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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 7/8, 2000

Wann fangen Sie an?

Das Lernsystem Informationskompetenz (LIK) als praktisches Konzept einer Teaching Library1

Detlev Dannenberg

 

Das Lernsystem Informationskompetenz (LIK) ist ein Angebot Öffentlicher und wissenschaftlicher Bibliotheken an Personengruppen und einzelne Interessierte: Informationskompetenz (information literacy) durch Bibliotheken für lebenslanges Lernen. - Für Bibliotheken ist LIK die Möglichkeit, sich mit informationsdidaktischen Angeboten als Teaching Library zu profilieren. LIK erweitert herkömmliche Benutzerschulungen (Führung, objektzentrierte Einführung). Der Aufwand ist für die Teilnehmer wie für die lehrende Bibliothek höher. Der Lernerfolg rechtfertigt diesen Aufwand.

 

Die Probleme

Haben Sie auch schon diese Erfahrung gemacht? Sie schulen Benutzer nach bewährtem Modell: Führung, Grundlageninformationen, Demonstration des Katalogs, Zeit für Fragen. Sie sind wirklich gut drauf und es gelingt Ihnen, die Teilnehmer (TN) für die Bibliothek und ihre Benutzung zu interessieren. Diese verlassen Sie in dem Gefühl, alles Notwendige zu wissen, und vermitteln dies Ihnen auch, was Sie sehr erfreut. - Leider hält die Freude über das Erlebte nicht lange an. Schon am nächsten Tag fragt Sie ein TN aus der Schulungsgruppe nach Informationen, mit denen Sie nicht gerechnet haben, und nach genau denen, die Sie am Tag vorher behandelt haben. Sie wollen sie ihm gern geben, gehen mit ihm zum OPAC und treffen dort auf weitere TN, die gerade versuchen, in ihm einen Zeitschriftenaufsatz zu finden. - Sie fragen nach und erfahren, dass bei allen eine gefühlsbetonte, positiv gefärbte Erinnerung an Ihre Schulung zurückgeblieben ist und die Kenntnis, wo die Schließfächer stehen und dass man einen Benutzungsantrag ausfüllen muss. - Was ist passiert? Und was nicht?

Genau wie der Lehrvortrag an Schulen und Hochschulen immer noch die bevorzugte Lehrform ist, ist er es auch in Benutzerschulungen. Obwohl Ihr Vortrag wahrhaftig nicht schlecht war, bescherte er Ihnen die Probleme, dass nur wenige der von Ihnen gegebenen Informationen hängenblieben und Ihnen die Bedarfe der TN nicht bekannt wurden und Sie sie daher nur teilweise erfüllten. - Ob sie den TN bekannt waren, ist wieder eine andere Frage.

Unerfüllte Bedarfe sind beispielsweise: Wie finde ich mein Referatthema im Fach wissenschaftliche Propädeutik? - Wie wähle ich aus der Unmenge von Informationen die richtige aus? - Wie kann ich das gefundene Online-Dokument geschickt in meine Powerpoint-Präsentation einbauen?

Die Bedarfe unserer Kunden sind gestiegen. In allen Berufen werden die Arbeitsbereiche vernetzt, die Geschäftsgänge integriert und die Arbeitsabläufe vielfältiger (Jeder muss alles können, oder euphemistisch: job enrichment). Und wir stellen in Bibliotheken Daten und Dokumente in immer größerer Menge und vielfältigerer Form zur Verfügung. Ihre Verwertung zu Informationen erfordert erweiterte Kenntnisse und Fertigkeiten jeder und jedes Einzelnen, auch im Bereich der Bibliotheksbenutzung.

Heute genügt es der studentischen Hilfskraft nicht mehr, im Zettelkatalog den vom Professor gewünschten Titel zu identifizieren und die nötigen Daten in ein Magazin-Bestellformular einzutragen. Heute genügt es dem Schüler nicht mehr, das von der Lehrerin empfohlene Buch in der Schulbücherei zu finden und die angegebenen Seiten zu kopieren.

Heute genügt es nicht mehr, Bibliothekskompetenz zu vermitteln, auch nicht, Bibliothekskompetenz plus Internetkompetenz, also Recherchekompetenz. Die Teaching Library von heute vermittelt Informationskompetenz.

