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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 7, 98

INFOBASE - die internationale Messe für Information und Kommunikation

Zusammenfassung aus bibliothekarischer Sicht

Jörg Schlegel

Neben der "Online Information" in London ist die INFOBASE die bedeutende Fachmesse für alle, die mit den Themen Beschaffung, Archivierung und Bereitstellung von Informationen befaßt sind. Schon traditionsgemäß ist diese Veranstaltung mit der DGD-Online-Tagung als messebegleitender Fachkongreß gekoppelt (5. - 7. Mai 1998 in Frankfurt/Main).

Das Motto der diesjährigen Ausstellung "Your Link to the Global Business Information" weist darauf hin, daß das Programm diesmal stärker den Belangen der Wirtschaft gewidmet war. Der gezielte Einsatz der Neuen Medien in kleinen und mittelständischen Unternehmen stand deshalb im Mittelpunkt des Ausstellungsangebotes und des Vortragsprogramms. Aber auch den Besuchern aus Bibliotheken, Archiven und aus den Dokumentationsbereichen, die bisher naturgemäß den größten Besucheranteil stellten, wurde eine umfassende Übersicht über Meinungen, Trends und Neuentwicklungen aus ihren Arbeitsfeldern geboten.

Die rasante Entwicklung der Online-Medien war erneut eines der zentralen Themen der Messe. Das Marktvolumen für elektronische Geschäftsinformationen stieg 1997 um 22 % auf 2,2 Mrd. Mark. Allerdings blieben dabei die direkt über das Internet erzielten Ergebnisse hinter den Erwartungen zurück. Vorerst bietet das Internet den Anbietern die Chance, neue Nutzergruppen zu erschließen und die eigenen Angebote zu popularisieren. Davon machen verstärkt auch die traditionellen Anbieter von Fachinformationen Gebrauch. Die aktuellen und gut erschlossenen Informationsangebote aus Datenbanken der Hosts sind z. Z. durch nichts zu ersetzen. Jedoch wächst der Konkurrenzdruck durch Consumerdienste wie T-Online und AOL sowie das breite Angebotsspektrum der Verlage und Agenturen. Beachtlich sind auch die elektronischen Angebote der Fachgesellschaften und Hochschulen.

Neben dem Online-Retrieval in kommerziellen Datenbanken und der Informationsbeschaffung über das Internet standen die Themen Aufbau von Inhouse-Informationssystemen, Strategien des Informationsmarketings, Anwendung von multimedialen Informationen, Weiterentwicklungen zur Suche im WWW und die Geschäftsabwicklung im und mit dem Internet im Brennpunkt der Diskussionen. Aber auch neue Entwicklungen zur Dokumentbereitstellung wurden vorgestellt, die Möglichkeiten der Internet-Nutzung in der Bibliothek aufgezeigt und über die Notwendigkeit einer modifizierten Aus- und Fortbildung gesprochen.

Die Zahl der Aussteller und deren Exponate sowie die Anzahl der hörenswerten Vortragsveranstaltungen waren auch 1998 wieder so groß, daß hier nur auszugsweise berichtet werden kann. Im wesentlichen werden nur die bibliotheksrelevanten Themen betrachtet.

Die Referenten der Online-Tagung stellten unter der Thematik "Host Retrieval und Global Research" ihre Erfahrungen und Einschätzungen zu Möglichkeiten und Grenzen der globalen und multimedialen Informationsbeschaffung dar.

Im Rahmen der Eröffnung der 20. Online-Tagung verwies Dr. Leonhard als Präsident der DGD auf die wachsende Bedeutung von Informationen. Information sei ein Produkt, das sich zu einem Faktor mit hohem materiellen, wirtschaftlichen und ideell politischen Wert entwickelt. Form und Inhalt der Informationen, aber auch die Art und Weise der Informationsvermittlung sind einem tiefgreifenden Wandel unterworfen. Davon sei auch die DGD als Fachverband für Information nicht ausgenommen. Die künftigen Aufgaben und Ziele wurden in einem Positionspapier festgelegt. Dieses stelle eine gute Arbeitsgrundlage für die nächsten Jahre dar.

