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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 5, 2000

Bibliotheks-Recherche- und Informationssystem in Sachsen-Anhalt

Eine Zwischenbilanz

Dirk Hermann

 

Mit der Entwicklung des Bibliotheks Recherche- und Informationssystems, kurz BRISE, wurde im Februar 1998 begonnen. In vergleichsweiser kurzer Zeit konnte ein beachtlicher Entwicklungsstand erreicht werden. Ein großer Schritt ist mit der Verfügbarkeit des BRISE-Systems im Internet seit August letzten Jahres getan. Seit April läuft nun auch die Fernleihe über die Software. Alle, insbesondere die am Projekt teilnehmenden Bibliotheken, können nun die existierenden Funktionen nutzen. Damit ist auch im Bundesland Sachsen-Anhalt ein System verfügbar, das territoriale Bibliotheksbestände erfasst und einem breiten Kreis zugänglich macht.

 

Allgemeines zum Projekt

Der Anwenderverein allegro-C (ÖB) hat im Interesse und mit Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt die Aufgabe übernommen, ein softwareunabhängiges Netzwerk mit den Daten Öffentlicher Bibliotheken sowie von Bibliotheken unterschiedlicher Trägerschaft zu entwickeln. Dabei sind auch die Notwendigkeit, der Nutzen und die benötigten Finanzen zu ermitteln. Die Umsetzung der komplexen Aufgaben erfolgt durch zwei Software-Spezialisten. Das Modellprojekt ist auf 3 Jahre angelegt. Die Grundlagen für eine stabile und für die Teilnehmer finanzierbare Weiterführung des Bibliotheks Recherche- und Informationssystems nach Ende der Entwicklungsphase werden jetzt gelegt.

Die Ansiedlung des Projektes beim Anwenderverein ist nicht darin begründet, dass ausschließlich "allegro-Bibliotheken" teilnehmen sollen und können. Die Entwicklung ist softwareunabhängig! So können Einrichtungen mit unterschiedlichster Bibliothekssoftware am Bibliotheks Recherche- und Informationssystem teilnehmen und ihren Nutzen daraus ziehen. Die Bibliotheken bleiben völlig unabhängig voneinander und können weiterhin alle anderen Bibliotheksnetze und Bibliotheksverbünde verwenden.

 

Inhalt und Ziele des Systems

Mit dem BRISE-System wird eine völlig neue Qualität in der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Bibliotheken auf EDV-Ebene erreicht. Denn die zukunftsorientierte Bibliotheksarbeit setzt eine intensivere Zusammenarbeit voraus. Ein entscheidender Faktor des Projektes ist, dass die Gemeinschaftsarbeit auch mit verschiedenen Bibliotheksprogrammen möglich ist. Durch die Kooperation der Bibliotheken wird eine Verbesserung der Dienstleistung erreicht.

Die Einbindung vieler Bibliotheken und Einrichtungen unterschiedlicher Trägerschaft ist ein Hauptziel des Modellprojektes. Nur durch die Herstellung eines flächendeckenden Informationsnetzes kann eine hohe Akzeptanz des Projektes erreicht werden.

Die Teilnahme ist für alle Bibliotheken möglich. Derzeit sind nicht nur Öffentliche Bibliotheken, sondern auch Fachbibliotheken und Schulbibliotheken, Medienstellen und kulturelle Einrichtungen, z.B. Museen beteiligt. Die Erschließung lokaler Spezialbestände, die bis jetzt kaum erfolgt ist, ist von besonderer Bedeutung und wird von den Einrichtungen und Benutzern gewünscht. Diese Möglichkeit bietet das neue System. Das Bibliotheks Recherche- und Informationssystem ist für alle Bibliotheksgrößen möglich und sinnvoll.

Im Datenpool erfolgt der zentrale Standortnachweis, keine zentrale Katalogisierung. Das bedeutet, dass die Bibliotheken ihre Daten nicht in einen zentralen Katalog eingeben, sondern wie gewohnt ihren lokalen Katalog erweitern und pflegen. Im Datenpool des Systems wird jeweils eine aktuelle "Kopie" gespeichert.

