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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 11, 2000

Der 8. Dublin Core Metadata Initiative Workshop

Heike Neuroth, Inka Tappenbeck, Carola Wessel

 

(1) Einführung

Die Entwicklung des Internet und des WWW hat die Praxis der Veröffentlichung, Verbreitung und Nutzung wissenschaftlicher Informationen gravierend verändert. Sie erfordert neue Formen der Publikation und des Retrievals in den Wissenschaften und die dazu nötigen effektiven Retrieval-Elemente. Eine in den letzten Jahren intensiv diskutierte Möglichkeit, diesen Erfordernissen zu begegnen, liegt in der Entwicklung von Metadaten, also strukturierten Daten über Daten. Eine wichtige Initiative dieser Art ist die Dublin Core Metadata Initiative (DCMI),1 die seit ihrem konstitutiven Workshop 1995 in Dublin/Ohio um einen internationalen und interdisziplinären Konsens über die Verwendung eines definierten Sets von Metadaten zur Beschreibung vor allem digitaler, aber auch konventioneller Informationsressourcen bemüht ist. Das Dublin Core Metadata Element Set (DCMES)2 enthält in seiner aktuellen Version 1.1 nun 15 Beschreibungselemente. Zusätzlich zu diesen Kernelementen wurden Qualifier (sog. Encoding Schemes und Element Refinements)3 entwickelt, die es ermöglichen, einige Elemente präziser zu beschreiben. Dadurch soll den Informationssuchenden die Auffindung elektronischer Ressourcen erleichtert werden. In jährlich abgehaltenen Workshops arbeiten Experten an der Weiterentwicklung dieses Metadaten-Standards.

Der 8. Dublin Core Workshop fand vom 4. bis zum 6. Oktober 2000 in Ottawa, Kanada statt. Gastgeber war diesmal die Nationalbibliothek von Kanada,4 die zusammen mit OCLC5 die Tagung ausgerichtet hat. Insgesamt über 150 Teilnehmer aus Bibliotheken, Museen, Archiven, Software-Firmen, Verlagen, Universitäten, Regierungsorganisationen etc. nahmen an der Konferenz teil. Der Tagungsablauf bestand aus einer Mischung von Vorträgen und sog. "Break Out Sessions", in denen die Teilnehmer ihre Interessen in verschiedene Working Groups einbringen konnten. Die Schwerpunkte der diesjährigen Tagung waren Architectural Issues, Application Profile, Registry Issues, Domain Specific Metadata (z. B. DC6-Education, Government, Library). Die vollständige Agenda ist auf der Web-Seite http://www.ifla.org/udt/dc8/agenda.htm zu finden.

 

(2) Vorträge

Zuerst begrüßte Stuart Weibel (OCLC) die Teilnehmer und gab in seinem Vortrag "Dublin Core Basics" einen Überblick über Geschichte und Struktur der DCMI. Anschließend stellte er die erweiterte Mission der DCMI vor, die einstimmig vom Advisory Committee7 (AC, s. u.) beschlossen worden war.

"The mission of the Dublin Core Metadata Initiative (DCMI) is to make it easier to find resources using the Internet through the following activities:

Damit liegt der Schwerpunkt der DCMI auf resource discovery und interoperability. Die hauptsächliche Funktion des DCMES soll die interoperable Beschreibung von Ressourcen zum Zwecke des Retrievals von Dokumenten und Objekten unterschiedlichster fachlicher Herkunft durch Maschinen (machine readable) und Menschen (human readable) bleiben.

Eine enge Zusammenarbeit soll mit verschiedenen Organisationen8 und Standardisierungsgremien9 aufgenommen bzw. weitergeführt werden.

