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Bibliotheksdienst Heft 1, 1996

Wie teuer ist ein Fax?

Clemens Deider

Eine Frage, die sich nicht mit einem Satz beantworten läßt. Zu viele Parameter beeinflussen die Übertragung von Fernkopien (Telefax). So ist es die Vorlage selbst, sind es die Möglichkeiten der Geräte, sowohl auf der Sende- wie Empfangsseite, ist es die jeweilige Leitungsqualität der Telefonverbindung, sind es die Übertragungspreise, welche die Telekom AG gestaffelt nach Tarifzonen und Tarifzeiten für die Nutzung ihres Telefonnetzes dem Kunden abverlangt, die alle als veränderliche Einflußfaktoren auf die Fernkopie Einfluß nehmen.

Der typische Fall dürfte der Faxverkehr zwischen unterschiedlichen Geräten unterschiedlicher Hersteller und Typen sein. Aus diesem Grund beginnt eine Übertragungsprozedur nach Anwahl des Empfängergerätes durch das Sendegerät, dem Verbindungsaufbau und der Geräteverständigung, mit dem sogenannten Handshake. In einem Kompatibilitätsvergleich werden die Zugehörigkeit zu der entsprechenden Gerätegruppe, Leistungsmerkmale wie Graustufen etc. zwischen den Geräten abgestimmt. Sowohl dieser Vorlauf als auch später die Verabschiedungsphase kosten Tarifzeit und sind also im Faxpreis zu berücksichtigen. Das Telefax-Original wird anschließend von dem Gerät codiert, d. h. als binäre Information digitalisiert und aufbereitet; dabei werden auch unterschiedliche Codierungen angewandt. Mit einer Datenkompression kann die Datenmenge für die Übertragung verringert und damit die Übertragungsdauer bei gleicher Übertragungsgeschwindigkeit verkürzt werden. Auch die unterschiedlich gewählte Auflösung des Originals in eine bestimmte Anzahl von horizontalen und vertikalen Bildpunkten entscheidet mit über die Qualität der Übertragung und so über die Übertragungsdauer. Je feiner die Auflösung, desto mehr Punkte pro Millimeter werden übertragen, desto besser ist die Qualität der übertragenen Kopie, desto mehr aber verlängern sich die Übertragungszeiten und erhöhen sich damit die Übertragungskosten. Um die Durchlaufzeit des Originals zu verringern, bieten verschiedene Hersteller das White-Line-Skipping an, die englische Bezeichnung für das Überspringen von Leerzeilen. Es ist ein ungenormtes herstellereigenes Verfahren.

Unter der Graustufenauflösung versteht man die unterschiedlichen Abstufungen zwischen Schwarz und Weiß. Je mehr Graustufen vom Fernkopierer aufgezeichnet werden, desto höher ist die Qualität bei der Übertragung. Allerdings verlängert sich durch eine höhere Graustufenwiedergabe auch die Übertragungsdauer und erhöht damit den Übertragungspreis. Eine Verbesserung der Übertragungsqualität wird auch mit Hilfe der Hintergrundanpassung erreicht. Damit kann u.a. verhindert werden, daß eine graue Vorlage zu dunkel übertragen wird. Ein herstellerspezifisches Leistungsmerkmal ist ferner der sogenannte Expreßmodus zur Verkürzung der Übertragungsdauer. Diese Funktion ist aber wie alle herstellerspezifischen Geräteeigenschaften nur zwischen Geräten des gleichen Herstellers einsetzbar. Eine Art Expreßmodus ist das White-Line-Skipping.

Überlastete Fernmeldeleitungen können zu Sendefehlern führen, deren Auswirkungen mit Hilfe eines Fehlerkorrekturverfahrens gemindert werden können. Bei diesem Verfahren wird die zu übertragende Vorlage in einzelne Seitenteile zerlegt, die blockweise aus dem Speicher des Sendegerätes übertragen werden. Sind die Leitungen sehr gestört, erfolgt nach mehreren erfolglosen Übertragungsversuchen eine Anpassung der Geschwindigkeiten, d.h. die Datenrate wird gesenkt. Diese Anpassung der Datenrate findet generell bei schlechter Leitungsqualität statt, d.h. die Übertragungsdauer wird damit verlängert bzw. der Übertragungspreis erhöht sich. Bei dem Fehlerkorrekturverfahren entfällt das wiederholte Übertragen der ganzen Seite, da nur Seitenteile übertragen werden. Deshalb kann bei Einsatz dieses Verfahrens die schnellste Codierung genutzt werden, was Übertragungszeit und somit Kosten spart.

