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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 1, 2000

Die neue Online-Systematik der Universitätsbibliothek Hagen

Burkard Rosenberger

1 Allgemeine Vorbemerkungen

Die Überlegungen Der Deutschen Bibliothek zu einer möglichen Einführung der DDC1 haben in den vergangenen Monaten die Debatte darüber, ob bibliothekarische Sacherschließung rein verbal oder rein klassifikatorisch oder mittels einer Kombination beider Methoden erfolgen sollte, neu entfacht.2 In diesem Artikel soll diese Grundsatzdebatte nicht weiter verfolgt werden; vielmehr wird anhand der neuen Online-Systematik der Universitätsbibliothek Hagen dargestellt, wie man eine vorhandene klassifikatorische Sacherschließung und deren enormes Potenzial bei sachlichen Katalogrecherchen durch ein entsprechend ausgefeiltes Recherchetool für die Bibliothekskunden nutzbar machen kann.3 Mit einem derartigen Instrument kann dem (nach Ansicht des Verfassers) weit verbreiteten Mangel einer unzureichenden Benutzerführung und -schulung in Bezug auf die systematisch-sachliche Recherche in Bibliothekskatalogen abgeholfen werden. Zudem kann sichergestellt werden, dass die Ergebnisse eines nicht unerheblichen Anteils der Arbeit der Fachreferenten, nämlich die der Systematisierung der Bibliotheksbestände, auch von den Benutzern der Bibliothek in Anspruch genommen werden können.

2 Ausgangslage

Die sachliche Erschließung des Monographien-Bestandes der Universitätsbibliothek Hagen ist eine rein klassifikatorische und erfolgt anhand der in den 70-er Jahren entstandenen Aufstellungssystematik für die Gesamthochschulbibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen (GHB-Systematik, kurz: GHBS). Eine verbale Sacherschließung wird in Hagen nicht durchgeführt, so dass eine sachliche Recherche im Katalog der Universitätsbibliothek nur über die Systematik möglich ist.

Diese sachliche Recherche erfolgte bisher anhand der vom Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (HBZ) produzierten Mikrofiche- bzw. der gedruckten Ausgabe des Systematischen Katalogs (SyK); die gedruckte Ausgabe des SyK ist dabei lediglich eine Rückvergrößerung der Mikrofiche-Ausgabe. Benutzerseitige Voraussetzung für eine derartige Recherchestrategie ist jedoch das Vorliegen und das Anwendenkönnen der gedruckten Ausgabe der Hagener Systematik, welche nur bei den wenigsten Bibliotheksnutzern – vor allem auch kaum bei den Fernstudierenden – erfüllt sein dürfte.4 Zum Ende des Jahres 1999 wird zudem aufgrund des Wechsels bei der Software der Verbunddatenbank vom HBZ die Produktion der Mikrofiche-Ausgaben aller lokalen Kataloge (und damit auch des SyK) eingestellt, so dass das bisherige Instrument zur sachlichen Recherche entfällt.

Erst seit Beginn des Jahres 1999 ist ein Retrieval nach den Notationen der Hagener Systematik im BABSY-OPAC der UB möglich. Damit steht den Bibliotheksnutzern endlich ein moderneres und wesentlich flexibleres Rechercheinstrument zur Verfügung, welches zudem eine nahtlose Integration in das bestehende Online-Informationssystem (OPAC, Benutzerarbeitsplatz) erlaubt. Eine derartige Integration im Sinne der Entwicklung einer WWW-Online-Systematik vermeidet einerseits den oben beschriebenen und vor allem für die Fernstudierenden nachteiligen Systembruch, also die gleichzeitige Verwendung einer gedruckten Ausgabe der Hagener Systematik neben dem Online-Katalog; andererseits kann durch eine Online-Systematik die angesichts der auslaufenden Mikrofiche-Produktion des SyK entstehende Lücke bei der sachlichen Recherche gefüllt werden. Im wesentlichen aus diesen beiden Gründen5 wurde die Eigenentwicklung der Online-Systematik von der Universitätsbibliothek Hagen im Februar 1999 in Angriff genommen.

