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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 7, 97

Learning by Doing

Vom Studiengang Bibliothekswesen zum Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement

Inga Czudnochowski-Pelz

Die vor vier Jahren begonnene Studienreform am Fachbereich Bibliothek und Information der Fachhochschule Hamburg konnte vom Fachbereichsrat (FBR) in einer Sondersitzung am 6. 2. 1997 erfolgreich beendet werden. In einem partizipativen Prozeß, d. h. gemeinsam mit allen ProfessorInnen und gewählten VertreterInnen der Studierenden und Lehrbeauftragten ist die neue Studien- und Prüfungsordnung nebst einem dazugehörigen Studienplan (s. Anlage) vom Studienreformausschuß (SRA) erarbeitet und dem FBR zur Beschlußfassung vorgelegt worden.

Bevor nun die Neuregelungen in Kraft treten und der neu strukturierte Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement beginnen kann, wird voraussichtlich ein weiteres Jahr vergehen, da die erarbeitete Studien- und Prüfungsordnung und der Studienplan erst noch vom Ausschuß für Lehre und Studium und dem Senat der Fachhochschule, wie auch vom Hochschulamt der Behörde für Wissenschaft und Forschung genehmigt und die notwendigen Übergangsregelungen erarbeitet werden müssen.

DiplombibliothekarIn = Bibliotheks- oder Informations- oder KulturmanagerIn

Ab Wintersemester 1998/99 werden dann in Hamburg wie bisher DiplombibliothekarInnen ausgebildet. Sie sollen in Zukunft jedoch noch besser qualifiziert werden. Durch den Erwerb vertiefter Kenntnisse und Fähigkeiten sollen die Hamburger AbsolventInnen als professionelle Bibliotheks- oder InformationsmanagerInnen oder PR-SpezialistInnen in wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken und Informationseinrichtungen in gemeinnütziger wie privatwirtschaftlicher Trägerschaft oder als KulturmanagerInnen in Öffentlichen Bibliotheken klientenorientierten Service mit Hilfe neuester Informationstechnologie und betriebswirtschaftlichem Know-how anbieten können.

Hamburger Studierende werden sich auch weiterhin zusätzlich für die Arbeit in Musik- oder Schulbibliotheken qualifizieren können, wenn sie jeweils eine mündliche Prüfung erfolgreich ablegen und eine vierwöchige Hausarbeit schreiben. Die Noten werden dann im Diplomzeugnis gesondert verzeichnet.

In Vertiefungskursen können Studierende bei Interesse ebenfalls zusätzlich zur Basisausbildung Spezialkenntnisse in Formalerschließung erwerben. Diese können bei der Einstellung in wissenschaftlichen Bibliotheken von Vorteil sein; dies gilt im besonderen Maße für die vielen derzeitigen Projekte der Katalogkonversion.

Die Hamburger AbsolventInnen werden für die Anforderungen des 21. Jahrhunderts in Bibliotheken beider Sparten und aller Größen dann hoffentlich noch besser gerüstet sein als bisher. Eine flexiblere Studienstruktur im Hauptstudium ermöglicht, rechtzeitig auf Neuerungen im Berufsfeld zu reagieren. Neue Prüfungsformen lösen das bisher häufig aufgesetzte mechanische Lernen für Klausuren und mündliche Prüfungen ab. Sie erlauben, in den Fächern erarbeitete Produkte, Arbeitsergebnisse von Teams und damit die angestrebte Berufsfähigkeit zu bewerten.

Verlängerung des Studiums auf acht Semester

Das Studium wurde auf acht Semester verlängert. Eine Regelung, die EU- und Fachhochschulnormen Rechnung trägt, aber auch eine Anpassung an jetzige Realitäten bedeutet: schon jetzt beenden über 50 % der Studierenden ihr Studium erst nach dem achten Semester.

Studierende erhalten wie bisher pro Semester 20 Stunden Unterricht im Grundstudium; im Hauptstudium nur ca. 18 Stunden. Es wird von ihnen erwartet, daß sie selbst noch 20 bzw. 22 Stunden in der Woche in EDV-Laboren und in der Fachbibliothek beim Selbststudium und mit ihren Arbeitsgruppen verbringen. Diese Erwartung ist realistisch, angesichts der Tatsache, daß die meisten Studierenden sich ein Zubrot verdienen müssen und während des Studiums diversen Jobs nachgehen, wie erst kürzlich eine Befragung unter Studierenden am Fachbereich ergab1).

Leitgedanken der Studienreform

Hauptziel dieser Reform des mittlerweile zwölf Jahre alten Studienganges Bibliothekswesen war, die Arbeitsmarktchancen der AbsolventInnen zu verbessern bzw. zu verbreitern, insbesondere auf dem Hintergrund der rasanten Veränderungen der Bibliotheks- und Informationspraxis2). Aus einzelnen Rückmeldungen von AbsolventInnen, die sich erfolgreich um eine Stelle bewerben konnten und systematischen Analysen von Stellenanzeigen3) wurde deutlich, daß ohne informationstechnologische Kenntnisse in allen bibliothekarischen Tätigkeitsbereichen heute keine Anstellung mehr zu bekommen ist, daß neben selbstverständlichen Basiskenntnissen am ehesten Spezialkenntnisse in Informationstechnologie, über neue Medien und in Öffentlichkeitsarbeit zu einer Anstellung führten. Es wird von BerufsanfängerInnen mehr und mehr erwartet, daß sie technische Neuerungen in Bibliotheken einführen, generell neue, in anderen Bibliotheken bereits übliche Konzepte umsetzen.