Die Ermittlung der zu suchenden Medien kann hierarchisch erfolgen. So ist die Recherche wahlweise in Einzelbibliotheken, auf lokaler Ebene (Kreisebene) und auf regionaler Ebene (Landesebene) möglich. Der Bibliothekar oder der Benutzer hat die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, auf welcher Ebene er suchen möchte.

Der Nutzungsumfang des Datenpools wird sehr vielschichtig sein. Für das Bibliothekspersonal werden z.B. die Funktionen Recherche, Auskunft, Fernleihe und Datenübernahme zur Verfügung stehen. Dabei sind die ersten drei Dienste bereits realisiert, die Datenübernahme folgt in diesem Jahr. Darüber hinaus kann selbstverständlich auch die Nutzung durch andere Institutionen und Privatpersonen, die über einen Internet-Anschluss verfügen, erfolgen. Hier wird es z.B. die Möglichkeit geben, zu recherchieren, vorzubestellen bzw. Medien zu verlängern. Dies beschränkt sich allerdings auf Bibliotheken, die diesen Service für ihre Benutzer wünschen bzw. realisieren können.

 

Teilnehmerbibliotheken

Im Jahr 1999 wurden durch die Mitarbeiter des Anwendervereins allegro-C (ÖB) e.V. zahlreiche Präsentationen in ausgewählten Bibliotheken der drei Regierungsbezirke durchgeführt. Parallel dazu fand eine weitere Informationsveranstaltung auf einem EDV-Seminar für die Fachstellen der Öffentlichen Bibliotheken aller Bundesländer in Bad Hersfeld statt. Somit wurde das Bibliotheks Recherche- und Informationssystem auch überregional bekannt gemacht. Weitere Präsentationen, die den aktuellen Entwicklungsstand darlegen, folgen in diesem Jahr. Bis April 2000 konnten mit 63 Bibliotheken bzw. Einrichtungen Vereinbarungen abgeschlossen werden, die die Teilnahme im Rahmen der Projektphase ermöglichen. Weitere Bibliotheken haben ihre Mitarbeit bereits telefonisch avisiert. Das Ergebnis ist als Erfolg zu werten.

Neben den Öffentlichen Bibliotheken sind auch Spezialbibliotheken von kulturellen Einrichtungen sowie Bild- und Medienstellen und Schulbibliotheken integriert. Als herausragende kulturelle Einrichtungen seien hier nur das Bauhaus Dessau, die Stiftung Kloster Michaelstein und die Theologische Hochschule in Friedensau genannt. Auch das Landesinstitut für Lehrerfortbildung Sachsen-Anhalt ist vertreten. Die genannten Bibliotheken befinden sich in unterschiedlicher Trägerschaft, z.B. Stadt, Landkreis, Stiftung, Land, und benutzen mehrere Arten von Bibliothekssoftware. Damit wurde ein Grundsatz, nicht ausschließlich "allegro-Bibliotheken" in das Projekt einzubeziehen, erfüllt und die Softwareunabhängigkeit unter Beweis gestellt.

Neben den integrierten Bibliotheken zeigen noch viel mehr Einrichtungen reges Interesse am Projekt. Für eine passive Teilnahme ist es nur notwendig, dass die Medien per Computer erfasst sind. Die aktive Teilnahme am Projekt setzt einen Internetzugang voraus. So können Einrichtungen, die noch nicht die technischen Voraussetzungen besitzen, in Perspektive die aktive Teilnahme planen und die erforderlichen Bedingungen bei Interesse schaffen.