Thomas Baker vom GMD10 stellte in seinem Vortrag "DC Qualifiers and a Grammar for DC Metadata" den Entwurf einer Grammatik für Dublin Core11 vor. In diesem Papier äußert er die Vorstellung, dass es sich bei Dublin Core um eine "einfache" Sprache ("pidgin for digital tourists") handelt, die es Internet-Nutzern ermöglicht, über alle Bereiche hinweg (across multiple domains) Ressourcen zu finden. Die Eigenschaften der Ressourcen werden durch die 15 Dublin Core Elemente beschrieben, ergänzt bzw. spezifiziert durch die Qualifier. Wird nun DC mit der Grammatik einer "normalen" Sprache verglichen, so kann der Satz Resource has a property X in Subjekt, Verb und Objekt zerlegt werden, wobei das Verb in der DC-Sprache in die Eigenschaften der Ressource und deren Wert aufgeteilt werden kann. Die Eigenschaften werden mit den 15 Elementen beschrieben. Die Qualifier sind die Adjektive und der Buchstabe "X" gibt den Wert der Eigenschaft an. In diesem Sinne ist Dublin Core die einfache, minimale Sprache, mit der man sich im digitalen Bereich miteinander verständigen kann. Sollten die Ansprüche an die DC-Sprache höher sein, um z. B. in bestimmten Bereichen der Komplexität der zu beschreibenden Ressourcen gerecht zu werden, so kann ein Application Profile entwickelt werden (z. B. DC-Education, siehe unten). Für die Kommunikation über mehrere Bereiche hinweg (cross domains) kann die "simple" DC-Sprache (pidgin) verwendet werden. Diese Thesen beruhen auf dem sog. Dump-Down Prinzip, nach dem ein Anwender oder Nutzer in der Lage sein sollte, Erweiterungen (Qualifier) und Ergänzungen wie andere, nicht zum DC-Set gehörende Elemente zu ignorieren und trotzdem den Inhalt der Metadaten erfassen zu können.

Rachel Heery (UKOLN) stellte Überlegungen zum Thema "Application Profiles" vor. Bei der Implementierung von Metadaten-Formaten zeigt sich, dass nur selten ein einziges der bereits definierten semantischen Sets für die Bedürfnisse einer Anwendergruppe (innerhalb einer domain oder über deren Grenzen hinweg) ausreichend ist. Um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, zieht man verschiedene wohldefinierte Metadaten-Formate (sog. namespaces) heran, aus denen dann die für die spezifische Anwendung erforderlichen Elemente ausgewählt werden, die in ihrer Gesamtheit ein application profile bilden. Diese Elemente können bei ihrer Einbindung in ein solches profile näher definiert werden. Als Beispiel nannte Rachel Heery u. a. die praktische Anwendung im Bereich DC-Education.12

Eric Miller (OCLC) befasste sich in seinem Vortrag "DCMI Architecture" mit der Problematik der Beschreibung heterogener Entitäten - Dokumente, Menschen, Organisationen, Funktionen - und ihrer verschiedenartigen Beziehungen zueinander in den Begriffen des Dublin Core Metadata Element Set (DCMES). Um diese mitunter sehr komplexen Sachverhalte und Beziehungsstrukturen innerhalb des DCMES semantisch abzubilden, reicht, so Millers These, die einfache HTML-Syntax nicht aus. Ebenso erfordern anwenderspezifische Erweiterungen des DCMES eine komplexere Syntax, als HTML sie zur Verfügung stelle. So zum Beispiel können mit Hilfe von RDF hierarchische Beziehungen (denkbar bei einer Sub-Type Liste, siehe unten) und gleichberechtigte Einträge in verschiedenen Unterkategorien (z. B. die Zuordnung von EMailadressen zu den Autoren) abgebildet werden. Aus diesem Grunde plädierte er für die praktische Umsetzung der Metadatenbeschreibung im Rahmen von RDF (Resource Description Framework), einer Syntax, die die Abbildung komplexer Beziehungsstrukturen ermöglicht.

