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Bibliotheksdienst Heft 4, 1996

Ausleihanalysen als Instrument der Bestandsevaluierung

3. BABSY-Auswertungen für den Bestandsaufbau in der UB Wuppertal

Werner Reinhardt

Seit November 1978 wird in Wuppertal das Ausleihverbuchungssystem BABSY (Bochumer Automatisiertes BibliotheksSYstem) angewendet, das über gewisse Statistikfunktionen auch Listen erzeugt, die für Fragen des Bestandsaufbaus herangezogen werden.

Mehrfach-Vormerkungen

Monatlich werden Listen vorgemerkter Titel erzeugt, in die Titel/Bände aufgenommen werden, auf die mindestens zwei Vormerkungen vorliegen. Diese Listen sind sachlich nach der Signatur entsprechend der Aufstellungssystematik der Gesamthochschulbibliotheken geordnet; bei mehrbändigen Werken und geschlossen aufgestellten Serien mit gleicher Grundsignatur werden nur die vorgemerkten Einzelbände aufgeführt, unterschiedliche Auflagen sind getrennt nachgewiesen.

Erstellt werden getrennte Listen mit zwei bzw. drei Vormerkungen. Da BABSY bei diesen Listen die eventuell vorhandenen Mehrfachexemplare nicht unterscheidet, muß insbesondere bei Dreifachvormerkungen folgende Tatsache berücksichtigt werden: Taucht in dieser Liste ein Titel der Lehrbuchsammlung auf (erkennbar am Standortsigel), so können sich bei 10 vorhandenen Exemplaren hinter dieser Anzeige im Extremfall bis zu 30 Vormerkungen verbergen, da BABSY für jedes einzelne Exemplar bis zu 3 Vormerkungen zuläßt.

Diese Monatslisten werden den Fachreferenten regelmäßig zur Auswertung zur Verfügung gestellt und dienen so als Entscheidungshilfe für den Erwerb von zusätzlichen Exemplaren. Einzelne Fachreferenten weisen in den Einführungsveranstaltungen in die Bibliotheksbenutzung ausdrücklich auf dieses Verfahren hin, um den Benutzern zu verdeutlichen, daß sie auch auf diesem Weg den Bestandsaufbau beeinflussen können.

Ein Nachteil der Zusammenstellungen besteht darin, daß neben der Signatur nur noch der (erste) Verfasser, der Sachtitel und das Erscheinungsjahr aufgeführt sind. Selbst die Anzahl der vorhandenen Exemplare fehlt, für eine sinnvolle Kaufentscheidung müssen in jedem Fall noch Überprüfungen am Katalog erfolgen.

Dennoch wurden diese Listen - insbesondere in den Bereichen Sozial- und Wirtschaftswissenschaften - bis zum September 1994 intensiv für die Beschaffung von Mehrfachexemplaren genutzt. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden nur die Vormerkungen, die an zwei Auskunft-PCs des Ausleihverbuchungssystems selbständig durch die Benutzer oder an den Ausleihschaltern durch Bibliothekspersonal eingegeben wurden, für diese Listen ausgewertet.

Seit Ende September 1994 ist das Vormerkverfahren für die Benutzer wesentlich vereinfacht worden: aus dem OPAC heraus (derzeit sind 40 PCs angeschlossen) kann seitdem per Knopfdruck in das Ausleihsystem gewechselt, der Leihzustand der im Katalog nachgewiesenen Literatur abgefragt und wenn nötig vorgemerkt werden. Dies hat zu erheblich größeren Listen geführt, was einige Zahlen verdeutlichen sollen :

Signaturen mit 2 Vormerkungen
Juli 1994:56Juli 1995:2.720
Aug. 1994:123Aug. 1995:2.183

Signaturen mit 3 Vormerkungen
Juli 1994:7Juli 1995:902
Aug. 1994:26Aug. 1995:676

Die bisher höchsten Zahlen ergaben sich für den Monat Oktober 1995 mit Listen von 2.982 Signaturen mit 2 bzw. 1.319 Signaturen mit 3 Vormerkungen. Hiervon entfallen allein auf wirtschaftswissenschaftliche Titel 1.340 + 742 Signaturen. Diese Mengen sind vom einzelnen Fachreferenten, der auch noch für andere Fächer und Verwaltungsaufgaben zuständig ist, nicht mehr zu bearbeiten.