 

Teilnehmerbibliotheken BRISE im Land Sachsen-Anhalt (Stand 10. April 2000)

 

BRISE im Internet

Mit der Verfügbarkeit der BRISE-Software im Internet seit August 1999, erreichbar unter der Adresse http://www.brise-sachsen-anhalt.de, wurde ein großer Schritt in Richtung Breitenwirksamkeit getan. Jeder Internetnutzer kann sich mit dem Programm vertraut machen und in den integrierten Bibliotheken des Landes recherchieren. Außerdem stehen umfangreiche Informationen zum Bereich Bibliotheken zur Verfügung. In der Kombination zwischen Internet und Bibliothek wird eine Steigerung der Nutzung der Bibliotheksbestände erwartet. Diese Schlussfolgerung lässt sich aus dem Diagramm mit der Darstellung der Altersstruktur der Bibliotheks- und Internetnutzer ziehen. Die Spitze beider Kurven liegt an unterschiedlichen Positionen, so dass eine Kombination sinnvoll ist. Jeder Internetbenutzer kann von seinem oder einem beliebigen Computer aus die Bibliotheksbestände einsehen und wird so auf die Bibliotheken aufmerksam gemacht. Hier liegt ein bislang unerschlossenes Nutzerpotential für die Bibliotheken.

Vergleich der Altersstrukturen der Benutzer Öffentlicher Bibliotheken Sachsen-Anhalts (grau) und der Internetnutzer (schwarz)

Die Umsetzung der Recherche nach Medien auf unterschiedliche Art und Weise bildete einen Schwerpunkt der zu realisierenden Funktionen. So besteht die Möglichkeit, die Recherche auf bestimmte Medientypen (z.B. Buch, Video, CD/MC, CD-ROM, Zeitschriften) einzuschränken. Des Weiteren kann aber auch der Bibliothekskreis, in dem gesucht werden soll, eingegrenzt werden. Die Recherche ist so in Einzelbibliotheken und in Bibliotheken eines angegebenen Landkreises möglich. Durch die hierarchische Recherche, die mit dem BRISE-System nun gegeben ist, können lokale Bestände der Bibliotheken Sachsen-Anhalts ausgenutzt werden, womit ein Grundanliegen des Projektes realisiert ist.

Über die hierarchische Recherche hinaus kann sogar der Bibliothekstyp im Vorfeld ausgewählt werden. Dies alles erfolgt, durch übersichtliche Darstellung, per Auswahl mittels einfachem Mausklick. Erfolgt keine Einschränkung der Suche, werden die Medien in den Beständen aller beteiligten Bibliotheken des Landes ermittelt und angezeigt. Für die Informationsseiten (Homepage) aller teilnehmenden Einrichtungen wurde eine allgemeingültige Darstellungsform entwickelt, die allen Bibliotheken gerecht wird. Mit der Homepage hat jede Teilnehmerbibliothek ihre Plattform gefunden, wo sie sich hinreichend im Internet präsentieren kann und für einen sehr breiten Nutzerkreis zugänglich ist.

 

Funktionen und Informationen im Internet

Beim Einstieg in das BRISE-System wird dem Benutzer eine Vielzahl von Informationen geboten. So sind umfangreiche Auskünfte zum Projekt selbst, wie Rahmenbedingungen, gegenwärtiger Stand, geplanter Funktionsumfang usw. enthalten. Hier befinden sich auch Verzeichnisse von Ansprechpartnern bzw. Anschriften und E-Mail-Adressen. Einen weiteren Punkt der Startseite bilden die Teilnehmerbibliotheken. Die Bibliotheken können in drei verschiedenen Formen angezeigt werden: sortiert nach Name, nach Landkreis und nach Bibliothekstyp. In den Übersichten können Einzelbibliotheken ausgewählt werden, so dass die Homepage der betreffenden Einrichtung angezeigt wird. Diese enthält alle notwendigen Informationen.

Der Anwenderverein allegro-C (ÖB) e.V. ist mit einer kurzen Darstellung vertreten. Dazu gehören auch die Finanzordnung des Vereins sowie die aktuellen allegro-Bibliotheks-Informationen (aBI). Auch die Fachstellen für Öffentliche Bibliotheken der 3 Regierungspräsidien sind vertreten. Zur Erleichterung der Arbeit der Bibliothekare im Internet allgemein und für bessere Auskunftsmöglichkeiten für die Bibliotheksbenutzer sind insgesamt 10 Suchmaschinen aufgenommen. Bei Auswahl eines Buttons erfolgt sofort der Sprung zur gewünschten Suchmaschine, womit dann gearbeitet werden kann. Nach Abschluss der Suche wird zum BRISE-System zurückgekehrt. Weitere Unterstützung und Erleichterung besteht in der Integration von Links zu Online-Bibliotheken. Unter dieser Kategorie sind weiterhin Links zu nützlichen Seiten zu finden. Hier sind zur Zeit die Telefonauskunft, eine Tarifübersicht und der Fahrplan der Deutschen Bahn enthalten. Erweiterungen sind auf diesem Gebiet jederzeit möglich.

