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Bibliotheksdienst Heft 6, 1996

MAB2-Zeichenvorrat und -codes
Erweiterungen von MAB2 für Elektronische Publikationen

Sitzung des MAB-Ausschusses am 28. März 1996

Volker Henze

Mit dem MAB2-Zeichensatz und den vorgesehenen Erweiterungen des MAB2-Formats für die Abbildung von Computer-Dateien standen zwei wichtige thematische Schwerpunkte im Mittelpunkt der letzten Sitzung des MAB-Ausschusses. Da die getroffenen Entscheidungen unmittelbare Auswirkungen auf die weitere praktische Anwendung des Formats haben werden, sollen sie etwas eingehender dargestellt werden:

I. MAB2-Zeichenvorrat und -codes (Anhang A der MAB2-Dokumentation)

Die Zeichen des für MAB2 maßgeblichen Zeichenvorrats waren nach einem Beschluß des MAB-Ausschusses vom Juli 1995 in den Normen ISO 646 (IRV) Basic Latin Set sowie in der vorläufigen deutschen Version von ISO 5426-1983 Extended Latin Set codiert.

Diese vorläufige deutsche Version resultierte aus einem offiziellen deutschen Erweiterungsantrag, der bei der letzten, im Jahre 1993 fälligen Überprüfung von ISO 5426 über das DIN bei der ISO eingebracht worden war. Er verfolgte das Ziel, ISO 5426 in Übereinstimmung mit dem Zeichenvorrat DIN 31628, 2. Stufe zu bringen. Dessen Anwendung war durch die Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheksverbundsysteme Anfang der siebziger Jahre als verbindlich vereinbart worden.

Folgende, nach DIN 31628, 2. Stufe vorgesehene, in der aktuell gültigen Version von ISO 5426 jedoch nicht codierte Zeichen wurden in der deutschen Stellungnahme gefordert:

Dem deutschen Änderungsantrag folgend, wurden diese zehn Zeichen in die Tabelle von ISO 5426 integriert und diese Fassung als vorläufige deutsche Version für den MAB2-Zeichensatz zugrundegelegt. Die betreffenden Zeichen waren in den Tabellen von Anhang A der MAB2-Dokumentation besonders gekennzeichnet. Am Ende des letzten Jahres stellte sich nun heraus, daß der deutsche Erweiterungsantrag bei der ISO aus verschiedenen Gründen keine Chance auf Realisierung besitzt.

Aus diesem Grund hat der MAB-Ausschuß in seiner Sitzung vom 28. März 1996 beschlossen, ISO 5426 in der zuletzt gültigen internationalen Fassung aus dem Jahre 1983 ohne die deutschen Zusätze zu verwenden.

Alle zehn in der tabellarischen Übersicht von Anhang A der MAB2-Dokumentation gekennzeichneten zusätzlichen Zeichen aus dem deutschen Erweiterungsantrag sind damit gegenstandslos und für die Zeichencodierung nicht zu verwenden.

Daraus ergibt sich für die Verwendung des MAB2-Zeichensatzes im einzelnen:

  1. Die deutschen Umlaute werden aufgelöst als zwei Zeichen codiert, und zwar zusammengesetzt aus den Umlautpunkten und dem entsprechenden Grundbuchstaben, der auf die Umlautpunkte folgt. Das diakritische Zeichen für die deutschen Umlaute ist codiert auf:
  2. Das Nicht-Sortierzeichen wird entsprechend der dafür geltenden internationalen Norm ISO 6630 Bibliographic Control Set codiert auf:
  3. Der durchgezogene Schrägstrich ist in ISO 5426 nicht enthalten. Eine direkte Ein-Zeichencodierung ist jedoch auf nachfolgenden Pos. möglich für:
  4. Der durchgezogene Querstrich ist in ISO 5426 nicht enthalten. Direkt als ein Zeichen können jedoch codiert werden auf:
  5. Der Verweisungspfeil ist in ISO 5426 nicht enthalten. Ersatzweise kann er jedoch für die Ausgabe aus vorgesehenen Zeichen generiert werden, z.B. aus Bis-Strich (Pos. 2 /13) und Spitze Klammer zu (Pos. 3 /14).