Nach einer Empfehlung des Comité Consultat International Télégraphique et Téléfonique (CCITT) wurden die Telefaxgeräte in 4 Gruppen unterteilt, wobei die ersten beiden Gruppen kaum noch eine Bedeutung haben. Die Empfehlung für die Gruppe 3 (G 3) wurden 1980 festgelegt und 1982 durch die Deutsche Bundespost erweitert. Generell gibt nun die Telekom AG als Durchschnittsübertragungszeit bei Geräten der Gruppe 3 für den gesamten Übertragungsvorgang einer Seite DIN A 4 mit Schreibmaschinenschrift circa 60 Sekunden an.

Um bei der Aufstellung einer Kostentabelle eine annähernd realistische Datenbasis für die verschiedenen Durchlaufzeiten einzelner Telefax-Vorgänge mit unterschiedlicher Seitenanzahl bei verschiedenen Tarifzonen und -zeiten zu erhalten, wurden Telefaxjournale eines Faxgerätes des DBI, Digifax Multi/Nixdorf, herangezogen. Wie oben angeführt, unterliegen auch sie den wechselnden Übertragungsbedingungen wie u. a.

So sind nachfolgende Durchlaufzeiten nur als approximative Basiswerte zu sehen, die aber nicht gerundet wurden, da schon die Differenz einer halben Sekunde zu einer neuen Zahlungseinheit von DM 12,- bei den Telefonkosten führen kann:

Seiten (DIN A 4)Durchlaufzeit in Sekunden
158
10623
20840

Die Tabelle auf der folgenden Seite zeigt, wie die Versandpreise bei unterschiedlichen Vorgangsmengen des Dokumenten-Fax-Versandes innerhalb Tarifzonen, Tarifzeiten bei jeweils gleichbleibend angenommener durchschnittlicher Durchlaufzeit schwanken. Um die Versandkosten zu optimieren, sollten Faxgeräte eingesetzt werden, die ein zeitversetztes Senden erlauben, so daß die günstigste Versandzeit gewählt werden kann. Die billigste Zeit ist der Nachttarif, der durchgängig die niedrigsten Übertragungskosten verursacht.

Telefonkosten an Werktagen für n Dokumente (Dok) bei Ø n Sekunden Durchlaufzeit und DM -, 12 pro Einheit (E)