Direkt von der Startseite gelangen die Teilnehmerbibliotheken auch zur Abfrage des Fernleihstatus (zur Zeit in der Testphase). Das Recherchemodul ist über den Button "Recherche" aufrufbar. Die Recherche wird in unterschiedlichen Varianten, wie oben beschrieben, angeboten. Als Suchkriterien können verschiedenste Angaben eingegeben werden. In drei Feldern besteht die Auswahl zwischen Autor, Titel, ISBN/ISSN, Stichwort, Schlagwort. Die Kriterien können jeweils mit UND oder ODER verknüpft werden. In einer Kurztitelanzeige auf der linken Bildschirmseite werden die Ergebnisse aufgelistet. Durch Auswahl eines Mediums erfolgt parallel auf der rechten Seite des Bildschirms die Vollanzeige zu dem gewünschten Titel. Direkt darunter erscheinen die Bibliotheken, in denen das Buch, die CD etc. vorhanden sind. Durch die Selektion einer Bibliothek wird deren Homepage sichtbar. Weiterhin kann ein Autor ausgewählt werden, so dass alle Titel zu einem Autor erscheinen. Dies gilt auch für Schlagwörter, die fast allen Werken beigefügt sind. Auch hier erscheinen dann alle Titel in der Kurzanzeige, die zu dem ausgesuchten Schlagwort im Datenpool enthalten sind.

Beispiel einer Ergebnisseite der Recherche mit Kurztitelanzeige und Vollanzeige

In der Kurzanzeige sind Kästchen vor jedem Titel angeordnet, die eine Auswahl zulassen. Die in einem oder mehreren Recherchevorgängen ermittelten Medien können ganz oder teilweise in einer "Bücherkiste" abgelegt werden. Die in der "Bücherkiste" zusammengefassten Medien können via Bildschirm angezeigt oder ausgedruckt werden. Das kann jeweils mit oder ohne Standort erfolgen. Für die Bibliotheksmitarbeiter ist es so möglich, auf Anfragen zu bestimmten Themengebieten entsprechende Auskünfte zu erteilen. Die Bücherkiste bildet die Grundlage für die Fernleihe bzw. die Datenübernahme aus dem Datenpool.

Beispiel einer gefüllten Bücherkiste

Die Fernleihkomponente wird zur Zeit exemplarisch von ausgewählten Bibliotheken getestet. Mit dem Aufruf der Fernleihe in der "Bücherkiste" mit entsprechend markierten Titeln erscheinen diese mit Standorten. Nach Auswahl der gewünschten Bibliothek für das jeweilige Medium kann die Fernleihe ausgelöst werden. In einer Statusanzeige kann genau verfolgt werden, wann die Fernleihe ausgelöst, von der gebenden Bibliothek die Anforderung gelesen und das Buch etc. abgesandt wurde. Diese Transparenz macht konkrete Aussagen zum Stand der Entleihung möglich. Auch die eigenen Leihen können so über eine Statusanzeige verfolgt werden. Zusätzlich steht eine Statistik zur Verfügung.

Zum gesamten System existiert auf jeder Seite eine umfangreiche Hilfe, die sich nach Wunsch aufblättert. Hier erhält der Benutzer Informationen zur Bedienung des Systems.

 

Internetzugriffe auf BRISE

Zur Auswertung der Internetzugriffe auf BRISE und der durchgeführten Aktionen der Nutzer wurden umfangreiche Analyseprogramme entwickelt. So ist es möglich, Aussagen zur Nutzung des Bibliotheks Recherche- und Informationssystems zu treffen. Seit der Internetverfügbarkeit ist so eine ständige Steigerung der Benutzerzahlen zu verzeichnen. Dabei ist auch festzustellen, dass das System nicht nur von Bibliotheken und Einrichtungen des Landes Sachsen-Anhalt genutzt wird, sondern auch aus anderen Bundesländern waren bereits rege Zugriffe zu verzeichnen.