Linda Reisch, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, ging in ihrer Eröffnungsrede auf die Chancen und Risiken der Informationsgesellschaft ein. Zwar seien Wirtschaftssysteme von der schnellen Einführung neuartiger Entwicklungen abhängig, dennoch dürften die neuen Medien nicht nur als Wirtschaftsfaktor begriffen werden. Auch der Ethik komme in der Informationsgesellschaft eine gebührende Rolle zu. Medienkompetenz und kompetente Medien seien erforderlich. Voraussetzung dafür ist kompetente Bildung, die über veränderte Curricula zu erreichen sei. Auch die Bibliotheken tragen dafür eine große Verantwortung. Sie müssen als öffentliche Informationszugangssysteme ausgebaut werden. Nur dadurch läßt sich eine umfassende und kostengünstige Informationsversorgung für alle Bürger gewährleisten.

Der Festvortrag, gehalten von Berndt Schramka, Hamburger Journalistenschule, befaßte sich mit dem Thema "Globale Informationsvermittlung". Gerade aus der Sicht eines Journalisten sei es wichtig, alle benötigten Informationen rund um die Uhr und unabhängig vom Arbeitsplatz zur Verfügung zu haben. Die Online-Recherche werde zum normalen Bestandteil des Arbeitslebens. Die bisher mühsam über Archive und Dokumentationsabteilungen beschafften Quellen stehen künftig unmittelbar am Arbeitsplatz zur Verfügung. Das Internet stelle immer mehr solcher Quellen zur Verfügung, doch bereits jetzt werde der Informationsüberfluß ebenso bedrohlich wie bisher der Informationsmangel. Folglich werde der professionelle Informationsvermittler für die qualifizierte Auswahl und die Bewertung von Informationen auch weiterhin benötigt.

Noch sind die Auswirkungen und Möglichkeiten der weltweiten Computervernetzung nicht abzusehen. Neue technische Entwicklungen werden weitere Anwendungsgebiete erschließen. Laser-Systeme könnten bald die klassischen Bildschirmsysteme überflüssig machen. Dann wäre es möglich, nicht nur artikelweise im Internet zu publizieren, sondern ganze Zeitungsseiten in der gewohnten Weise wiederzugeben. Neue Entwicklungen im Bereich der Übertragungstechnik werden eine erheblich schnellere Datenübertragung über vorhandene Datenleitungen ermöglichen.

Die Vorträge im Rahmen der Online-Tagung waren themenbezogen in Sessions zusammengefaßt.

Im Rahmen der Session 1, Globale Recherchestrategien wurde auch das Fördervorhaben des BMBF "GLOBAL INFO" vorgestellt. Ziel des Projekts ist der Aufbau globaler elektronischer und multimedialer Informationssysteme. Die Realisierung erfolgt durch Zusammenwirken von Fachgesellschaften, Hochschulen und Informationsanbietern. Kernstück ist die Entwicklung einer einheitlichen Benutzeroberfläche für das Retrieval in den unterschiedlichsten Datenbeständen. Andere Schwerpunktthemen befassen sich mit der Ergänzung und Bearbeitung von Inhalten. In diesem Teil des Projekts wird man sich u. a. um Festlegungen zu einheitlichen Dokumenttypen kümmern und Verfahren und Werkzeuge für das elektronische Publizieren entwickeln. Die Themen "Entwicklung, Erprobung und Vernetzung von multimedialen Lehr- und Lernsystemen" sowie die "Einrichtung von Account- u. Abrechnungssystemen" werden von weiteren Projektgruppen bearbeitet.

Die Session 2 hatte Themen des Intranet zum Inhalt. Immer mehr Einrichtungen erkennen, daß ein großes Potential an Verbesserungen im Bereich der wissensintensiven Prozesse liegt. Dem Aufbau von eigenen Informationsnetzwerken auf Intranet-Basis wird deshalb eine große Bedeutung zugemessen. Begünstigt wird diese Entwicklung durch die Bereitschaft vieler Hosts, im Rahmen von Pauschalverträgen Datenbanken zur unternehmensweiten Nutzung bereitzustellen. Ziel solcher Netzwerke ist es, den Wissensaustausch zwischen Organisationseinheiten, Prozessen und Projekten zu verbessern, die Erzeugung neuen Wissens zu systematisieren und die Bereitstellung von individuell benötigtem Wissen zu organisieren.

