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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 11, 97

Das verflixte 7. Jahr


oder die Reise nach Jerusalem der BIS-LOK-User-Group

Wolfgang Paulus, Karin Weishaupt

1. Das verflixte 7. Jahr

Das verflixte 7. Jahr hat die BIS-LOK-User-Group ein wenig aus der Bahn gebracht: Während sonst die Treffen etwa im Jahresabstand im Frühjahr fällig waren, wurde 1997 nicht nur zum sechsten Treffen im März an die Humboldt-Universität Berlin eingeladen; das siebte Treffen folgte schon Ende September desselben Jahres in Gelsenkirchen im Institut Arbeit und Technik. Grund dafür war in erster Linie der Konkurs des Herstellers DABIS im Juni 1997 und die Übernahme durch die israelische Firma Ex Libris im Juli. Daraus resultierte in den letzten Monaten ein überdurchschnittlich hoher Gesprächsbedarf innerhalb der Anwendergruppe, wie es denn nun mit BIS-LOK weitergehen sollte.

2. Abriß der Vorgeschichte

Die BIS-LOK-User-Group traf sich erstmalig im März 1992 in Gelsenkirchen mit knapp 60 Personen1). Weiter ging es ein Jahr später am selben Ort2); und für Mai 1994 lud die Bibliothek des Bischöfliches Priesterseminars St. German nach Speyer ein3). Bis dahin war jedes Jahr ziemlich regelmäßig zur Tagung eine neue Version von BIS-LOK ausgeliefert worden; in Speyer war der Stand BIS-LOK 2.1 erreicht. Hauptthema der Tagungen war die Zusammenstellung von Wünschen und Forderungen an den Hersteller in bezug auf die Weiterentwicklung des Systems.

In Hinblick auf diese Zielsetzung stand die nächste Tagung, zu der die Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung nach Brühl eingeladen hatte, unter einem schlechten Vorzeichen. Es traf sich zwar eine viel größere Gruppe als vorher, da erstmalig nicht nur die eingeladen waren, die BIS-LOK unter UNIX einsetzten, sondern alle, die dieses System unter einem beliebigen Mehrplatz-Betriebssystem benutzen. Die Aufstellung neuer Wunschlisten war schwierig, da die neue Version 3.0 zwar angekündigt war, aber noch lange auf sich warten ließ. So arbeiteten alle immer noch mit derselben Programmversion wie auf der vorhergehenden Tagung. Das Tagungsprotokoll setzte sich folglich zu großen Teilen aus Textbausteinen zusammen, die den früheren Protokollen entnommen waren4).

Für diese angekündigte neue Version BIS-LOK 3.0 hatte DABIS vorgesehen, der endgültigen Auslieferung einen Beta-Test in der Praxis vorzuschalten - ein sicher begrüßenswertes Vorgehen. Dieser Beta-Test war kurz vor der Tagung 1996 an der Universität zu Köln abgeschlossen; und die Vertreterinnen und Vertreter der Bibliotheken, die am Beta-Test teilgenommen hatten, wurden von den anderen mit Fragen überschüttet5).

Im Laufe des Jahres 1996 wurde BIS-LOK 3.0 zwar ausgeliefert, aber nur sehr zögerlich angenommen. Diese Version lief sehr instabil, so daß sich viele an den Umstieg nicht recht herantrauten. Außerdem hatten sich die Hardware-Anforderungen durch die neuen Funktionen erheblich erhöht. Ein gravierendes Problem bestand auch darin, daß man die neue Version nicht so einfach bedienen konnte. Frühere Release-Wechsel hatten in dieser Hinsicht nie Schwierigkeiten bereitet; aber die neue Version, vor allem deren Erwerbungskomponente, die völlig umprogrammiert worden war, war ohne vorhergehende Schulung praktisch nicht bedienbar.

Bis zur sechsten Tagung an der Humboldt-Universität Berlin im März 1997 arbeiteten daher viele Bibliotheken noch immer mit BIS-LOK 2.1 oder sogar 2.0. Es war daher schwer, eine gemeinsame Diskussionsgrundlage zu finden. Außerdem häuften sich die Gerüchte, daß Firma DABIS erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten hatte. Wozu sollte man über die Weiterentwicklung von BIS-LOK diskutieren, wenn gar nicht sicher war, ob die Firma und ihr Produkt noch lange bestehen würden? Die Unsicherheit wurde eher noch verstärkt dadurch, daß die anwesenden Firmenvertreter/innen die neuen Produkte Colibri, den WWW-OPAC zu BIS-LOK, und vor allem Virtua anpriesen. Für letzteres Produkt hatte DABIS die Vertriebsrechte für Deutschland von der amerikanischen Firma VTLS übernommen. Insgesamt war die Stimmung in Berlin eher etwas gedämpft.