Die Serviceverbesserung der leichteren Vormerkmöglichkeiten hat somit - zumindest in einzelnen Fächern - zu einer wesentlichen Verschlechterung in Bezug auf Hilfen für den Bestandsaufbau geführt, ein Umstand, der bei zukünftig notwendig werdenden Überarbeitungen von BABSY sicher berücksichtigt werden kann. Andererseits wird möglicherweise in Zukunft durch diese Änderungen eine Jahresstatistik "Jahres-Vormerkungen" aus Erwerbungssicht eine größere Bedeutung erlangen.

Diese Jahresstatistik weist sämtliche Signaturen nach, auf die im Laufe des Jahres mindestens eine Vormerkung erfolgt ist. Neben Signatur und bibliographischen Angaben (allerdings verkürzt auf max. 55 Zeichen) wird, nach Monaten getrennt und aufsummiert über das Jahr, die Anzahl der Vormerkungen nachgewiesen. In der Jahresstatistik 1994 waren ca. 11.200 Signaturen aufgeführt, diese Zahl wird für 1995 aus den oben bereits dargestellten Gründen wesentlich höher sein. Die Statistik 1994 weist noch für relativ viele Signaturen nur kleine "Vormerk-Summenzahlen" nach (<= 5). Die zu erwartende Statistik für das Jahr 1995 wird daraufhin zu untersuchen sein, ob eine Auswertung im Hinblick auf Beschaffung von Zusatzexemplaren sinnvoll und durchführbar ist. Eine erste Idee hierfür ist, daß in Abhängigkeit von der vorhandenen Exemplarzahl bei einer "Vormerk-Summenzahl" größer 20 (ggf. auch 50) ein Vormerkkoeffizient je Signatur berechnet wird. Dies wird zunächst manuell erfolgen müssen, da eine Änderung des Statistikprogramms so schnell nicht möglich ist; sollte sich das Vorhaben als brauchbar erweisen, muß über eine zu programmierende Lösung nachgedacht werden.

Lehrbuchsammlung

Der Bestand der Lehrbuchsammlung ist getrennt vom übrigen Freihandbereich aufgestellt und betrug am Jahresende 1994 ca. 41.400 Bände bei etwa 4.700 Titeln. In 1994 wurden für die Beschaffung von 3.026 neuen Bänden DM 183.132 aufgewendet. Bei 18.217 (SS 1994) eingeschriebenen Studenten entfielen für das Jahr 118.379 Ausleihen (17,8 % der Gesamtzahl) auf Bände der Lehrbuchsammlung. Voraussetzung für die Aufnahme in die Lehrbuchsammlung ist der Kauf von mindestens 5 Exemplaren eines Titels/Bandes; werden "nur" 3 oder 4 Exemplare beschafft, was z. B. im Bereich der Wirtschaftswissenschaften häufig der Fall ist, erfolgt die Aufstellung in der entsprechenden Fachbibliothek des Freihandbereiches.

Für den engeren Bereich der Lehrbuchsammlung werden zwei weitere Möglichkeiten von BABSY-Ausleihdaten im Rahmen der Jahres-Statistikläufe genutzt: Zum einen wird eine Übersicht über alle Signaturen der Lehrbuchsammlung erstellt, wobei zu jeder Signatur eine monatliche Übersicht der Anzahl der jeweiligen Ausleihen gegeben wird. Diese Angaben können insbesondere bei der Beobachtung über mehrere Jahre hinweg hilfreiche Hinweise liefern, welche Titel nicht mehr angenommen werden und daher im Hinblick auf eine Aussonderung zu überprüfen sind.

Die letzte in Wuppertal angewendete Informationsmöglichkeit, die auf Ausleihdaten beruht, ist eine sog. "Bestsellerliste". Alle Signaturen der Lehrbuchsammlung (Mehrfachexemplare werden pro Signatur zusammengefaßt) mit mindestens 5 Ausleihen im abgelaufenen Jahr werden in einer Tabelle aufgelistet, die folgende Daten enthält: Gesamtzahl der Ausleihen, Anzahl der Exemplare, einen sog. Ausleihfaktor (Anzahl der Ausleihen dividiert durch Anzahl der Exemplare) und Anzahl der Vormerkungen. Diese Tabelle ist hilfreich sowohl im Hinblick auf Aussonderungen als auch die Beschaffung zusätzlicher Exemplare.


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