Den ersten Überlegungen zufolge sollte die zu entwickelnde Online-Systematik mindestens die folgenden Funktionalitäten6 erfüllen:

Weitere Desiderate entstanden während der detaillierten Konzeption der Online-Systematik und betrafen unter anderem die Punkte Erzeugung von aktualisierten gedruckten Ausgaben der Hagener Systematik (vor allem für die Benutzung im Freihandbereich der Bibliothek, aber auch als Angebot zum Herunterladen aus der Online-Systematik) sowie Einbindung der Online-Systematik in den sog. "BABSY-Benutzerarbeitsplatz" (s.u. Abschnitt 3).

Im August 1999 konnte die programmtechnische Entwicklung der Online-Systematik im wesentlichen abgeschlossen werden; für nahezu alle an der FernUniversität Hagen vertretenen Fächer sind inzwischen die Fachsystematiken7 in der Online-Systematik vorhanden. Voraussichtlich im Frühjahr 2000 wird mit der Einbindung der noch fehlenden Fachsystematiken die Online-Systematik aus dem Projektstatus in den Dauerbetrieb übergehen können.

3 Was die Online-Systematik kann: ein Kurzporträt

Im momentanen Zustand ermöglicht die Online-Systematik der Universitätsbibliothek Hagen

Eine nicht unwesentliche Verbesserung der Funktionaltität der Online-Systematik konnte durch deren Einbindung in den sog. "Benutzerarbeitsplatz" des Bibliotheks-Systems BABSY erreicht werden. Mittels eines geeigneten CGI-Scripts kann die Online-Systematik aus dem Hauptmenü des Benutzerarbeitsplatzes heraus aufgerufen werden, so dass bei einer anschließend von der Systematik aus gestarteten Notationssuche im OPAC die sitzungsgebundenen Funktionalitäten (Vormerkung bzw. Bestellung von Titeln nach einer erfolgreichen Notationsrecherche) genutzt werden können.8

4 Ein "Rundgang" durch die Online-Systematik

Die Online-Systematik steht für die (anonyme) Nutzung direkt unter dem URL http://www.ub.fernuni-hagen.de/systematik.htm (bzw. in der Rubrik "OPAC", http://www.ub.fernuni-hagen.de/opac.htm, über die kontextspezifische linke Navigationsleiste) im üblichen Frameset der UB Hagen zur Verfügung.9 Auf der zunächst erscheinenden Startseite werden dem Nutzer Links zu allen bisher vorhandenen Fachsystematiken in systematischer Reihenfolge angeboten;10 zudem sind Navigationsbuttons zur Suchmaske, zur Downloadseite sowie zu einer Hilfeseite am Seitenkopf und –fuß angebracht (Abb. 1).

Abb. 1: Startseite der Online-Systematik

Wählt man bei diesem kleinen "Rundgang" durch die Online-Systematik exemplarisch die Fachsystematik "Elektrotechnik" (Notationsbereich XVA-YHZ) aus, so wird eine Inhaltsübersicht dieser Fachsystematik angezeigt. Durch unterschiedliche Typographie (fett – mager) und Tiefe der Einrückung werden die beiden in die Inhaltsübersicht aufgenommenen Hierarchieebenen der Fachsystematik ausgezeichnet. Jeder Eintrag im Inhaltsverzeichnis ist mit der entsprechenden Stelle in den Tafeln der eigentlichen Fachsystematik verlinkt. Der Navigationsbutton zur Startseite der Online-Systematik sowie ein Hinweis auf Name und E-Mail-Adresse des betreuenden Fachreferenten (am Fuß der Seite) sind auf dieser Seite neu hinzugekommen (Abb. 2).

