Publikationen Hierarchiestufe höher Vorherige Seite Nächste Seite

Bibliotheksdienst Heft 1, 1996

5. Pica-Partner Meeting in Frankfurt

Edith Kreis

Zwischen den Pica-Verbundpartnern (Pica Stiftung Leiden, GBV Göttingen, Die Deutsche Bibliothek Frankfurt, HEBIS Frankfurt am Main) findet zweimal jährlich ein Partner-Treffen statt, bei dem die neuesten Entwicklungen und Konzepte besprochen werden, zuletzt vom 2./3. November 1995. An dieser Stelle soll künftig in regelmäßigen Abständen darüber berichtet werden (Berichterstatter ist jeweils der gastgebende Partner). Das nächste Partner-Treffen findet vom 18. - 19. April 1996 in Leiden statt.

Sachstand bei den Verbundpartnern

Am 2.10.1995 ist das Hessische Bibliotheks-Informationssystem mit Pica in Betrieb gegangen. Das Zentralsystem, zur Zeit mit den Funktionen Verbundkatalogisierung und Recherche, wird technisch betreut vom Hochschulrechenzentrum/Abteilung Bibliotheksdatenverarbeitung der Universität Frankfurt am Main. Die Datenbank enthält die Altdaten aus HEBIS-KAT, jedoch ohne hessische Zeitschriftenbestände. Die Altbestände sind komplett in der ZDB enthalten, Neuzugänge werden seit Oktober 1995 direkt in der ZDB mit Titel und Bestand erfaßt; die Rückführung der Titel und Bestände ins HEBIS-Verbundsystem steht noch aus.

Parallel hierzu starteten im Oktober die fünf hessischen Pica-Lokalsysteme in Darmstadt, Frankfurt am Main, Gießen, Kassel und Marburg (ein sechstes in Mainz ist in Vorbereitung) mit dem lokalen OPAC. Außerdem läuft in Gießen und Marburg die Pica-Ausleihe; Darmstadt wird Anfang 1996 folgen. Der weitere funktionale Ausbau der einzelnen Lokalsysteme mit Ausleihe und Erwerbung erfolgt schrittweise und soll 1997 abgeschlossen werden.

Zu Testzwecken wurde in Der Deutschen Bibliothek auch ein Lokalsystem installiert. Der OPAC ist für EDV-Tests in Betrieb, das Erwerbungsmodul befindet sich noch in Arbeit. In der neuen Programm-Version für das Zentralsystem sind Funktionalitäten enthalten, die das DBV-OSI-Projekt unterstützen. Angelaufen ist das Projekt ILTIS/Z (Zeitschriftenkatalogisierung / Oktober 1995 - Oktober 1996).

Seit Anfang September 1995 ist die Personennamendatei (PND) eingespeichert. Für Bibliotheken, die auch schon früher mit diesem Datenbestand gearbeitet haben, wurde der Zugriff über die IBW (Pica-Programm für PC-Funktionalität) ermöglicht (zur Zeit etwa 15 parallele Zugriffe). Die Konzeption für die Online-Nutzung der DDB/PND-Datenbank durch Bibliotheken/Verbünde ist noch in der Diskussion. Die Deutsche Bibliothek plant, auch die OCLC-Authority-Files mit Konkordanz zur PND anzubieten.

Die in einem Abkommen zwischen Niedersachsen und Hamburg vom März 1995 vereinbarte Vereinigung der Datenbanken des Bibliotheksverbundes Niedersachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen und des Norddeutschen Bibliotheksverbundes (NBV) wurde termingerecht zum 14.8.1995 vollzogen. Die organisatorische Vereinigung der beiden Bibliotheksverbünde zum Göttinger Bibliotheksverbund (GBV) wird Anfang 1996 durch ein Verwaltungsabkommen zwischen den beteiligten sieben Bundesländern erfolgen.

Die Verbundzentrale in Göttingen (BRZN) wird zum 2.1.1996 neben dem bisherigen 64 KB WIN-Anschluß einen 2 MB-WIN-Anschluß mit Option auf Nutzung eines zur Jahresmitte erwarteten Göttinger 34 MB-Anschlusses in Betrieb nehmen.

Die Aufsatzdatenbank (Online Contents, OCC) mit ca. 4.000.000 Aufsatztiteln aus 12.000 Zeitschriften ist fertig und wurde ab 1.11.1995 für die Benutzung freigegeben. Diese Datenbank wird täglich mit Lieferungen der Firma Swets & Zeitlinger aktualisiert.

Die Nutzung des Online-Fernleihsystems soll möglichst schnell auf die Bibliotheken des NBV ausgeweitet werden, darüber hinaus werden in einem Projekt die notwendigen Maßnahmen für system- und länderübergreifende Fernleihfunktionen getestet.