Über WWW-Suchmaschinen wurde in der Session 3 gesprochen. Dr. Sander-Beuermann, Universität Hannover, berichtete u. a. vom erfolgreichen Versuch der Entwicklung und des Betriebs der Metasuchmaschine MetaGer (http://meta.rrzn.uni-hannover.de), die auf die Abfrage deutschsprachiger Suchdienste ausgerichtet ist.

MESA ist die Bezeichnung für eine von der gleichen Einrichtung entwickelte E-Mail-Metasuchmaschine (http://mesa.rrzn.uni-hannover.de).

Unter dem Thema "Information Brokering im Internet" wies Christoph Thomas, GMD FIT St. Augustin, auf die wachsende Bedeutung von Internet-Angeboten für die Fachinformation hin. Vielfach können Aufgaben der Informationsvermittlung durch geeignete Werkzeuge unterstützt und möglicherweise weitgehend automatisiert realisiert werden. So wurde beispielsweise das Informationsmaklersystem ELFI als Servicestelle für elektronische Forschungsförderinformationen eingerichtet. Es erleichtert die Arbeit der Förderreferenten an den Hochschulen. Das System sucht im WWW nach Informationsquellen über Förderangebote, erfaßt die gefundenen Dokumente, aktualisiert diese regelmäßig und setzt nicht elektronisch verfügbare Angebote systemgerecht um. Die gespeicherten Informationen werden inhaltlich erschlossen und die förderspezifisch relevanten Inhalte in formalisierten Exzerpten zusammengefaßt. Über den so aufgebauten Informationspool können Nutzer zielgerichtet auf aktuelle Informationen ihrer Fachdisziplin hingewiesen werden.

Das DFG-Projekt "GERHARD" (German Harvest Automated Retrieval and Directory) wurde von Hans-Joachim Wätjen, Universität Oldenburg, erläutert. Die Entwicklergruppe hat sich die Aufgabe gestellt, wissenschaftlich relevante Quellen deutscher WWW-Server zu erschließen. Mit dem Roboter Harvest werden die Informationsressourcen von wissenschaftlichen Einrichtungen abgesucht und die Ergebnisse in einer Datenbank gesammelt. Computerlinguistische und statistische Verfahren ermöglichen die automatisierte Klassifizierung aller Dokumente nach der Universalen Dezimalklassifikation (UDK). Zusätzlich werden die Dokumente automatisch indexiert. Das System wird jetzt der Öffentlichkeit zum Test unter http://www.gerhard.de angeboten.

In den Sessions 5, 6 und 7 beschäftigte man sich mit den Themen Informationsmarketing und Informationsmanagement. Die Referenten gingen in ihren Beiträgen u. a. auf die sich verändernde Situation in den Informationsvermittlungsstellen ein. Der Trend geht immer mehr zur Endnutzerrecherche. Diese Entwicklung wird durch neue Produkte und Angebote der klassischen Informationsanbieter verstärkt. Diese sehen die Chance, für ihre Datenbanken einen neuen Nutzerkreis zu gewinnen. Aber auch die neuen Informationsangebote der Verlage und Agenturen sind auf den Endnutzer zugeschnitten. Das verlangt, den Inhalt der Vermittlungstätigkeit des Information Brokers zu überdenken. Im Gegensatz zur bisherigen Praxis wird sich der Informationsvermittler künftig nicht auf die reine Beschaffung der verlangten Informationen beschränken können. Er wird sein Fachwissen in Form einer Dienstleistung als Vollservice anbieten müssen. Nicht nur die fachlich qualifizierte Recherche, sondern auch Funktionen der Beschaffung, Bewertung, Selektion, Aufbereitung und Weitergabe von Informationen werden zu seinem Aufgabenspektrum gehören. Endnutzerkonzepte stellen oft nur einfach zu handhabende Werkzeuge bereit, die den Benutzern die Vision vermitteln, sie könnten künftig alle Informationsprobleme selbst lösen. Eine hohe Qualität der Informationsversorgung wird sich jedoch nur über die aktive Beteiligung und sachgerechte Beratung erfahrener Informationsvermittler erreichen lassen.

