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na geschafen. Gabriel, seit 1997 der World-Wide-Web-Service
von damals 41 Nationalbibliotheken war der Vorläufer von
„The European Library“. Elisabeth Niggemann war qua Amts-
antritt Vorsitzende des Gabriel Board, ich Gabriel Board Sec-
retary: meine erste Funktion in einer internationalen Gruppe,
die mir bei der „Premiere“ im kaiserlich anmutenden Büro
des Direktors der Österreichischen Nationalbibliothek die
Schweißperlen auf die Stirn trieb.
Elisabeth Niggemann machte einiges auch zum ersten Mal.
Vielleicht manchmal aufgeregt, immer professionell. Frau
wächst an ihren Aufgaben. Das galt für Generaldirektorinnen
wie für Assistentinnen.
SUSANN SOLBERG ist seit 2002 Referatsleiterin Periodika
und stellvertretende Leiterin der Erwerbung, Formalerschließung
und Standardisierung am Frankfurter Standort der Deutschen
Nationalbibliothek.
NATIONALBIBLIOGRAFIE, JETZT PAPIERLOS
2003 starteten die Überlegungen zur Neukonzeption der Na-
tionalbibliografe. Erschien diese bisher in regelmäßigen wö-
chentlichen, monatlichen oder mehrjährigen Verzeichnissen
oder in Form eines gedruckten Titelkartensatzes, war die Ge-
neraldirektorin der Aufassung, dass dies nicht mehr zeitgemäß
und den Nutzerbedürfnissen entsprechend sei. Und die Abon-
nementzahlen gaben ihr Recht. Ab 2004 galt der Online-Kata-
log der Deutschen Nationalbibliothek als die Deutsche Nati-
ist und bleibt Frau Dr. Elisabeth Niggemann – mit ihrem Stab.
Die feierliche erste Freischaltung im Bundeskanzleramt im
Beisein von Staatsminister Neumann war ein stolz machender
Meilenstein auf dem Weg zum endgültigen und umfassenden
Museum für die Künste und Künstler im Exil. Es war ein
besonderer Tag, Frau Dr. Niggemann Dank zu sagen. Bis
heute bleibt die Begeisterung an der gemeinsamen Arbeit – es
bleiben aber auch Trauer und Betrofenheit wegen jedes ein-
zelnen persönlichen Schicksals. Und es bleibt die Wehmut um
das Wissen, dass wohl das Thema der Kunst und der Künstler
und Künstlerinnen im Exil auf dieser Welt niemals ein abge-
schlossenes sein wird.
DR. INGEBORG BERGGREEN-MERKEL war bis 2013 Minis-
terialdirektorin beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur
und Medien und Vorsitzende des Verwaltungsrates der Deutschen
Nationalbibliothek.
CROSSING BORDERS
Crossing Borders – Grenzen überwinden, ein Thema, das
Elisabeth Niggemann als Generaldirektorin der Deutschen
Nationalbibliothek zu ihrem Thema gemacht hat und das
besonders für ihr internationales Engagement steht. Den
Beginn bildet The European Library, der Webservice der
Conference of European National Librarians (CENL), der
2004 an den Start ging. The European Library ist in mehr-
facher Hinsicht grenzüberschreitend: nationale Grenzen,
Sprachgrenzen, technologische Grenzen, Projektgrenzen
wurden mit diesem Webdienst überwunden. Mit The Euro-
pean Library gelang es nach Anschub durch ein EU-Projekt,
die Kataloge und digitalen Sammlungen von zunächst acht
und inzwischen fast allen 49 europäischen Nationalbiblio-
theken über eine integrierte Suche zu verbinden. Heute
eine Selbstverständlichkeit, aber 2004 ein sehr guter Pro-
jekterfolg, der die europäischen Nationalbibliotheken dazu
bewog, das Projekt in einen selbst fnanzierten Service zu
überführen und auszubauen. Die Kooperation – auch das
ein Beispiel positiver Grenzüberschreitung – gelang so gut,
dass The European Library technologisch wie organisato-
risch für die europäische digitale Bibliothek Modell stand:
die Europeana. Die Europeana schließlich überwindet wei-
tere Grenzen, diejenigen zwischen Bibliotheken, Archiven
und Museen. Elisabeth Niggemann hat diese Entwicklungen
von der ersten Stunde an unterstützt und vorangetrieben:
als erste Vorsitzende des The European Library Management
Committee, als Vorsitzende von CENL 2005 bis 2011 und
schließlich als erste Vorsitzende der 2007 gegründeten Euro-
peana Foundation.