Stuart Sutton (University of Washington, GEM13) und Jon Mason (Education Network Australia) berichteten in ihrem Beitrag "DC-Education: Domain Specific Metadata" von den Aktivitäten der 1999 gegründeten DC-Education Working Group, die als erste spezifische Erweiterungen der Dublin Core Semantik für einen Anwendungsbereich formuliert und umgesetzt hat. So sollen mit "audience" und "standards" zwei neue Metadatenelemente für den Bereich Education eingeführt werden, denen ebenso wie den 15 Kernelementen (DCMES) Element Qualifiers zur weiteren Spezifikation der semantischen Beschreibung beigefügt sind. Drei weitere Elemente, "interactivity type", "interactivity level" und "typical learning time", sind aus dem Beschreibungsformat des Instructional Management System (IMS) übernommen worden (siehe unten) und liegen dem AC zur Entscheidung vor. Aufgrund der erfolgreichen Arbeit dieser Working Group formulierten Sutton und Mason die Erwartung, dass sich in Zukunft auch andere Projekte mehr und mehr an dem DC-Education Metadatenstandard orientieren werden und es so zu einem Prozess der Harmonisierung in der Beschreibung der für den Bereich Education relevanten Ressourcen komme. Eine Education-spezifische Type-Liste wird zur Zeit entwickelt.

Aufgrund der zunehmenden Anzahl von DC Metadaten-Anwendungen wird es notwendig, ein Werkzeug zu entwickeln, in dem das darin verwendete Vokabular (Elemente und ihre semantische Beschreibung) nachgewiesen werden soll. Ein solches Instrument ist das Open Metadata Registry,14 das Eric Miller (OCLC) unter dem Titel "DCMI Registry" erläuterte. Hierbei handelt es sich um eine Datenbank mit RDF-Schemata. Es finden sich darin z. B. Übersetzungen, die Type Vokabular-Liste, ein Crosswalk von DC zu MARC etc. Damit handelt es sich um eine Art Compendium oder Encyclopedia der Dublin Core Elemente. Eine Suchmaschine erlaubt es, in der 1. Version des Prototypen zu suchen.

Einige Berichte aus der Praxis verdeutlichten die in den Vorträgen dargestellten Bemühungen zur Standardisierung von DC und zur Zusammenarbeit mit anderen Metadaten-Aktivitäten:

Leif Andresen (Danish National Library) berichtete in seinem Beitrag "Metadata for Multimedia Information – Dublin Core" (MMI-DC) über die Bemühungen des Europäischen Komitees für Standardisierung CEN.15 In der Abteilung Information Society Standardization System (ISSS16) beschäftigte man sich mit der Standardisierung von Dublin Core Metadaten.17 Im Oktober 1999 wurde ein Projekt18 mit dem Schwerpunkt auf Dublin Core initiiert (MMI-DC). Dieses explizit europäische Gremium bildet einen Normungszusammenschluss zur Koordination der europäischen Ansätze im Bereich von Dublin Core. Zum Abschluss der einjährigen Projektphase wurden drei (kostenpflichtige) Workshop Agreements (CWAs) verabschiedet:19 ein CWA zu Dublin Core 1.1 (CWA13874), ein CWA "Guidance on use of Dublin Core in Europe" und ein CWA zu einem europäischen Observatory für Metadatenformate (Registry). Damit ist Dublin Core als europäischer Standard empfohlen.

Makx Dekkers (PricewaterhouseCoopers) berichtete von dem in diesem Jahr von der Europäischen Union bewilligtem Projekt "European Schema Project".20 Bei SCHEMA handelt es sich sowohl um ein Informationsportal zur Metadatendiskussion als auch um ein Registry (sowohl für DC-basierte als auch nicht DC-basierte Metadaten-Formate) für europäische Projekte. Es versteht sich dabei als offenes Forum, in dem ein Überblick über existierende und geplante Metadatenprojekte gegeben und "good-practice guidelines" für den Einsatz von Metadaten in Projekten erarbeitet werden sollen. Dabei sieht sich dieses Forum sowohl als Sammlung von Dublin Core-Projekten als auch von DC unabhängigen Metadaten-Formaten mit dem langfristigen Ziel, eine Normierung anzustreben. Das SCHEMA-Forum hat bisher zwei Metadata Watch Reports21 veröffentlicht und plant zum Beginn des nächsten Jahres einen Leitfaden zum Umgang mit Metadaten (Training Materials) herauszugeben. Ein Prototyp für das Registry, auch mit Kontaktinformationen, ist für November 2000 geplant. Der 2. SCHEMA Workshop "Publishing and sharing your metadata application profiles" findet am 23./24. November im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn statt.