Dies bedeutet, daß jetzt bei der ISO über das DIN eine Erweiterung von ISO 5426 nur noch um Codes für den Verweisungspfeil, den durchgezogenen Querstrich und den durchgezogenen Schrägstrich betrieben zu werden brauchte. Für die beiden letzteren Zeichen dürfte eine solches Vorgehen allerdings nur dann Aussicht auf Erfolg haben, wenn bei der ISO der Nachweis erbracht werden könnte, daß dafür auch tatsächlich ein Bedarf besteht, der durch die in ISO 5426 direkt codierbaren Zeichen nicht bereits abgedeckt ist (d.h. Polnisches L und polnisches I; skandinavisches Ö und ö).

Nach Auffassung der Mitglieder des MAB-Ausschusses ist darüber hinaus die gesamte Zeichenvorratsnorm DIN 31628, 2. Stufe inzwischen obsolet. Statt dessen sollte der in ISO 646 / 5426 ja immanent enthaltene Zeichenvorrat zumindest für das deutsche Bibliothekswesen als maßgeblich und verbindlich vereinbart werden. Diese Frage sollte daher noch einmal auf der nächsten Sitzung der AG Verbundsysteme angesprochen werden.

Die MAB2-Dokumentation wird von Der Deutschen Bibliothek mit der Neufassung von Anhang A ausgeliefert. Alle bisherigen Bezieher der MAB2-Dokumentation haben die neue Version bereits in einer Sonder-Austauschlieferung erhalten.

II. Erweiterungen des MAB2-Formats zur Abbildung Elektronischer Publikationen

Im März 1996 wurden die Regeln für die alphabetische Katalogisierung von Nichtbuchmaterialien (RAK-NBM) endgültig verabschiedet. Zuvor war bereits im September 1995 der Entwurf für die zweite Ausgabe der International Standard Bibliographic Description for Computer Files (ISBD-CF) veröffentlicht worden. Beide Werke tragen dem Umstand Rechnung, daß Zahl und Umfang elektronischer Publikationen ständig zunehmen. Daraus ergab sich die Anforderung, diese Dokumente in den Bibliotheken zu erschließen und ihren Benutzern zugänglich zu machen.

An Der Deutschen Bibliothek wurde daher eine Arbeitsgruppe eingesetzt, deren Aufgabe darin bestand, die nötigen Festlegungen und Erweiterungen in den verwendeten bibliographischen Formaten zu treffen, um eine möglichst differenzierte Abbildung der für elektronische Publikationen relevanten Angaben zu ermöglichen. Dabei wurde bereits zu Beginn Einvernehmen darüber erzielt, daß beide Typen elektronischer Publikationen Berücksichtigung finden sollten, d.h.:

Die Diskussionen dieser Arbeitsgruppe mündeten dann unter anderem in den Entwurf einer Vorlage, in der Lösungskonzeption und die nötigen Erweiterungen des MAB2-Formats für Elektronische Publikationen dargestellt wurden. In der Beratung über dieses Papier kamen die Mitglieder des MAB-Ausschusses in der Sitzung zu folgenden Ergebnissen: Die einzige Möglichkeit, unterschiedliche Feldinhalte für ein Feld zu differenzieren und zu adressieren, hat in MAB bisher im wesentlichen darin bestanden, daß für die zu differenzierenden Angaben Feldindikatoren definiert wurden, unter deren Verwendung das betreffende Feld dann entsprechend wiederholt werden konnte. Die Mitglieder des MAB-Aussschusses stimmten jedoch darin überein, daß eine solche Technik bei der Abbildung hochdifferenzierter und aufeinander bezogener Angaben wie im vorliegenden Fall des zu übernehmenden USMARC-Feldes 856 kaum praktikabel wäre. Sie faßten daher den Beschluß, daß alle neu einzurichtenden computerdateispezifischen Felder in MAB durch Unterfelder analog zu den Subfields der MARC-Formate differenziert werden sollen.

Auf der Basis dieser grundsätzlichen Entscheidungen wird nun ein Entwurf entsprechend strukturierter MAB-Felder für Computerdateien erarbeitet werden, der dann auf der nächsten Sitzung des MAB-Ausschusses beraten werden soll, die Anfang Oktober stattfinden wird.