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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 8, 97

OSCAR and OhioLINK

Ein Vergleich mit deutschem Lokalsystem und regionalem Verbund

Monika Münnich

0 Vorbemerkung

Anläßlich eines Besuches von OCLC1) (Online Computer Library Center in Dublin, Ohio) hatte ich den Auftrag des Bibliotheksservicezentrums Baden-Württemberg, die Wechselwirkung des lokalen Katalogisierungsmoduls der Ohio State University - OSU - (und dessen OPAC mit dem Namen OSCAR) und dem staatlichen Verbund OhioLINK anzusehen. Der Vergleich ist für die deutsche Landschaft von besonderer Bedeutung, da die lokale Katalogisierung der OSU und des Verbundes OhioLINK als Modell für den Kooperativen Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg (KoBV) diente.

1 Merkmale der direkt und indirekt betroffenen Institutionen
1.1 Ohio State University und OSCAR (Ohio State Catalog for Automated Retrieval)

OSCAR ist das EDV-Bibliothekssystem der Ohio State University. An OSCAR nehmen die Hauptbibliothek mit den verschiedensten Sondersammlungen (Special Collections) sowie 19 Fachbibliotheken des Campus teil. In OSCAR findet man Zugang zu 4,8 Millionen bibliographischen Nachweisen, 33 000 Zeitschriften und 3,8 Millionen Microfiches. Damit ist OSCAR die achtzehngrößte universitäre Sammlung innerhalb der USA. OSCAR bietet aber auch den Zugriff auf zahlreiche elektronische Informationsressourcen - alle erreichbar über PCs innerhalb und außerhalb der zahlreichen Bibliotheken.

1.2 OhioLINK

OhioLINK ist ein Bibliotheks- und Informationsverbund des Staates Ohio, der Universitäten, Colleges, Schul- und Kommunalbibliotheken sowie die State Library von Ohio miteinander verbindet. OhioLINK ist eine Serviceeinrichtung für Bibliotheken mit folgendem Angebot:

Einige Meilensteine in der Geschichte von OhioLINK: Weitere interessante Statistiken

Anfragen: Der Zentralkatalog erhält mit über 20 % die meisten Anfragen. Medline und Periodical Abstracts sind mit jeweils über 17 % der Anfragen die am stärksten frequentierten Datenbanken, die Telefonbücher immerhin noch mit 3 % der Anfragen.

Nachweishäufigkeit: 56 % der Nachweise sind Alleinbesitz einer Bibliothek, 15 % von zwei Bibliotheken, usw. und nur 16 % von 5 oder mehr Bibliotheken.

1.3 OCLC

OCLC (Online Computer Library Center) soll an dieser Stelle nur in Übersicht beschrieben werden, um die "lokale" Katalogisierung der Ohio State University zu verdeutlichen.

OCLC ist das größte Bibliotheksservicezentrum der Welt: 24.000 Bibliotheken in USA und weiteren 63 Ländern werden über das Dienstleistungsangebot von OCLC miteinander verbunden. Hier die Schwerpunkte des riesigen Angebots:

OCLC ist darüber hinaus an zahlreichen nationalen kooperativen Katalogisierungs- und Normdaten-Programmen beteiligt und betreibt daneben Forschung auf vielen einschlägigen Bibliotheksgebieten, insbesondere unter dem Aspekt elektronische Medien.

1.4 CIC und VEL

Zur Ergänzung sei aus der Literatur (Webseiten) erwähnt:

CIC (Committee on Institutional Cooperation) ist ein akademisches Konsortium von 12 großen Lehr- und Forschungsuniversitäten von Chicago, Illinois, Indiana, Iowa, Michigan, Michigan State, Minnesota, Northwestern, Ohio State, Purdue und Wisconsin-Madison mit insgesamt 500.000 Studenten und 35.000 Fakultätsmitgliedern. Die CIC Virtual Electronic Library (VEL) kombiniert eine Sammlung von über 60 Millionen Büchern, 550.000 Zeitschriften und hunderten von Datenbanken und lokaler digitaler Quellen. Mit Hilfe von OCLC Online-Diensten und -Software (WebZ) können die Benutzer unter einer Oberfläche lokale, Gruppen- und externe Ressourcen suchen, Fernleihen initiieren oder Document-Delivery-Anfragen stellen. Neben dem virtuellen OPAC-Angebot stehen auch hier elektronische Ressourcen im Vordergrund.

