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Bibliotheksdienst Heft 3, 1996

Swets-Zeitschriftenpreisindex
Rolf Griebel

Seit Ende des Jahres 1995 liegt mit dem Serial Price Increases Report von Swets ein internationaler Preisindex für Zeitschriften vor, der - unter Berücksichtigung der jeweils spezifischen Ausprägung des Erwerbungsprofils in den einzelnen Bibliotheken - Eckdaten für die Etatbedarfsermittlung, die Etatplanung wie die Etatverteilung erschließt.

Der Index basiert auf der Auswertung der Preise von 27.364 "serials". Er umfaßt somit nicht nur Zeitschriften im engeren Sinn, sondern auch Jahrbücher und zeitschriftenartige Reihen.1)

Der Index dokumentiert den Preisanstieg von Zeitschriften in folgenden Erscheinungsländern bzw. -räumen: USA, Großbritannien, Fernost, Australasien ("australasia"), Skandinavien, Frankreich, Deutschland, Italien, Schweiz und Niederlande. Dabei spiegelt der Index die Preisentwicklung jeweils in fünf Fächergruppen wider: in den Natur- und Ingenieurwissenschaften, in der Medizin sowie in den Sozial- und Geisteswissenschaften.

Im Vergleich zu den vorliegenden Preisindizes für Zeitschriften ist der Swets-Index zum einen von der statistischen Basis her umfassender angelegt, zum anderen differenzierter konzipiert.

Während der Swets-Index mehr als 27.000 Zeitschriften umfaßt, liegen Blackwell´s Periodical Price Index die Daten von ca. 2.000 Zeitschriften zugrunde. 2) Der US Periodical Price Index basierte bis 1992 auf der Auswertung der Daten von ca. 3.700 Zeitschriften, die von Faxon bereitgestellt wurde. 3) Der Periodical Price Survey erfaßt als Nachfolgeindex - seit 1993 auf der Basis von Ebsco-Daten - in den verschiedenen Auswertungstabellen zwischen 4.600 und 6.600 Zeitschriftentitel. 4) Der Harrassowitz-Index schließlich bezieht ca. 4.100 Zeitschriften ein, die in Deutschland, der Schweiz und in Österreich erscheinen. 5)

Der Swets-Index dokumentiert auf Grund der breiten statistischen Basis in höherem Maße als die bislang vorliegenden Indizes die Tendenzen der Preisentwicklung auf dem gesamten Zeitschriftenmarkt.

Von den 27.364 Titeln entfallen 12.324 (45 %) auf die USA, 6.900 (25,2 %) auf Großbritannien, 1.988 (7,3 %) auf Frankreich und 1.669 (6,1 %) auf Deutschland, auf die übrigen Erscheinungsräume 4.483 (16,4 %) - hierunter die Niederlande 1.118 (4,1 %)(Abb. 1: Zeitschriftentitel in den Erscheinungsräumen [ca. 5K]). Betrachtet man die Zusammensetzung nach den Fachgebieten (Abb. 2: Zeitschriftentitel in den Fächergruppen [ca. 5K]), so stellen die Sozialwissenschaften mit 7.871 Titeln (28,8 %) und die Ingenieurwissenschaften mit 7.240 Titeln (26,5 %) die größten Fächergruppen dar. Der Index umfaßt ferner 4.571 (16,7 %) medizinische und 4.364 (15,9 %) naturwissenschaftliche Titel; im Bereich der Geisteswissenschaften sind 3.318 (12,1 %) Titel vertreten.

Dadurch daß der Swets-Index ein größeres Segment des wissenschaftlich relevanten Zeitschriftenmarktes als die anderen Indizes abdeckt, gewinnt er im Hinblick auf die Einschätzung der Preisentwicklung auf dem gesamten Zeitschriftenmarkt eine besondere Aussagekraft.

Unter einem anderen Aspekt jedoch wirft gerade die breite statistische Basis Probleme auf. Da diese weit über die Zeitschriftenbestände einer Universitätsbibliothek hinausgeht und damit einen hohen Anteil von Titeln aufweist, die nicht im Zentrum der Erwerbungspolitik stehen, ist davon auszugehen, daß der Index als ungewichteter Index nicht das tatsächliche Ausmaß der Preissteigerung der für wissenschaftliche Bibliotheken besonders relevanten Zeitschriftentitel widerspiegelt. Titel, die der core-collection zuzurechnen sind und die, sofern der Sammelauftrag ein bestimmtes Fach beinhaltet, für den Bestandsaufbau unverzichtbar sind, unterliegen angesichts der geringen Nachfrageelastizität im allgemeinen einer signifikant höheren Preissteigerung. Dies muß bei der Interpretation der Indexwerte Berücksichtigung finden. Es stellt sich die Frage, ob nicht ausgehend von den jeweiligen Abonnementszahlen eine Gewichtungskomponente realisiert werden könnte, was die Aussagekraft des Index zweifellos erhöhen würde.