Abb. 2: Übersichtsseite zur Fachsystematik Elektrotechnik

Um die Ladezeiten vor allem für die Off-Campus-Nutzer (Fernstudierende) gering zu halten, wurde beim Design der Online-Systematik darauf geachtet, dass die HTML-Seiten der einzelnen Fachsystematiken nicht zu groß werden. Aus diesem Grund sind die Tafeln der Fachsystematiken nicht komplett auf je einer HTML-Seite untergebracht, vielmehr wird für jede Teildisziplin (entsprechend der ersten Hierarchieebene) jeder Fachsystematik eine eigene HTML-Seite erstellt. Abbildung 3 zeigt dies beispielhaft anhand der Seite für die Teildisziplin "Werkstoffe der Elektrotechnik" (Notationsbereich XWO-XWZ). Um dennoch die Navigation innerhalb der Fachsystematiken möglichst einfach zu gestalten, wird auf jeder dieser Seiten ein weiterer Button mit Link zur entsprechenden Übersichtsseite eingefügt (damit ist dann aber auch die maximale Zahl von fünf Navigationsbuttons erreicht).

Des weiteren erkennt man in den Tafeln sofort die Links auf die Notationsrecherche im OPAC (linke Spalte, s.a. den hervorgehobenen Hinweis im Seitenkopf) sowie – falls vorhanden – Verweisungen innerhalb der Online-Systematik, die durch die typographische Gestaltung (kursive Schrift) von der Überschrift bzw. der eigentlichen Klassenbenennung unterschieden sind.11

Abb. 3: Tafel der Teildisziplin "Werkstoffe der Elektrotechnik"

Folgt man im Beispiel etwa der Siehe-auch-Verweisung von der Notation XWR ("Werkstofftechnologie in der Elektrotechnik allgemein...") auf die Notation ZLS in der Fachsystematik "Sonstige Gebiete der Technik", so landet man in der entsprechenden Fachsystematik genau an der richtigen Stelle, wie folgendes Bild verdeutlicht (Abb. 4):

Abb. 4: Ansicht der Online-Systematik nach dem Anklicken
einer Verweisung zur Notation ZLS

Der Übergang von der Online-Systematik zur OPAC-Recherche funktioniert nahtlos, wie der Screen-Shot der OPAC-Kurztitelliste unmittelbar nach dem Anklicken der Notation ZLS zeigt (Abb. 5). Der Rückweg von der so gestarteten OPAC-Recherche zur Online-Systematik ist dahingegen nicht system-immanent und muss entweder über den "Back"-Button des Browsers oder über die linke, kontextspezifische Navigationsleiste des Framesets erfolgen.

Abb. 5: Kurztitelliste als Ergebnis der OPAC-Recherche nach der Notation ZLS

Nach dem "Browsing"-Abschnitt dieses "Rundgangs" sollen nun die Möglichkeiten der Suche innerhalb der Online-Systematik demonstriert werden. Zur Suchmaske gelangt man von jeder Seite der Online-Systematik aus über den entsprechenden Button (Lupe). Die Suchmaske ist bewusst einfach gehalten und bietet nur ein Feld an, in dem nach Begriffen aus der Systematik und/ oder nach Notationen gesucht werden kann, wobei die Verknüpfung mehrerer Suchbegriffe wahlweise mit UND (default) bzw. ODER erfolgt.12 Eine Auflösung von Umlauten oder Sonderzeichen ist nicht erforderlich, sondern wird von einem eigens geschriebenen CGI-Script vorgenommen. Im folgenden Beispiel wird nach Systemstellen zum Thema "Elektromagnetische Wellen" gesucht, wobei (sicherheitshalber) nach dem rechtstrunkierten Begriffspaar "elektromagn$ well$" gesucht wird (Abb. 6):

Abb. 6: Suchmaske der Online-Systematik

Die resultierende Kurztitelliste (Abb. 7) zeigt zu jedem Treffer die entsprechende Fachsystematik (in Fettdruck) sowie die Klassenbenennung. Bereits hier werden übrigens die Vorteile der trunkierten Suche ("Elektromagnetische Wellenausbreitung") deutlich.

Abb. 7: Kurztitelliste nach erfolgreicher Suche in der Online-Systematik

Die Vollanzeige eines Treffers erfolgt sowohl in einer tabellarischen als auch einer graphischen Darstellung und ermöglicht das Springen in die Tafeln der Online-Systematik ebenso wie ein direktes Anstoßen einer OPAC-Recherche nach der gefundenen Notation (Abb. 8).

