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SCHRITT FÜR SCHRITT
IN DIE ZUKUNFT
Seit 15 Jahren steuert Dr. Elisabeth Niggemann als Generaldirektorin
die Deutsche Nationalbibliothek durch ein sich rasant wandelndes Um-
feld. Was waren für sie die Meilensteine in dieser Zeit, wo liegen die
größten Herausforderungen und welche Vision hat sie für ihr Haus? Ein
Interview.
Interview
DR. TORSTEN CASIMIR //
Fotos
CLAUS SETZER
Ihre Amtszeit als Generaldirektorin ist geprägt von der
Digitalisierung und damit einhergehenden neuen Pu-
blikationsformen – Herausforderungen, denen sich Ihr
Haus stellen muss und stellt. Welche Rolle spielt die
digitale Literatur in der DNB heute?
Mittlerweile haben wir eine signifkante Menge an digitaler
Literatur, so dass auch hier die Nutzungsquote ansteigt. Aber
auch diese Nutzung ist aufgrund urheberrechtlicher Bestim-
mungen an Präsenz gebunden. Wir können die digitale Lite-
ratur an ausgewiesenen Leseplätzen bereitstellen. Das heißt,
auch unsere registrierten Nutzerinnen und Nutzer können
nicht das tun, was universitäre Bibliotheksnutzer gewohnt
sind: von außerhalb zugreifen. Wir schließen ja keine Lizen-
zen ab wie Universitätsbibliotheken, sondern sammeln Veröf-
fentlichungen, die als Pfichtablieferungen bei uns eingehen.
Träumen Sie von einer Nationallizenz?
Das wäre angesichts unseres Auftrages wenig realistisch. Ich
träume eher davon, dass für bestimmte Nutzungsarten und
-gruppen und unter ganz konkreten technischen Vorausset-
zungen tatsächlich von überall zugegrifen werden kann.
Und warum nur national? Ich hofe, dass über die Rah-
menbedingungen für eine solche Öfnung diskutiert werden
kann, wenn das Gesetz über die vergrifenen Werke in die
Umsetzung gegangen und erprobt worden ist: Alles, was vor
1966 gedruckt in Deutschland erschienen und heute vergrif-
fen ist, kann bald über die VG Wort lizenziert werden. Wir
arbeiten mit an den technischen Schnittstellen, zusammen
mit der VG Wort und dem Patent- und Markenamt, das das
Register pfegen wird. Warum sollten ähnliche Regelungen in
ein paar Jahren nicht auch für andere Gruppen von Medien-
werken gelten?
Haben Sie im Laufe der Jahre gelernt, mit eher klei-
nen Fortschritten in sehr langen Zeiträumen auszu-
kommen?
Dauerhafte, tragfähige Entwicklungen brauchen Zeit. Beim
Blick zurück frage ich mich allerdings schon manchmal:
Warum ging es nicht schneller voran? Aber ich sehe keine
Alternative. Letztlich geht es um partnerschaftliche Verein-
barungen, die Win-Win-Situationen herstellen. So etwas lässt
sich nur schrittweise realisieren, nicht in großen Sprüngen.
Überhaupt ist Partnerschaft – mit unseren Gremien, den
Verbänden, der Politik – der wichtigste Erfolgsfaktor unserer
Arbeit.
Eine einschneidende Erweiterung Ihres Sammelauftrags
kam mit dem Internet. Wissen Sie heute präzise genug,
was in den Weiten des weltweiten Netzes sammelpfich-
tig ist und was nicht?
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