Die bisherige Auswertung hat auch ergeben, wie wichtig Werbung zu BRISE ist und welchen positiven Effekt sie bringt.

Aus Diagrammen ist erkennbar, dass die meisten Zugriffe in der Wochenmitte zu verzeichnen sind. Aber auch am Wochenende haben Internetteilnehmer auf das Bibliotheks Recherche- und Informationssystem zugegriffen. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Nutzung nicht nur aus Bibliotheken erfolgt, sondern auch vom heimischen Computer. Der Nutzerrate ist alltags im Bereich der Mittagszeit am größten. Der Zugriff ebbt aber auch in den Abend- und Nachtstunden nicht völlig ab. Auch hier sind wieder private Nutzer anzunehmen, die aus dem BRISE-System ihren Nutzen ziehen. Interessant sind auch die regen Zugriffe auf die Homepages der Bibliotheken, die so ihre Informationen weit verbreiten können.

 

Vorhaben und Konzepte

Im Mittelpunkt der Weiterentwicklung des BRISE-Systems stehen die Datenaktualisierung und der Datenexport. Die permanente Datenaktualisierung ist eine wesentliche Voraussetzung, um einen Datenpool mit aktuellsten Informationen herzustellen. Zur Zeit sind hier noch manuelle Schritte notwendig. Für einige Arten von Bibliothekssoftware existieren bereits Module, die mehrere Testreihen erfolgreich bestanden haben. Die Entwicklung schreitet auf diesem Gebiet zügig voran.

In Anlehnung an die Datenaktualisierung sind die Grundlagen für die Datenübernahme aus dem Datenpool zur Einarbeitung in den Bibliothekskatalog von Teilnehmerbibliotheken geschaffen. Auch hier bestehen für die in Sachsen-Anhalt am weitesten verbreiteten Bibliothekssoftwaretypen keine Probleme. Es wird davon ausgegangen, dass die Fremddatenübernahme in nächster Zeit angeboten werden kann.

Die Umsetzung der Fernleihe war ein wesentliches Anliegen bei der Entwicklung des Projektes. Nachdem eine Vielzahl von Grundvoraussetzungen realisiert war, konnte das Fernleihmodul am 3. April 2000 für ausgewählte BRISE-Bibliotheken in der Testphase freigegeben werden. Ab Mai 2000 wird die Fernleihe dann für alle BRISE-Teilnehmer geöffnet. Wünsche der Bibliotheken und eventuell anfallende Änderungen werden in der Testphase umgesetzt.

Dass die Fernleihe zwischen den Bibliotheken des Landes Sachsen-Anhalt benötigt wird, zeigt das folgende Diagramm.

Überschneidungen im Medienbestand von 27 Öffentlichen Bibliotheken (bei einem Bestand von ca. 320.000 Medieneinheiten)

Daraus geht gegenwärtig hervor, dass es in den Beständen der Bibliotheken zu wenigen Überschneidungen kommt. Somit ist der Austausch von Büchern (nicht nur Fachbüchern, sondern auch Belletristik und audiovisuellen Medien) im Land notwendig, um die Bedürfnisse der Leser befriedigen zu können. Die Einbeziehung von Spezialbibliotheken in das Diagramm würde eine noch weitaus geringere Überschneidung zeigen.

Bislang hatten die Bibliotheken des Landes Sachsen-Anhalt kaum Werkzeuge zur Verfügung, um innerhalb des eigenen Landes Medien auszutauschen. Mit der Entwicklung des Bibliotheks Recherche- und Informationssystems sollen die Bibliotheken die notwendigen Arbeitsgrundlagen erhalten, um regionale Bestände zu nutzen. Für die Erweiterung und Aktualisierung der Bestände in den Bibliotheken Sachsen-Anhalts wurden bzw. werden vom Land umfangreiche Fördermittel gewährt. So sollte es das Grundprinzip sein, diese Bestände einem noch breiteren Nutzerkreis zugänglich zu machen.