Diese Erkenntnis und die Anregungen aus ausländischen Ausbildungsinstituten führten zu einer grundlegenden Reform des Grundstudiums mit wenigen, für alle verbindlichen Kernfächern und sinnvollen Wahlmöglichkeiten zur Spezialisierung im Hauptstudium. Die schon seit 1985 in wenigen Fächern praktizierte Handlungskompetenz4) der Hamburger AbsolventInnen sollte weiter verbessert werden. Es wird angestrebt, noch mehr als bisher schon bei der Hamburger Ausbildung üblich und bewährt dem produkt- oder projektorientierten, selbständigen, forschenden Lernen Raum zu geben.

Die bisherige Ausrichtung an den beiden Bibliothekssparten Öffentliche oder wissenschaftliche Bibliotheken im Hauptstudium wurde endgültig fallengelassen. Sie entspricht weder europäischen noch weltweiten Entwicklungen, noch der bestehenden und sich weiter entwickelnden Kooperation im Bibliotheks- und Informationsbereich und schon gar nicht der bisherigen Bewerbungspraxis der Hamburger AbsolventInnen. Sie finden seit Jahren - unabhängig vom ÖB- oder WB-Abschluß - in allen Bibliothekstypen beider Sparten Stellen. Die in Hamburg seit 1966 praktizierte integrierte Ausbildung im Grundstudium und das Verhalten der meisten Studierenden, möglichst Seminare zu belegen, die für beide Sparten qualifizieren, waren ausschlaggebend für diese Entscheidung. Schon früh als Antrag des SRA eingebracht, war dieser Vorschlag ohne lange Diskussionen konsensfähig, führte er doch zu einem klaren spartenübergreifenden Hamburger Ausbildungsprofil.

Grundstudium: systematischer Überblick und exemplarische Grundlagen

"Im Grundstudium werden für das Praxissemester und das Hauptstudium notwendige Grundlagen überblicksartig und exemplarisch vermittelt. Die Studierenden lernen unter Anleitung sukzessive selbständig zu arbeiten. Der Erwerb von Methodenkompetenz und sozialer Kompetenz wird gefördert. Die Lehrinhalte der einzelnen Fächer sind systematisch aufgebaut und aufeinander abgestimmt; sie werden den Studierenden jeweils bekanntgemacht, um den Studienerfolg zu erhöhen." (Studienordnung. Stand 3.4.97. ¤ 3, 1 )

So lauten lapidar die Studiengrundsätze. Dahinter verbergen sich jedoch lange Diskussionen um Kernfächer, die an bibliothekarischen Tätigkeitsbereichen orientiert sind. Wenige Studienfächer sollen den Studierenden den Blick für das Wesentliche in den sehr heterogenen Berufsfeldern öffnen und sind so beschnitten worden, daß der Überblick nicht verlorengeht. Fünf propädeutische Fächer führen in das Studium und den Beruf ein. In vier klar voneinander abgegrenzten Fachgebieten: "Informationstechnologie", "Management", "Informationspraxis" und "Kultur- und Medienarbeit" werden dann systematisch Überblicke und grundlegende Kenntnisse exemplarisch in jeweils drei bzw. vier Fächern vermittelt. Zwei dieser Fachgebiete können dann nach Wahl im Hauptstudium vertieft werden. Die Auswahl der jeweiligen praxisrelevanten Inhalte obliegt den in diesen Fächern Lehrenden. Sie wurden für diese Reform intern in Umrissen skizziert und werden wie bisher im Syllabus des Fachbereichs bekanntgemacht5).

Dem Erwerb von sozialen Fähigkeiten und Methodenkompetenz kommt bereits im Grundstudium besondere Bedeutung zu. Reine Vorlesungen sind fast gar nicht mehr vorgesehen; kurze Lehrvorträge sollen Einstieg und Überblick in Themen vermitteln, das angeleitete Selbst-Erarbeiten von ausgewählten überschaubaren Inhalten sich dann anschließen.

Hauptstudium: zwei Studienschwerpunkte, ein interdisziplinäres Projekt

"Im Hauptstudium werden auf den allgemeinen Grundlagen des Grundstudiums und den ausgewerteten Erfahrungen des Praxissemesters aufbauend Spezialkenntnisse in einem interdisziplinären Projekt und in zwei von vier Studienschwerpunkten erworben: 1. Informationstechnologie, 2. Management, 3. Informationspraxis oder 4. Kultur- und Medienarbeit." (Studienordnung ¤ 3, 2)

Um der Komplexität der Berufspraxis später mit geschultem Problemlösungsverhalten begegnen zu können, sollen bereits in insgesamt zehn Seminaren und in einem interdisziplinären Projekt komplexere Probleme des Berufsalltages in Teams mit den Methoden des forschenden Lernens bearbeitet werden.