DR. BRITTA WOLDERING ist seit Januar 2012 Leiterin der
Stabsstelle Marketing und Kommunikation der Deutschen National-
bibliothek. Zuvor war sie Geschäftsführerin der Conference of Euro-
pean National Librarians.
onalbibliografe, alle weiteren Bereitstellungen bibliografscher
Informationen als Sekundärformen. Eine ganze Reihe dieser
Sekundärformen erschien noch bis Ende 2009. Mit dem Aus-
laufen des Verlagsvertrags zu diesem Zeitpunkt wurde die Na-
tionalbibliografe komplett auf „online“ um- und Druckaus-
gaben und CD-ROM eingestellt. Zuvor waren zahlreiche neue
Funktionalitäten für den Online-Katalog entwickelt worden,
die die Nutzung der gewohnten wöchentlichen oder monat-
lichen Hefte ersetzten: zusätzliche Suchfunktionen, Sortier-,
Filter- und Exportmöglichkeiten. Für eine Übergangszeit wur-
den weiterhin PDF-Dateien der bisherigen Bibliografen und
andere Services angeboten, der Umschwung stellte sich jedoch
schnell ein. Wir waren damit nicht die allererste, aber unter
den allerersten Nationalbibliotheken, die ihre Nationalbiblio-
grafe vollkommen auf online umgestellt haben. Vollkommen?
Wenn da nicht ein kleiner Rest geblieben wäre, der sich bis
Ende Oktober 2013 sehr hartnäckig hielt. Die Titelkartenpro-
duktion wurde tatsächlich erst dann aufgegeben.
UTE SCHWENS ist Direktorin der Deutschen Nationalbibliothek in
Frankfurt am Main und dort ständige Vertreterin der Generaldirektorin.
EIN STOLZ MACHENDER MEILENSTEIN
Ich denke an Frau Dr. Niggemann: Ich denke an so viele
bestens vorbereitete Verwaltungsratssitzungen, ich denke an
Begegnungen mit Frau Dr. Niggemann in und außerhalb
Frankfurts, ich denke an wunderbare Ereignisse, wie die Über-
reichung der Sonderbriefmarke zum 100-jährigen Geburtstag
der Deutschen Nationalbibliothek – leider viel zu nah an der
nächsten Gebührenerhöhung der Post. Und ich denke vor al-
lem an das Museum der Künste im Exil.
Es war nicht zuletzt ihr Verdienst, dass dieses Projekt Wirk-
lichkeit wurde: Sie setzte sich mit all ihrer Expertise für dieses
Projekt ein. Sie brachte ihre reiche Erfahrung mit der virtuel-
len Bibliothek der Europeana und der Deutschen Digitalen
Bibliothek ein. Sie kannte die immensen inhaltlichen und
technischen Herausforderungen, aber das schreckte sie nicht.
Sie sprach sich für den Ort der Deutschen Nationalbiblio-
thek in Frankfurt als Standort aus. Vorstellungen, wie dort
über das rein Virtuelle hinaus auch ein kleiner Ort des tat-
sächlichen und greifbaren Einstiegs geschafen werden könne,
kamen schnell auf. Sie und ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterin-
nen ließen nicht locker, bis für dieses virtuelle Museum auch
Mittel in den Haushalt des Beauftragten der Bundesregierung
für Kultur und Medien eingestellt wurden. Sie warb erhebli-
che Drittmittel ein. Es wurde „ihr Projekt“. Ohne eine solche
treibende Kraft, ohne den Glauben an das Gelingen wäre das
Projekt nicht zustande gekommen. Das schmälert nicht den
gebotenen großen Dank an die vielfältigen Partner – aber die
Seele des virtuellen Museums der Künstler und Künste im Exil
FRAU WÄCHST AN IHREN AUFGABEN
Ich habe Elisabeth Niggemann von den ersten Schritten als Gene-
raldirektorin über drei Jahre lang begleitet. Wir starteten gemein-
sam am 1. April 1999: Elisabeth Niggemann als unsere „Neue“
und ich als ihre Assistentin und Leiterin Öfentlichkeitsarbeit.
Wir hatten beide keine sehr genaue Vorstellung davon, welche
Aufgaben eine Assistentin haben sollte. Das musste immer wieder
ausgelotet werden. Das Aufgabenspektrum war breit gefächert,
das einer Generaldirektorin ist um ein Vielfaches größer.
Elisabeth Niggemann hatte sich den Ausbau und die Weiterent-
wicklung von nationalen und internationalen Kooperationen
zum Ziel gesetzt, wie sie in ihrer Antrittsrede betonte.
Kurz nach dem Amtsantritt ging es auf nationaler Ebene mit
der Schließung des Deutschen Bibliotheksinstitutes (DBI) Ende
1999 direkt zur Sache: die Neuordnung der Standardisierungsar-
beit und die Übernahme einer lenkenden und koordinierenden
Rolle durch Die Deutsche Bibliothek Mitte 2000, wie es in der
Pressemeldung hieß. Das war die Geburtsstunde der Arbeitsstel-
le für Standardisierung. Auch die Übernahme der technischen
Betreuung der Zeitschriftendatenbank (ZDB) war eine Konse-
quenz der Schließung des DBI. Für mich persönlich eine fol-
genreiche Entscheidung, da ich mich später in anderer Funktion
sehr intensiv mit der Integration der Zeitschriftendaten und –
katalogisierung der DNB in die ZDB beschäftigt habe.
Auf internationaler Ebene wurden mit dem Start des Projekts
The European Library die Grundlagen für die heutige Europea-