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Höhepunkte
Wie sehr die digitale Entwicklung den Markt der Publika-
tionen und damit auch die Situation der Deutschen Nati-
onalbibliothek aktuell prägt, wurde auf dem Festakt am 2.
Oktober deutlich herausgestellt. Die Redner ließen keinen
Zweifel daran, dass sich die Branche derzeit in einem dra-
matischen Umwälzungsprozess befndet – einem Prozess,
der in seinen Dimensionen an die Erfndung des Buch-
drucks durch Gutenberg heranreicht. Das hob auch Bernd
Neumann hervor. „Mehr denn je befndet sich die Welt
der Bücher und Medien im Umbruch. Die zunehmend di-
gitale Welt stellt die Deutsche Nationalbibliothek vor neue
Herausforderungen, bei denen sie die Bundesregierung
aber auch in Zukunft nachhaltig unterstützen wird“, so
der Staatsminister für Kultur und Medien. Generaldirekto-
rin Elisabeth Niggemann betonte, dass die Zukunft bereits
angefangen hat: „Um die Vollständigkeit unserer Samm-
lung auch zukünftig sicherzustellen, bauen wir die Samm-
lung digitaler Veröfentlichungen mit Nachdruck aus. Die
Bestände einer digital recherchierenden Öfentlichkeit
sichtbar zu präsentieren und, wo immer das im Rahmen
der urheberrechtlichen Regeln möglich ist, auch über das
Internet zugänglich zu machen, tritt verstärkt neben das
Angebot in den Lesesälen.“ Alexander Skipis ergänzte für
den Börsenverein des Deutschen Buchhandels, dass man
die Aufgaben der Deutschen Nationalbibliothek keines-
falls Unternehmen mit kommerziellen Interessen abtreten
dürfe: „Für die Zugänglichmachung von Literatur, für die
Aufndbarkeit von Inhalten und für die Archivierung von
Wissen und Kulturgut war die Gründung der Deutschen
Nationalbibliothek in Deutschland der wichtigste Schritt.
Jetzt gilt es, die gesamte existierende Literatur auch digital
verfügbar zu machen und die Hoheit über die Inhalte und
das kulturelle Erbe einer Gesellschaft nicht Großkonzer-
nen zu überlassen.“
Die Gründerväter von einst konnten von all dem nichts
ahnen: weder, dass ihr damaliger Impuls tatsächlich der
Ausgangspunkt für eine 100-jährige Geschichte einer deut-
schen Nationalbibliothek sein würde; noch, dass der Jah-
restag einmal auf den deutschen Nationalfeiertag fallen
würde; und schon gar nicht, dass die Festreden von Wer-
ken handeln würden, die nicht mehr fest an einen physi-
schen Träger gebunden sind. Und doch wären sie an die-
sem Abend vermutlich außerordentlich erfreut gewesen:
darüber, dass es die Deutsche Nationalbibliothek im Jahr
2012 gibt und sie ihrer ursprünglichen Aufgabe treu ge-
blieben ist. Und gleichzeitig darüber, wie sie sich im Laufe
der Zeit verändert und entwickelt hat, um das zu wer-
den, was sie heute ist: die zentrale Anlaufstelle zur Doku-
mentation, Bewahrung und Verfügbarmachung des Erbes
Deutschlands in Schrift, Bild und Ton. Eine Institution,
die keine Mühen scheut, um Werke vor dem Verschwin-
den und Verfall zu schützen. Der zentrale Datenlieferant
für alle deutschen Bibliotheken. Ein weithin anerkannter
Akteur und Partner, der in nationalen und internationalen
Netzwerken daran arbeitet, die Bibliotheken ins digitale
Zeitalter zu führen.
On 2 October 2012 the German National Library staged a ma-
jor ceremony in the large reading room of the original historical
building in Leipzig on the eve of its centenary. The keynote
speech was given by the German Commissioner for Cultural
and Media Affairs, Bernd Neumann, who seized the oppor-
tunity to remind the audience of the founding of the library
on 3 October 1912 and the eventful history of the instituti-
on, and to allude to the challenges which the changing media
society is posing in a digitised world. Despite all the histori-
cal upheavals, the German National Library has succeeded in
embodying continuity. For 100 years now it has preserved the
scientific and cultural heritage of Germany, collecting the rele-
vant works as detailed in its mandate, archiving and protecting
them and making them available to all interested parties. Yet
this continuity has also been characterised by constant change.
The German National Library has demonstrated its capacity
for institutional development in its successful integration of
the German Museum of Books and Writing, in the founding
of the German Music Archive and in the establishment of the
exile collections. Its willingness to change is also evident in its
welcoming approach to new methods and technologies. The fact
that technological change represents not only an opportunity
but also a challenge to the German National Library has been
evident to an unprecedented extent since 2006. In that year the
Parliament made a change to the law, expanding the collection
mandate to include online publications. The digital revoluti-
on is confronting the German National Library in particular
and libraries in general with many new issues which affect all
aspects of their work. The German National Library has been
shouldering its responsibilities in this area, too. In close collabo-
ration with other libraries and related institutions it is working
intensively on finding solutions on many levels. This self-impo-
sed obligation to carry out its mandate in mutual agreement
and reciprocal collaboration with its various partners represents
a common thread running through the history of the German
National Library. It finds expression in the numerous working
groups, project partnerships, bodies and networks in which it
collaborates both nationally and internationally with the aims
of facilitating the transfer of knowledge and of taking libraries
into the digital age.