Die vier zur Wahl stehenden Studienschwerpunkte (Informationstechnologie, Management, Informationspraxis, Kultur- und Medienarbeit) sind pragmatisch entstanden: aus den Erfordernissen des Berufsmarktes und den im Lehrkörper vorhandenen Potentialen. Die in Öffentlichen Bibliotheken typischen Dienste für Kinder und Jugendliche werden weiterhin gepflegt. Die drei Seminare in einem Wissenschaftsfach wurden abgeschafft und in die bibliothekarischen Schwerpunkte integriert. In jedem Schwerpunkt werden Studierende fünf Seminare absolvieren und fünf Facharbeiten anfertigen, die alle benotet werden. Aus den jeweils drei besten Noten soll dann die Durchschnittsnote für den Schwerpunkt errechnet werden.

In einem ganztägigen, interdisziplinären Projekt im siebten Semester wird dieses gemeinsame Erarbeiten von Praxisproblemen dann noch einmal fächerübergreifend geschult und in einer benoteten Projektleistung im Diplomzeugnis dokumentiert.

Mit dieser Stufung von wiederholten Möglichkeiten zur Teamarbeit sollen die vielzitierten Schlüsselqualifikationen6) tatsächlich erworben werden können und nicht nur als Anforderungen auf dem Papier stehenbleiben. Bei der Themenauswahl für Seminare in den Studienschwerpunkten und für das Projekt kann bei der neuen Studienstruktur noch flexibler vorgegangen werden als bisher; aktuelle Probleme der Berufswelt wie auch grundsätzliche können exemplarisch bearbeitet werden. Die für die Berufsausübung so typische Bewältigung der Überfülle an Informationen ist auch für die Lehre ein großes, immer wieder neu zu bewältigendes Problem.

"Die Auswahl der Lehrinhalte im Grund- und Hauptstudium ergibt sich aus den Anforderungen der Praxis, dem jeweiligen Stand der Wissenschaft, der Hochschuldidaktik und den Zielen des Studiums; die Auswahl ist stetiger Veränderung unterworfen" (Studienordnung ¤ 4,5). Dies soll künftig in jährlich stattfindenden Lehrplankonferenzen geschehen.

Reform der Didaktik - Reform der Prüfungen

Die Hamburger Studienreform ist also vorwiegend eine Reform der theoretischen Ausbildung, eine Verbesserung ihrer Didaktik. Ziel ist, durch Veränderung der Studienstrukturen und Prüfungen, in zentralen bibliothekarischen Arbeitsgebieten schrittweise die Berufsfähigkeit der Studierenden durch aktives Lernen aufbauen zu können7). Die positiven Erfahrungen der am Fachbereich Lehrenden, die seit Jahren in verschiedensten Projekten diesen Theorie-Praxis-Transfer8) probieren, waren ausschlaggebend für die Implementierung der vorwiegend aktiven Lernformen in Grund- und Hauptstudium. Um die dort erzielten Lernergebnisse auch abprüfbar zu machen, wurde es zusätzlich notwendig, intensiv über adäquate Prüfungsformen nachzudenken und in der Prüfungsordnung zu verankern.

Die für Universitäten noch immer typischen akademischen Prüfungen (mündliche Prüfung und Klausur) sind zur Überprüfung von Berufsfähigkeit wenig geeignet. Da BibliothekarInnen keine ExpertInnen im wissenschaftlichen Diskurs oder im Veröffentlichen von Forschungsergebnissen sein werden, sondern versierte ManagerInnen sein müssen, sollten sie die für den Beruf typischen Arbeiten zeigen können, die zugleich auch die Anforderungen der Ausbildungsinstitution an wissenschaftliches Arbeiten erfüllen. Dies kann künftig besser in Facharbeiten, Fallstudien und der Projektleistung geschehen.

"Die Facharbeit ist eine fachspezifische Hausarbeit mit Präsentation und Begründung der zentralen Ergebnisse. Sie kann aus verschiedenen fachspezifischen Aufgaben bestehen, die zu lösen sind: so z. B. die Durchführung von Informationsrecherchen, dem Anlegen einer Datenbank, das Erstellen einer Broschüre oder eines Auswahlverzeichnisses u. a. m. ..." (Studienordnung ¤ 11, 2.1)

Kurzpraktika und Praxissemester - bewährt

Die Zusammenarbeit mit den Ausbildungsbibliotheken hat sich in den vergangenen 12 Jahren insgesamt bewährt. Auf den jährlichen Ausbildertagungen des Fachbereichs wurden immer wieder notwendige Korrekturen gemeinsam besprochen. Die bisherigen Praxisanteile wurden deswegen bei dieser Reform beibehalten. Sie müssen jedoch leicht modifiziert werden: zwei vierwöchige Informationspraktika in einer Öffentlichen und einer wissenschaftlichen Bibliothek - jeweils nach dem ersten und zweiten Semester - lösen die von Studierenden sehr geschätzten und berufliches Vorbild vermittelnden, aber nicht mehr finanzierbaren Praxistage ab. Auch das bewährte halbjährliche Praxissemester nach dem dritten Semester in einer oder zwei vom Fachbereich genehmigten Einrichtungen wurde nicht verändert, wie auch das inzwischen von den Bibliotheken sehr geschätzte Praxissemesterprojekt9). Die Richtlinien für das Praxissemester mußten bisher nicht verändert werden, lediglich die für die vierwöchigen Praktika sind noch zu modifizieren.