Danach überschlugen sich die Ereignisse. DABIS lud zu einem Kundenforum im Rahmen des Bibliothekskongresses in Dortmund im Mai 1997 ein. Dort wurde angekündigt, daß die Firma kurz vor einer Fusion mit einer großen Unternehmensberatung stehe, die selbst auch ein bibliothekarisches Produkt vertreibt. Der Name wurde nicht bekannt gegeben, so daß ein Rätselraten in größerem Umfang einsetzte.

Zu dieser Fusion kam es aber nicht. Erst kamen Gerüchte, dann verläßliche Informationen darüber, daß die Firma am 5. Juni 1997 Konkurs angemeldet hatte.

Einen Monat später stand fest, wer die Nachfolge-Firma war. Die israelische Firma Ex Libris, die das an der Hebräischen Universität Jerusalem entwickelte Produkt Aleph vertreibt und bereits in ca. 30 Ländern tätig ist, übernahm die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von DABIS, sofern diese nicht von sich aus in der Phase der Ungewißheit abgewandert waren. Sie übernahm die Rechte an BIS-LOK und BIS, und sie übernahm die bestehenden Verträge weitgehend. Der deutsche Zweig der Firma ist seit dem 4. Juli 1997 unter dem Namen ExL Gesellschaft für Datenbank-Informationssysteme mbH mit Sitz in Hamburg tätig.

Über diese Entwicklungen versuchte das Institut Arbeit und Technik laufend Informationen an die Mitglieder der User-Group zu verbreiten. Erleichtert wurde das durch die Möglichkeiten der elektronischen Kommunikation. Das IAT verfügt über einen E-Mail-Verteiler, mit dem zur Zeit 150 Mitglieder der Anwendergruppe praktisch ohne Arbeit für den Versand und Portokosten erreicht werden können. Inhalte für diese Kommunikation lieferte freundlicherweise auch DABIS bzw. ExL, damit nicht einfach spekuliert zu werden brauchte; nicht abgesicherte Gerüchte hätten eher weiter zur Verunsicherung beigetragen als diese abgebaut.

Aus diesem regen Austausch von Informationen resultierte das Bedürfnis, das nächste Anwendertreffen vorzuziehen. So wurde für den 29./30. September 1997 nach Gelsenkirchen eingeladen. Die Resonanz auf diese Einladung bestätigte die Entscheidung des vorgezogenen Termins: bis zum vorgesehenen Anmeldeschluß lagen so viele Anmeldungen aus ganz Deutschland, den Niederlanden und sogar Spanien vor, daß bei allen später eingehenden abgesagt werden mußte, weil die Tagungskapazitäten des Institutes schlichtweg erschöpft waren.

Die Firma ExL / Ex Libris nahm die Tagung sehr erst: Der Geschäftsführer Azriel S. Morag reiste aus Tel Aviv an, aus Luxemburg kam Marc Daubach, Vertriebsleiter Europa von Ex Libris; und die deutsche Firma ExL war mit vier Personen vertreten, nämlich Michael Lütgen und Uwe Kipper, Geschäftsleiter, sowie Claudia Isbir und Birgit Mahlke, Projektleiterinnen.

3. Die Firma Ex Libris / ExL

Wer über einen Internet-Anschluß verfügt, kann sich über die Firma Ex Libris unter der Adresse http://www.aleph.co.il informieren; auch der deutsche Zweig hat einen WWW-Server, der unter der Adresse http://www.exl.de zu erreichen ist.

Vor der Übernahme von DABIS hatte Ex Libris in Deutschland vier Kunden, und zwar die Bayer AG in Leverkusen, die Hüls AG in Marl, das Europäische Währungsinstitut in Frankfurt und DESY, das Deutsche Elektronen-Synchroton in Hamburg. Die Firma geht mit solchen Informationen recht offen um, sie sind im Internet abrufbar. Dort finden sich auch die Namen der Kunden im internationalen Bereich, zu denen z. B. CERN und die International Telecommunications Union in Genf, der Verbund der päpstlichen Bibliotheken im Vatikan, die polnische und die türkische Nationalbibliothek, das National Academic Library Network in Israel, das Public and Research Libraries' Network in Dänemark, der Verbundkatalog Luxemburg und diverse andere gehören.