2 Der Katalogisierungsfluß

Die Aufnahmen für die Katalogisate der Ohio State University werden zu einem hohen Anteil bei OCLC abgerufen. Von OSCAR erfolgt ein automatisches Upload nach OhioLINK. Dies soll im folgenden näher untersucht werden.

2.1 OSU und OCLC
2.1.1 Abruf und Neuaufnahme

Der größte Teil des in westlichen Sprachen eingehenden Materials wird in OSU bereits in der Erwerbungsabteilung im Rahmen der "Receiving Activities" katalogisiert, d. h. es wird zum Zeitpunkt des Eingangs sofort katalogisiert. Die Aufnahmen werden in Form von "copy cataloging" von OCLC in den lokalen OPAC geladen (teilweise online, teilweise noch als wöchentliche Magnetbandlieferung, was jedoch abgeschafft werden soll). OCLC deckt in der Regel über 95 % in den westlichen Sprachen ab.

Nur die Daten, die nicht in der OCLC-Datenbank zu finden sind, werden von Katalogisierern erfaßt (bei OSU 150 - 200 Titel in westlichen Sprachen von insgesamt 4.000 - 4.500 monatlich). Ebenfalls werden hier die Titel in nichtwestlichen Sprachen erfaßt unter Mithilfe von graduate student assistants (das entspricht wohl unseren geprüften Hilfskräften). Hier wurde jedoch sehr betont, daß dies bei der großen Fluktuation einen erheblichen Einarbeitungsaufwand bedeutet.

Das Einbringen von Aufnahmen nach OCLC erfordert neben der Kenntnis von AACR2r und des sehr umfangreichen Formats auch Erfahrung in der Anwendung der "Library of Congress Rule Interpretations" (einer gewichtigen zweibändigen Loseblattausgabe). Arbeitet man darüber hinaus an Normdateien mit - wie das bei OSU der Fall ist - müssen besonders gründliche Ansetzungskenntnisse vorhanden sein, zusätzlich zu Anwendungsbestimmungen der jeweiligen Files, Bestimmungen über Rechercheaktivitäten u. v. m. Diskussionen in den verschiedenen E-Mail-Runden zeigen, daß die AACR- und MARC-Gemeinde nicht unbedingt weniger Regeln und Formate resp. die jeweiligen Interpretationen hinterfragt als deutsche Katalogisierer in Verbünden.

Die Katalogabteilung erstellt z. Z. die Aufnahmen für den gesamten Campus. Lediglich die "Special Collections" stellen eine eigene Abteilung dar. Hier liegt im übrigen die Abrufquote deutlich unter der allgemeinen. Sie schwankt jedoch erheblich innerhalb der einzelnen Sondersammlungen (bei den mittelalterlichen slawisch-orthodoxen Handschriften tendiert sie gegen Null).

2.1.2 Korrekturverfahren

Die Korrekturverfahren habe ich ziemlich genau hinterfragt, da diese bei uns immer wieder Anlaß zu Kritik geben. Folgende Verfahren werden angewandt:

Korrekturen werden im allgemeinen unter der Oberfläche von OCLC gemacht und dann nach OSCAR importiert, ohne daß sie bei OCLC bleiben. Dies gilt für geringfügige Korrekturen, z. B. kleine Meinungsunterschiede wie das Anpassen von Cutter an die lokale Signatur und das Hinzufügen lokaler Fußnoten.

Um Korrekturen bei gravierenden Fehlern so anzubringen, daß sie in der OCLC-Aufnahme bleiben, muß man sich entweder mit einem höheren Autorisierungsmodus ("enhance status") einloggen oder aber den Korrekturwunsch nach OCLC melden (neuerdings kann dies online im Web erfolgen). Da die Katalogisierer von OSU für einige Kategorien diesen Status haben, wird in der Regel dieser Weg gewählt, da das selbständige Verbessern Bonuspunkte verschafft.