Andere Beispiele zeigen, daß Endnutzer durchaus erfolgreich mit speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Dienstleistungssystemen arbeiten können. Uwe Dierolf konnte dies exemplarisch am Beispiel des Zeitschrifteninhaltsdienstes (ZID) der Universität Karlsruhe nachweisen. ZID ist eine Datenbank mit den Inhaltsverzeichnissen aus ca. 15.000 Zeitschriften.

Das System ermöglicht, nach dem Titel einer Zeitschrift, nach Stichworten aus Artikeln oder nach Aufsätzen eines bestimmten Autors zu suchen, den Inhalt einzelner Hefte durchzusehen und den Standort der gewünschten Zeitschrift zu ermitteln. Über ZID können sich Benutzer darüber hinaus eine persönliche Zeitschriftenliste als eigenen Profildienst anlegen und damit zielgerichtet nur die aktuellen Inhaltsverzeichnisse bestimmter Zeitschriften auswerten. Als weitere Servicefunktion wurde ein für Mitarbeiter der Universität kostenloser, lokaler Aufsatzlieferdienst in das System integriert. Der Zugriff auf die genannten Funktionen erfolgt über eine Benutzeroberfläche, die dem Anwender bereits durch die Benutzung des OPACs und des Ausleihsystems vertraut ist.

In der Session 9 Publikationsmarkt im Umbruch wurden neue Kundenangebote des Fachbuchhandels und neue Dienstleistungsangebote von Zeitschriftenagenturen und Verlagen vorgestellt.

Lange & Springer stellt jetzt zusätzlich zum bisherigen klassischen Dienstleistungsangebot, ähnlich wie dies die Agenturen Swets & Zeitlinger und EBSCO tun, auch elektronische Angebote bereit. Das System L@SER (http://lange.springer.de) gestattet, mit einheitlicher Benutzeroberfläche verlagsübergreifend in Inhaltsverzeichnissen und Abstracts nach Autor, Titel oder Stichworten zu recherchieren. Falls gewünscht, kann unmittelbar auf die entsprechenden Volltexte zugegriffen werden. Gegenwärtig sind die elektronischen Zeitschriften von Springer (LINK) und Academic Press im System enthalten. Die Aufnahme der Publikationen weiterer Verlage ist geplant.

Über das System LINK des wissenschaftlichen Springer-Verlags sind inzwischen 280 von 400 Zeitschriften elektronisch verfügbar. Der Zugriff auf die bibliographischen Daten, Inhaltsverzeichnisse und Abstracts ist kostenlos (http://link.springer.de). Für die Nutzung der Volltexte ist eine Registrierung erforderlich. Gleiches gilt auch für die Nutzung der Alert-Funktion. Dabei werden dem Leser die Inhaltsverzeichnisse der Zeitschriften entsprechend seinem individuell festgelegten Interessengebiet per E-Mail übermittelt.

Eine weitreichende Bedeutung wird der Einigung großer wissenschaftlicher Verlage bezüglich der Verwendung einer einheitlichen Referenzierungsmethode für elektronische Dokumente zugemessen. Der Document Object Identifier (DOI) gibt über einen Zifferncode Auskunft über Dokumentenart, Verlag, Artikel und Autor. Die Registrierung eines Dokuments mit DOI und die Verwaltung der Eintragungen über einen Datenbankserver geben die Möglichkeit, langlebige Referenzen zu schaffen. Ein derart registriertes Dokument kann auch nach Veränderungen seiner elektronischen Adresse problemlos aufgefunden und authentifiziert werden.

Große Anstrengungen werden unternommen, Veröffentlichungen schnell bereitzustellen und zitierbar zu machen. Über das System Online First können Zeitschriftenaufsätze mehrere Wochen vor dem Druck in einem temporären Speicherbereich des Springer-LINK-Systems publiziert werden. Zur Identifizierung der Veröffentlichungen wird bereits zu diesem Zeitpunkt der DOI vergeben. Damit hat jedoch eine elektronische Vorabversion endgültigen Charakter. Nachträgliche Änderungen sind nicht möglich.

