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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 11, 97

Zeitungen des Instituts für Zeitungsforschung Dortmund in der Zeitschriftendatenbank (ZDB)


Ein DFG-Projekt

Jennifer Potten

Zeitungen in der ZDB
Die frühere Zeitungskommission des Deutschen Bibliotheksinstituts hat sich über Jahre unter anderem mit der Verbesserung des Nachweises von Zeitungen auseinandergesetzt. Nachdem die Zeitschriftendatenbank (Deutsches Bibliotheksinstitut / Staatsbibliothek Berlin) institutionalisiert worden war, konzentrierte sich die Diskussion darauf, ob und unter welchen Voraussetzungen die Aufnahme von Zeitungen in die ZDB empfohlen und realisiert werden kann. Eine Schlüsselfrage dabei war das Titelaufnahmeformat ZETA der ZDB.

In Expertengesprächen wurden, nach gründlicher Vorbereitung der Zeitungskommission und der Zentralredaktion der ZDB, alle diejenigen Punkte besprochen, bei denen Zeitungs- von Zeitschriftentitelaufnahmen abweichen. In diesen Gesprächen wurden Auslegungen von ZETA gefunden, die eine Zeitungstitelaufnahme möglich machen - wenn auch beiden Seiten klar war, daß die Anforderungen hoch sind und die Umsetzung vorhandener Zeitungstitelaufnahmen in das Titelaufnahmeformat der ZDB schwierig bleiben wird. Das liegt einerseits daran, daß die Zeitungstitelaufnahmen auch in personell gut ausgestatteten wissenschaftlichen Bibliotheken an vielen Stellen nicht den Anforderungen der ZDB entsprechen, und daß andererseits die ZETA-Regeln in einem zentralen Punkt das Wesen der Zeitung verfehlen und auch die Benutzerwünsche nicht treffen: Das ist die Gliederung des Erscheinungsverlaufs von Zeitungen nach Titeländerungen (Split-Entry). Für Zeitungen ist die Zusammenfassung als Zeitungsunternehmen gerade aus Benutzersicht bedeutsam. Es schien aber auf der einen Seite unrealistisch, die ZETA-Regeln in diesem Punkt, der - was Zeitschriften betrifft - auch international eingeführt ist, zu revidieren. Auf der anderen Seite bringt der Nachweis von Zeitungen in der ZDB großen Nutzen - nicht nur für die beteiligten Bibliotheken, sondern gerade für die Benutzer, mit sich und so mußte dieser Nachteil für die Zeitungskatalogisierung in der ZDB hingenommen werden.

Entstehung der Projektidee

Nach diesem Diskussionsstand konnte es nur noch darum gehen, nun möglichst viele Zeitungen in die ZDB aufzunehmen. Dieses Interesse teilte die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die über Jahre die Mikroverfilmung von Zeitungen als bestandserhaltende Maßnahme gefördert hat und fördert. Die DFG verlangt als Eigenbeitrag in diesem Förderprogramm unter anderem die Titelaufnahme und den Nachweis der Bestände in der ZDB. Parallel hierzu hat die DFG die Anträge der Staatsbibliothek zu Berlin und des Instituts für Zeitungsforschung (Dortmund) genehmigt, Diplombibliothekare befristet mit dem Einbringen der dort vorhandenen Zeitungen in die ZDB zu beauftragen. Die Berliner Staatsbibliothek besitzt einen der größten Zeitungsbestände in Deutschland, das Institut für Zeitungsforschung in Dortmund ist die größte Spezialbibliothek für Zeitungen.

Zeitungsbestand des Instituts

Das Institut für Zeitungsforschung bezieht laufend über 70 Zeitungen, deren Archivierung überwiegend auf Mikrofilm erfolgt (Bestand ca. 80.000 Mikrofilmrollen), ferner liegen ca. 27.000 Zeitungsbände vor. Der Zeitungsbestand ist geographisch, inhaltlich und zeitlich breit gefächert. Viele Zeitungsunternehmen sind fast vollständig vorhanden, wie z.B. westfälische und Dortmunder Zeitungen, aber auch überregional verbreitete Blätter. Zudem sind Zeitungsbestände aus pressehistorisch bedeutsamen Zeitabschnitten, wie der Märzrevolution 1848, besonders zahlreich vorhanden. Neben überregional verbreiteten Zeitungen hat das Institut auch Bestände von regional und lokal verbreiteten Blättern, die selten überliefert sind. Der gesamte Zeitungsbestand umfaßt ca. 2.500 Signaturen, d.h. Zeitungsunternehmen, die unter Berücksichtigung der Split-Entry-Regelung der ZDB ca. 3.750 Zeitungstiteln im ZETA-Format entsprechen.