Schließlich gibt es einige Kategorien, die keines besonderen Status bedürfen, um Fehlermeldungen im OCLC-Datensatz fest zu verankern, z. B. ein Katalogisat, das das Aufnahmeniveau K (weniger als voll) hat, kann durch weitere Angaben auf "full level" gesetzt werden; es können Signaturen/Standortnummern (in USA in der Regel sachliche) oder Schlagwörter etc. hinzugefügt werden, sofern keine vorhanden sind. Um eine dauerhafte Änderung zu erreichen (was von OCLC honoriert wird, s. o.), müssen jedoch verschiedene technische Schritte gemacht werden im Vergleich zum einfachen Downloaden in OSCAR ohne Verankerung bei OCLC.

Außerdem ist es möglich, OCLC-Daten nach OSCAR zu laden und Korrekturen nur in OSCAR anzubringen. Dies Verfahren wird angewendet, wenn bereits beim Bestellen ein Vollkatalogisat in OCLC vorliegt. Dann werden Ergänzungen (die aber in der Regel lokaler Natur sind) nur lokal eingebracht und OCLC nur der Besitz bekanntgegeben.

2.1.3 Teilnahme an Normdateien

Werden neue Katalogisate erstellt, müssen alle Normdaten (Namen von Personen und Körperschaften, Einheitssachtitel, Serientitel, Schlagwörter) zunächst an den Library of Congress Name Authority Files (ggf. an anderen Normdateien wie z. B. der National Library of Medicine) geprüft werden. Wenn es die entsprechende Ansetzung noch nicht gibt, muß ein Bildschirmformular ausgefüllt werden, um die Eintragung an NACO (Name Authority Component), SACO (Subject Authority Component, d. h. die Library of Congress Subject Headings) bzw. BIBCO (bibliographic component) weiterzugeben. Diese Meldungen werden jedoch vor Ort noch redaktionell überprüft.

Anders ist dies beim "copy cataloging": da OCLC keine systematische Normierung in der eigenen Datenbank betreibt, was für die Bibliotheken ein erhebliches Problem ist. Bei OSU werden infolgedessen alle entsprechenden Eintragungen nicht zum Zeitpunkt der Übernahme geprüft, sondern am Ende jeden Monats werden die neuen Sätze auf Band kopiert und an Blackwell North America2) (BNA) geschickt, um sie dort einem Normierungsprozeß zu unterziehen. Dies geschieht in zwei Stufen: zuerst werden maschinell Ansetzungen, die Verweisungen entsprechen und umgekehrt, entfernt resp. in die richtige Form gebracht; danach findet eine manuelle Durchsicht statt. BNA führt einen Nachweis über alle gelieferten und verbesserten Normsätze, um OSU zu benachrichtigen ("notification service"), falls die Eintragung sich geändert hat.

OhioLINK arbeitet an einem Projekt, damit langfristig eine zuverlässige, automatische Normdatenkontrolle und ggf. Korrektur stattfinden kann.

2.2 OhioLINK

Die Daten der lokalen Bibliotheken werden automatisch nach Erstellen in den staatlichen OPAC geladen. Da die Datenbank redundanzfrei gehalten werden soll, müssen insbesondere OCLC-Nummern an den vorhandenen Aufnahmen abgeprüft und je nach Qualitätsstandard übernommen werden. Es gibt neun Niveaustufen, u. a.:

Die minimalen Eingabestandards sind
Aufnahmen der höchsten Qualität werden grundsätzlich vorgezogen. Innerhalb jeder Gruppe werden neue als gleichwertig angesehen und ersetzen nicht eine bereits vorhandene Aufnahme. Hat die eingehende Aufnahme mehr Angaben, die für die Recherche wichtig sind - wie z. B. Schlagwörter der Library of Congress oder der Library of Medicine - so wird diese vorgezogen. Die OCLC-Nummer - wenn vorhanden - wird grundsätzlich als Dublettenkontrolle bevorzugt vor anderen vorhandenen Matching-Verfahren.

Aufnahmen, die vom lokalen System nicht akzeptiert werden, dürfen nicht nach OhioLINK eingespielt werden, ebenso angekündigte Titel (noch ohne OCLC-Nummer) resp. für die Ausleihe flüchtig erstellte "Katalogisate".

Eine Bibliothekarin macht manuelle Qualitätskontrollen, vor allem, wenn die Aufnahme vor Ort ohne jegliche Anbindung an Verbünde (Datenlieferanten) erstellt wurde.