 

Teilnahme der Bibliotheken am BRISE-Projekt

Die Voraussetzungen für die Beteiligung am Projekt kann fast jede Bibliothek erfüllen. Für eine passive Teilnahme bilden per EDV erfasste Bücher, CDs, Videos, Zeitschriften etc. die Voraussetzung. Die Katalogdaten werden (zur Zeit noch manuell) übernommen und in den Datenpool eingearbeitet. Dort sind sie dann für alle Internetteilnehmer landesweit und länderübergreifend recherchierbar. Parallel dazu wird jeder Bibliothek eine eigene Homepage zur Verfügung gestellt, in der sich allgemeine Hinweise zur Einrichtung befinden. Die Homepage wird auf der Grundlage eines von der Bibliothek ausgefüllten Fragebogens erstellt. Die Internetpräsenz durch das Bibliotheks Recherche- und Informationssystem erlaubt es den Bibliotheken, ihre Bestände regional und überregional bekannt zu machen. Auch Veranstaltungshinweise können auf diesem Weg schnell und flächendeckend verbreitet werden.

Damit die Bibliotheken darüber hinaus von den Katalogisaten anderer profitieren können, ist ein Internetanschluss notwendig. So ist die Recherche in den Teilnehmerbibliotheken möglich, weitere Funktionen und Informationen stehen uneingeschränkt zur Verfügung. Ab Mai ist dann für alle die Teilnahme an der Fernleihe gegeben. Der Internetanschluss ist - in der Kopplung mit dem lokalen Katalog - bei der aktiven Teilnahme grundlegend, um eine permanente Aktualisierung der Katalogdaten zu realisieren, damit die Bibliotheksdaten im Internet immer auf dem aktuellsten Stand sind.

Die Teilnahme an der Fernleihe als gebende Bibliothek ist nicht zwingend, so dass auch Bibliotheken mit ausschließlichen oder teilweisen Präsenzbeständen, die entsprechend kenntlich gemacht sind, integriert werden bzw. auch schon enthalten sind.

Im Rahmen des Modellprojektes, das bis 31. Januar 2001 läuft, entstehen mit der Teilnahme am System keine Kosten. Die Vereinbarungen, die mit den Bibliotheken getroffen werden, laufen über genau diesen Zeitraum. Für eine Mitarbeit darüber hinaus werden neue Verträge geschlossen.

 

Resümee

Der Vorstoß ins Internet war bzw. ist für das Gesamtprojekt der entscheidende Schritt. Jetzt können alle Bibliotheken des Landes und andere Nutzer, die über einen Internetanschluss verfügen, das Bibliotheks Recherche- und Informationssystem nutzen. Damit existiert nach einer recht langen Vorbereitungs- und Entwicklungsphase ein nutzbares Ergebnis. Auf die Seiten des Systems sind rege Zugriffe zu verzeichnen.

Die Testphase der Fernleihe ist im April gut angelaufen. Die Öffnung des Fernleihmoduls wird schnellstmöglich für alle BRISE-Teilnehmer erfolgen. Der Bedarf auf diesem Gebiet ist sehr hoch.

Parallel wird die Software Schritt für Schritt erweitert und optimiert. Bei der Weiterentwicklung werden natürlich betriebswirtschaftliche Aspekte berücksichtigt, um eine kontinuierliche Weiterarbeit nach Abschluss der Projektphase zu erreichen.

Die positive Resonanz aus den Bibliotheken und die Bestätigung, dass ein regionaler Nachweis dringend benötigt wird, ist Motivation zur zielgerichteten Weiterführung der Aufgabe.

 

Ansprechpartner:
Dirk Herrmann und Klaus Pflug, Entwickler und Betreuer - Tel.: (0 39 23) 77 81-10 und -11
Andreas Dittmann, Geschäftsführer - Tel.: (0 39 23) 75 41 57, Fax: (0 39 23) 75 41 58
Postanschrift: Anwenderverein allegro-C (ÖB) e.V., Schloßfreiheit 17, D-39261 Zerbst/Anhalt, E-Mail: BRISE2000@t-online.de


Stand: 03.05.2000
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