Thomas Pick (European Topic Centre on Catalogue of Data Sources, Hannover) berichtete über die Verwendung von Dublin Core-Metadaten im Rahmen der Informationsdienstleistungen der "European Environmental Agency" (EEA),22 die Informationen zu Umweltfragen im gesamten europäischen Bereich zur Verfügung stellt.

 

(3) Break Out Sessions

Ein Großteil der Arbeit in der DCMI wird in den Working Groups (WG) geleistet, die sich zu einzelnen Themen zusammenfinden. In speziellen Mailinglisten, in Treffen der Arbeitsgruppen und bei jedem Dublin Core Workshop werden die jeweiligen Themen diskutiert. Während des diesjährigen Workshops wurden Gruppen zu insgesamt zwölf verschiedenen Themen angeboten, die sich z.T. zweimal trafen. Die Ergebnisse wurden anschließend im Plenum vorgetragen. Zusätzlich zu den offiziellen DC-Working Groups trafen sich weitere Arbeitsgruppen, die später auf Antrag durch eine Entscheidung des Advisory Committee (AC) in den Status einer DC-WG erhoben werden können.

Die WG "DC-Agents" wurde von John Kunze (US National Library of Medicine) geleitet. Der Begriff Agent fasst die drei DC-Elemente Creator, Contributor und Publisher zusammen, die aber weiterhin eigenständige Elemente bleiben werden. Definiert wird Agent als "person, group or automation with a role in the lifecycle of a resource". Zunächst wurde zusammengetragen, welche semantischen Spezifikationen zu agent description verschiedene Gruppen (Bibliotheken, Museen, Regierung, EEA) benötigen. Aus dieser Sammlung soll eine Empfehlungsliste erstellt werden. Weiterhin wurde festgelegt, dass Links zu schemas (z. B. authority and annotation link), freetext und structured data notwendig seien. Der Entwurf für eine Charter dieser WG sieht vor, einen Agent Element Set zu entwickeln, Qualifier für die drei Elemente zu benennen und mit der Architecture Group zusammenzuarbeiten.

Um die Arbeit mit Dublin Core zu erleichtern, hat Diane Hillmann (Cornell University Library) im Rahmen der WG "User-Guides" ein Handbuch verfasst, das über die DC Homepage zugänglich ist.23 Darin werden die Elemente von DC, die Qualifier sowie die verwendete Syntax beschrieben. Eine Überarbeitung wird neue Entwicklungen berücksichtigen und Verbindungen zu anderen Medaten-Sets und Handbüchern erstellen. Außerdem wird über eine gedruckte Version und Übersetzungen in andere Sprachen nachgedacht.

Die WG "Collection Description Issues" trat unter der Leitung von Andy Powell (UKOLN) zum ersten Mal zusammen. Dementsprechend ergaben sich Fragen wie: Was ist eine Sammlung (collection)? Welchen Zweck soll diese Gruppe haben? Welche unterschiedlichen Arten von Sammlungen gibt es (sog. Types, z. B. Collection.Library, Catalogue.Museum, Index.Internet)? Diese Working Group soll zum Ziel haben, ein Modell bzw. ein Application Profile auf Grund bereits bestehender Modelle wie z. B. RSLP24 und einen Leitfaden dazu zu entwickeln. Andy Powell stellte die Ergebnisse des Projektes RSLP und das Schema25 kurz vor. Weiterhin wurde diskutiert, ob Dublin Core sinnvoll für die Beschreibung von Sammlungen eingesetzt werden kann und inwieweit über verschiedene Arten von Sammlungen (cross-domain) und Levels bzw. Hierarchien innerhalb einer Sammlung gesucht werden kann. Eine erste vorläufige Definition von "collection" lautet: An aggregation of resources created / accumulated by an agent with some purpose. Für die zukünftige Arbeit ist neben der Entwicklung eines Modells/application profiles folgendes vorgesehen: Einrichten einer Mailingliste, Definition von collection und Entwicklung einer type-Liste für Sammlungen, auf RSLP und anderen Projekten basierend.