Durchführung des Projektes im Institut

Das seit 1992 laufende Projekt hat zum Ziel, alle Zeitungsbestände des Instituts online in die ZDB einzubringen. In den Jahren davor waren nur wenige Bestände des Instituts durch das Hochschulbibliothekszentrum (Köln) in die ZDB aufgenommen worden. Das HBZ erhält schon seit den Zeiten des Regionalkataloges einen Satz Katalogkarten aus dem Institut für Zeitungsforschung. In den letzten Jahren sind Neuzugänge an Zeitungen - in der Regel Mikroverfilmungen - auf diese Weise auch parallel zum DFG-Projekt in die ZDB gelangt. Die Prüfung der bereits in der ZDB enthaltenen Titel zeigte erhebliche Lücken und Mängel, da die Eingaben des HBZ zunächst unkoordiniert mit dem Institut erfolgten. Zusätzlich hierzu ergaben sich weitere Korrekturnotwendigkeiten, da bspw. Bestände inzwischen vervollständigt werden konnten und Signaturen ergänzt werden mußten. Absprachen zwischen dem Institut und dem HBZ verhindern nun Fehlinterpretationen der Katalogkarten. Es ist zu hoffen, daß Bestände von Neuzugängen über das HBZ künftig fehlerfrei in die ZDB gelangen; für Zeitungstitelaufnahmen kann dies nicht gelten, da die Katalogkarten des Instituts allein dafür nicht genügen.

Als Grundlage der Bestandserfassung reichen die Katalogkarten des Instituts im allgemeinen aus. Für neue Titelaufnahmen nach ZETA-Regeln fehlen aber notwendige Angaben, und so ist Autopsie, zum Teil auch bibliographische Recherchearbeit erforderlich. Das Anhängen von Bestandssätzen an schon bestehende Titelaufnahmen ist wenig aufwendig, die Erstellung neuer Titelaufnahmen hingegen ist komplex und zeitaufwendig. Das gilt z. B. für das präzise Ermitteln von Titeländerungen und den genauen Erscheinungsverläufen dieser Titel, aber auch für das Identifizieren von Ausgaben.

Stand und Zukunft des Projektes

Für die Eingabe der Zeitungen wurden inhaltliche Schwerpunkte gesetzt: Zunächst sollten die Dortmunder und westfälischen Blätter, die in der ZDB noch kaum vertreten waren, eingebracht werden. Danach wurden die laufend erworbenen Zeitungstitel und -bestände nachgewiesen. Außerdem wurden die mit DFG-Mitteln geförderten Verfilmungen der Presse der Märzrevolution und der deutschen Exilpresse sowie die durch die Stiftung VW-Werk geförderten Verfilmungen von großen überregional verbreiteten Zeitungen der Vorkriegszeit bearbeitet. Gegenwärtig steht die Erfassung der als Mikroverfilmungen vorliegenden Zeitungsbestände und -titel im Vordergrund, da sie - bedingt durch ihre gute Nutzbarkeit - eine hohe Leihverkehrsrelevanz aufweisen. Zuletzt soll der dann noch fehlende Bestand an Originalzeitungen, die teilweise auch parallel als Verfilmung vorliegen, angeschlossen werden. Mit Stand September 1997 sind 37 % (= 1.382 Titel) des Zeitungsbestandes des Instituts in der ZDB korrekt nachgewiesen. Das Projekt wird noch bis Januar 1998 von der DFG finanziert, eine nochmalige Verlängerung wird erbeten, um alle diejenigen Zeitungstitel in die ZDB einzubringen, für die ein hoher personeller Aufwand erforderlich ist, um den Niveauunterschied zwischen der Titelaufnahme des Instituts für Zeitungsforschung einerseits und der elaborierten Aufnahme nach ZETA andererseits auszugleichen.


Stand: 12.11.97
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