Abb. 8: Vollanzeige eines Treffes nach erfolgreicher Suche
in der Online-Systematik

Zum Abschluss des "Rundgangs" durch die Hagener Online-Systematik soll noch kurz gezeigt werden, wie die Schlüsseltafeln der Systematik (Länder-, Bundesländer-, Personenschlüssel etc.) in die Online-Systematik integriert wurden. Über einen einfachen Indikator im jeweiligen Datensatz kann das Einfügen von Links zu den vorhandenen Schlüsseln in der Online-Systematik gesteuert werden (s.u. Abschnitt 5); ein Beispiel zeigt Abb. 9. Nach dem Anklicken der jeweiligen Schlüsselbezeichnung wird die entsprechende Schlüsseltafel angezeigt (in Abb. 10 z.B. der Bundesländerschlüssel).

Abb. 9: Verweisungen auf Schlüsseltafeln

Abb. 10: Bundesländerschlüssel

5 Technischer Hintergrund: die Realisierung der Online-Systematik

5.1 Datenerfassung und -verwaltung

Ausgangspunkt für die Realisierung der Hagener Online-Systematik ist der Aufbau der sog. "Produktions-Datenbank", in welcher die Systematik-Daten erfasst, verwaltet und gepflegt werden und die nur bibliotheksintern vom System-Administrator benutzt wird. Für die Produktions-Datenbank findet in Hagen die Datenbank-Software BISMAS13 Verwendung; aufgrund der geringen Anforderungen an die Funktionalitäten dieser Datenbank (einfaches Datenmodell, einfacher Datenimport und -export im ASCII-Format) ist jedoch nahezu jede andere Datenbank-Software geeignet. Das verwendete Datenmodell besteht nur aus den folgenden fünf Kategorien, von denen wiederum nur drei notwendige Kategorien ("Muss-Kategorien") sind:

Die Erfassung der Systematik-Daten erfolgt entweder über ein Herunterladen der GHB-Systematik vom Server des HBZ oder über Einscannen der bisher nur gedruckt vorliegenden Fachsystematiken und anschließender Texterkennung mittels einer Standard-OCR-Software. Diese Rohdaten werden von Hand minimal formatiert und über einen geeigneten Eingabefilter in die Produktions-Datenbank importiert. Alle weiteren Korrekturen an den Datensätzen (Fehlerkorrektur, Änderungen etc.) werden in der Produktions-Datenbank selbst durchgeführt.

Aus der Produktions-Datenbank kann jederzeit eine geeignet formatierte (aber nicht notwendigerweise geordnete) ASCII-Datei exportiert werde, die wiederum als Datenquelle für ein Perl-Script dient, mit dem dann sämtliche weiteren Ausgaben erzeugt werden.

5.2 Die Generierung der Online-Systematik

Das im folgenden in seinen Funktionalitäten beschriebene Perl-Script ist das "Herz" für die Generierung der Online-Systematik; es benutzt als einzige Datenquelle die o.g. Exportdatei der Produktions-Datenbank. Bevor jedoch mit der eigentlichen Generierung der Online-Systematik (d.h. mit der Ausgabe von HTML-Seiten etc.) begonnen werden kann, müssen vom Perl-Script zunächst diverse administrative Aufgaben wie die Eliminierung von eventuellen Tippfehlern, eine dem angestrebten Zweck entsprechende Sortierung der Datensätze sowie einige Plausibilitätsprüfungen erledigt werden. Stellvertretend für diese administrativen Aufgaben wird im folgenden die Sortierung der Datensätze erläutert; zum besseren Verständnis der bei dieser Aufgabe auftretenden Schwierigkeiten erscheint es sinnvoll, einen kleinen Exkurs über die Struktur der GHB-Systematik voranzustellen.

Die GHB-Systematik ist eine (leider) nicht hierarchisch, sondern enumerativ aufgebaute Klassifikation, deren Notationen aus drei oder vier Buchstaben bestehen.14 Dies hat zur Folge, dass die Einteilung der Systematik in Fachsystematiken (entsprechend den einzelnen Wissenschaftsdisziplinen) sowie deren Untergliederung in Haupt- und Untergebiete der jeweiligen Disziplinen nicht durch verkürzte Notationen, sondern nur durch die Angabe von Notationsbereichen möglich ist. Ein kurzes fiktives Beispiel mag dies erläutern:

Disziplin

Hierarchie-Ebene

fiktive hierarchische Klassifikation

fiktive enumerative Klassifikation

Mathematik

0

T

TAA-TSZ

Allgemeines

1

TA

TAA-TAZ

...