Die Gründungssitzung der "Administrative Metadata" Working Group fand unter der Leitung von Leif Andresen (Danish National Library) statt. Gegenstand der Diskussion war der von den Anwesenden formulierte Bedarf an Metadaten zur Verwaltung von Metadaten, insbesondere im Hinblick auf deren Rechteverwaltung und Archivierung. Dies könnte auch für eine eventuelle zukünftige Vermarktung von Metadaten von Bedeutung sein. Um ein Core-Set an administrativen Metadaten für diese Zwecke zu entwickeln, wurde beschlossen, zunächst die in verschiedenen Institutionen bereits entsprechend eingesetzten Metadaten zu sammeln und zu analysieren. Auf dieser Basis sollte dann ein Dublin Core Administrative Metada Set zur Verwaltung von Metadaten erstellt und mit den erforderlichen Qualifiern ausgestattet werden. Die weitere Diskussion dieser Arbeitsgruppe soll in einer Diskussionsliste, die über die Dublin Core Homepage zugänglich sein wird, fortgesetzt werden.

Auch die "Preservation Metadata" WG trat in Ottawa erstmalig zusammen. Im Zentrum der Gründungssitzung stand die Diskussion über Metadaten für die digitale Archivierung von Dokumenten. In diesem Kontext wurde auch die Relevanz des Open Archival Information System (OAIS)26 für zukünftige Metadatenentwicklungen im Archivierungsbereich thematisiert. Als erster Schritt der Arbeit dieser Working Group wurde von den Teilnehmern zunächst der Austausch und die Analyse der in verschiedenen Projekten und Institutionen bereits im Einsatz befindlichen Archivierungsmetadaten beschlossen. Die Working Group wird in Zukunft mit einer eigenen Diskussionsliste auf der Dublin Core Homepage repräsentiert sein.

In der Sitzung der WG "DC-Citation" beschäftigten sich die Teilnehmer unter der Leitung von Cliff Morgan (John Wiley & Sons Ltd.) vor allem mit der Frage, wie z. B. einzelne Zeitschriftenartikel mit Metadaten adäquat so beschrieben werden können, dass auch die Beziehung des Artikels z. B. zum Journal abgebildet werden kann. Zur Diskussion standen mehrere Elemente mit verschiedenen Qualifiern (z. B. DC.Relation mit Qualifier HasPartOf, mehrere Qualifier zu DC.Identifier, DC.Description etc.). Eine Abstimmung im Plenum ergab, dass die meisten Teilnehmer des Workshops sich für DC.Identifier.Citation entschieden. Weitere Diskussionspunkte betrafen Fragen wie: kontrolliertes Vokabular für Zeitschriftenabkürzungen, Umfang der Zitate (volume, issue, page number etc.), Fragen der Akzeptanz von DC-Cite in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit und dessen Beziehung zu ähnlichen Initiativen wie etwa CrossRef.27

Ähnlich wie im Vortrag der "DC-Education" Working Group ging es auch in der WG-Sitzung, geleitet von Jon Mason (Education Network Australia) und Stuart Sutton (University of Washington), vor allem um die Erweiterung des DCMES für den Bereich Education. Die DC-Education-WG legte dem AC folgende Elemente und Qualifier zur Entscheidung für die Aufnahme in ein application profile vor: Neue Elemente sind audience und standard und deren Qualifier (z. B. mediator für audience, identifier und version für standard); aus dem IEEE LOM/IMS namespace28 sollen folgende Elemente übernommen werden interactivity type, interactivity level, typical learning time. Damit ist DC-Education das am weitesten entwickelte application profile, das in diesem Sinne formal innerhalb der DCMI anerkannt ist.