Vorläufer und Vorbilder dieser Studienreform

Studienreform ist ein ständiger Prozeß, der seinen Niederschlag dann ca. alle 10 bis 15 Jahre in einer neuen Studien- und Prüfungsordnung findet. Dieser Studienreform vorausgegangen waren zwei Ausbildertagungen10): die erste zu Anforderungen in der EDV-Ausbildung, und die zweite zum Total Quality Management und zur Verwaltungsreform. PraktikerInnen hatten in Vorträgen und Diskussionen wichtige Impulse zur Reform der Studieninhalte gegeben.

Die Curriculum-Gespräche mit den europäischen Partnerinstituten (Groningen, Loughborough, Sheffield, Grenoble, Barcelona, Thessaloniki) im Rahmen des ERASMUS-Programmes brachten entscheidende Anregungen für diese Studienreform: die Reduktion auf weniger Fächer und die Abschaffung der Wissenschaftsfächer. Das Abschneiden dieses typisch deutschen Ausbildungszopfes verlief schon 1985 kontrovers und fand damals, trotz Hinzuziehens von ExpertInnen der Praxis11) im FBR keine Mehrheit; diesmal gab es zum Vorschlag des SRA nur eine Gegenstimme. Inzwischen weiß die Mehrheit der Lehrenden Ergebnisse der Fachwissenschaften in ihre jeweiligen Fächer einzubauen und möchte die knappe Ausbildungszeit intensiv zur Vermittlung berufsspezifischer Inhalte nutzen.

Auch Anregungen aus dem Erfahrungsaustausch mit KollegInnen aus Hannover flossen in diese Studienreform ein, insbesondere die Vorschläge zur Spezialisierung und die Anregung der dortigen Studierenden12), schon im Grundstudium aktive Lernformen vorzusehen, um Eigeninitiative zu ermöglichen; ebenso das "Konzept einer Studienreform"13), das KollegInnen aus Stuttgart zur Verfügung stellten.

Der überregionale Erfahrungsausstausch der Management- und Bibliographie-DozentInnen, an denen die KollegInnen Schulz und Kissel teilnehmen, floß ein, wie auch die Erfahrungen der Kollegin Dankert als Sprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände (BDB); alle drei sind bzw. waren Mitwirkende im SRA.

Partizipativer Studienreformprozeß

Das Herausbilden einer Corporate Identity am Fachbereich und die für zeitgemäße Bibliotheksarbeit notwendige Kooperations- und Konsensfähigkeit, wesentliche Elemente im Total Quality Management, die nicht nur theoretisch vermittelt, sondern in einer Hochschule auch vorgelebt werden können, standen Pate für den Prozeß dieser Studienreform am Fachbereich Bibliothek und Information. Ein nicht einfaches Unterfangen, da Hochschullehrende ausgeprägte Individualisten sind und gerade ihre Fächer eloquent zu vertreten wissen!

Für die Entscheidungsfindung waren daher nicht nur die zuständigen Gremien des Fachbereichs, der Studienreformausschuß und der Fachbereichsrat, verantwortlich. Es wurde erstmalig bei dieser Studienreform das in Entwicklungslaboren oder bei Bebauungsverfahren übliche diskursive Verfahren angewandt, um die vorhandenen Potentiale der Lehrenden von Anbeginn einzubeziehen. So entwickelte sich langsam und stetig die notwendige Motivation und Identifikation bei fast allen Lehrenden mit dieser Reform, die diese Ordnungen schließlich und endlich mit Leben zu erfüllen haben.

Der Studienreformausschuß hat im Verlauf dieses dreijährigen Prozesses14) einen Wochenend-Workshop, vier Studientage und eine Fortbildung zum Thema "Schlüsselqualifikationen ja - Prüfungen wie gehabt?" veranstaltet.

Intern wurde vor Entscheidung des FBR über Eckwerte das neue Studienkonzept im Team auf einer Vollversammlung vorgestellt. Auf der Ausbildertagung im November 1995 wurden dann der Berufsöffentlichkeit erste Zwischenergebnisse vorgetragen und die Frage der Umgestaltung der Praxistage zu Informationspraktika andiskutiert15). Auf beiden Veranstaltungen gab es viel Zustimmung und Ermunterung von PraktikerInnen wie Studierenden, den eingeschlagenen Weg weiterzubeschreiten.

Workshop und Studientage moderierte ein auswärtiger Experte, der Hochschuldidaktiker Dr. Albrecht Hatzius von der Arbeitsstelle Studium und Didaktik der Fachhochschule. Die Moderation eines Unbeteiligten hat sich positiv auf die gesamte Studienreform ausgewirkt, die streckenweise kontrovers und konfliktreich verlaufen ist. Gerade durch den auswärtigen Moderator gelang es immer wieder, bei allzu divergenten Meinungen zu konstruktiven und konsensualen Lösungen zu kommen, die im Fachbereichsrat dann auch mehrheitsfähig waren. Zusätzlich wurden zu den neuen Studienschwerpunkten, von denen schon die Rede war, Arbeitsgruppen der hauptamtlich Lehrenden gebildet, die gemeinsam als Team Positionspapiere mit angestrebten Qualifikationen, Lernzielen, -inhalten und Unterrichtsmethoden erarbeiteten.