 

Die Idee

Die LIK-Scheibe (s. nächste Seite) stellt das Ziel dar: Durch den gemeinsamen Einsatz von Ausbildungsstätten und Bibliotheken wird jeder Bürger informationskompetent. So wie US-amerikanische Lernende im Laufe ihrer Schul- und Hochschullaufbahn 3-4 Bibliotheksscheine erwerben müssen, werden deutsche Lernende von der Schulzeit über die Hochschulzeit und/oder die berufliche Ausbildung bis hin zum privaten Bereich Informationskompetenz mit und in Bibliotheken erwerben, in verschiedenen, wohl aufeinander abgestimmten Stufen, den jeweiligen Erfordernissen und Möglichkeiten der Alters- oder Interessengruppe und Ausbildungsstufe entsprechend.

LIK-Scheibe
Design: Michael Motylewski

Was ist nun Informationskompetenz in diesem Zusammenhang? Mein Ansatz beschreibt sie als Lernziele für die TN:

Informationskompetenz ist die Fähigkeit,

(ausführlich siehe Anhang).

Anders als in amerikanischen Modellen (Eisenberg/Berkowitz, Koechlin2) sind hier keine, 6, 7 oder 8, Stufen gemeint, sondern die vier Seiten der Informationskompetenz. Stufen existieren in LIK nur als Ausbildungs- oder Altersstufen, nicht innerhalb eines Kurses. Stufen gaukeln eine lineare schrittweise Kompetenzentwicklung vor, die es in der Handlungsorientierung nicht gibt. Es ist nicht praktikabel, erst die Stufe Thema zu bearbeiten, dann auf einer nächsthöheren Informationen zu finden, auf der nächsten Informationen zu beurteilen und auf der letzten, der höchsten Stufe, Informationen zu verarbeiten. Es sind für mich vier Seiten, die einander durchdringen, voneinander abhängig sind und insgesamt die Informationskompetenz ausmachen.

Doch wie können Bibliotheken auf diesen Bedarf an Informationskompetenz reagieren?

 

Das Konzept

Das Lernsystem Informationskompetenz (LIK)3 verbindet die vier Seiten handlungsorientiert und zielgerichtet auf die Bedarfe der TN. - Im Original sprechen die Namen der amerikanischen Programme mehr an als in einer deutschen Übertragung, oder wie finden Sie "Große Sechs Schritte", "Geh zum Gold" oder "Das Informations-Kraftpaket"? - Immerhin assoziiert die Abkürzung LIK "gleich (teilen)", und damit Verantwortung für die Informationsmündigkeit der Bürger. LIK ist eine Verstärkung und Sicherheitsleine für die Navigation im Dokumentenmeer.4 - Und, die Kollegen in Leipzig erinnern sich, LIK ist bordeauxrot!

 

LIK hat die Merkmale...

... und die Komponenten

 

Anwendung in Hochschulen

Zum Beispiel: Fachhochschule Hamburg, Fachbereich Bibliothek und Information, Fach "Wege in die Bibliotheks- und Informationspraxis", 1. Semester, 16-24 TN, 2 Veranstaltungen à 180 Min. innerhalb der ersten vier Studienwochen. In dieser Form eingeführt seit 1995, seit der Studienreform 1998 mit Rechercheübung und Schein.

 

1. Veranstaltung: Die Kataloge

Teil 1: Einführung
Nach einem sehr kurzen Überblick in den Sinn, die Struktur und die Arbeitsweise der Veranstaltung verteile ich - entsprechend dem Prinzip der Handlungsorientierung - Testzettel, auf denen die TN die Suche nach Medien im OPAC simulieren sollen: Feld markieren, Eingabe notieren; mit den Aufgaben: 1. formale Suche nach "dem Hacker" (die bibliographischen Angaben sind vollständig), 2. Suche nach einem Thema ("Altenarbeit in Öffentlichen Bibliotheken"), 3. formale Suche nach einem Zeitschriftenaufsatz. - Die Auswertung erfolgt später. Ohne das Ergebnis zu kennen, sind die TN jetzt aktiviert, interessiert, sensibilisiert, kurz: offen und bereit, sich mit der Materie auseinanderzusetzen.