...

...

...

Algebra

1

TB

TBA-TCZ

...

...

...

...

Zahlentheorie

2

TBC

TBR-TCC

Allgemeines zur Zahlentheorie

Einzelgebiet auf Ebene 2

TBC1

TBR

...

...

...

...

Algebraische Zahlentheorie

Einzelgebiet auf Ebene 2

TBC4

TCA

Wie man sich anhand dieses Beispiels schnell klar macht, wird bei der hierarchischen Klassifikation die richtige Abfolge der Disziplinen bis hin zum Einzelgebiet (einzelne Systemstelle/Notation) in den Klassifikationstafeln genau durch die lexikalische Abfolge der Notationen abgebildet, während bei der enumerativen Klassifikation systematische Ordnung und lexikalische Abfolge der Notationsbereiche zum Teil gleichläufig, zum Teil aber auch gegenläufig sind.

Diese Tatsache impliziert das folgende Problem: Da in der Produktions-Datenbank die Datensätze sowohl der Notationsbereiche als auch der Einzelnotationen enthalten sind, kann man die korrekte Abfolge in der Systematik nicht durch einfaches alphabetisches Sortieren aller Datensätze nach der Kategorie "Notation / Notationsbereich" erreichen. Vielmehr muss folgendes Vorgehen beim Sortieren gewählt werden: Es wird grundsätzlich lexikalisch sortiert mit den folgenden Ausnahmen:

Wie kann man dieses Problem programmtechnisch lösen? Im hier vorgestellten Script wird dies durch die Generierung eines Sortierschlüssels nach folgendem Algorithmus erreicht:

  1. Enthält die Kategorie "Notation / Notationsbereich" einen Bindestrich, so handelt es sich um einen Notationsbereich. Aus dem Inhalt der Kategorie wird in diesem Fall die linke Notationsgrenze X (vor dem Bindestrich) und die rechte Notationsgrenze Y (nach dem Bindestrich) extrahiert. In der Notationsgrenze Y werden anschließend alle Buchstaben "alphabetisch invertiert" (d.h. aus A wird Z, aus B wird Y usw.); diese "alphabetisch invertierte" Notationsgrenze bezeichnen wir mit Y‘. Der Sortierschlüssel ist dann der aus der linken Notationsgrenze X, der Zahl 0 und der "alphabetisch invertierten" Notationsgrenze Y‘ zusammengesetzte String.
  2. Enthält die Kategorie "Notation / Notationsbereich" keinen Bindestrich, so handelt es sich um eine Einzelnotation X. In diesem Fall ist der Sortierschlüssel einfach der aus der Notation X und der Zahl 1 zusammengesetzte String.

Wie man sich relativ rasch überlegt, liefert dieser Algorithmus in der Tat einen Sortierschlüssel, der den o.g. Erfordernissen entspricht. Im Perl-Script wird dieser Algorithmus durch folgenden Code repräsentiert:

Sind sämtliche Administrationsaufgaben erfolgreich durchgeführt worden, kann mit der eigentlichen Erzeugung der Online-Systematik begonnen werden. Hierbei werden in einem ersten Schritt sämtliche HTML-Seiten der Online-Systematik in optisch ansprechender und dem Corporate Design der Universitätsbibliothek Hagen angepassten Gestaltung generiert. Im einzelnen sind hierbei die folgenden Typen von HTML-Seiten zu erzeugen:

Je nach Typ der HTML-Seite werden dabei mehrere der im folgenden aufgezählten Elemente in die HTML-Seiten integriert:

Die im ersten Schritt generierten statischen HTML-Seiten der Online-Systematik werden durch eine Datenbank auf Basis der Software BRS/Search mit dem WWW-Interface NetAnswer15 erschlossen, die eine WWW-Recherche in den Klassenbenennungen und den Notationen der Systematik ermöglicht. Das Perl-Script generiert zu diesem Zweck in einem zweiten Schritt die BRS/ Search-Importdatei nach den vorgegebenen Regeln dieser Software. Zu diesem Zweck muss im wesentlich in jeder HTML-Seite der Online-Systematik für jede Notation eine relative Sprungadresse hinterlegt und diese auch in der BRS/Search-Datenbank (zusammen mit dem jeweiligen Dateinamen) verankert sein. Beim Design der BRS/Search-Datenbank wurden folgende Punkte berücksichtigt:

Zur Erzeugung von optisch ansprechenden Druckausgaben der Fachsystematiken findet das Satzsystem LaTeX Verwendung. Das Perl-Script generiert im dritten Arbeitsschritt die entsprechenden LaTeX-Quelltexte. Durch geeignete Systemaufrufe (aus dem Perl-Script heraus) werden diese Quelltexte anschließend "geTeXt" und aus den resultierenden DVI-Dateien die für den Downloadbereich benötigten PS- und PDF-Dateien generiert.

Damit sind die wesentlichen Funktionalitäten des Perl-Scripts umrissen. Da alle diese Aufgaben automatisiert ablaufen, reduziert sich die Aufgabe des System-Administrators darauf, nach etwaigen Änderungen oder Korrekturen in der Produktions-Datenbank die Ausgabe der Export-Datei anzustoßen, anschließend das Perl-Script zu starten und nach erfolgreicher Durchführung desselben (Dauer ca. 10 Minuten) die Ergebnisse an die entsprechenden Stellen des Web-Servers zu transferieren sowie abschließend den Neuaufbau der BRS/Search-Datenbank anzustoßen.

6 Abschließende Überlegungen

Hat sich der Aufwand für die Entwicklung der Online-Systematik der UB Hagen gelohnt? Die Antwort auf diese Frage lautet aus Sicht des Autors (wie übrigens auch aus Sicht der betroffenen Bibliotheksleitung) eindeutig "Ja", und zwar aus mehreren Gründen:

  1. Der zeitliche Aufwand für Konzeption und Programmierung ist mit Sicherheit am höchsten zu veranschlagen, jedoch gewinnt die UB Hagen damit auf längere Zeit ein funktionsfähiges System zur sachlichen Recherche, welches vor allem für die Fernstudierenden problemlos einsetzbar ist.
  2. Der zeitliche Aufwand für das – einmalige – Erfassen und Aufbereiten der Fachsystematiken ist nicht zu unterschätzen, jedoch liegen damit die Systematikdaten in einem einfachen Datenschema elektronisch vor und sind deshalb ohne nennenswerten Zusatzaufwand in ein eventuelles Nachfolgesystem zu migrieren.
  3. Der Pflegeaufwand bei einem komplett vorliegenden System ist fast vollständig vernachlässigbar (ein Update ist in 10-15 Minuten erstellt!), so dass die Aktualität der Online-Systematik auf Dauer gewährleistet ist.
  4. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil des Konzepts ist seine Übertragbarkeit auf vergleichbare Systematiken weiterer Bibliotheken, die nur ein das Vorhandensein des entsprechenden Systematik-Datenmaterials sowie eine geringfügige Anpassung an die lokalen Gegebenheiten (Seiten-Layout, Name und E-Mail-Adresse der Fachreferenten, OPAC-Aufruf etc.) erfordert. Bei Interesse können sich interessierte Bibliotheken (vor allem natürlich solche Bibliotheken aus Nordrhein-Westfalen, die die GHBS einsetzen) mit dem Autor in Verbindung setzen.