In der WG "DC-Libraries" (Leitung: Rebecca Guenther, LoC) wurde überlegt, inwieweit die Bibliotheks-Gemeinschaft Dublin Core braucht, einsetzen kann bzw. schon eingesetzt hat. Es wurde vereinbart, dass die weitere Interoperabilität zwischen DC und den bibliothekarischen Metadaten gefördert werden soll. Es soll ein application profile für die Bibliotheks-Gemeinschaft entwickelt werden. Dabei ergeben sich Fragen wie: Wie kann es aussehen? Welche zusätzlichen Elemente werden benötigt (audience, holdings, access und use etc.)? Welche Elemente sind im Gegensatz zum DCMES, in dem alle Elemente optional sind, vorgeschrieben (z. B. Titel, URL etc.)? Welche Änderungen bezüglich der Semantik der Elemente sollen erfolgen? Welche Regelansetzungen sind für die Bibliotheken obligatorisch bzw. wichtig? Da IFLA29 eine Working Group "Metadata" ins Leben gerufen hat, wurde beschlossen, diese zu kontaktieren.

Rachel Heery (UKOLN) leitete die WG "DC-Registry". Registries sollen den Zugang zu verschiedenen Metadaten-Formaten (sog. namespaces) erleichtern. Ausgehend von dem oben erwähnten Beispiel des Open Metadata Registry wurden die einzelnen Aufgaben einer Registrierung, Verfahrensweisen bei der Aufnahme neuer Schemata und Anforderungen verschiedener Nutzer diskutiert. Dadurch soll es zukünftigen Metadaten-Anwendern erleichtert werden, vorhandene Elemente, die in namespaces definiert sind, nachzunutzen bzw. sich aus vorhandenen Metadaten-Formaten ihr spezifisches application profile zusammenzustellen. Diese Art von Registrierung dient auch als Plattform, in der jeder Anwender sein application profile bzw. namespace veröffentlichen kann.

In der WG "DC-Government" unter Leitung von Makx Dekkers (PricewaterhouseCoopers) und Terry Kuny (National Library of Canada) wurde insbesondere die Beziehung von Dublin Core zu GILS30 (Government Information Locator Service der US-Regierung) und die Verwendung von DC durch Regierungsinstitutionen thematisiert. Es soll ein Forum gebildet werden, das den Gebrauch von DC weiterhin fördert und die Zusammenarbeit einzelner Institutionen erleichtert.

Die von Rebecca Guenther (LoC) und Amy Wells (Michigan State University) geleitete WG "DC-Type" diskutierte die vor der Tagung vorgestellte sub-type DCT231-Liste,32 die als nicht ausreichend empfunden wurde. Insgesamt herrschte zwar die Meinung vor, dass eine erweiterte type-Liste (sog. sub-type Liste) sehr wünschenswert sei, die hier vorgestellten sub-types aber nicht konsistent genug wären (z. B. von Synonymen und Überschneidungen bereinigt). Es ist vorgesehen, bis zum 31.10.2000 der Working Group domain-spezifische Type-Listen zu melden (z. B. LCSH, LCGM, AAT, DC Education, SOSIG, German Online Thesis etc.), die dann auf z. B. Überschneidungen hin ausgewertet werden sollen. Daraus soll sich dann eine offizielle sub-type Liste entwickeln. Als notwendig wird auch erachtet, adäquate Definitionen zu jedem Sub-Type zu formulieren. Anwender dieses Elements sollten dann zumindest eine Type-Kategorie aus der oberen Liste DCMI Type Vocabulary33 (ehemals DCT1) nutzen, die dann mit Kategorien aus der DCT2-Liste und/oder lokalen Begriffen unter Verwendung eines scheme erweitert werden kann. So kann zumindest auf der obersten Ebene einheitlich gesucht werden. Problematisch in diesem Zusammenhang erscheint allerdings, dass bei der Verwendung des wiederholbaren Feldes Type mehrere Einträge vorgenommen werden und so die Beziehungen zwischen DCMI Type Vocabulary und DCT2 aufgehoben werden können. So bleibt zwar die Hierarchie für die Suche gewahrt, eine eindeutige Zuordnung eines sub-types zu einem Type ist u.U. schwer bzw. unmöglich.

Da sich für die WG "Scientific Information" (ehemals DC-Research) zuwenig Teilnehmer angemeldet hatten, fand eine Sitzung nicht statt.