Teil 2: Karussell - Expertenrunde
Meine Lieblingsmethode, das Karussell, ermöglicht bei einer Gruppengröße von idealerweise 16 TN, problemlos bei einer Gruppengröße von 8 bis ca. 24 TN, ein Lernen in kleinen Gruppen (ca. 4 TN) an vier Stationen. Sie folgt dem Prinzip "Lernen durch Lehren": der größte Lernerfolg wird erzielt, wenn Informationen nicht nur gelesen, gesehen, gehört oder angewendet werden, sondern wenn sie zusätzlich noch weitergegeben werden müssen. - So teile ich die TN (mit Skatkarten) in 4 Gruppen ein, die jeweils 45 Min. Zeit haben, sich zu (relativen) Experten an einem Informationsmittel zu machen (Internet, OPAC, Aufstellungssystematik, Katalog der Diplomarbeiten DipKat). An jedem Standort liegt je ein Arbeitsblatt aus, das sie dabei unterstützt. Dieses ist rein handlungsorientiert: Tu dies, tu das, was passiert?, mit klarer Definition der jeweiligen Lernziele und insgesamt abgestimmter Suche nach einem Thema ("Service Öffentlicher Bibliotheken für alte Menschen"), aber ohne große Einführung, ohne Erläuterung der Hintergründe und Zusammenhänge. Diese entstehen im Laufe der Veranstaltung in den Köpfen der TN. - Innerhalb der Zeit soll jede Gruppe außerdem den Teil 3 vorbereiten.

Teil 3: Karussell - Rundlauf
Die Experten werden so in neue Gruppen aufgeteilt, dass in jeder mindestens einer jeder Station ist. Die neuen Gruppen gehen im 15-Min.-Rhythmus von Station zu Station, die jeweils von dem Experten präsentiert wird. Empfohlen ist das Verteilen und gemeinsame praktische Durchgehen der Arbeitsblätter. - In den, mit einer Pause, 120 Min. des Karussells, werte ich den Test aus und stehe für individuelle Probleme und Hilfestellungen zur Verfügung. Da ich diese Bereitschaft ankündige, wird sie auch in Anspruch genommen: "Sagt Bescheid!" - "Bescheid!", oder ganz themenzentriert: "Störung!". - Da ich mich als Tutor vorstelle und auch so verhalte (Kein Lehrvortrag! Keine Instruktion!), ist die Schwelle, mich um Hilfe zu bitten und das eigene Unwissen eingestehen zu müssen, erheblich geringer als gegenüber einer Lehrkraft, der man irgendwann in einer Prüfungssituation begegnen kann.

Teil 4: Zusammenfassung
Nach der Besprechung noch ungeklärter Fragen gebe ich die Tests zurück und das Ergebnis bekannt: Die Hälfte hätte bei einer wirklichen Recherche am OPAC Treffer erzielt, die andere nicht. Sie hatten Suchbegriffe in falsche Felder eingetragen. Nur wenige wären bei der thematischen Suche erfolgreich gewesen und hatten nach der Zeitschrift, nicht dem Aufsatz gesucht. - Die richtigen Lösungen werden von den TN entwickelt. Da sie auch Gegenstand der Übungen auf den Arbeitsblättern im Karussell waren, hätten am Schluss der Veranstaltung alle TN den Test richtig ausgefüllt. Nach der Veranstaltung ist somit jeder TN über den persönlichen Lernerfolg informiert.

 

2. Veranstaltung: Medien finden mit Bibliographien

Zur Auffrischung verteile ich eine Literaturliste mit der Aufgabe: "Du willst dir die empfohlene Literatur in der Bibliothek besorgen. Was machst du?" - Hier wende ich die Methode Lehrgespräch an, damit der Recherchevorgang nach meinen Vorgaben strukturiert wird: "Ich gehe wieder zum OPAC, gebe im Feld TNT öffentlich? bibliothek? ein." - Dann geht es weiter in drei Gruppen, die 1.: Recherche in DOBI, die 2.: in LISA, jeweils mit Arbeitsblättern in Einzelarbeit und dem Motto: "von der schmutzigen Suche zum Schlagwort" und Suchaufgaben, die von den Bibliographien über die Kataloge an den Bestand führen, die 3. Gruppe bekommt die Aufgabe: "Erstellt ein Plakat: Das Rechercheprotokoll. Warum? Wie?" - Die TN sind in dieser 2. Veranstaltung so eingestimmt, dass sie beim Lehrgespräch nicht passiv werden, unter der Anleitung der Arbeitsblätter allein arbeiten und bei Problemen bei Kommilitonen oder dem Tutor nachfragen. - Im Plenum werden zunächst Fragen aus dem Umgang mit den Bibliographien besprochen, dann die drei Plakate. Dieser Teil dient vor allem dazu, die TN auf den Abschluss vorzubereiten:

Rechercheübung / Rechercheprotokoll:
Mit dem Hinweis auf das Online-Tutorial "Der Schlaue Det"5 zum Wiederholen und Nachschlagen bekommt jeder TN ein Blatt mit allen Erläuterungen zu dem Sinn und der Ausführung der Übung, ein Modellrechercheprotokoll mit Einträgen aus den vorangegangenen Übungen "Recherche zum Thema Service Öffentlicher Bibliotheken für alte Menschen" und das gleiche, aber leere Formular mit einem individuellen Thema (Gefängnisbibliotheken - Weibliches Büchereipersonal - electronic delivery - usw.) und der Aufgabe, dieses innerhalb von zwei Wochen auszufüllen und mir zuzuleiten. Ich beurteile die Ergebnisse und gebe individuelle Tipps zur Entwicklung der persönlichen Informationskompetenz ("Statt mit mehreren Suchmaschinen versuche es doch mal mit MetaCrawler"). Ca. 10% der TN müssen etwas nacharbeiten ("Fülle 6x den Stand des Instruments aus." - "Noch einmal: LISA - orientiere dich am Arbeitsblatt oder frage den Schlauen Det."). - Allen bisher 139 TN konnte ich die Erreichung des Lernziels bescheinigen: TN findet an sechs Zugängen zu Informationen je ein Medium zu einem individuellen bibliothekswissenschaftlichen Thema! - Nach meiner Meldung an die entsprechende Lehrkraft und einer weiteren Leistung erhält jeder TN den in der Prüfungsordnung vorgeschriebenen Schein für das Fach WEBI.

Evaluation:
Die Ergebnisse der Rechercheübung dienen auch der Evaluation und der kontinuierlichen Verbesserung der Einheit: So hatte in einem Kurs eine auffällige Zahl der TN als Stand des OPAC nicht das Tagesdatum eingetragen, d.h. ihnen war nicht klar, dass Online-Datenbanken i.a. in gewissen Frequenzen aktualisiert werden. Einerseits wurde daraufhin die Eingangsseite des OPAC um den Hinweis "Die Daten im Katalog werden alle 30 Sekunden aktualisiert" ergänzt, andererseits bekamen die OPAC-Expertengruppen den konkreten Auftrag, in den Präsentationen auf diesen Satz hinzuweisen. Seitdem tritt dieser Fehler nur noch selten auf.

Übertragbarkeit:
Möglicherweise bezweifeln Sie jetzt, dass LIK auf Ihre Bibliothek und Ihre Kunden übertragbar sei. Halten Sie die Bibliothek eines Ausbildungsinstituts und ihre Kunden für etwas Besonderes? - Sicher, die Bedingungen zur Entstehung einer Teaching Library waren besonders günstig, aber unsere Studis sind keine besondere Gattung, sondern ganz normale Schulabgänger und Quereinsteiger. Sie besitzen zu Beginn des Studiums weder besondere Kenntnisse noch beherrschen sie die Fertigkeiten, die für unseren Beruf notwendig sind. Daher sind sie ja hier! Ich vermittle in diesem Einführungskurs keine Inhalte, die exklusiv Bibliothekswesen vorbehalten sind. Ob diese nun "den Hacker" suchen oder Jurastudenten "den Palandt" oder BWLer "den Wöhe", ist für die Struktur gleichgültig. - Ich habe LIK in 4 Klassen je ein halbes Schuljahr lang getestet und jetzt sehen Sie selbst, ob es übertragbar ist:

 

Anwendung in Schulen

Nach dem Schulgesetz Schleswig-Holsteins ist für alle Schulen des Landes in der 11. Klasse das Fach "Vertiefender Unterricht (VU)" mit einer Doppelstunde (90 Min.) pro Woche vorgeschrieben. Vorgesehen ist "vertiefendes" wissenschaftliches Arbeiten. In Ermangelung genauerer Richtlinien lassen die Lehrkräfte dieses an Themen ihrer Wahl üben. Das Lernziel "wissenschaftliches Arbeiten" wird häufig von den Lernenden nicht wahrgenommen, so dass VU gelegentlich das Image "Spielwiese der Lehrer" bekommt.

Um dem vorzubeugen, wird bei LIK-VU die Informationskompetenz mit ihren vier Seiten als alleiniges Lernziel definiert und präsentiert.