Die Session 11 zum Thema Bibliotheken im Internet wurde durch Dr. Voigt, Humbolt-Universität zu Berlin, moderiert. Er beklagte, daß in den Web-Pages und Internet-Dienstleistungsangeboten oft die Spezifika einzelner Bibliotheken ungenügend zur Geltung kommen. Michael Heinz, Humboldt-Universität zu Berlin, entwickelte in seinem Vortrag Vorstellungen, wie genau diesem Mangel begegnet werden kann.

Zu den Besonderheiten im Bibliothekswesen gehört das System der Sondersammelgebietsbibliotheken. Durch arbeitsteiliges Sammeln wird erreicht, daß die gesamte wissenschaftliche Literatur wenigstens in einem Exemplar verfügbar ist. Die Erfassung, Erschließung, Speicherung und Bereitsstellung von wissenschaftlich relevanten Quellen aus Netzen muß nach ähnlichen Prinzipien erfolgen. Es hat sich erwiesen, daß die automatisierte Erschließung des Internet gegenwärtig Grenzen hat. Es ist großer intellektueller Aufwand nötig, der nur arbeitsteilig zu erbringen ist.

Dr. Fischer, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, stellte das Projekt "Sondersammelgebiet-Fachinformation" vor, das seit 1996 an der SUB Göttingen besteht. Es sieht die Erschließung thematischer Server für die in Göttingen angesiedelten Sondersammelgebiete vor. Im speziellen Fall wurde zunächst zur Beschreibung und Klassifikation von Quellen ein Kategorienschema erarbeitet. Dieses orientiert sich an Dublin-Core, sieht aber eine noch tiefergehende Erschließung vor. Die über Suchmaschinen oder spezielle Link-Listen gefundenen Quellen werden nach diesem Schema beschrieben und in einer Datenbank so gespeichert, daß ein Zugriff über das Internet möglich ist. Die umfassenden Metadaten werden zusätzlich von einer lokalen Suchmaschine ausgewertet. Es entsteht so ein Index über alle Metadaten und zugänglichen Volltexte. Das bereitgestellte Werkzeug WWWwais bietet dem Nutzer die Möglichkeit, mittels eines einfachen Suchformulars die gewünschten Informationen zu extrahieren.

Ein Tutorial war dem Thema Document Delivery gewidmet. Das elektronische Bestell- und Liefersystem JASON für Zeitschriftenaufsätze ist weitgehend bekannt. Ursprünglich war das System für Nutzer aus Nordrhein-Westfalen konzipiert. Durch die WWW-Anbindung des Systems hat sich der Benutzerkreis stark erweitert. Inzwischen beteiligt sich JASON am bundesweiten Dokumentlieferdienst SUBITO. Damit ist es möglich, JASON entsprechend der SUBITO-Zugangsbedingungen zu nutzen. Über das System JASON-RL wird der vollständige Ersatz des konventionellen Leihscheines und eine Beschleunigung und Vereinfachung von Fernleihbestellungen angestrebt. Im Gegensatz zu JASON bzw. SUBITO werden über das System GAUSS (Göttinger Ausleih- und Schnellieferservice) auch Monographien geliefert - eine Option, die in der SUBITO-Entwicklung erst in Phase III vorgesehen war. Wie von Frau Dr. Braun-Gorgon, DBI Berlin, zu hören war, soll auf Grund der aktuellen Entwicklungen die Phase III von SUBITO zeitlich vorgezogen werden. Frau Braun-Gorgon erläuterte auch die Veränderungen im System DBI-LINK. Alle Datenbanken werden z. Z. auf einen WWW-Zugriff umgestellt. Der Monographienkatalog VK wird künftig als virtueller Katalog angeboten. Damit entfällt der für eine Aktualisierung notwendige Neuaufbau der Datenbank. Der Berlin-OPAC wurde neu in DBI-LINK aufgenommen. Er ermöglicht Recherchen im Verbundsystem Berlin-Brandenburg, den Katalogen der öffentlichen Bibliotheken Berlins und der Staatsbibliothek Berlin.

