer, Tel. (0 30) 3 90 77-1 37, E-Mail hoferer@dbi-berlin.de