Ex Libris ist - wie früher DABIS - ausschließlich im Bereich der Bibliotheksautomatisierung tätig und hat die alleinigen Vertriebsrechte für das Produkt ALEPH. Dieses wurde Anfang der 80er Jahre von Aleph Yissum Ltd., einer Privatfirma im Besitz der Hebrew University of Jerusalem, entwickelt. 1986 schloß diese Firma einen Vertriebspartnerschaftsvertrag mit der Firma Ex Libris Ltd. ab, und 1995 wurden die Aktivitäten beider Firmen in einer Gesellschaft zusammengeführt.

Der Tätigkeitsbereich dieser Firma umfaßt neben der Entwicklung und dem Vertrieb die Installation, Pflege, Wartung und den Support des Programms Aleph sowie Schulungen und die Umsetzung individueller Anforderungen im Rahmen von Projekten.

Die Hauptgeschäftsstelle befindet sich in Tel Aviv, das Entwicklungszentrum in Jerusalem. Geschäftsstellen gibt es in Luxemburg, Prag, Kopenhagen, Buenos Aires, Sao Paolo und Syracuse, USA. Hinzu kommen Distributoren und Agenten in verschiedenen Ländern.

Von der Mitarbeiterzahl her ist das Unternehmen nicht groß; vor der Übernahme von DABIS zählte es etwas über 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, neuerdings knapp 70, jeweils ohne die Belegschaft der Vertriebspartner.

In der deutschen Geschäftsstelle in Hamburg oder auch dem deutschen Firmenzweig ExL waren zur Zeit der Tagung 26 Personen tätig, drei Stellen für Diplom-Bibliothekar/innen waren gerade ausgeschrieben. Geschäftsführer von ExL ist Azriel S. Morag, der gleichzeitig Geschäftsführer der internationalen Firma ist. Die Geschäftsleitung liegt bei Michael Lütgen für den Bereich Technik und Projekte und Uwe Kipper für den Bereich Finanzen, Controlling und Administration.

ExL wird weiterhin die alten Produkte BIS-LOK und BIS betreuen; Mitte September ist die Entscheidung gefallen, einige Personen ausschließlich für BIS-LOK abzustellen. Die bei DABIS bestehenden Verträge sind übernommen worden, sofern sie keine unerfüllbaren Komponenten beeinhalteten; darunter ist die Auslieferung von Software-Modulen, die nicht mehr entwickelt werden, sowie die Unterstützung von einigen Betriebssystemen zu verstehen, die nicht sehr verbreitet sind und daher aus der Angebotspalette gestrichen worden sind. Da zur Zeit keine Geschäftsbeziehungen zur Firma Geotronic bestehen, sind Verträge, die BibWork einbeziehen, nicht übernommen worden.

Außerdem entwickelt und vertreibt ExL eine deutsche Version von Aleph; zu den Aufgaben gehören außerdem Installationen, Support und die Durchführung von Schulungen.

4. Das Produkt Aleph

Während Aleph in seinen Anfängen aus dem Beginn der achtziger Jahre stammt, ist das neuerdings vertriebene Aleph 500 noch sehr jung. Es handelt sich um ein Produkt, das die Anforderungen moderner Software-Technologie in vollem Umfang erfüllt: Es ist nach dem Prinzip der Client-Server-Architektur strukturiert, basiert auf einer Oracle-Datenbank, hat eine Z39.50-Schnittstelle, arbeitet mit grafischen Oberflächen und bezieht in zunehmendem Maße die WWW-Oberfläche ein.

Die Herkunft aus einem multi-kulturellen Land ist unverkennbar: Mehrsprachigkeit ist selbstverständlich, das Umschalten zwischen hebräischer und englischer Oberfläche funktioniert auf Knopfdruck, der arabische Zeichensatz ist kein Problem.

Da das System für Verbundsysteme konzipiert wurde, ist die Recherche in mehreren Datenbanken parallel ohne weiteres möglich. Ein WWW-OPAC liegt vor.