Ein völlig freie Themenwahl macht Lust auf die Übung und gibt den Lernenden die Möglichkeit, sich schon vorhandener Informationskompetenz bewusst zu werden und sie mit noch nicht vorhandenen Techniken zu verknüpfen. So dient die erste VU-Stunde, die unbedingt in der kooperierenden Bibliothek stattfinden muss, der Vorrecherche und dem spontanen Austausch der Lernenden ("Was machst du denn da?" - buddy-system).

Am Schluss der Veranstaltung werden die gewählten Themen kurz vorgestellt und ihr Umfang beraten: "Nimm kein Fliegenbein, das wäre eine Doktorarbeit, nimm keinen Fliegenschwarm, sonst verlierst du den Überblick, nimm eine Fliege!", also, nicht "die Intelligenz", sondern "Wie misst man die emotionale Intelligenz?".

Die Bandbreite der gewählten Themen geht von Musik, Kino, Sport, Okkultismus über persönliche Spezialgebiete bis zum Recycling von Referaten für andere Schulfächer, und das ist eine gute Vorbereitung auf den Wissenschaftsbetrieb.

Die nächste Aufgabe zur Vorbereitung des Referats ist die Recherche und die Erstellung eines Rechercheprotokolls. Dazu bekommt jeder Schüler ein Modellrechercheprotokoll ("Check das aus: Afro-Reggae"), eine Modellrechercheprotokollbeurteilung und ein Modellreferat. Das Protokoll enthält alle mit den Lehrenden festgelegten Bestandteile und Stationen: Vorüberlegung, Suchstrategie und -begriffe, Zeit, Ort, Suchweg, Beurteilung der Kosten und der Quellenlage - Brockhaus 2000, Encarta 2000, Schulbücherei, Stadtbücherei, ZKSH, google, Düsseldorfer Virtuelle Bibliothek und Befragung eines Experten.

Es genügt nicht, die Modelle zu verteilen und zu erläutern, sie müssen in regulären Veranstaltungen in Gruppen nachgespielt und erarbeitet werden. Die Offenlegung der Beurteilungskriterien (alle Bestandteile und Stationen) hilft den Lernenden, Abläufe auszuprobieren, die ihnen nicht geläufig oder bekannt sind oder die sie für uninteressant halten.

Wenn die Bedingungen dies zulassen, wird per E-Mail kommuniziert, untereinander und mit der Tutorin in der Bibliothek: "Ich finde nix zu meinem Thema!" - "Nimm als ersten Einstieg immer ein allgemeines Nachschlagewerk."

Die Protokolle werden von der Lehrkraft an die Bibliothek weitergeleitet und von dieser nach den Kriterien beurteilt und mit Tipps ergänzt: "Liebe Sabine, um deine persönliche Recherchekompetenz zu verbessern, kannst du verstärkt mit Internetverzeichnissen arbeiten (vgl. Modellrecherche DVB)."

Die Standards der Referate (Literaturliste nach DIN 1505, T. 2) und der Präsentationen werden offengelegt, eingeübt und ihre Umsetzung - wie das Protokoll - von der Lehrkraft bewertet (Halbjahresnote).

Den Abschluss der Veranstaltungsserie bilden Einzelpräsentationen der Lernenden in Plakat- oder html-Form als Einstieg für die nächste 11. Klasse und als Nachschlagewerk und potentielles Standardisierungsinstrument für die ganze Schule. Es sind Einzelaspekte der Informationskompetenz als Tipps von Lernenden für Lernende: "Wie du dein Thema findest." - "Wie du mit der Düsseldorfer Virtuellen Bibliothek Informationen findest." - "Zuverlässig, seriös und was noch (Informationen beurteilen)?" - "Die beste E-Mail-Verwaltung." - "Ich bin Claudia und Expertin für Textverarbeitung und helfe dir gerne weiter."

Die Ergebnisse waren bisher eine normale Notenverteilung im Klassenverband und entsprechend der sonstigen Leistungen, außer bei einzelnen TN, die deutlich Besseres zeigten als sonst: Hauke interessiert sich nun einmal nur für Hip-Hop, und dementsprechend sind seine schulischen Leistungen. Für die Beteiligten überraschend, ist sein Rechercheprotokoll einwandfrei und sein Referat selbst für Death-Metal-Fans interessant. Durch die freie Themenwahl bekam er die Chance, seine Informationskompetenz und potentiell vorhandene Einsatzbereitschaft nachzuweisen. Bei dem Thema "Otto von Bismarck" hätte er sie nicht bekommen.