Nach Möglichkeit werden Katalogisate in OhioLINK (OSU will ebenfalls Inhaltsangaben von Blackwell North America laden) angereichert um Inhaltsverzeichnisse und Indizes, es werden Links zu Rezensionen, Webseiten oder anderen verwandten Informationen - falls vorhanden - gemacht.

Der Datenfluß als Schema:

3 OhioLink und KoBV (Kooperativer Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg)

In den "Empfehlungen zur zukünftigen Struktur der Informationsysteme der wissenschaftlichen Bibliotheken des Landes Berlin unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Bibliotheken des Landes Brandenburg" wird in Kapitel 5.3, Modell 3 Bezug auf OhioLINK genommen: Bottom-up-getriebenes Zentrales System mit lokalen Komponenten am Beispiel OhioLINK.

Es heißt: "Auch dieses Modell ist durch einen formatierten Zentralkatalog (Union Catalog) und mehrere lokale Systeme gekennzeichnet. Ausgangspunkt sind die lokalen Systeme. Der Zentralkatalog wird per automatischem (!) Upload aus den lokalen Einheiten gespeist."

Ausgangspunkt für die Erstellung der Katalogisate sind hier - von einigen Colleges abgesehen - eben nicht die lokalen Systeme, sondern der riesige Verbundkatalog OCLC, der im Regelfall deutlich über 95 % aller Daten bereitstellt. Die nicht vorhandenen Daten werden im Verbund OCLC katalogisiert mit allen entsprechenden Konventionen von Regeln und Format, zusätzlich werden hochqualifizierte Normungsarbeiten für Namens-, Sach-und Titeleintragungen geleistet, um diese den Normdatenbanken der Library of Congress zuführen zu können. Zusätzlich werden zu normende Daten einem Normungsprozess unterworfen.

Die Daten werden automatisch nach OhioLINK geladen, dann wiederum anhand der OCLC-Nummer verglichen und nach weiteren Kriterien - wie oben beschrieben - übernommen oder aussortiert.

Weiter steht zu lesen: "Als lokale Funktion hat die Katalogisierung hohe Freiheitsgrade." - Diese Freiheitsgrade vermag ich nicht zu erkennen.

Die Mitarbeit an OCLC und den Normdatenbanken der Library of Congress setzt hohes Spezialistentum voraus. Der Nutzen des riesigen kooperativen Verbundes liegt aber darin, daß viele Spezialisten aus USA bei OCLC und Library of Congress mitarbeiten und alle anderen auf ein nutzbares Potential zurückgreifen können.

Es bleiben nur geringfügige Veränderungen auf lokaler Ebene - siehe oben.

Im nächsten Abschnitt des Gutachtens wird beschrieben, daß die Masse des Materials im Verfahren des "Copy Cataloging" mit Ergänzung von Lokal- und Exemplardaten verarbeitet wird - wie ich es auch beschrieben habe.

Weiter heißt es: "Auf Grund des weitgehend maschinell geführten Union Catalog sind komplexe Katalogisierungsrichtlinien auf Verbundebene nicht erforderlich ..."

Das ist richtig für OhioLINK, jedoch sind diese - und zwar umfangreicher als bei uns - bereits auf der Verbundebene OCLC und LCNA gefordert. Daß dieses Know-How für weniger Fachkräfte (innerhalb einer Universität) notwendig ist als bei uns, liegt an der großen Zahl der OCLC zuarbeitenden Spezialisten - auf USA bezogen und an der kommerziellen Mithilfe bei der Bereinigung der zu normenden Namens- und Titeldaten. Deshalb ist diese Aussage auf uns nicht übertragbar, da wir keinen überregionalen Verbundpool OCLC haben, dem qualifiziert zugearbeitet wird und der Datenlieferant für alle anderen ist (wie es ein paar Absätze weiter durchaus gesehen wird), ebensowenig wie kommerzielle Servicezentren. Die deutschen Normdateien, insbesondere die Personennamensdatei ist (noch) nicht annähernd mit den Normdatenbanken der Library of Congress vergleichbar.

Im folgenden wird vorgeschlagen: "Der Union Catalog umfaßt die Verbunddaten und ein durch geeignete Matching/Merging-Verfahren optimiertes Fremddatenangebot (Deutsche Bibliothek, Library of Congress, British Library, ...). Die Katalogisierung wird ... für die Masse des Materials im Verfahren des Copy Cataloging durchgeführt. Das Fremddatenangebot bestimmt den Katalogisierungsstandard des Verbundes."