Tarifzone/TarifzeitFern 200 km <Region bis 200 kmRegion bis 50 kmCity
Freizeit 5-9 Uhr1 Dok. DM -,36 E 3; 10 Dok. DM 3,48, E 29; 20 Dok. DM 4,80, E 40, E = 21,5 sek.1 Dok. DM -,36, E 3; 10 Dok. DM 3,36, E 28; 20 Dok. DM 4,56, E 38, E = 22,5 sek.1 Dok. DM -,24, E 2; 10 Dok. DM 1,68, E 14; 20 Dok. DM 2,28, E 19, E = 45 sek.1 Dok. DM -,12, E 1; 10 Dok. DM -,60, E 5; 20 Dok. DM -,72, E 6, E = 150 sek.
Vormittag 9-12 Uhr1 Dok. DM -,60, E 5; 10 Dok.DM 6,24, E 52; 20 Dok. DM 8,40, E 70, E = 12 sek.1 Dok. DM -,60, E 5; 10 Dok. DM 5,76, E 48; 20 Dok. DM 7,80, E 65, E = 13 sek.1 Dok. DM -,36, E 3; 10 Dok. DM 2,88, E 24; 20 Dok. DM 3,96, E 33, E = 26 sek.1 Dok. DM -,12, E 1; 10 Dok. DM -,84, E 7; 20 Dok. DM 1,20, E 10, E = 90 sek.
Nachmittag 12-18 Uhr1 Dok. DM -,60, E 5; 10 Dok. DM 5,64, E 47; 20 Dok. DM 7,56, E 63, E = 13,5 sek.1 Dok. DM -,60, E 5; 10 Dok. DM 5,40, E 45; 20 Dok.DM 7,20, E 60, E = 14 sek.1 Dok. DM -,24, E 2; 10 Dok. DM 2,52, E 21; 20 Dok. DM 3,36, E 28, E = 30 sek.1 Dok. DM -,12, E 1; 10 Dok. DM -,84, E 7; 20 Dok. DM 1,20, E 10, E = 90 sek.
Freizeit 18-21 Uhr1 Dok. DM -,36, E 3; 10 Dok. DM 3,48, E 29; 20 Dok. DM 4,80, E 40, E = 21,5 sek.1 Dok. DM -,36, E 3; 10 Dok. DM 3,36, E 28; 20 Dok. DM 4,56, E 38, E = 22,5 sek.1 Dok. DM -,24, E 2; 10 Dok. DM 1,68, E 14; 20 Dok. DM 2,28, E 19, E = 45 sek.1 Dok. DM -,12, E 1; 10 Dok. DM -,60, E 5; 20 Dok. DM -,72, E 6, E = 150 sek.
Mondschein 21-2 Uhr1 Dok. DM -,24, E 2; 10 Dok. DM 2,52, E 21; 20 Dok. DM 3,36, E 28, E = 30 sek.1 Dok. DM -,24, E 2; 10 Dok. DM 2,16, E 18; 20 Dok. DM 2,88, E 24, E = 36 sek.1 Dok. DM -,12, E 1; 10 Dok. DM 1,32, E 11; 20 Dok. DM 1,68, E 14, E = 60 sek.1 Dok. DM -,12, E 1; 10 Dok. DM -,36, E 3; 20 Dok. DM -,48, E 4, E = 240 sek.
Nacht 2-5 Uhr1 Dok. DM -,12, E 1; 10 Dok. DM -,72, E 6; 20 Dok. DM -,84, E 7, E = 120 sek. 1 Dok. DM -,12, E 1; 10 Dok. DM -,72, E 6; 20 Dok. DM -,84, E 7, E = 120 sek.1 Dok. DM -,12, E 1; 10 Dok. DM -,72, E 6; 20 Dok. DM -,84, E 7, E = 120 sek.1 Dok. DM -,12, E 1; 10 Dok. DM -,36, E 3; 20 Dok. DM -,48, E 4, E = 240 sek.

< gültig ab 1. Juli 1996 >

Völlig vermeiden kann der Faxversender seine Übertragungskosten, wenn er die Möglichkeiten des Pollings, des Fax-Fernabrufes durch den Dokumenten-/Faxempfänger nutzt. Auch dieser Faxabruf kann zeitgesteuert vorgenommen werden. So bezeichnet Polling die Möglichkeit, beim Partnergerät vorgehaltene Dokumente auf Kosten des Abrufenden zu übertragen. Dieses kann geschützt oder ungeschützt erfolgen. Geschützter Abruf zählt noch zu den Sonderleistungsmerkmalen und ist daher nur zwischen Geräten desselben Herstellers möglich. Ungeschütztes Abrufen ist zwischen allen Geräten möglich, die über dieses Funktionsmerkmal verfügen.

Die Tabelle bezieht sich nur auf den Faxversand von Dokumenten über ein einzelnes Telefaxgerät. Grundsätzlich gibt es weitere Möglichkeiten, den Telefaxverkehr zu gestalten; PC-Faxlösungen, Faxserver und Fax-Broadcasting-Dienstleister. Doch dies muß gesondert geprüft werden. Auch an den Einsatz ISDN-fähiger Geräte (Gruppe 4) wäre zu denken. Statt der üblichen Übertragungsgeschwindigkeit von 9600 bit/Sek kann dort der Datentransfer mit 64.000 bit/Sek erfolgen. Nach einer Rechnung der Firma 1&1 kostet die Übertragung einer bestimmten Datenmenge über die Zeit von 60 Minuten bei einer Geschwindigkeit von 9.600 bit/Sek DM 39,56. Die Übertragung der gleichen Datenmenge dauert mit ISDN nur 4,2 Minuten, was DM 5,98 entsprechen soll. Wer seinen Faxversand ausbauen möchte, wer an Telefaxkommunikation in größerem Rahmen denkt, sollte qualifizierte Vorarbeit leisten. Auf individuelle Bedarfsanalyse, Anforderungsprofil, Marktübersicht und auf eine umfassende Kosten-Nutzen-Kalkulation kann dabei nicht verzichtet werden.


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