Am 18.12.1995 wurde bei Pica in Leiden die neueste CBS-Version installiert, die eine neue Validation und Erweiterungen bei den Endbenutzer-Funktionalitäten enthält. Für Mitte Januar 1996 ist dann in Leiden eine zentrale Einweisung der Pica-Verbundpartner geplant, um die Installation vorzuführen. Ab dieser Version kann sich in Leiden jeder Benutzer über Internet mit seiner Benutzernummer in das System einloggen.

Folgende Neuentwicklungen laufen zur Zeit bei Pica:

OPEN-ILL (Neukonzeption Fernleihe, Entwurfsphase)
Neue Druckprogramme
WIN-IBW (= graphische Benutzeroberfläche; (-Version im Januar 1996 fertig)

Das WEBDOC-Projekt ist technisch gesehen fertig und wird zur Probe in Groningen und in Leiden installiert.

Ab Dezember 1995 soll der jetzige OPAC schrittweise durch OPENCAT (zur Zeit nur niederländisch) ersetzt werden. In Göttingen werden dann die deutschsprachigen Anpassungen für alle Partner gemacht. Das Ziel ist, in einem Interface alle Recherche-Möglichkeiten zu integrieren, und sie dem Benutzer anzubieten. OPENCAT bietet im CBS zusätzliche Verbesserungen für die Funktion Fernleihe und im LBS für die Funktion Ausleihe. Wichtig ist, daß OPENCAT als Benutzerclient mit Schnittstelle Z39.50 Retrievalmöglichkeiten unter einheitlicher Benutzeroberfläche bietet. WINCAT wird nach Einschätzung von Pica kein Zufallsprodukt sein. Bessere Alternative dürfte die Integration von WEB-Browsern (z. B. Netscape) sein.

Die Pica-Dokumentation enthält alle Änderungen seit März 1993 und wird mit allen Änderungen und Erweiterungen im Micro-OPAC gespeichert und allen Partnern zur Verfügung stehen. Es fehlt noch die Dokumentation der Syntaxtabellen, die maschinell gespeichert werden. Die Erweiterung der Dokumentation durch Einbeziehung von "Beispielen" soll wegen des damit verbundenen Aufwandes nicht vorgenommen werden.

Fernleihsystem - Kooperation mit RLG

DBV-OSI

Angestrebt wird die Fernleih-Kooperation zwischen den Pica-Partnern. Favorisiert wird das folgende Verfahren: Pica-intern wird auf der Basis Pica3 kommuniziert, mit externen Partnern soll die Fernleihe über Standardprotokoll Z39.50/ILL abgewickelt werden. Offen bleibt noch, ob Pica hierfür die ARIEL-Funktionalität (Scannen) in die DOD-Station einarbeiten kann.

Kooperation zwischen Pica und RLG

Mit diesem Projekt will Pica eine integrierte Recherche und eine Dokumentenlieferung an den Endbenutzer realisieren, unter Berücksichtigung von WWW und unabhängig vom Bibliothekssystem. Für den Aufbau werden unter anderem zwei Server - ein Licence-Account- und Document-Delivery-Server - benötigt. In Groningen ist ein Document-Delivery-Server installiert; der LicenceAccount-Server ist zur Zeit noch im Pica-Fernleihmodul integriert, wird aber ab Mitte März 1996 als eigenständiger Server (auf UNIX-Basis) verfügbar sein.

Eine weitere Möglichkeit ist, diesen Service anderen Nicht-Pica-Verbünden als Dienstleistung mit entsprechenden Verträgen bezüglich Interface (Z39.50, VT 100, WWW) und Finanzierung anzubieten.

Entwicklungen bei Pica in 1996

Zentralsystem (CBS)

Die CBS-Software soll nach C umgestellt werden. Dazu muß unter anderem auch die ISBD-Anzeige und die Pica3/Pica+-Konversion nach C portiert werden; die Konversionsprogrammierung mit FORCON wird durch den erweiterten Online-Konverter ersetzt (keine FORCON-Unterstützung mehr ab Juli 1996).

Des weiteren soll der Such-Server ebenfalls auf C umgestellt werden, mit dem Ziel, im CBS und LBS die gleichen Recherche-Funktionen zur Verfügung zu stellen.

Es ist geplant, die Indexmaschinerie ebenfalls nach C zu portieren und für CBS und LBS zu nutzen.

Die Funktionalität des neuen Fernleihmoduls soll bis Ende November 1996 dokumentiert und anschließend an die Partner verschickt werden. Die Entwicklungsmöglichkeiten im IP-FRONTEND werden mit den Partnern abgesprochen.

Pica will intern den Aufwand für die Systemüberwachung minimalisieren und ihn auf etwa zwei Stunden täglich reduzieren. Es wird angestrebt, daß die Überwachungsfunktionen vom System selbst ausgeführt werden, und nur noch eine Person für den technischen Teil notwendig ist.

