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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 3, 97

Kommission des DBI für Erwerbung und Bestandsentwicklung
Bereich wissenschaftliche Bibliotheken

Herbstsitzung 1996 in Frankfurt/Main


Ursula Allenberg

Die Kommission des DBI für Erwerbung und Bestandsentwicklung - Bereich wissenschaftliche Bibliotheken - führte ihre Herbstsitzung 1996 am 18. und 19. November 1996 in Frankfurt/Main durch. Es war die letzte Sitzung in der bisherigen Zusammensetzung; die wichtigsten Themen waren:

Dienstleistungen des Buchhandels

Zum Thema "Outsourcing" wurde eine Liste erstellt zu den möglichen Dienstleistungen des Buchhandels, die über das "normale Maß" hinausgehen. Die Liste lag zur Gesprächsrunde aktueller Erwerbungsfragen auf dem Bibliothekartag in Erlangen vor. Die Kommission wog in ausführlichen Diskussionen Vorteile und mögliche Konsequenzen ab. Getestet werden in den Bibliotheken derzeit unterschiedliche Projekte, z. B. die Inanspruchnahme von Leistungen der Buchhändler und Agenturen bei der Zeitschriftenbearbeitung, Arbeit mit Approval-Plänen in großen bzw. SSG-Bibliotheken, Einbindung der Inventarisierung in die Leistungen des Buchhändlers. Die Kommission beschäftigt sich weiterhin mit der Thematik. Die Kollegen aus der Praxis werden aufgerufen, Ergebnisse und Erfahrungen mit Fremdleistungen, Kosten und Testresultate bzw. besondere Probleme zu publizieren und die Thematik somit stärker zum Gegenstand der Diskussion in den Bibliotheken zu machen.

Geschäftsgänge für Nicht-Buch-Materialien

Der Kommission lag ein umfangreiches Papier der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt/Main zum Geschäftsgang von Nicht-Buch-Materialien zur Begutachtung bzw. Ergänzung vor. Diese Ausarbeitung kann seit Januar 1997 in der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt/Main angefordert werden.

Expertengruppe Bestandsaufbau

Die Expertengruppe Bestandsaufbau in wissenschaftlichen Bibliotheken hat über ihre Arbeitsergebnisse im BIBLIOTHEKSDIENST (1996, H. 3 u. 4) berichtet. Außerdem fand auf dem Erlanger Bibliothekartag eine Veranstaltung zu den Themen Bestandsaufbau und Erfolgskontrolle und Bestandsevaluierung von Zeitschriften statt.

In Freiburg wurde ein Raster zum Erstellen von Erwerbungsprofilen erprobt. Dieses Raster wird für die Erarbeitung von Musterprofilen zugrunde gelegt.

Hervorgehoben wurde der Entwurf der "Erwerbungsrichtlinien der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz" (G. Kanthak) besonders im Hinblick auf die Methodik und Geschlossenheit der Darstellung der Erwerbungsprofile.

Elektronische Zeitschriften

W. Reinhard gab einen zusammenfassenden Bericht über den erkennbaren Stand der Entwicklung sowie über vorhandene Angebote bei elektronischen Zeitschriften u. a. zu Academic Press (IDEAL/APPEAL), Elsevier, Springer, MCB-Press, die Non-Profit-Einrichtungen usw. Verlage, Institutionen, wissenschaftliche Gesellschaften bieten zum Einstieg für 1997 die elektronischen Formen zu den gedruckten Zeitschriften an, für einen befristeten Zeitraum teilweise kostenlos. Die Bereitstellungsvarianten sind unterschiedlich, überwiegend wird z. Z. noch die direkte Verbindung zwischen Herausgeber und Endabnehmer angestrebt, eine Reihe von Verlagen führt Informationsveranstaltungen durch. Der örtliche Buchhandel spielt zunehmend keine Rolle. Die Arbeitsweise großer Zeitschriftenagenturen im Hinblick auf die Übernahme von Verwaltungsaufgaben bei elektronischen Zeitschriften (z. B. Swets & Zeitlinger, Ebsco, Blackwell, Lange und Springer) wurde z. T. bereits auf Messen dargestellt. Der Fortgang dieser Entwicklung muß verfolgt werden. Insbesondere ist die Preisentwicklung abzuwarten. MCB-Press bot bereits für 1997 nur kombinierte Formen der Abonnements mit einem Preisaufschlag von teilweise 30 % an. Vorgesehen ist die Erarbeitung eines Problemkataloges, der u. a. Fragen von Lizenzvereinbarungen, Steuern bei Online-Versionen, Nachweisführung / Verbundkatalogisierung usw. einbeziehen sollte. Die Gesamtproblematik wird als Beratungsgegenstand der kommenden Bibliothekartage vorgeschlagen.

Veröffentlichung von Dissertationen im Internet

Zunehmend werden Dissertationen im Internet publiziert. Gegenwärtig werden Änderungen der Promotionsordnungen an den Universitäten zu diesem Sachverhalt vorgesehen. Es besteht Klärungsbedarf zu einer Reihe von Fragen, u. a. zu einer entsprechenden Archivierungskonzeption, die die Sicherung der maschinenlesbaren Exemplare einschließt. Die Thematik wird von der Kommission zur Behandlung im Deutschen Bibliotheksverband (Sektion 4) bzw. darüber hinaus für die Kultusministerkonferenz vorgeschlagen.

