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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 9, 97

Aus der Deutschen Forschungsgemeinschaft

DFG-Bibliotheksreferat

Die diesjährige Frühjahrssitzung des Bibliotheksausschusses fand am 6./7. März 1997 in der DFG-Geschäftsstelle Bonn statt. Im Mittelpunkt der Sitzungsdiskussion standen die Entwicklung des Programms zur retrospektiven Digitalisierung von Bibliotheksbeständen, die Einbeziehung der östlichen Bundesländer in den Sondersammelgebietsplan, Planungen zum Ausbau direkter Bestell- und Lieferdienste an Sondersammelgebietsbibliotheken sowie die weitere Regelwerksentwicklung.

Entwicklung des Programms zur retrospektiven Digitalisierung von Bibliotheksbeständen

Der hohe Antragseingang zur Durchführung von Maßnahmen zur Retrodigitalisierung gibt eine erfreulich hohe Akzeptanz des seit Anfang 1997 aufliegenden Programms zu erkennen. Bei der inhaltlichen Auswahl der zur Digitalisierung vorgesehenen Bestände lassen die beantragten Projekte schon jetzt thematische Schwerpunkte z. B. bei Geschichtswissenschaften, bei der Mathematik und bei grundlegenden Naturwissenschaften (z. B. Physik) sowie - unter methodischen Aspekten - bei der Digitalisierung von Bildmaterialien und der Verknüpfung von Volltexten mit bibliographischen Daten erkennen. Weitere inhaltliche Akzentuierungen erfolgen durch die Arbeitsgruppe Inhalt des an der SUB Göttingen laufenden Koordinierungsprojekts. Dabei wurde von den in der Arbeitsgruppe Inhalt vertretenen Wissenschaftlern der Wunsch nach Volltextdigitalisierung nochmals bestärkt und auf die Notwendigkeit der Kooperation mit Verlagen zur Erweiterung der Digitalisierung auch auf urheberrechtsgebundene Materialien betont.

Den auf Projektbasis eingerichteten Kompetenz- und Servicezentren in Göttingen und München kommt auf Grund ihres Aufgabenprofils im Hinblick auf eine erfolgreiche Durchführung von Projekten des Förderprogramms wesentliche Bedeutung zu. In technischer Hinsicht hat die Einbindung digitalisierter Materialien in einheitliche Recherchesysteme im Hinblick auf Bereitstellung und Zugriff hohe Priorität. Geeignete Softwarelösungen hierfür sind in den Kompetenz- und Servicezentren zum Teil noch zu schaffen.

Die dem Ausschuß vorliegenden Empfehlungen zur inhaltlichen Auswahl von Bibliotheksmaterialien sowie die technischen Hinweise zur retrospektiven Digitalisierung werden demnächst publiziert. Zugleich sollen die technischen Hinweise zu einem DFG-Merkblatt für Beantragung und Durchführung von Projekten des Digitalisierungsprogramms zusammengefaßt werden.

Einbeziehung der östlichen Bundesländer in den Sondersammelgebietsplan

Gegenstand der Erörterung waren die von der Arbeitsgruppe 'Memorandum zur überregionalen Literaturversorgung' vorgelegten Vorschläge zur Einbeziehung wissenschaftlicher Bibliotheken der neuen Länder in die Sondersammelgebietsförderung. Mit den vorgeschlagenen Verlagerungen und Neueinrichtungen von Sondersammelgebieten wurden fachliche Lösungen gefunden, die sich als förderpolitisches Signal zur Einbeziehung der neuen Bundesländer in das überregionale System der Literaturversorgung verstehen. Die empfohlenen Maßnahmen tragen zu einer deutlich verstärkten Beteiligung der neuen Bundesländer an der Sondersammelgebietsförderung bei. Wesentlich ist in diesem Zusammenhang, daß mit Umsetzung der vorgeschlagenen Neustrukturierungen die Standards der überregionalen Versorgung möglichst schnell wieder erreicht werden. In einem weiteren Schritt sollen nun Vorschläge zu neuen Dienstleistungsangeboten im Rahmen der Sondersammelgebietsbetreuung von der Arbeitsgruppe erarbeitet werden. In diesen Zusammenhang gehören Informationsvermittlung, direkte Dokumentbestellung und -lieferung, elektronische Publikationen sowie Digitalisierungsmaßnahmen und Bestandserhaltung.