Technisch gesehen ist dies ein akzeptables Verfahren. Will man - wie in OhioLINK - jedoch eine homogene Datenbank mit Anbindung an Normdateien haben, dann ist das Verfahren des Copy Cataloging zur Zeit nicht in großem Stil möglich. Bei einer durchschnittlichen Universitätsbibliothek werden 50 - 60 % englischsprachige Bücher gekauft und genau diese Titel der Library of Congress und der British Library sind nicht ohne Anpassung zu übernehmen. Die Namenssätze müssen bereits auf Normdatenbankebene einander zugeordnet sein (durch Identnummern), wenn man automatisch tauschen will. Ein Textabgleich der jeweiligen Ansetzungsformen ist auch bei modernen Personennamen (wegen der unterschiedlichen Behandlung von Präfixen, vor allem aber wegen der bei uns fehlenden Individualisierung) nicht möglich. Bei Körperschaftsnamen sind die Ansetzungsunterschiede zu groß.

Später heißt es: "Eine "reduzierte Formatierung" basierend auf dem sog. Dublin-Core-Modell, das jedes Werk nur noch durch wenige formatierte Merkmale beschreibt, könnte den Aufwand, der durch eine Zentralredaktion zu erledigen ist, deutlich senken ..."

Dublin Core ist indirekt nicht weniger "formatiert". Dublin Core Set ist ohne eine Übertragungssyntax festgelegt, weil ausdrücklich ein Mapping der Dublin Core-Elemente auf jede beliebige existierende Syntax möglich sein soll3). Die Library of Congress hat dies bereits für USMARC getan.

Die meisten der Dublin-Core-Elemente bedürfen sehr wohl formaler Kriterien, eben einer Normierung, wie z. B.: (2) Author or Creator, (3) Subject and Keywords, (6) Other Contributors, (8) Resource Type, (10) Identifier, (12) Language. Dublin Core Set ist für die Beschreibung elektronischer Dokumente gedacht und kann sich auch deshalb auf 15 Elemente (die jedoch alle wiederholbar sind) beschränken. In dieser Form ersetzt Dublin Core nicht beliebig andere, komplexere Formate.

4 Bedeutungswandel von "Verbundkatalog"

In USA hat sich offensichtlich ein Bedeutungswandel von "Verbunddatenbank" zu Konsortien4) vollzogen. Ursprünglich waren Verbünde in USA mit dem Ziel gegründet worden, Bücher und andere Materialien kooperativ zu katalogisieren und die immer weniger werdenden physischen Ressourcen zu teilen. Der Benutzer wurde so in die Lage versetzt, im zentralen Katalog den Nachweis zu finden, im integrierten Lokalsystem den Ausleihstatus zu erkunden und sich ggf. über einen Kurierdienst oder die Fernleihe das Buch in die eigene Bibliothek schicken zu lassen. Einer der ersten Verbünde war im übrigen OCLC (Ohio College Library Center, wie es damals genannt wurde; der erste Sitz war in der Hauptbibliothek in der Ohio State University).

Steht auch bei Ohio-LINK noch der OPAC-Gedanke mit benutzerinitiierter Ausleihe im Vordergrund, so werden heute Konsortien mit einem weiteren Hauptziel der gemeinsamen Nutzung elektronische Ressourcen gegründet; so gewinnen vor allem die kollektiven Lizenzen für elektronische Ressourcen an Bedeutung. OhioLINK - ursprünglich auch als Verbunddatenbank gegründet - ist heute das führende Konsortium, was die Anzahl und die Vielfalt der angebotenen elektronischen Datenbanken und vieler weiterer elektronischer Dokumente und Dokumentationen betrifft.

OhioLINK dient jedenfalls nicht dem Ziel, das heute noch Hauptaufgabe unserer regionalen Verbünde ist, Datenpool der kooperativen Katalogisierung zu sein. Die kooperative Katalogisierungs-Nutzung ist durch die Teilnahme der lokalen Systeme (zumindest der universitären Einrichtungen) an OCLC abgedeckt: die Masse der Aufnahmen wird bei OCLC abgerufen.

5 Wünschenswerte Perspektiven

Neue Konzeptionen sind insbesondere bei fortschreitenden technischen Möglichkeiten, aber abnehmenden finanziellen Ressourcen äußerst wichtig.