 

4. Zusammenfassung/Ausblick

Zum Abschluss des Workshops hatten die Teilnehmer Gelegenheit, Vorschläge für den künftigen Workplan zu machen. Genannt wurden u. a. nochmals einzelne Ergebnisse, die auch in den verschiedenen Working Groups diskutiert wurden, wie die Überprüfung der Qualifier für Agent, die Beachtung von Metadatenformaten wie z. B. Education, die Implementierung des DC registry etc.

Insgesamt wurde der Wunsch geäußert, die offiziellen Dublin Core-Veröffentlichungen (Status, Verantwortlichkeit, Versionsnummer etc.) besser zu dokumentieren, die Web-Seite um Projekte, praktische Anwendungen etc. zu ergänzen, die offizielle DCMES Politik bezüglich Änderungen, Ergänzungen etc. zu veröffentlichen, den internationalen Aspekt von DC (z. B. Übersetzungen in andere Sprachen mit Versionsnummern etc.) zu verstärken und DC in der bibliothekswissenschaftlichen Welt zu verbreiten. Als wichtiger Punkt wurden weiterhin die rechtlichen Aspekte der Metadaten-Entwicklung genannt.

Der nächste 9. DC Workshop soll im Oktober 2001 am National Institute of Informatics (NII34) in Tokio stattfinden. Dafür ist ein sog. Open Call for Papers geplant, damit die zu behandelnden Themenschwerpunkte besser fokussiert werden können, eventuell an einem zusätzlichen Tag.

Vor Beginn und im Anschluss an den offiziellen Teil des Workshops fand eine interne Sitzung des Advisory Committee statt, des höchsten beschlussfähigen Organs in der Struktur der DCMI. Bei dem AC handelt es sich um eine Gruppe von ca. 30 Personen, die sich aus den Vorsitzenden der jeweiligen Working Groups und weiteren Metadaten-Spezialisten zusammensetzt. Die Aufgabe des Komitees besteht darin, wichtige Themen von DC zu formulieren, Entscheidungen zu treffen und deren Umsetzung zu beobachten sowie insgesamt die Entwicklung von Dublin Core voranzutreiben. Ein wichtiger Bereich der Arbeit besteht auch darin, über das Fortbestehen bzw. die Neugründung von Working Groups zu entscheiden. Deren Bestehen ist im allgemeinen auf die Zeit zwischen zwei Workshops beschränkt.

Eine Reihe von WGs (z. B. DC-Coverage, DC-Date, DC-Title, DC-Subject, DC-Relation, DC-Format) konnten geschlossen werden, da die Ergebnisse ihrer Arbeit bereits in die DC-Entwicklung eingeflossen sind. Mehrere WGs (DC-Schema, DC-Datamodel, DC-Implementors, DC-one-to-one) wurden zu der WG DC-Architecture zusammengefasst. Einige Mailing-Listen35 werden weitergeführt (z. B. DC-Multiple Languages) bzw. neu eingerichtet (z. B. Collection Description, Preservation).

Weitere Entwicklungen können der Homepage der DCMI entnommen werden.

Abschließend sei noch angemerkt, dass die National Library of Canada ein ausgezeichneter Gastgeber war. Neben der sehr guten Organisation des Workshops trug auch das Rahmenprogramm dazu bei, dass sich die Teilnehmer in anregender Atmosphäre zusammenfanden und dabei auch ein intensiver Austausch über die Tagungsinhalte stattfand.

 

1 Dublin Core Metadata Initiative http://purl.oclc.org/dc/

2 Dublin Core Metadate Element Set, Version 1.1 http://purl.org/dc/documents/rec-dces-19990702.htm

3 Dublin Core Qualifiers http://purl.org/dc/documents/rec/dcmes-qualifiers-20000711.htm

4 National Library of Canada http://www.nlc-bnc.ca/

5 OCLC Online Computer Library Center, Inc. http://www.oclc.org/

6 Im weiteren Text ist DC die übliche Abkürzung für Dublin Core.

7 Das Advisory Committee ist innerhalb der DCMI das höchste beschlussfassende Gremium.

8 z. B. IEEE-LOM (The Institute of Electrical and Electronics Engineers, Inc.: Learning Object Metadata, http://www.ieee.org/), GILS (Global Information Locator Service, http://www.gils.net/), MPEG (Moving Picture Experts Group, http://www.mpeg.org/), W3C (World Wide Web Consortium, http://www.w3.org/), Open Archive Initiative (Open Archive Initiative, http://www.openarchives.org/), Electronic Theses and Dissertations, RSS (RDF Site Summary, http://www.egroups.com/files/rss-dev/specification.html), XML.com (XML Linking Technologies, http://www.xml.com/).