Entwickelt wird das System auf Sun Workstations und IBM-AIX-Maschinen, eine Portierung erfolgt auf Maschinen von DEC und HP. Folglich läuft Aleph zur Zeit unter den UNIX-Derivaten IBM-AIX, DEC-UNIX, HP-UX und Sun-Solaris; eine Portierung auf Windows NT ist für das dritte Quartal 1998 vorgesehen.

Bisher basiert ALEPH auf internationalen Standards. Eine erste Beschäftigung mit dem deutschen Datenformat MAB und den deutschen Katalogisierungsregeln erfolgte schon vor der Übernahme von DABIS anläßlich der Beteiligung an einer österreichischen Ausschreibung. Die Anpassung an die deutschen Standards ist eine der derzeitigen Hauptaufgaben von ExL. Eine deutschsprachige Oberfläche war zur Zeit der Tagung in Arbeit, die Fertigstellung bis zur Frankfurter Buchmesse wurde angestrebt.

Aleph 500 ist ein integriertes Bibliothekssystem mit allen bekannten Modulen: Katalogisierung, OPAC, Ausleihe, Erwerbung und Zeitschriftenverwaltung. Es wird ergänzt durch diverse Batchprozeduren, z. B. zur Erstellung der verschiedensten Listen.

5. Der Verlauf der 7. Tagung der BIS-LOK-User-Group

Das gastgebende Institut Arbeit und Technik stellte die beiden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekte des Servicebereichs insbesondere in Hinblick auf ihre Nutzbarkeit für die BIS-LOK-User-Group vor. Das ist erstens das Projekt LibLink, in dessen Verlauf eine Software entwickelt worden ist, mit der MAB-Daten zur Nutzung in Textverarbeitungs- und Datenbanksystemen sowie WWW-Seiten in beliebige Zitierformate umformatiert werden können6); zweitens handelt es sich um das Projekt DynPubLib = Dynamic Publishing by Special Libraries in the Internet7).

Das Hauptprogramm am Nachmittag des 29.9.97 eröffnete Dr. Josef Hilbert, Leiter der Abteilung Dienstleistungssysteme mit einigen Statements zu seinen Erwartungen an eine kundenfreundliche Bibliothek und der dazu notwendigen Technikunterstützung. Er betonte, daß gerade in Zeiten knapper werdender Ressourcen einmal getätigte Investitionen geschützt werden müssen, daß insbesondere mittelständische Bibliotheken vor gravierenden Problemen stehen, wenn sie ihr Bibliothekssystem gefährdet sehen, und wünschte viel Erfolg bei der Suche nach gangbaren Wegen in die Zukunft.

Azriel S. Morag stellte anschließend die Firmengruppe Ex Libris Ltd. vor. Michael Lütgen schloß sich mit einer Vorstellung der Firma ExL GmbH und ihrer Strategie in bezug auf BIS-LOK an.

Danach fand eine Premiere für Deutschland statt: die Präsentation von Aleph 500 mit einer schon weitgehend ins Deutsche übersetzten Oberfläche. Für Claudia Isbir und Birgit Mahlke stellte diese Aufgabe sicherlich einen gewissen Nervenkitzel dar, wenn man bedenkt, daß ExL sich erst seit knapp drei Monaten mit Aleph beschäftigt und gerade in der ersten Zeit genug durch organisatorische Fragen in Anspruch genommen wurde.

Am nächsten Morgen wurden die Tagungsteilnehmer/innen vor die schwierige Entscheidung gestellt, ob sie lieber über BIS-LOK-Sachfragen diskutieren oder sich Referate über Alternativ-Strategien anhören wollten.

Für ersteres entschied sich eine kleinere Gruppe. Die Diskusion dort kreiste aber eindeutig mehr um Fragen der Strategie für die Zukunft als wirkliche Sachprobleme der Alltagsarbeit mit BIS-LOK.

Die größere Gruppe wurde von Petra Schmitz, einer Vertreterin der Firma LARS, zu einem Workshop eingeladen, bei dem eben dieses Produkt vorgestellt wurde.

Dr. Alfred Blum, RWTÜV Essen, referierte über den geplanten Einsatz eines Bibliotheksprogramms unter SAP R/3, worin er eine Alternative für Unternehmen sah, die SAP R/3 einsetzen oder einsetzen wollen. Dieses Bibliotheksprogramm ist beim WDR in Köln entwickelt worden. Herr Morag ergänzte später, daß es auch ein Interface von Aleph zu SAP gibt, an dem bereits einige deutsche und Schweizer Großunternehmen Interesse gezeigt haben.

