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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 3, 2000

Gesamtnachweis der an der ETH Zürich vorhandenen Literatur

Rita Esser

 

Immer wieder kommt es vor, dass Spezialliteratur, die aufgrund der Forschungsschwerpunkte und Lehrangebote an der ETH Zürich vorhanden sein sollte, im Online-Katalog nicht nachgewiesen ist und von der ETH-Bibliothek gekauft oder über den Interbibliothekarischen Leihverkehr beschafft werden muss.

Nun könnte es sein, dass hier tatsächlich Bestandslücken vorhanden sind, doch könnte es ebenso sein, dass diese Literatur im Gesamtsystem der ETH Zürich sehr wohl doch vorhanden ist: allerdings nicht an der ETH-Bbibliothek selbst, sondern an einer der Departements(Fachbereichs)- oder Institutsbibliotheken.

Im mehrschichtigen Bibliothekssystem der ETH Zürich ist die insgesamt vorhandene Literatur nicht in einem Gesamtkatalog nachgewiesen. Ein größerer Teil der kleineren Bibliotheken führt ihre eigenen Kataloge. In das neue Bibliothekssystem Aleph wurden lediglich die Bestände derjenigen Bibliotheken konvertiert, die bereits im Vorgängersystem ETHICS enthalten waren. Allerdings fehlen auch bei diesen Einrichtungen häufig die Titelnachweise für ältere Literatur, da deren Nachtrag aufgrund fehlender Personalressourcen häufig nicht möglich war.

Ebenso irritierend ist die nicht selten anzutreffende Tatsache, dass ältere, allerdings relevante Literatur im Online-Katalog lediglich im Bestand einer kleineren, nicht zur ETH Zürich gehörenden Verbundbibliothek nachgewiesen wird. Auch hier ist es nicht selten der Fall, dass die ETH-Bibliothek diese Literatur besitzt, im Online-Katalog jedoch nicht nachweist: vor dem Jahr 1976 durch die ETH-Bibliothek erworbene Literatur ist lediglich über einen Mikrofichekatalog recherchierbar.

Somit liegt es auf der Hand, dass zur Serviceverbesserung alle an Bibliotheken der ETH Zürich vorhandenen, wissenschaftlich relevanten Dokumente in einem einzigen Katalog nachgewiesen sein sollten. Die ETH-Bibliothek wird somit im Verlauf der nächsten sechs Jahre einen Gesamtkatalog für die ETH Zürich aufbauen. Für die Realisierung dieses Projektes stehen Sondermittel in Höhe von insgesamt 1,75 Mio. sFr. zur Verfügung. Obwohl diese Summe auf den ersten Blick beträchtlich erscheint, ist sie in Anbetracht der Zahl der zu integrierenden Bibliotheken und im Kontext der Zahl der Dokumente eher das unbedingt Notwendige.

Insgesamt gibt es etwa 60 kleinere und größere Bibliotheken an der ETH Zürich, deren Bestände im neuen Bibliothekssystem NEBIS (auf Basis der Bibliothekssoftware Aleph 500) noch nicht nachgewiesen sind. Hierbei variiert die jeweilige Größe der Bestände erheblich und reicht von weniger als 5.000 Einheiten bei etwa 30 Bibliotheken bis zu mehr als 30.000 Einheiten bei fünf Einrichtungen. Insgesamt dürfte die Zahl der nachzuerfassenden Dokumente zwischen 250-300.000 liegen.

Hinsichtlich des "Altbestandes" der ETH-Bibliothek ist davon auszugehen, dass etwa 500.000 Titelnachweise lediglich über einen Mikrofichekatalog recherchierbar sind. Hiervon entfallen ca. 230.000 Nachweise auf die Erscheinungsjahre 1970-1976, der Rest ist älteren Datums.

Die ETH-Bibliothek hat sich bewusst für eine Retrokatalogisierung in den vorhandenen Online-Katalog entschieden und von der Digitalisierung der Katalogkarten in Form von Images abgesehen. Wesentlicher Grund hierfür war der Wunsch, für den Nachweis aller vorhandenen Bibliotheksdokumente an der ETH Zürich lediglich einen Katalog konsultieren zu müssen. Gegenwärtig läuft die Prüfung, ob und gegebenenfalls in welchem Umfang für die Retrokonversion die Unterstützung einer Fremdfirma sinnvoll und notwendig ist.

Für die Nacherfassung der Bestände der dezentralen Bibliotheken an der ETH Zürich gilt, dass in erster Präferenz die Bestände der größeren Bibliotheken nachgewiesen werden sollen. Hierbei ist Voraussetzung ist, dass die Bestände ausleihbar oder zumindest öffentlich zugänglich sind. Sofern noch nicht im Katalog vorhanden, werden die Titelaufnahmen nach einem reduzierten Katalogisierungsformat erfolgen, so dass es möglich ist, auch angelerntes Personal an der Arbeit zu beteiligen.

Bei Projektende könnte auf diese Weise die ETH Zürich im Jubiläumsjahr 2005 erstmals einen Gesamtkatalog anbieten, in dem alle, während eines 150jährigen Bestehens gesammelten Bibliotheksdokumente recherchiert werden können.


Stand: 29.02.2000
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