Erwerbungsautomatisierung

In Hessen wurde eine umfangreiche Defizitliste zum Erwerbungsteil von PICA erarbeitet. Nach eingehenden Verhandlungen mit PICA wurde die Behebung der gravierendsten Mängel bis Ende 1997 zugesagt. Die Zusammenarbeit mit PICA ist vor allem wegen mangelnder Programmierkapazität schwierig. Angestrebt wird eine Usergruppe, die länderübergreifend zusammenarbeitet.

Der Final Report zu EDILIBE "Electronic Data Interchange for Libraries and Booksellers in Europe" vom 1.9.1996 liegt in gedruckter Form vor (Projekt: LIB-EDILIBE II / 2-1011). Zur Zeit erfolgt die Vorbereitung des Echt-Einsatzes mit Blackwell, Dreier, Casalini, Starkmann, LSL Leipzig durch die StUB Frankfurt/Main.

Preise und Etats

Obwohl sich bei den Harrassowitz-Preisindizes Monographien und Zeitschriften eine Reihe methodischer Fragen ergeben haben, die die Bearbeitung aufwendiger gestalten, erachtet die Kommission die Fortführung der Arbeit an diesen jährlichen Indizes als empfehlenswert. Im Rahmen der DFG-Studie "Analyse der Etatsituation der wissenschaftlichen Bibliotheken" (s. auch R. Griebel/U. Tscharntke: ZfBB 1996,6) werden Preisentwicklung und Etatsituation ausführlich abgehandelt. In diesem Zusammenhang soll auch auf die jährlichen Preissteigerungsreports der Firmen Swets & Zeitlinger sowie Blackwell hingewiesen werden.

Lehrbuchsammlungen

U. Allenberg hat die Ergebnisse einer Untersuchung zur Situation der Lehrbuchsammlungen vorgelegt, in die 51 Universitätsbibliotheken der alten und neuen Länder einbezogen waren. Die Auswertung bezieht sich auf den Zeitraum 1989-95 bei den alten und 1992-95 bei den neuen Ländern und enthält Angaben über die Ausgaben und den Bestand pro Student, den jährlichen Zugang und Abgang, die Ausgaben pro Band, die Staffelung nach Exemplaren pro Titel und Entleihungen pro Band. Sie zeigt u. a., daß nur in 13 der untersuchten Bibliotheken die vom Wissenschaftsrat empfohlenen Ausgaben von DM 20,- pro Student jährlich erreicht oder überschritten werden. In über 20 Bibliotheken lagen die Ausgaben 1995 teilweise sogar weit unter DM 10,-. Die Erhebung wurde auf der Grundlage der Deutschen Bibliotheksstatistik durchgeführt, deren Schwächen bei dieser Gelegenheit wieder deutlich wurden. Eine zusammenfassende Darstellung ist für das Frühjahr 1997 im Bibliotheksdienst vorgesehen.

Umsatzsteuern

In der Beratung wurde ein Statusbericht zu Sammelzollverfahren sowie zu Steuer- und Zollprüfungen in Bibliotheken gegeben. Es wird wiederum deutlich, daß die Verfahren zur Erhebung der EUST von den Zollbehörden sehr unterschiedlich gehandhabt werden. Bemühgungen des Börsenvereins, auch Nicht-Buch-Materialien in den ermäßigten Steuersatz einzubeziehen, betreffen z. Z. nur die Kategorie CD-ROM. Mikroformen sind leider nicht einbezogen.

Die Expertengruppe Steuerratgeber bereitet die Broschüre "Umsatzsteuern - Ein Leitfaden für Erwerbungsbibliothekare" vor, deren Erscheinen im Frühjahr 1997 geplant ist.

SICI

Die Kommission befaßte sich intensiv mit dem Serial Item and Contribution indentifer (SICI). Dabei handelt es sich um eine standardisierte, strukturierte Form der Zeitschriftenidentifikation (ISSN, Datum, Zählung), die sowohl für die Wiedergabe als Barcode als auch bei der elektronischen Datenübertragung genutzt werden kann. Ca. 30 Internationale wissenschaftliche Zeitschriftenverlage, darunter Elsevier, Springer und Wiley, versehen ihre Hefte bereits mit einem SICI-Code, der mittels eines Lesestiftes automatisch eingelesen werden könnte, wenn die Erwerbungssysteme dafür eingerichtet wären. Die Eingangskontrolle könnte auf diese Weise erheblich rationalisiert werden. Die Vorsitzende versandte daher Rundschreiben an ca. 80 deutsche Wissenschaftsverlage und an Systemhersteller, um für den Einsatz des SICI zu werben. 20 Verlage bekundeten ernsthaftes Interesse, den Standard anzuwenden. Die Systemhersteller reagierten nicht. Eine Anwendung bei PICA ist derzeit nicht gewährleistet.

Kommissionsarbeit

Die Erwerbungskommission möchte die Kollegen in den Bibliotheken dazu anregen, Themen zur Tagesordnung der Erwerbungskommission vorzuschlagen, was u. a. auch über die Liste Erwerb-L. geschehen könnte. Für den Bibliothekartag in Dortmund wird wiederum eine Gesprächsrunde zu aktuellen Erwerbungsfragen vorgesehen.

Frau Usemann-Keller, DBI-Betreuerin der Kommission für Erwerbung und Bestandsentwicklung, dankte den Mitgliedern der Kommission für geleistete Arbeit, insbesondere den scheidenden Mitgliedern Frau Margot Wiesner, Herrn Dr. Rolf Griebel und Herrn Dr. Kanthak für die z. T. 10 Jahre währende Mitarbeit bei der Behandlung von Grundfragen der bibliothekarischen Arbeit.


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