Michael Lackhoff, Hochschule der Franziskaner und Kapuziner in Münster, stellte Allegro und BIS-LOK im Vergleich dar. Seine persönlichen Präferenzen liegen zwar bei ersterem System; doch konnte er nicht recht den Eindruck abwehren, daß der Einsatz von Allegro noch immer einen gehörigen Anteil von Eigenarbeit bedeutet. Die Stärke von Allegro, seine Konfigurierbarkeit, kann gleichzeitig als seine Schwäche angesehen werden, wenn in einer Bibliothek lediglich bibliothekarisches Know-How und wenig EDV-Wissen vorhanden ist.

Marc Daubach, Vertriebsleiter Europa von Ex Libris, erläuterte in einem sehr technisch geprägten Vortrag die Systemarchitektur von Aleph. Denjenigen unter den Anwesenden, die genügend technisches Verständnis mitbrachten, wurde der gut durchdachte, flexible Aufbau des Systems deutlich, während sich andere offenkundig überfordert fühlten.

Im Plenum wurden die beiden Stränge Aleph und BIS-LOK durch ein Kurzreferat von Dr. Frank Halisch, Max-Planck-Institut für psychologische Forschung, über erste Erfahrungen mit dem WWW-OPAC von Aleph auf einer BIS-LOK-Datenbank wieder zusammengeführt. Herr Dr. Halisch arbeitet in seiner Bibliothek nicht mit Aleph, hat aber seine Daten zur Verfügung gestellt, damit daran die Zusammenführung dieser beiden Komponenten getestet werden konnte. Das Ergebnis steht im Internet auf dem WWW-Server von ExL zur Verfügung.

Dr. Rolf Thiele, Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, schloß einige Statements zu seiner WWW-OPAC-Lösung an. In Köln ist mit relativ geringem Aufwand ein eigener WWW-OPAC entwickelt worden, der die Daten einer BIS-LOK-Datenbank im Internet zugänglich macht. Herr Dr. Thiele beabsichtigt, die Adresse über die BIS-LOK-Mailing-Liste bekannt zu geben und seine Lösung auch anderen Interessierten zur Verfügung zu stellen.

Die Tagung endete mit einer Plenumsdiskussion zu allen noch offenen Fragen. Ein kurzes Treffen der Arbeitsgemeinschaft kirchlicher Bibliotheken schloß sich an.

Bei der Tagung waren nicht nur BIS-LOK-Anwender/innen anwesend, sondern auch drei Anwender von BIS. Unabhängig vom BIS-LOK-Treffen wurde am Tag danach in Recklinghausen ein Treffen der BIS-Anwender/innen durchgeführt.

6. Resümee der Tagung

Während der Abschlußdiskussion wurde ein Meinungsbild erstellt, bei dem sich die Anwesenden zwischen vier Möglichkeiten entscheiden sollten.

Wie kam es nun zu diesem bunt gemischten Bild? Bei aller Kritik, die in den letzten Jahren an BIS-LOK laut geworden war - irgendwie hat man sich an sein gutes altes BIS-LOK gewöhnt und weiß inzwischen, wie man die Klippen umschifft. Daß man mit BIS-LOK arbeiten kann, und zwar gar nicht so schlecht, stellt niemand in Frage.

Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist aber, daß BIS-LOK nicht mehr "state of the art" ist; das müssen auch die entschiedensten BIS-LOK-Befürworter/innen zugeben.

An diesem Zwiespalt orientiert sich auch die Strategie von ExL in bezug auf BIS-LOK. Es wird - glaubhaft! - zugesichert, daß BIS-LOK weiter gepflegt und supportet wird. In der Tat hat kurz vor der Tagung die Auslieferung der fehlerbereinigten Version 3.1 begonnen.

Die Weiterentwicklung von BIS-LOK wird aber nur noch moderat erfolgen und sich beschränken auf Verbesserung der Stabilität, Vereinfachung des administrativen Umfelds, Verbesserung der Performance und Oberflächengestaltung sowie Anpassung an MAB 2. Die Funktionalität wird nicht mehr erweitert, es wird kein Wechsel auf eine Standard-Datenbank erfolgen, es wird keine grafische Oberfläche geben.