Das British Library Document Supply Center (BLDSC) kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Es wurde vor 60 Jahren gegründet und war zur Literaturversorgung der britischen Hochschul- und Industrieforschung gedacht. Heute werden täglich 15.000 Bestellungen bearbeitet, davon kommen 30 % aus dem Ausland. Seit einem Jahr ist die Recherche und Bestellung online über den WWW-OPAC 97 der British Library möglich. Dieser Katalog weist auch den Gesamtbestand des BLDSC nach. Inside Web ist ein neues Angebot. Dieser Table of Contents-Dienst der British Library enthält Inhaltsverzeichnisse aus 21.000 Zeitschriften und 16.000 Konferenzen. Die Suche nach relevanter Literatur erfolgt über Stichworte aus dem Aufsatztitel. Die Volltextbereitstellung erfolgt in einer Zeitspanne von 2 - 12 Std. per Fax oder nach 48 Std. bei Lieferung durch die Post.

Viele Hosts kombinieren ihre Messepräsenz mit der Organisation von Nutzertreffen. Diese dienen neben dem Erfahrungsaustausch der Präsentation von Neuerungen. Hier kann nur über Veranstaltungen von STN und FIZ-Technik/ The Dialog Corporation berichtet werden.

STN Karlsruhe gehört mit ca. 320 Mio. Dokumenten in 200 Datenbanken zu den wichtigsten Anbietern im Bereich Naturwissenschaft und Technik. STN ist bestrebt, Datenbanken aus diesen Bereichen vollständig über den eigenen Host anzubieten und den direkten Zugang zu den Volltexten zu ermöglichen. Neben dem Ausbau der schon vorhandenen Dokumentlieferdienste ist vorgesehen, nach der Recherche ein unmittelbares "Durchschalten" auf die Volltexte zu bieten. Für die Datenbank CAplus wird dieses Verfahren schon praktiziert. Es stehen bereits 200 Zeitschriften aus sieben Verlagen im Volltext zur Verfügung. Die WWW-Suchoberfläche für den Informationsabruf aus Datenbanken STN-Easy (https://stneasy.fiz-karlsruhe.de) wurde im Vorjahr erstmals vorgestellt. Inzwischen hat sich dieser Dienst als eine effektive Alternative zur klassischen Datenbankrecherche erwiesen. Informationskunden, die nur gelegentlich in Datenbanken recherchieren, schätzen die einfache Bedienung mittels dieser modernen grafischen Oberfläche. Während über diese Recherchemethode am Anfang nur wenige Datenbanken benutzt werden konnten, ist gegenwärtig die Suche in 57 Datenbanken mit 170 Mio. Dokumenten möglich. Für das professionelle Retrieval wird die Front-End-Software STN Express seit vielen Jahren eingesetzt. Diese Software wurde jetzt erneut weiterentwickelt. Die Version 4.1 mit Discover ermöglicht nun auch die Kommunikation mit den Web-Servern von STN.

Einschneidende Änderungen ergeben sich bei den Datenbankanbietern von FIZ-Technik Frankfurt/M und DataStar Bern. Nach zwölfjähriger erfolgreicher Kooperation mit DataStar hat sich FIZ-Technik entschlossen, einen eigenen Datenbankserver in Frankfurt zu installieren. Bereits im Juli sollen alle Datenbanken über das neue Retrievalsystem AOL (Advanced Online Service) verfügbar sein. Die Recherche kann über "FIZ-Technik Classic" (einem dem DSO ähnlichen Kommandosystem), "FIZ-Technik-Web" (dem bewährten WWW-Internet-Zugang) oder durch ein neues Windows-System "FIZ-Technik WinSearch" (einem Ersatz für PROBASE) erfolgen. Die Weiterentwicklung der Datenbanken und des Retrievalsystems wird künftig in Kooperation mit dem Host GBI erfolgen. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es den FIZ- und GBI-Kunden, auch auf alle Datenbanken des jeweils andern Partners ohne Passwortwechsel zuzugreifen. Die Kunden werden diese Erweiterung des Angebotsspektrums begrüßen. Strategische Allianzen sind auch mit GENIOS (Entwicklung und Realisierung eines Branchenmarktes im Internet), VDMA (Angebot eines Branchenmarktes Maschinenbau) und STN-Karlsruhe (Übernahme von Datenbanken aus dem Bereich Informationswissenschaften und Informationstechnik) geplant. Die Qualität von Erschließung und Zugriff auf FIZ-Technik-Datenbanken wird sich mit dem jetzt fertiggestellten Thesaurus "Technik und Management" erheblich verbessern. Dieses hierarchisch strukturierte Fachwortverzeichnis mit 48.000 deutschen und 32.000 englischen Fachbegriffen stellt die größte Sammlung des aktuellen Wortschatzes für die Bereiche Technik und produktionsorientiertes Management dar. In Verbindung mit dem Einsatz automatisierter Systeme für die Indexierung sollte es durch Anwendung des Thesaurus gelingen, die Datenbankproduktion unter Beibehaltung der hohen Qualitätsstandards zu erweitern.