In Zukunft sollen nur noch DEC-Alpha- und SUN-Solaris-Rechner in der funktionalen Weiterentwicklung auf UNIX-Basis berücksichtigt werden. Die VMS/OPEN-VMS-Rechner werden nur noch etwa zwei Jahre unterstützt.

Lokalsysteme (LBS)

Neue Versionen sind für Juli und Dezember 1996 geplant. Hier sollen die Endbenutzerfunktionalitäten im OPENCAT bei der Sacherschließung und bei der Indexierung erweitert werden. Des weiteren plant Pica, die C-Routinen in die LBS-Struktur einzubinden und alle PASCAL-Routinen komplett für alle LBS-Funktionalitäten nach C umzustellen, um so ein portables LBS zu erhalten. Für die Ausleihe soll eine graphische Benutzeroberfläche angeboten werden.

Am 23. November 1995 fand eine interne Präsentation von WIN-IBW (mit graphischer Benutzeroberfläche) statt; dazu sollten die ersten Resultate Ende November an die Partner verschickt werden. Zur Zeit ist damit nur eine Recherche sowie die Voll- und Kurzanzeige mit Standardschirmen möglich, die weiteren Funktionalitäten sollen zwischen den Pica-Partnern abgestimmt werden. Im Januar 1996 wird voraussichtlich die (-Version fertiggestellt. Auf dem Bibliothekartag 1996 in Erlangen kann dann die neue WIN-IBW vorgeführt werden. Künftig wird WIN-IBW jedoch nicht die jetzige IBW überall ersetzen können (erhöhte Hardwareanforderungen).

BIB-SERV

Bei diesem gemeinsamen Projekt von DDB und Pica geht es um die Entwicklung eines neuen Druckprogramms. Dieses Programm soll druckerunabhängig funktionieren, sowohl im LBS als auch im CBS benutzbar sein, und kein Operatorhandling mehr erfordern. In der ersten Stufe entwickelt Pica dazu einen Selectionsserver (soll im Juni 1996 fertig sein); in der zweiten Phase untersucht Die Deutsche Bibliothek die SGML-Tools für die Druckaufbereitung.

Folgender schematischer Ablauf ist vorgesehen:

  1. Selektion durch Pica Output System
  2. Konvertierung nach SGML
  3. Auswertung (Machbarkeitsstudie von STEP)
  4. Sortierung
  5. Schnittstelle zum Satzsystem (DDB-OASYS)
Die weitere Vorgehensweise wird noch zwischen DDB und Pica abgesprochen. Die Umstellung soll im Herbst 1996 abgeschlossen sein.

PND

Folgende Vorgehensweise ist bei der Benutzung der PND geplant: Die regionalen Verbundsysteme halten die DDB-PND als integrierten Bestandteil im eigenen System. Bei Neukatalogisierung sollen Neuansetzungen wie folgt abgeprüft werden:

1.Recherche in der eigenen Verbund-PND
2.Recherche erfolgreich?jadann normale Arbeitsweise
3.neinRecherche über DBV-OSI in der DDB-PND
4.Datensatz vorhanden?jaDen Satz über DBV-OSI in die eigene Verbunddatenbank laden
5.neinErfassung des Satzes im eigenen Verbundsystem, anschließend direkte Übermittlung an DDB-PND

Durch diese Vorgehensweise soll sichergestellt werden, daß die PND im Ver-bundsystem und in Der Deutschen Bibliothek identisch ist. Die Erfassung erfolgt in der Oberfläche des Verbundes, der Aufwand des manuellen Nacharbeitens wird minimiert.

Für den letzten Schritt fehlt noch das Lösungskonzept. Als Alternative kann die Primärerfassung neuer Personennamen zentral in der DDB-PND mit anschließender Rückführung an die Verbundsysteme erfolgen. Aber auch hier ist die Rückführung der PND aus Der Deutschen Bibliothek zu heterogenen Systemen technisch noch nicht gelöst.

EDILIBE III:Elixer

Es gibt Bestrebungen, das EDILIBE II-Projekt auch auf Zeitschriften auszudehnen (ELIXER). Pica soll bei diesem Projekt die Interessen der Pica-Verbünde zunächst informell vertreten und die Informationen an die Partner weiterleiten. Das weitere Vorgehen soll im April 1996 abgesprochen werden, gegebenenfalls auch innerhalb von Arbeitsgruppen.

Die Kommunikation mit Buchhändlern über EDIFACT-Converter wird zur Zeit zwischen Pica und Harrassowitz getestet. Um zu vermeiden, daß jede Installation einzeln getestet werden muß, sollte ein zentraler EDIFACT-Server (z. B. in Frankfurt) installiert werden.

Im Februar 1996 soll eine Arbeitsgruppe gebildet werden, die eine Werbestrategie entwickeln und lnformationsmaterial für Buchhändler erstellen soll.


Seitenanfang