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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 3, 97

Werbung von Sponsoren über das Internet

Ein Versuch an der Bibliothek der Universität Konstanz

Klaus Franken, Günther Rau

Bibliotheken, die schon lange existieren, haben oftmals traditionsreiche Fördergesellschaften, die "ihrer" Bibliothek mit Rat und Tat, oftmals auch mit beträchtlichen Fördersummen unter die Arme greifen. Neugegründete Bibliotheken, wie die der Universität Konstanz, haben es schwerer, insbesondere, wenn sie gleichsam auf der grünen Wiese, ohne jegliche Vorgängereinrichtung mit ihrer Aufbauarbeit begannen. Für die neugegründeten Bibliotheken stand der Aspekt des Bestandsaufbaus für die tägliche Nutzung vielfach eher im Brennpunkt des Interesses und der Anforderungen als ein Bestandsaufbau, der die Rolle der Bibliothek als kultureller Einrichtung betont. Schließlich waren die Bibliotheksneugründungen der sechziger Jahre durch eine großzügige Finanzierung gekennzeichnet, so daß keine Notwendigkeit bestand, Mittel einzuwerben.

Die Zeiten haben sich geändert, so daß vermehrt versucht werden muß, Erwerbungen auf andere Weise zu finanzieren, als ausschließlich durch die Zuweisungen der Unterhaltsträger. Dabei geht es um die Finanzierung vieler möglicher Bedürfnisse der Bibliothek: es können Mittel zur Finanzierung von Zeitschriftenabonnements sein, Mittel für die Beschaffung von elektronischen Geräten, für Datenbanken auf CD-ROM, für alte und wertvolle Drucke oder teure Faksimiles. In Konstanz war die Gründung einer eigenen Bibliotheksgesellschaft nicht zweckmäßig, um eine ungewollte Konkurrenz zur Universitätsgesellschaft zu vermeiden.

So befaßten wir uns zunächst damit, im Einzelfall Förderer zu finden, um diese oder jene wertvolle, teure und aus Eigenmitteln nicht bezahlbare Publikation erwerben zu können. Bei den in Aussicht genommenen Werken handelt es sich um solche, die aus Gründen des Bestandsschutzes nicht im öffentlich zugänglichen Bereich der Bibliothek aufgestellt werden können, sondern in den Rara-Bestand aufgenommen werden. Im folgenden beschreiben wir exemplarisch, wie - neben anderen Werbewegen - das Internet ein geeignetes Mittel sein könnte.

Was haben die Förderer solcher Erwerbungen üblicherweise davon, daß sie fördern: in die Werke werden Exlibris eingelegt, aus denen hervorgeht, daß sie zur Finanzierung beigetragen haben. Da es sich in der Regel um Werke handelt, die keiner intensiven Benutzung unterliegen, können nur wenige Benutzer zu Kenntnis nehmen, wer der Bibliothek zu dem Werk verholfen hat. Selbstverständlich haben auch wir aus aktuellem Anlaß der Erwerbung eine öffentliche Übergabe mit Würdigung des Werkes wie der Sponsoren unter Beteiligung der Presse vorgenommen. Dies ist notwendig, läßt aber doch schnell das Engagement in Vergessenheit geraten, obwohl die Sponsoren sicherlich nichts dagegen hätten, öfter genannt zu werden.

Folgende Ziele verfolgen wir:

Auf der Homepage unserer Bibliothek haben wir an prominenter Stelle eine Abteilung "Sponsoren und Förderer der Bibliothek" eingerichtet.

"Bibliothek der Universität Konstanz"

Von dort führt ein Link zu der Seite, auf der diejenigen Firmen, Institutionen und Einzelpersonen aufgelistet sind, die als Sponsoren für uns aktiv waren.

"Sponsoren und Förderer der Bibliothek"

Von dem Eintrag auf dieser Seite führt ein Link weiter zum Haupteintrag des Sponors. Auf dieser Seite wird der vollständige Name und das Logo des Sponsors aufgeführt und es werden diejenigen Werke aufgelistet, die voll oder teilweise gesponsert wurden. Außerdem können von dieser Seite Links gelegt werden, z. B. zur Firmen-Homepage oder zur privaten Homepage. Dieser letztgenannte Link hat deshalb eine gewisse Bedeutung, weil er zu einem Server des Sponsors führt, auf dem sich der Sponsor beliebig - im Rahmen der Gesetze - präsentieren kann. Auf dem Server der Bibliothek bzw. der Universität ist nach einem Senatsbeschluß Werbung untersagt.

"Südkurier"

Wählt man den Link zum gesponsorten Objekt (Werk), so stößt man auf den vollständigen Titel, die Namen aller (Mit-)Sponsoren und außerdem eine Beschreibung des Objektes. Diese Beschreibung stellt z. B. die Bedeutung eines bestimmten Druckes gerade für die Bodensee-Region dar. Die Beschreibung kann und sollte ergänzt werden um Abbildungen aus dem Werk. Dadurch können sich die Interessenten über Details informieren und ggf. weiter nachfragen.

"Konstanzer Handschrift von 1417"

Nun war noch zu überlegen, wie wir den Aufruf zum Sponsern gestalten. Das von uns erstrebte und zum Sponsern angebotene Werk wird genannt und mehr oder weniger ausführlich beschrieben, illustriert und schließlich wird die Summe angegeben, die wir benötigen. Als Ansprechpartner wird der Leiter der Bibliothek genannt, der ggf. Fragen oder Wünsche beantwortet und entscheidet. Als Beispiel sei die "Sächsische Weltchronik" genannt, wobei in diesem Artikel auf die Wiedergabe der farbigen Illustrationen verzichtet werden muß.


"Unser Wunschobjekt, für das wir noch Sponsoren suchen"

Da unser Angebot erst vor wenigen Tagen für das Internet freigegeben wurde, können wir über die Resonanz noch nichts sagen. Flankierend haben wir in der lokalen Presse darüber berichtet und warten nun auf Reaktionen. Durch die Einbindung der elektronischen Angebote der Bibliothek, vgl. unsere Homepage unter http://www.uni-konstanz.de/ZE/Bib, in die WWW-Angebote der Bodenseeregion unter dem Stichwort "Euregio Bodensee" sowie deren Verbindung zur "Electronic Mall Bodensee" sind wir der Ansicht, daß wir die Zielgruppen im Bodenseeraum erreichen. Ein solcher Versuch kann mit relativ geringem Aufwand gemacht werden. Sind in anderen Bibliotheken bereits bewährte Strukturen der Förderung vorhanden, so lassen sie sich nutzen, um das Internet als ein weiteres Hilfsmittel zu erproben; dabei könnte beispielsweise eine Bibliothek für ihren Förderverein die Homepage gestalten und in die Netze einbinden.


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