Ausbau direkter Bestell- und Lieferdienste an Sondersammelgebietsbibliotheken

Vor dem Hintergrund des erfolgreichen Verlaufs des mit DFG-Mitteln geförderten direkten Bestell- und Lieferdienstes für Sondersammelgebietsliteratur (SSG-S) an der Senckenbergischen Bibliothek Frankfurt, der SUB Göttingen, der ULB Saarbrücken und der UB Tübingen hat der Unterausschuß für Dokumentlieferung eine Planung zum flächendeckenden Ausbau dieses Service an Sondersammelgebietsbibliotheken vorgelegt und darüber hinausgehende Serviceverbesserungen durch die Einbeziehung von Current-Contents-Diensten grundsätzlich zur Förderung empfohlen. Die Vorschläge des Unterausschusses wurden eingehend erörtert. In diesem Zusammenhang wird festgestellt, daß mit den derzeit auf 18 Bibliotheken verteilten Sondersammelgebieten spezielle und hochspezielle Literatur- und Medienbestände aufgebaut werden, die für entsprechende geistes-, sozial-, wirtschafts- und naturwissenschaftliche Fachgebiete eine unentbehrliche Literatur- und Informationsressource seien. Durch die langfristige und kontinuierliche Pflege von SSG-Beständen, die professionelle Betreuung sowie das einerseits breite und andererseits hochspezialisierte Publikationsspektrum haben sich Sondersammelgebiete - auch vor dem Hintergrund faktisch rückläufiger Erwerbungsetats anderer Bibliotheken bei gleichzeitig wachsendem Literaturangebot und großen Preissteigerungen - als verläßliche Zentren zur Literaturversorgung von Wissenschaftlern und Forschern mit entsprechender Nutzungsintensität etabliert. Von daher seien Möglichkeiten einer raschen Bereitstellung von Sondersammelgebietsliteratur im Rahmen von Informations- und Dokomentationslieferdiensten dringlich, so daß ein fach- und endnutzerorientierter Ansatz, wie er z. B. bei SSG-S realisiert sei, sowie damit zu verknüpfende Informationsdienste (z. B. Current-Contents-Angebote) möglichst flächendeckend auf die Sondersammelgebietsbestände ausgedehnt werden sollten. Zu gegebener Zeit sollten deshalb über die bisher vorgesehene Einbeziehung hinaus Dienste aller überregionalen Sammelschwerpunktbibliotheken in übergreifende Bestell- und Liefersysteme integriert werden, wie sie mit der Bund-Länder-Initiative SUBITO angestrebt werden.

Regelwerksentwicklung

Dieses Thema war bereits auf der letzten Sitzung Gegenstand der Erörterung. Als wesentliche Kriterien der weiteren Regelwerksentwicklung war damals insbesondere festgehalten worden:

In der Diskussion wurde darauf hingewiesen, daß von den spezifischen Aspekten digitaler Medien und den damit verknüpften Suchmöglichkeiten ('Search Engines') wichtige Impulse für die weitere Regelwerksentwicklung ausgehen. Von Bedeutung sei dabei, daß bibliographische Angaben zu digitalen Medien häufig Bestandteil der Publikationen selbst sind. Von daher bieten sich für die Erschließung von Materialien neben intellektuellen Erfassungsarbeiten Möglichkeiten der maschinellen Indexierung. Im Hinblick auf eine möglichst einheitliche Bearbeitung von Druckschriften und digitalen Medien sollte deshalb unter Servicegesichtspunkten und nach Wirtschaftlichkeitsaspekten eine Überfrachtung der Erschließungsangaben vermieden werden und die Normen für Erschließungsinformationen unter Berücksichtigung internationaler Entwicklungen auf einen überschaubaren Umfang festgelegt werden. Zugleich sollten dabei Möglichkeiten des Upgradings durch differenzierte bibliographische Angaben bestehen, die im Hinblick auf die zu erwartende Nutzung spezifischer Zielgruppen erforderlich sind. Inzwischen sind Bewilligungen für alle Teilprojekte des sogenannten Konvergenzprojektes, an dem das Deutsche Bibliotheksinstitut Berlin, Die Deutsche Bibliothek Frankfurt und die Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen beteiligt sind, ausgesprochen.

Weitere Diskussionspunkte der Sitzung waren unter anderem die künftige Entwicklung der Personennamendatei (PND) sowie die Zusammenarbeit zwischen Bibliotheksausschuß und Verlagsausschuß der Forschungsgemeinschaft.


Stand: 04.09.97
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