Das praktizierte diskursive Verfahren der Reform war zeitaufwendig, konfliktreich und drohte noch kurz vor Verabschiedung der fertiggestellten Studien- und Prüfungsordnung zu scheitern, da einige Lehrende befürchteten, diese Studienreform gehe zu Lasten des neuen Studienganges Mediendokumentation.

Mit diesem Verfahren gelang es jedoch, die hauptamtlich Lehrenden weitgehend an diesem Prozeß zu beteiligen und von der Mehrheit befürwortete Neuerungen einzuführen. Sie später mit wirklichem Leben und relevanten Inhalten zu füllen, vermag kein Ausschuß und keine noch so gut geschriebene Studienordnung, sondern nur die Lehrenden selbst. Daß dies notwendig war, brachten Studierende immer wieder zum Ausdruck16).

Auslöser für die Studienreform: Kritik der Studierenden

Den Stein ins Rollen für diese Studienreform hatten die Studierenden selbst gebracht. Sie17) forderten schon seit langem eine grundlegende Revision des Grundstudiums, besonders des ersten Semesters. Das Grindelhof-Forum, eine Vortragsreihe zur Verbesserung der Lehre im Wintersemester 1993/94 brachte erste Impulse18): Berufsfelderkundungen sollten nicht nur während der Orientierungseinheit stattfinden, sondern auch während des ersten Semesters. Studierende höherer Semester wußten aus eigener Erfahrung, daß es notwendig ist, bereits zu Beginn des Studiums die eigenen wirklichkeitsfernen Berufsvorstellungen zu korrigieren. "Ich lese gern und arbeite gern mit Menschen, und deswegen möchte ich BibliothekarIn werden!" oder "Ich wußte nicht, was ich sonst werden sollte!" sind typische Äußerungen von StudienanfängerInnen.

Die Vorstellungen vom bibliothekarischen Beruf sind auch in vielen Teilen der Öffentlichkeit unklar und entsprechen nicht der Realität. BibliothekarInnen werden vorwiegend als LiebhaberInnen von Schöner Literatur gesehen. Wenn dies auch für die Anfänge des Berufes in Öffentlichen Bibliotheken zutraf, gilt dies keinesfalls heute mehr.

Der bibliothekarische Beruf hat inzwischen einen Professionalisierungsgrad erreicht, der von außen kaum wahrgenommen wird. Jede Ausbildungsstelle muß dem Rechnung tragen und schon am Ausbildungsbeginn falsche Vorstellungen über den Beruf korrigieren. Nur dann können Studierende ihr Studium aktiv betreiben und sich die heute notwendigen diversen Berufsqualifikationen aneignen, die weder in Vorlesungen und anschließenden Klausuren und mündlichen Prüfungen zu erwerben sind, sondern nur über wiederholtes Probehandeln: learning by doing.

Nomen est omen

Daß es in diesem Beruf primär um folgende Tätigkeiten geht:
"Planung und Organisation von Bibliotheken und Informationsstellen; Ermittlung, Beschaffung und Erschließung von Medien und Informationen; Vermittlung durch aktive Informationsdienste und Öffentlichkeitsarbeit; Kulturmanagement in Bibliotheken" (Studienordnung ¤ 2, 1)

und nicht um die dort bereitgehaltenen Bücher19), ist für viele Studierende im ersten Semester ein Schock und führt nicht selten zum Abbruch des Studiums. In diesem Beruf geht es vorwiegend um das Management von Bibliotheken und Informationsstellen unter Einsatz modernster Informationstechnologien. Dies wird künftig früh erfahrbar gemacht. Die veränderte Namensgebung des Studienganges soll künftige BewerberInnen ebenfalls rechtzeitig darauf hinweisen.

Studierende werden künftig im ersten Semester mit Berufsanforderungen bekanntgemacht. Sie werden dann wissen, daß sie im Studium ein Repertoire an praktischem Know-how und theoretischen Kenntnissen erwerben müssen, um später im Beruf einen optimal auf die Bedürfnisse von Klienten zugeschnittenen Service anbieten zu können, über den laufend Statistiken zu führen sind und dessen Finanzierung begründet und alljährlich wieder neu erstritten werden muß. Dies gilt heute in Zeiten knapper Mittel und der Budgetierung von Haushalten noch mehr als früher. Die Motivation, sich statt mit Literatur und Kunst eher mit Informationstechnologie, Methoden der empirischen Sozialforschung und Erschließungsmethoden intensiv zu beschäftigen, soll zukünftig durch Einsicht in die Berufsanforderungen erwachsen20).

Ziel der Reform des Studienganges Bibliothekswesen ist, die Berufsfähigkeit der AbsolventInnen zu erhöhen. Dem Aneignen von Berufskompetenz21) wird Priorität gegeben; dies mußte auch im Namen zum Ausdruck kommen. Die Mehrheit der FBR-Mitglieder entschied sich daher für den Vorschlag des SRA, den Studiengang in "Bibliotheks- und Informationsmanagement" umzubenennen und nicht in "Bibliotheks- und Informationswissenschaft". Diese Bezeichnung wird zwar in England und den USA verwandt, würde aber hier eher den Universitäten zugeordnet, die erst beginnen, auch konkrete Berufsfähigkeiten zu vermitteln.

"Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement" ist als Bezeichnung für die Ausbildung an einer Fachhochschule adäquater. Der Begriff Management wird derzeit in vielen Studiengängen22) kombiniert verwandt, wie Soziales Management, Kultur- und Bildungsmanagement, weil hier, wie im Bibliotheksbereich, die Modernisierung des Öffentlichen Dienstes angestrebt wird.

"Maneggiare (= handhaben, bewerkstelligen, abgeleitet vom lateinischen manus = Hand) kennzeichnet verantwortliches, zielorientiertes Planen, Entscheiden und Handeln. Gemeint ist im Idealfall professionelles Vorgehen durch 'konzeptionelles und vernetztes Denken und Handeln im Wirkungsverbund' bei der Leitung und Führung von Betrieben und anderen sozialen Systemen." 23).

Angehende BibliothekarInnen sollen professionell Bibliothekskonzepte entwickeln und durchführen können; sie müssen auch auf den Einbruch der öffentlichen Haushalte vorbereitet sein und mit deren Budgetierung umzugehen in der Lage sein. Ohne das notwendige betriebswirtschaftliche Rüstzeug finden sie heute weder in der Öffentlichen Verwaltung noch in der Privatwirtschaft eine Anstellung. BibliothekarInnen müssen mehr denn je zugleich auch ManagerInnen sein können.

1) Vgl. Wir über uns II. Eine Befragung unter Studierenden. Erarbeit. in der Lehrveranstaltung Benutzerforschung bei Fiebig 1996. FHS, FB Bibliothek und Information 1996. 16 S. (unveröff. Manuskr.) Befragt wurden 27,7 % der im Jahre 1996 am Fachbereich im ersten bis sechsten Semester in den Studiengängen Mediendokumentation und Bibliothekswesen Studierenden. 76,1 % gaben an, ihr Studium durch Arbeiten zu finanzieren. "Obwohl die wöchentliche Arbeitszeit im Durchschnitt bei ca. 12 Stunden liegt, sagen 58,8 % der Studierenden, daß ihr Studium nicht darunter leidet." (S. 12). 56,7 % der Befragten gaben an, BAFöG-Zuschüsse zu erhalten; wieviel wurde nicht mitgeteilt.

2) Auf diese Veränderungen in Bibliotheken soll hier nicht näher eingegangen werden, die zahlreichen deutschen und ausländischen bibliothekarischen Publikationen spiegeln diese Herausforderungen und Lösungen zur Genüge wider; sie nur auf den Punkt zu bringen, würde eine eigene Publikation erfordern.

3) Vgl. Schulz, Ursula: Der Stellenmarkt 1995 und 1996. (unveröff. Manuskr.)

4) Vgl. Inga Czudnochowski und Ulrich Hofmann: Zum Stand der Studienreform: Fachbereich Bibliothekswesen, Fachhochschule Hamburg, in: Buch und Bibliothek 37 (1985) 5. S. 404 - 406.

5) Vgl. Syllabus. Studiengang Bibliothek und Information. Kurzbeschreibungen und Erläuterungen der Studieninhalte und -ziele. Orientierungsrahmen für das Praktikum. Organisation & Redaktion: Ralph Schmidt und Inga Czudnochowski-Pelz. Hamburg: Fachhochschule, Fachbereich Bibliothek und Information 1992. Eine Neuauflage des Syllabus wird im Laufe des ersten Durchgangs nach neuer Studien- und Prüfungordnung erscheinen.

6) Schlüsselqualifikationen: Kenntnisse und Fertigkeiten - Kenntnisse mit hoher Zukunftserwartung. Formale Fähigkeiten: selbständiges Handeln, anwendungsbezogenes Denken und Handeln, selbständiges Lernen; personale Verhaltensweisen: individuelle Verhaltensweisen: Initiative, Leistungsbereitschaft, Stetigkeit, Motivation, soziale Verhaltensweisen: Kooperations-, Kommunikations-, Teamfähigkeit, Fairneß, Toleranz, Bereitschaft zum sozialen Konsens; Arbeitsverhalten: Qualitätsbewußtsein, Zuverlässigkeit, Exaktheit, Terminbewußtsein, Einsatzbereitschaft, Bereitschaft zu technologischer Akzeptanz; sittliche Verhaltensweisen: Fähigkeit und Bereitschaft zur humanen Mitgestaltung des eigenen Arbeitsbereichs, zur Verantwortungsübernahme und zu Entscheidungen, dem eigenen Gewissen zu folgen sowie nach ethischen Grundsätzen zu handeln. Vgl. Krauß-Leichert, Ute: Schlüsselqualifikationen: eine Antwort auf heutige und zukünftige Bildungsanforderungen? In: Biblionota. Münster, New York 1995. S. 142-148. Hier nicht berücksichtigt wurde ökologisch verantwortlicher Umgang mit Ressourcen.

7) Vgl. hierzu: Berdelsmann, Hans-Dieter: Von der Theorie zur Praxis. Institutionelle Regelungen für Berufspraktische Studien. In: Handbuch Hochschullehre. Bonn: Raabe, 1996. C 1.3, S 1 - S 28.

