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The German National Library is celebrating this year its centennial.
Seen from a historical perspective, it is a tremendous achievement
laden with symbolic meanings. The fate of the library and its coll-
ections has been closely intertwined with the turmoils of Germany’s
history in the course of the 20th century. Heritage could not pos-
sibly emerge unscathed from such circumstances and yet, against
all odds, the German National Library has kept on fulfilling its duties
towards the German written culture and this despite the challenges
set by war, tyranny and partition.
One can only wish the German National Library to continue to cu-
rate as successfully as it has done until now one of Europe’s major
cultural heritages and to address with the same ambition the chal-
lenges of dissemination of knowledge and long time preservation
induced by the New Gutenberg revolution.
The digital age is indeed global: we are addressing together the
issues it raises, and that is what our two libraries are engaged in.
Finally, I would like to pay tribute to the German National Library’s
European commitment and to Elisabeth Niggemann‘s accomplish-
ment as chair of the Conference of European National Librarians
and of the Europeana Foundation until 2011, when I had the honour
of succeeding her.
BRUNO RACINE
Studierte Altphilologie sowie Verwaltungs- und Politikwissenschaft in Pa-
ris. Von 1997 bis 2002 war er Direktor der Académie de France in Rom,
von 2002 bis 2007 des Centre Pompidou in Paris. Im April 2007 wurde
er Präsident der Bibliothèque national de France und als solcher 2010 für
weitere drei Jahre bestätigt. Racine ist zudem Autor von sechs Romanen,
zweier Bücher über Italien und eines Essays über Google.
ALLES GUTE ZUM
GEBURTSTAG
WÜNSCHT:
BRUNO RACINE
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SCHATZKISTE DES
DEUTSCHEN FILMS
Die beiden Filmproduzenten Hans W. Geißen-
dörfer und Joachim von Vietinghof sowie
der Potsdamer Medienunternehmer Andreas
Vogel haben das Filmportal „Schätze des
deutschen Films“ initiiert, das am 1. Septem-
ber 2012 online gehen soll. In dem Archiv
werden deutsche Spiel- und Dokumentarfl-
me aller Epochen gesammelt und für den
digitalen Filmmarkt zugänglich gemacht.
Die Initiatoren wollen damit den deutschen
Film würdigen und ihm in der digitalen Welt
einen adäquaten Platz einräumen. Bis zum
Projektstart ist die Digitalisierung von 250
Filmen geplant, jährlich sollen 500 bis 600
hinzukommen. Pro Download zahlen die
Nutzer 2,50 bis 5 Euro. Ebenfalls geplant
sind Vertriebsformen wie web.tv, DVD und
Blu-ray sowie Kino-Wiederauführungen.
05
DIE GLOBALE
JUKEBOX DES FOLK
Alan Lomax ist eine der wichtigsten Figuren der neueren Musikgeschichte. Seine Leis-
tungen betrefen jedoch weniger seine eigene Musik. Vielmehr besteht sein Verdienst
darin, dass er die traditionelle Folkmusik aus vielen Teilen der Welt aufgenommen und
gesammelt hat. 1915 geboren, begann er in den 1930er-Jahren im Süden der USA dem
herrschenden rassistischen Klima zum Trotz die afro-amerikanische Musikkultur zu
erforschen. In den 1970er-Jahren war Lomax (im Bild links auf einer Recherchereise
in der Karibik 1962) als der Mann bekannt, der den Folk von Woody Guthrie oder
Muddy Waters den Massen nahebrachte. Nun hat der amerikanische Verein Cultural
Equity, dem Lomax‘ Tochter Anna vorsteht, die Sammlung ins Internet gestellt. Un-
ter dem Namen „Global Jukebox“
(http://research.culturalequity.org)
fnden sich
17.400 Audiodateien von Liedern, Sprechchören oder Instrumentalstücken. Außerdem
sind 150.000 Meter Film und 5.000 Fotos einsehbar. Die Musik kann zwar nicht her-
untergeladen, aber online gehört werden. Oder man kauft sich eine CD, die der Verein
zusammengestellt hat.
06
GEFÄHRLICHER
HÖRGENUSS
Im Deutschen Musikarchiv der Deutschen
Nationalbibliothek gibt es eine kleine
Ausstellung historischer Abspielgeräte.
Darunter befndet sich ein Grammofon,
das zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit
einem Heißluftantrieb versehen wurde.
Dabei wird hermetisch eingeschlossenes
Gas sowohl abgekühlt als auch erwärmt
und strömt so zwischen zwei Zylindern
hin und her. Die Druckänderungen
setzen die Kolben in Bewegung. Als
Energiequelle dient ein Spiritusbren-
ner. Dem Antrieb des Plattentellers und
der energetisch günstigen Nutzung der
Brennkammer für die stetige Erhitzung
des einen Zylinders stand die Notwen-
digkeit der Wärmeabfuhr an dem ande-
ren Zylinder gegenüber. Leider genügte
das Belüftungssystem nicht, um die
Gase unvollständiger Verbrennung ab-
zuführen. Auch konnte der Spiritustank
nicht ausreichend gekühlt werden. Die
daher mitunter vorkommenden Brände
im heimischen Wohnzimmer waren der
Marktdurchsetzung des Geräts hinder-
lich. Der in den 1930er-Jahren aufkom-
mende Elektromotor schonte das Mobi-
liar und die Nerven des Publikums.