Auf erhebliche Veränderungen müssen sich die Kunden von Datastar einstellen. Im November 1997 wurde die "The Dialog Corporation" durch die Zusammenführung von M.A.I.D. plc, UK (Marked Analysis and Information Database) und Knight Ridder Information Inc., USA (Dialog, DataStar) gebildet. Das neue Firmenkonzept sieht eine schrittweise Überführung aller Datenbanken von DataStar auf den USA-Host vor. Voraussichtlich ab Dezember kann auf diese Datenbanken nur noch über das Dialog-Retrieval zugegriffen werden. Entschädigt wird der Kunde durch zahlreiche neue Angebote. "Profound" bietet aktuellste Wirtschaftsinformationen und Marktforschungsberichte aus sechs Metadatenbanken (Informationen aus Marktforschungsberichten, Agenturmeldungen, Firmenanalysen, Länderberichten, Finanzanalysen, die einheitlich über ein neuartiges Indexierungssystem "InfoSort" bearbeitet wurden). "Quicksearch" ermöglicht darüber hinaus den ergänzenden Zugriff zu entsprechenden Themenstellungen auf Dialogdatenbanken. "Dialog Interactive Alerts" ist ein weiteres neuartiges Angebot. Entsprechend des gewählten Profils erhält der Interessent zunächst ein Titelangebot per E-Mail. Daraus wählt er aus, welche Volltexte bereitgestellt werden sollen. Unter "LiveIntranet" sind neue Konzepte für die unternehmensweite Informationsversorgung im Intranet zusammengefaßt. "Dialog@Site" bietet den Zugang zu CD-ROM Datenbanken im Intranet über eine Web-Browser Oberfläche.

Die Online-Informationsanbieter, Verlage, Agenturen und Internet-Provider beherrschen zwar die Messe, doch warten auch viele kleinere Firmen der Informationsbranche mit interessanten Weiterentwicklungen bekannter Produkte und zahlreichen Neuentwicklungen auf. Die Werkzeuge zum Aufbau von Inhouse-Informationssystemen, die Software für die Dokumentarchivierung, Tools zum elektronischen Publizieren und Programme zur Datenkonvertierung werden nicht nur ständig leistungsfähiger, sondern zeichnen sich auch durch eine gute Benutzerfreundlichkeit aus. Ansprechende Web-Pages lassen sich schon geraume Zeit mit neueren Editoren völlig ohne HTML-Kenntnisse gestalten. Mit ODARS2web (infoware GmbH) steht jetzt ein Produkt zur Verfügung, das quasi per Mausklick auch den Aufbau und die Abfrage von Internetdatenbanken ermöglicht. Die Daten können problemlos aus allen bekannten lokalen Datenbanksystemen übernommen werden. Die für die Abfrage nötigen Formulare und die für die Korrespondenz mit dem Server erforderlichen Perl-Skripte werden völlig ohne Programmierkenntnisse entwickelt. Für die Ergebnisübermittlung werden Web-Seiten "on the fly" generiert.

Wie eingangs bemerkt, lassen sich nicht alle Aspekte, Ereignisse und Ergebnisse der dreitägigen Messe und Fachtagung auf wenigen Seiten darstellen, denn etwa 200 Aussteller und über 100 Vorträge, Seminare und Workshops informierten über das gesamte Spektrum des Online- und Offline-Informationsangebotes sowie die für Beschaffung und Aufbereitung nötige Hard- und Software.

Die große Zahl von etwa 6.000 Fachbesuchern bestätigte erneut eindrucksvoll die Bedeutung dieser Veranstaltung.


Stand: 01.07.1998
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