Wann der Punkt erreicht ist, an dem die weitere Pflege von BIS-LOK technisch und wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll ist, blieb offen. Niemand sprach offen aus, daß es ihn eines Tages geben wird; trotzdem zweifelt wohl niemand daran, daß dieser Punkt in gar nicht so ferner Zukunft liegt.

Unbestritten bei den Firmenvertretern war und ist auch, daß BIS-LOK für kleinere Bibliotheken besser geeignet ist als Aleph bei seinem jetzigen Entwicklungsstand. Vor allem solange die Windows-NT-Version von Aleph noch nicht vorliegt, ist dieses System für kleine Bibliotheken - etwa mit bis zu zehn Arbeitsplätzen - überdimensioniert. In Novell-Umgebungen läuft Aleph nur, wenn dafür ein Windows-NT-Server eingerichtet wird. Außerdem setzt Aleph die Verwendung von TCP/IP voraus. Dieses System kommt nun mal aus dem Bereich der Universitätsbibliotheken und Verbundsysteme und kann diese Herkunft nicht verleugnen. Von daher ist die Unsicherheit für kleine Anwendungen eindeutig am größten, ob Aleph sich nun für den Einsatz eignet oder nicht.

Daß Aleph das weitaus modernere und technologisch mit Abstand bessere System ist, wird niemand leugnen, der sich mit beiden Systemen beschäftigt hat. Trotzdem fällt die Entscheidung für dieses System zur Zeit noch recht schwer, weil schon das internationale Aleph 500 noch sehr jung und die deutsche Version schlichtweg noch nicht einsatzbereit ist. Man hat eben nicht in wenigen Wochen das MAB-Datenformat und die RAK-Katalogisierung nachgebildet. Daher kann sich zur Zeit niemand vorstellen, wie die Verarbeitung von mehrbändigen Werken aussieht. Auch die Frage, wie unselbständige Literatur verarbeitet wird, konkret wie die Katalogisierung von Aufsätzen aus Büchern erfolgt, mußte für Aleph offen bleiben, während dieses Problem in BIS-LOK sehr gut gelöst ist.

Der Umstieg für Aleph wird von der Firma für alle BIS-LOK-Kunden sehr erleichtert dadurch, daß die Investionskosten fast komplett wegfallen, sofern sie einen Pflege- und Betreuungsvertrag haben. Allerdings soll die Datenkonversion nach Aufwand berechnet werden; was das heißt, dazu waren keine Aussagen möglich. Außerdem ist der Schulungsaufwand für Aleph recht hoch; empfohlen wird eine viertägige Systemschulung und eine ebenfalls viertägige bibliothekarische Schulung. Zu Preisen dafür konnte lediglich gesagt werden, daß diese etwa den alten Preisen von DABIS entsprechen. ExL wird aber in den nächsten Wochen einen Arbeitsschwerpunkt darauf legen, Migrationsstrategien zu entwickeln und daraus für Interessierte Angebote abzuleiten.

Positiv vermerkt werden kann, daß die Reaktionszeiten der Firma in den letzten Wochen auf Anfragen aller Art sehr kurz waren. Außerdem war sympathisch, daß offenbar nicht mit leeren Versprechungen gearbeitet wird. Besser, es wird ein Termin genannt, der noch etwas entfernt erscheint, als ein kurzfristiger Termin, der doch nicht eingehalten wird!

7. Die nächsten Schritte

Wer sich für ein detailliertes Tagungsprotokoll interessiert, kann dieses über den WWW-Server des Instituts Arbeit und Technik abrufen8) der - sofern kein Internet-Anschluß vorhanden ist - schriftlich anfordern. Allen im Institut Arbeit und Technik bekannten BIS-LOK-Anwender/inne/n ist es bereits zugestellt worden.

ExL wird in Kürze regionale Präsentationen von Aleph durchführen, bei denen alle Interessierte die Gelegenheit haben, sich (nochmal) ausführlicher mit diesem System zu beschäftigen.

Schon einen Tag nach der Tagung wurde der nächste Termin festgelegt. Dr. Herbert Pohl lädt für den 5. und 6. März 1998 zur achten Tagung der BIS-LOK-User-Group ins Bischöfliche Priesterseminar St. German in Speyer ein. Einladungen werden noch verschickt.