Stimmen: "Das war wirklich sinnvoll, nicht nur für die Schule und so. Und es hat Spaß gemacht und ich habe zu meinem Thema wirklich neue Sachen gefunden!" (Schüler) - "Eigentlich haben wir so etwas schon immer gemacht, aber jetzt haben wir eine solide Basis." (Lehrer).

Wollen Sie auch so etwas erleben?

 

Action

Wer soll denn Informationskompetenz vermitteln? Um das DGB-Motto anzuwenden: "Wer wenn nicht wir?" Wir sollten uns aber beeilen, ehe andere Berufsgruppen unser Feld für sich belegen. Informatiker und Lehrende an Schulen und Hochschulen haben damit begonnen und sehen Bibliotheken dabei als einen (billigen) Zugang zu Informationen, aber nicht als Kooperationspartner. Wenn sich diese aber auf den Zustand von Datensammlungen reduzieren lassen, ist es naheliegend, sie vom Rechenzentrum übernehmen zu lassen. - Wir müssen allen Beteiligten deutlich machen, dass wir die Erfahrung an der Schnittstelle zwischen Mensch und Datenmeer besitzt und fähig sind, die gestiegenen Bedarfe im Bereich der Informationskompetenz zu erfüllen.

 

Was können Sie tun?

Es gibt viel zu tun,
liker, likan!

 

Anhang

Lernsystem Informationskompetenz - Ziele

TN = Teilnehmer

Informationsbedürfnis erkennen und beschreiben

Informationen finden

Rechercheplan (Suchstrategie)

allgemeine Nachschlagewerke (Enzyklopädien, Bibliographien, Verbundkataloge)

fachliche Nachschlagewerke (Fachlexika, Fachbibliographien, Handbücher)

versteckte Bibliographien (Literaturangaben in Quellen)

formale Suche in der Bibliothek

thematische Suche in der Bibliothek

Internet

Protokoll

Experte

Informationen bewerten

Informationen bearbeiten

wissenschaftliches Arbeiten, Erstellen eines eigenen Dokuments

Präsentation

Kosten

 

1 Überarbeitete und erheblich erweiterte Fassung einer Präsentation auf dem Kongress "Information und Öffentlichkeit" der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände (BDB) und der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis (DGI) in Leipzig am 20. März 2000 in der öffentlichen Sitzung "Schulungen durch Bibliotheken - neue Konzepte und Methoden zur Vermittlung von Bibliotheks- und Informationskompetenzen" der EDBI-Kommission für Benutzung und Information. Die Vorträge von Thomas Hapke und Benno Homann während dieser Veranstaltung erschienen im Bibliotheksdienst 2000, H. 5, S. 819-834 und H. 6, S. 968-978.

2 http://www.big6.com bzw. http://www.sasked.gov.sk.ca/schools/nwcsd/techscop.html

3 Darstellung in knapperer Form unter http://www.bui.fh-hamburg.de/projekt/lik/

4 "lik [aus gleich] niederd. gleich; gerade; [...] likan, gerade hinauf; [...] liker, [...] niederd. gleichwohl, trotzdem." [Der neue Brockhaus : Allbuch in 5 Bänden und einem Atlas. - 3. Aufl. - Bd. 3. - 1959. - S. 342-343]
"Liek [mnd.] das, -(e)s/-en, seemännisch: verstärkte Kante eines Segels oder einer Flagge, auch das dünne Tau, das als Einfassung und Versteifung in den Rand eingenäht ist." [Brockhaus: die Enzyklopädie in 24 Bänden. - 20. Aufl. - Bd. 13. - 1998. - S. 410]
"Vitalienbrüder [v-], Viktualienbrüder, vom Ende des 14. bis ins 15. Jh. in der Nord- und Ostsee auftretende Freibeuter, [...] führten dann auch auf eigene Faust den Kaperkrieg mit Gewinnteilung (daher auch Liekedeler, Like[n]deeler gen.)" [Brockhaus: die Enzyklopädie in 24 Bänden. - 20. Aufl. - Bd. 23. - 1999. - S. 355]

5 http://www.bui.fh-hamburg.de/projekt/det/index.html und BuB 51 (1999) 1, S. 44-48. Die Rechercheübung funktioniert in Papierform genauso gut wie in elektronischer Form, so dass Sie zunächst auf die aufwendige Erstellung eines Online-Tutorials mit Datenbank verzichten können.


Stand: 01.08.2000
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