9 Die Standardisierung von DC ist sowohl in den USA (Draft Standard NISO Z39.85, http://www.niso.org/Z3985.html) als auch in Europa (CEN, CWA13874 zu DC Version 1.1, http://www.cenorm.be/isss/Workshop/MMI-DC/) abgeschlossen. Sobald ANSI (American National Standard Institute, http://web.ansi.org/) Dublin Core als Standard (NISO Z39.85) veröffentlicht hat, kann die Internationale Standardisierungsbehörde (International Organization for Standardization, http://www.iso.ch/) in einem sog. "fast track" (siehe Kapitel G.2, p.96: http://isotc.iso.ch/livelink/livelink/fetch/2000/2123/SDS_WEB/sds_dms/direc1.zip) Verfahren Dublin Core als internationalen Standard deklarieren.

10 German National Research Center for Information Technology http://www.gmd.de/

11 A Grammar of Dublin Core, by Thomas Baker http://www.gmd.de/People/Thomas.Baker/DC-Grammar.html; vgl. D-Lib Magazine http://www.dlib.org/dlib/october00/baker/10baker.html

12 Ein Vortrag zum Thema findet sich in http://www.ariadne.ac.uk/issue25/app-profiles/

13 Gateway to Educational Materials http://geminfo.org

14 MyRDF: A Toolkit for librariens http://rdf.dev.oclc.org/myrdf/

15 CEN: The European Committee for Standardization http://www.cenorm.be/

16 CEN Information Society Standardization System http://www.cenorm.be/isss/

17 Standardisation of Dublin Core in Europe, by Leif Andresen & Ian Campbell-Grant http://www.cultivate-int.org/issue1/mmidc/

18 Von CEN und auf deren WWW-Seiten Workshop genannt

19 Metadata – Dublin Core Workshop http://www.cenorm.be/isss/Workshop/MMI-DC/

20 Forum for Metadata Schema Implementers http://www.schemas-forum.org/

21 SCHEMAS – Metadata Watch http://www.schemas-forum.org/metadata-watch/

22 EEA - European Environmental Agency http://www.eea.eu.int/

23 DCMI – Using Dublin Core http://purl.org/DC/documents/wd/usageguide-20000716.htm

24 RSLP Collection Description http://www.ukoln.ac.uk/metadata/rslp/

25 Collection Description Schema http://www.ukoln.ac.uk/metadata/rslp/schema/

26 OAIS - Open Archival Information System http://www.ccsds.org/documents/pdf/CCSDS-650.0-R-1.pdf

27 CrossRef - The central source for reference linking http://www.crossref.org

28 IEEE LOM - The Institute of Electrical and Electronics Engineers, Inc.: Learning Object Metadata http://www.ieee.org/; Instructional Management System http://www.imsproject.org

29 IFLA - The International Federation of Library Associations and Institutions http://www.ifla.org/

30 GILS – Government Information Locator Service http://www.gils.net/

31 DCT2 = Dublin Core Sub-Type Liste. Der Name DCT2 wird wahrscheinlich in nächster Zeit geändert werden, da der Begriff DCT1 nicht mehr existieren soll.

32 Dublin Core Type Working Group - DCT2: Dublin Core Type Vocabulary: Subtypes Working Draft http://lcweb.loc.gov/marc/dc/subtypes-20000612.html

33 DCMI - Type Working Group http://purl.org/dc/documents/wd-typelist.htm

34 NII – National Institute of Informatics http://www.nii.ac.jp/

35 Eine Sammlung aller Metadaten relevanten Mailinglisten findet sich unter http://www.mailbase.ac.uk/category/P14.html


Stand: 03.11.2000
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