1 Heiner-Freiling, Magda: DDB und DDC – Die Deutsche Bibliothek und die Dewey-Dezimalklassifikation : Perspektiven, Befürchtungen, Hoffnungen. – In: Bibliotheksdienst 32 (1998) S.2120-2131

2 Knudsen, Holger: Brauchen wir die Dewey-Dezimalklassifikation? – In: Bibliotheksdienst 33 (1999) S.454-461

3 Die kürzlich im Bibliotheksdienst vorgestellte Online-Systematik der Universitätsbibliothek Kiel ist lediglich von der Intention her mit der Online-Systematik der UB Hagen vergleichbar; bezüglich der Konzeption unterscheiden sich beide Projekte wesentlich, so dass auf einen Vergleich an dieser Stelle verzichtet wird. – Vgl. Erdei, Klara: Systematik im Online-Katalog der UB Kiel : ein Werkstattbericht. – In: Bibliotheksdienst 33 (1999) S.302-310

4 Es ist zwar prinzipiell möglich, sich als Fernstudierender von der Universitätsbibliothek Hagen eine gedruckte Ausgabe der Aufstellungssystematik zuschicken zu lassen, jedoch nahm nur ein verschwindender Anteil der Fernstudierenden dieses Angebot wahr. Inwieweit die Fernstudierenden auch damit umgehen können, entzieht sich der Kenntnis des Autors.

5 Ein dritter, mehr persönlicher Grund für die Entwicklung einer Online-Systematik war der Wunsch des Autors nach einer Systematisierungshilfe für das eigene Fachreferat.

6 Unter dem URL http://www.hbz-nrw.de/hbz/ghb-sys/ steht zwar eine vom HBZ betreute Online-Version der GHBS zur Verfügung, die sich jedoch nicht im geforderten Maß an die lokalen Bedürfnisse der UB Hagen anpassen bzw. in das lokale Online-Angebot integrieren lässt. Aus diesem Grund erschien der UB Hagen eine Eigenentwicklung die beste Lösung zu sein.

7 Die GHBS gliedert sich in insgesamt 34 Fachsystematiken; davon spiegeln 20 die an der FernUniversität vertretenen Fächer wieder.

8 Die Einbindung der Online-Systematik in den BABSY-Benutzerarbeitsplatz erfolgte mit freundlicher Unterstützung der Firma SynStar.

9 Die personalisierte Nutzung ist nur für eingetragene Bibliotheksbenutzer möglich und erfolgt über die Anmeldung am BABSY-Benutzerarbeitsplatz (http://www.ub.fernuni-hagen.de/opac.htm). Da dieser aus technischen Gründen stets in einem neuen Browser-Fenster ohne Frameset gestartet wird, ist das Anbringen der Navigationsbuttons für die Online-Systematik auf jeder einzelnen Seite notwendig.

10 Ob dieser systematischen oder aber einer alphabetischen Reihenfolge der Vorzug zu geben ist, ist noch nicht abschließend geklärt.

11 Wird auf eine Teildisziplin oder eine Klasse in einer anderen Fachsystematik verwiesen, so wird der Notation, auf die verwiesen wird, ein Kürzel der entsprechenden Fachsystematik vorangestellt, z.B. "Phy" für Physik. Dieses Kürzel dient lediglich der Orientierung und ist nicht Bestandteil der Notation.

12 Die Suchmöglichkeit nach Notationen ist weniger für die "Normalbenutzer" als vielmehr für die Bibliotheksmitarbeiter gedacht. Die Möglichkeit des zusätzlichen Aufblätterns eines Registers ist vorgesehen, aber noch nicht realisiert.

13 BISMAS = "Bibliographisches Informationssystem zur maschinellen Ausgabe und Suche", entwickelt vom Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg.

14 Die vierte Stelle der Notation war zunächst der Gliederungsmöglichkeit der einzelnen Systemstellen (als Schlüssel mit festgelegter Bedeutung für eine oder mehrere Fachsystematiken, als alphabetische Reihung vorwiegend bei Systemstellen mit Gruppencharakter oder als systematische oder chronologische Erweiterung einer einzelnen Systemstelle mit festgelegter Bedeutung nur für diese Systemstelle) vorbehalten, jedoch hat sich durch Anpassung an die Entwicklung der Wissenschaften an verschiedenen Stellen der Systematik die Notwendigkeit ergeben, weitere Klassen einzufügen, was bei direkt aufeinander folgenden dreistelligen Notationen nur durch vierstellige Notationen möglich ist.

15 BRS/Search und NetAnswer sind eingetragene Markenzeichen der Firma Dataware Technologies.


Stand: 05.01.2000
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