In Speyer soll nicht nur weiterdiskutiert werden, sondern es sollen auch andere Firmen die Gelegenheit bekommen, ihre Produkte als mögliche Alternativen vorzustellen. Firmen, die Interesse haben, ihr Produkt zu präsentieren oder zumindest mit einem Informationsstand vertreten zu sein, sind ausdrücklich aufgefordert, sich an Herrn Dr. Pohl zu wenden (Tel. 06232 / 73030 oder 75490, Fax 06232 / 73152). Es sind alle zur Präsentation notwendigen Geräte mitzubringen.

Ob dieses Treffen im Frühjahr 1998 ausreicht, bleibt abzuwarten. Wie bereits erwähnt, ist allen BIS-LOK-Anwendern, die einen gültigen Pflege- und Betreuungsvertrag haben, Aleph von ExL zu sehr günstigen Konditionen angeboten worden. Allerdings muß der Firma bis zum 31.12.1998 ein Vertrag oder zumindest eine verbindliche Absichtserklärung vorliegen, daß Aleph eingesetzt werden soll. Nach diesem Termin ist der normale Preis für Aleph zu zahlen, der zwar noch nicht bekannt, aber nicht gerade niedrig ist.

Daher besteht ein gewisser Entscheidungsdruck spätestens im Herbst 1998 für alle BIS-LOK-Anwender, die den Umstieg auf Aleph in Erwägung ziehen. Je nach Situation im Frühjahr und weiterem Verlauf der Diskussionen und Entwicklung von Aleph muß also auch 1998 eine zweite Tagung im Herbst durchgeführt werden.

Geht die Reise der Mehrheit der BIS-LOK- und BIS-Anwender/innen nach Jerusalem? Bis alle offenen Fragen beantwortet sind und wieder in Ruhe normal die Alltagsarbeit erledigt werden kann, wird noch einiges Wasser den Jordan herunterfließen.

1) Paulus, Wolfgang / Weishaupt, Karin: Zweieinhalb Jahre Erfahrung mit elektronischer Katalogisierung oder wie macht man aus einer BIS-Dampf-LOK einen BIS-ICE? In: BIBLIOTHEKSDIENST 26 (1992), S. 832-842

2) Paulus, Wolfgang / Weishaupt, Karin: Reiseziel optimale Bibliotheks-Software: BIS-LOK 2.0: noch kein ICE, aber beinahe schon ein IC. In: BIBLIOTHEKSDIENST 27 (1993), S. 634-652

3) Paulus, Wolfgang / Weishaupt, Karin: Können sich Bibliothekarinnen und Bibliothekare mit Hilfe von BIS-LOK ins vierte Jahrtausend ihrer beruflichen Existenz retten? In: BIBLIOTHEKSDIENST 28 (1994), S. 1082-1096

4) Weishaupt, Karin: Von Blut zu Blume: die BIS-LOK-unterUNIX-Treffen sind zu Tagungen über BIS-LOK unter Mehrplatz-Betriebssystemen geworden. In: BIBLIOTHEKSDIENST 29 (1995), S. 971-979

5) Weishaupt, Karin: Der 5. Geburtstag der BIS-LOK-Treffen: the same procedure as every year. In: Bibliotheksdienst 30 (1996), S. 926-935

6) Paulus, Wolfgang / Weishaupt, Karin: Bibliotheksdaten werden mehr wert: LibLink wertet bibliothekarische Dienstleistungen auf. In: ABI-Technik 16 (1996), S. 245-256.
Elektronisch im Internet: http://iat-info.iatge.de/sik/proinfos/pr_llink.html

7) Weishaupt, Karin: Dynamisches Publizieren im Internet - eine neue Aufgabe für wissenschaftliche Bibliotheken: DFG-Projekt des Instituts Arbeit und Technik. In: Weiter auf dem Weg zur Virtuellen Bibliothek: 2. InetBib-Tagung vom 10.-11. März 1997 in Potsdam. Hrsg. von Beate Tröger. Dortmund u. a. 1997, S. 93-97.
Weishaupt, Karin: Dynamisches Publizieren im Internet: der Servicebereich Information und Kommunikation des Instituts Arbeit und Technik und sein Projekt DynPubLib. In: ProLibris 2 (1997), H. 3, S. 176-177.
Elektronisch im Internet: http://iat-info.iatge.de/sik/proinfos/pr_dpl.html

8) Zu erreichen über die BIS-LOK-Informationsseite unter der Adresse http://iat-info.iatge.de/sik/forsch/fo_blum.html


Stand: 04.09.97
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