Es müssen jedoch vielfach bibliothekarische Voraussetzungen geschaffen werden, um eine ähnlich sinnvolle Nutzung von Daten wie in den USA zu erreichen.

Aus meiner Sicht sind inbesondere

zu nutzen.

5.1 Regelharmonisierung

Es wird sicher in Zukunft weniger eine Rolle spielen, wo Daten gehalten werden. Wichtig bleibt die Datenhomogenität bei immer größer werdenden Datenmengen: das bestätigen deutlich alle amerikanischen Vorbilder.

Von herausragender Bedeutung für eine automatische Datenübernahme ist eine gewisse Anpassung der RAK an AACR2r. Den größten Rationalisierungseffekt wird dabei zweifellos die Teilnahme an dem Name Authority File der Library of Congress bringen, d. h. automatischer Tausch aller Namen - im günstigsten Fall auch der Einheitssachtitel und der Serientitel. Entsprechende Vorschläge der Regelwerksgruppen liegen auf dem Tisch.

Wenn diese Änderungen durchgesetzt werden können, steht einer automatischen Übernahme bei der Masse der Daten nichts mehr im Wege. Es sollte dann eine Nutzung, vielleicht sogar Teilnahme von/an OCLC ernsthaft erwogen werden.

5.2 Einheitliche Anwendung von Regeln und Format in Deutschland

Eine weitere wichtige Voraussetzung für effektive Verbundarbeit wäre die einheitliche Anwendung von Regeln und Format in der Bundesrepublik. Es darf nicht länger geduldet werden, daß DDB, ZDB sowie alle Verbünde eigene Anwendungsbestimmungen für Regeln und Format haben. Mit der Einführung neuer Regeln müßten überregional Beispielsammlungen und Interpretationshilfen aufgebaut werden - wie in USA auch. Für die einzelnen Verbünde oder Datenlieferanten sollte es nur zusätzliche formatspezifische Regelungen geben.

5.3 Linking der vorhandenen Verbünde

Für die weitere Verbundarbeit wäre es von größter Bedeutung, daß andere Verbünde für die kooperative Katalogisierung genützt werden können, quasi als virtueller überregionaler Katalog, wie es im DBV-OSI-Projekt bei den beteiligten Verbünden schon teilweise realisiert wurde. Regionale Verbünde sind aus zahlreichen Gründen nicht überflüssig, wie viele unterschiedliche Beispiele in USA zeigen.

5.4 Regionale Fakten- und Wissens-Datenbanken

Eine weitere Möglichkeit, Ressourcen besser zu nutzen, wurde zuvor beim Bedeutungswandel amerikanischer Verbünde beschrieben. In Zeiten knapper werdenden Geldes sollte der Verbund nicht mehr nur als Anbieter von Katalogdaten und Steuerung von Aus- und Fernleihe fungieren, sondern zum Konsortium für elektronische Ressourcen jeglicher Art werden.

1) Die überwiegend von OCLC finanzierte Reise diente vorrangig dem Ziel, an der Abschlußsitzung des Steering Committee des REUSE-Projekts (Nachnutzung von Daten, einem Projekt zwischen OCLC und der Niedersächsischen Staats- und Universtätsbibliothek resp. dem GBV, bei dem ich als Gutachterin beteiligt war) teilzunehmen. Gleichzeitig hatte ich die Möglichkeit, an der Abschlußpräsentation von OCLC für die International Conference der Research Library Directors teilzunehmen.

2) Blackwell North America ist nicht nur Bücherlieferant, sondern bietet offensichtlich in erheblichem Umfang auch Bibliotheksserviceleistungen an, u. a. auch "Authority Processing" (Normierungsprozess) (vgl. URL: http://www.blackwell.com)

3) Vgl. hierzu u. a. Metadaten / Volker Henze, Michael Schefczik in: BIBLIOTHEKSDIENST 31. Jg. (1997), H. 3, S. 413 ff

4) Vgl. Library Trends 45(3), Winter 97: "Resource Sharing in a Changing Environment"; darin: William Gray Potter : Recent Trends in Statewide Academic Library Consortia" (s. 416 - 434) und David F. Kohl: Resource Sharing in a Changing Ohio Environment (S. 435 - 447)


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