8) Vgl. Czudnochowski-Pelz, Inga: Praxisbezogene Projekte in der Bibliothekarausbildung. In: Vierter Deutscher Bibliothekskongreß, 78. Deutscher Bibliothekartag in Berlin 1988. Hrsg. von B. Dankert, G. Wiegand. Frankfurt/M.: Klostermann, 1988. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderhaft 48.) S. 239 - 248.
Über die zahlreichen Projektseminare der Hamburger ProfessorInnen aus den 90er Jahren liegt leider keine zusammenfassende Darstellung vor; sie sind in den Jahresberichten des Fachbereichs seit 1991 dokumentiert.
In "Biblionota", der Festschrift des Fachbereichs aus dem Jahre 1995, berichten Inga Czudnochowski-Pelz über Projekte im Fach "Zielgruppenorientierte Bibliotheksdienste - Das Beispiel MigrantInnen in Hamburg" (S. 169 - 197) und Ursula Schulz: "Das Projekt 'Kinder-OPAC'..." (S. 203 - 224). Hingewiesen sei hier noch auf die Projektergebnisse der KollegInnen Bischoff-Kümmel, Fiebig und Kübler, die aus der Zusammenarbeit mit den Hamburger Bücherhallen entstanden sind; sie wurden von den HÖB hausintern publiziert und sind in den Jahresberichten des Fachbereiches nachgewiesen.

9) Eine besonders positive Entwicklung dieser Praxisprojekte ist bei den Hamburger Öffentlichen Bücherhallen zu verzeichnen. Durch die Initiative und den Einsatz der Ausbildungsleiterin Kerstin Streuff werden jedes Semester Projekte, die im Interesse der Entwicklung der Bücherhallen sind, ausgeschrieben und den Studierenden vor Antritt des Praxissemesters am Fachbereich bekanntgemacht. Über das Pojekt ist ein Arbeitsbericht zu verfassen. Sie werden unterstützt vom Personal der Bibliothek, in der das Projekt angesiedelt ist, der Ausbildungsleiterin Frau Streuff und den zugeteilten RegionalprofessorInnen des Fachbereichs. Studierende, die sich ein solches Projekt zutrauen, werden z. Z. mit monatlich DM 500,-, insgesamt mit DM 3.000,-, honoriert.

10) Vgl. Fachbereich Bibliothek und Information. Jahresbericht 1993: "EDV in der Ausbildung von DiplombibliothekarInnen" (S. 42) und Jahresbericht 1994: "Mit neuen Managementkonzepten auf die Herausforderungen der neunziger Jahre reagieren?". Hamburg, Fachbereich BuI 1994 und 1995.

11) Marion Beaujean aus Hannover plädierte damals überzeugend gegen die allseits beliebten Seminare zu beliebigen Themen in den Wissenschaftsfächern und unterstützte die Vorschläge des damaligen Studienreformausschusses, auch in den Wissenschaftsfächern nur berufsspezifische Inhalte zu vermitteln. Es wurde damals dann der Kompromiß gefunden, an dem jeweiligen Thema jeweils den bibliothekarischen Bezug herzustellen. In der Vergangenheit hat sich jedoch gezeigt, daß dieser Kompromiß nicht von allen Lehrenden eingehalten wurde und immer mehr Lehrende wie Studierende sich gegen die Beibehaltung der Wissenschaftsfächer in der bibliothekarischen Ausbildung aussprachen.

12) Die Hannoveraner StudentInnen hielten es für dringend notwendig, nicht erst im großen Projekt am Ende des Studiums selbständig im Team arbeiten zu lernen; sie vermißten aktive Lernformen im Grundstudium und sprachen sich gegen reine Vorlesungen und anschließende Klausuren aus.

13) Vgl Studienplan. Konzept einer Studienreform. Dem Senat der HBI vorgelegt am 15.2.1995. Fachhochschule Stuttgart. Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen, 1995.

14) Die wichtigsten Stationen dieser partizipativen Studienreform:
1993: Brainstorming "Öffentliche Bibliotheken", das G.K. Birkner anregte;
1993: Workshop in Bad Segeberg mit A. Hatzius, den H.-D. Kübler initiierte und erste "Eckdaten" lieferte;
1994/1994: Versuch einer Neustrukturierung des Studiums von G. Kissel;
1995: Vorschlag zu einer Schwerpunktbildung von G. Kissel;
1995: (März) erster Entwurf eines Studienplanes von R. Schmidt;
1995: (Juli) erneuter Entwurf eines Studienplanes vom Studienreformausschuß (SRA);
1995: Stellungnahme von U. Schulz, diskutiert auf dem 1. Studientag für ProfessorInnen;
1995 ff: Beginn der Arbeit in den Studienschwerpunkten in 4 Arbeitsgemeinschaften: Informationstechnologie: koodiniert von G. Bischoff-Kümmel; Management: koordiniert von G. Kissel und U. Hofmann; Informationspraxis: koordiniert von U. Schulz; Kultur- und Medienarbeit: koordiniert von I. Czudnochowski-Pelz;
1996: 2. Studientag des SRA für FBR-Mitglieder: Studienschwerpunkte - Konzepte;
1996: 3. Studientag des IuK-Ausschusses mit SRA: Informationstechnologie, initiiert, vor- und nachbereitet von W. Swoboda unter Mitarbeit von Herrn Schmitz-Esser und G. Bischoff-Kümmel;
1996: 4. Studientag des SRA mit Fortbildung: Schlüsselqualifikationen ja - Prüfungen wie gehabt? Idee von R. Klassen wird entwickelt zum Leistungnachweis "Facharbeit" ; Umbenennung in: Bibliotheks- und Informationsmanagement durch Frau Laubach, U. Schulz und U. Krauß-Leichert, Neumann;
1997: Umfrage von U. Krauß-Leichert in wissenschaftlichen Bibliotheken: Von Praxistagen zu Informationspraktika?
Diskussion und Verbesserung der ersten bis fünften bzw. sechsten Fassung der Studien- und Prüfungsordnung durch SRA zur Vorlage in Professorenbesprechung und FBR; Bestimmung der Prüfungsformen (Leistungsarten) durch ProfessorInnen; Berechnung der benötigten Lehrkapazitäten für den reformierten Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement durch ad hoc-AG: G. Bischoff-Kümmel, U. Krauß-Leichert und I. Czudnochowski-Pelz;

15) Ute Krauß-Leichert, die Ralph Schmidt im WS 1996/97 im SRA abgelöst hatte, stellte zu diesem Zweck erste Umfageergebnisse in wissenschaftlichen Bibliotheken vor. Die endgültigen Ergebnisse dieser Befragung von 84 wissenschaftlichen Bibliotheken werden im Jahresbericht 1996 erscheinen.

16) Mangelnde Absprachen und damit häufige Wiederholungen wurden zuletzt von der Evaluations-AG angemahnt. Vgl. Rezeptbuch Evaluation. Erarb. und hrsg. von der Evaluations-AG des Fachbereiches Bibliothek und Information der FH Hamburg. Hamburg 1997.

17) Auf Anregung von Frau Gumbmann und Herrn Köhn, 1993 studentische Mitglieder im SRA, trafen sich U. Schulz und I. Czudnochowski-Pelz zu Beginn dieses Jahres 1993 zu einem Gedankenaustausch über Möglichkeiten zur Verbesserung der Lehre im Grundstudium. "Seit langem wird von Studierenden bemängelt, daß gleich nach der Orientierungseinheit in den vielen einzelnen Fächern zu viel Besonderes, ohne Zusammenhang und häufig doppelt, da ohne Absprache mit den übrigen Lehrenden, vermittelt werde. Die anfängliche Bereitschaft vieler Studierender mitzuarbeiten, entwickelte sich im Laufe des ersten Semesters bereits in eine erschreckende Teilnahmslosigkeit bzw. Abwesenheit. ... Es werde vorwiegend nur für Klausuren bzw. mündliche Prüfungen gelernt", hieß es in dem internen Papier der adhoc-Gruppe "Verbesserung der Lehre", die dann gemeinsam die Vortragsreihe mit BibliothekarInnen, das "Grindelhof-Forum", konzipierten und durchführten.

18) Grindelhof-Forum: Zeitgemäße Bibliotheksarbeit - Berufsbild heute und morgen oder Vorschlag zur Verbesserung der Lehre. Protokolle und Evaluation einer Vortragsreihe. Organisation und Leitung: Inga Czudnochowski-Pelz und Ursula Schulz. Tutor: Michael Köhn. Hamburg: FHS, FB Bibliothek und Information 1994. (Materialien zur Information, Diskussion und Aktion. 4.)

19) Daß dies nicht für die Tätigkeit als Kinder- und JugendbibliothekarInnen gilt, die primär auch Inhalte zu vermitteln haben, sei hier nur am Rande erwähnt. Auch BibliothekarInnen, die Veranstaltungen organisieren wollen, können dies nicht ohne Kenntnisse von Inhalten bewerkstelligen. Diese Inhalte können jedoch im Laufe der Ausbildung nur exemplarisch und berufsspezifisch erarbeitet werden.

20) Die vierstündige Lehrveranstaltung "Wege in die Bibliotheks- und Informationspraxis", die als Lernwerkstatt von fünf Lehrenden gemeinsam konzipiert wurde, wird mit Vorträgen von BerufspraktikerInnen, Berufsfelderkundungen und intensiver Lektüre von Berufsbildern und ausgewählten Grundlagenwerken versuchen, die Komplexität und Vielfalt der bibliothekarischen Berufswirklichkeit bereits im ersten Semester lebendig zu verdeutlichen.

21) Vgl. Kompetenzen für Spezialbibliothekare des 21. Jahrhunderts. Einführung: Diann Rusch-Feja. In: BIBLIOTHEKSDIENST 31 (1997) 4, S. 599 - 609.

22) Die Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen in Stuttgart hat letztes Jahr ihren Studiengang Dokumentation in "Informationsmanagement" umbenannt. Vgl. HBI aktuell. 1996, 2, Sonderausgabe: Wir über uns. S. 9

23) Rauhe, Hermann: Kulturmanagement als Management für Kunst und Kultur. In: Kulturmanagement: Theorie und Praxis einer professionellen Kunst. Hrsg. von Hermann Rauhe. Berlin, New York: de Gruyter, 1994. S. 5 - 24.


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