Der Swets-Index erweist sich gegenüber dem Periodical Price Index von Blackwell´s wie gegenüber dem Periodical Price Survey von Ebsco insofern überlegen, als in seiner Konzeption das Prinzip des Originalpreises in der Originalwährung des jeweiligen Erscheinungsraums strikt gewahrt bleibt, auch in der fächergruppenspezifischen Aufbereitung der Preisentwicklung.

So stellt Blackwell´s Periodical Price Index zwar den Anstieg des Gesamtdurchschnittspreises von 879 Zeitschriften aus Großbritannien in Originalwährung dar, auf der Fächerebene jedoch wird die Preisentwicklung für Zeitschriften aus Großbritannien wie anderen Erscheinungsländern nur in einem Durchschnittspreis in GBP angegeben, dem damit Preisangaben in verschiedenen Währungen zugrunde liegen. Die fächerspezifischen Indexwerte spiegeln insofern nicht die Entwicklung der Originalpreise wider, sondern sind durch die Wechselkursparitäten beeinflußt. Sie können folglich von wissenschaftlichen Bibliotheken außerhalb Großbritanniens nicht für die Etatbedarfsermittlung und -planung herangezogen werden. Dies gilt auch für die fächergruppenspezifische Aufbereitung der Preisentwicklung der Zeitschriftentitel außerhalb der USA im Periodical Price Survey.

Dadurch, daß der Swets-Index in den einzelnen Erscheinungsräumen die Entwicklung der Originalpreise in Originalwährung jeweils differenziert nach Fächergruppen dokumentiert, gewinnt der Index einen Aussagewert, der wesentlich höher einzuschätzen ist als jener der Indizes von Blackwell´s und Ebsco. Auf Grund der Ausschaltung der Währungseinflüsse sind die Voraussetzungen für eine internationale Anwendung des Index gegeben.

Defizite sind insoweit zu konstatieren, als zwar die prozentualen Preisveränderungen differenziert nach Erscheinungsräumen und Fächergruppen aufbereitet werden, daß jedoch die Durchschnittspreise als solche nur rudimentär dokumentiert werden. Der Index weist für sechs Erscheinungsländer - die USA, Großbritannien, die Niederlande, Deutschland, die Schweiz und Frankreich - Gesamtdurchschnittspreise aus, ohne zwischen den einzelnen Fächergruppen zu unterscheiden. 6) Eine differenzierte Aufbereitung der Durchschnittspreise würde bei der nächsten Ausgabe des Swets-Index dessen Wert erhöhen.

Betrachten wir die Entwicklung des Gesamtdurchschnittspreises 1995/96, der insgesamt bei 9 % liegt, in den einzelnen Erscheinungsräumen (Abb. 3: Preisanstieg in den Erscheinungsräumen [ca. 5K]), so ist der Preisanstieg in den Niederlanden mit 10,8 %7), Großbritannien mit 9,6 % und USA mit 9,4 % am höchsten. Mit Abstand folgen die Indexwerte für den Fernen Osten (7,6 %), Deutschland und die Schweiz (je 7,5 %). Den niedrigsten Preisanstieg weisen die Zeitschriften in Italien mit 3,8 % und in Frankreich mit 2,9 % auf.

Deutlich unterscheidet sich auch der Preisanstieg in den einzelnen Fächergruppen (Abb. 4: Preisanstieg in den Fächergruppen [ca. 5K]). Das Spektrum reicht von 4,8 % in den Geisteswissenschaften bis 11,2 % in Medizin. Den zweithöchsten Anstieg verzeichnen die Naturwissenschaften mit 10,5 %, gefolgt von den Ingenieurwissenschaften mit 8 %. Der Anstieg in den Sozialwissenschaften liegt bei 6,3 %.

Bei der Betrachtung der fächergruppenspezifischen Preisentwicklung in den USA, in Großbritannien, in den Niederlanden, in Frankreich und in Deutschland zeigt sich folgendes Bild:

In den USA ist die Preisentwicklung auf der Ebene der Fächergruppen durch signifikante Unterschiede gekennzeichnet (Abb. 5: USA [ca. 5K]). Während der Preisanstieg in den Geisteswissenschaften bei 4 % und in den Sozialwissenschaften bei 5,9 % liegt, erreicht er in den Naturwissenschaften 10,7 % und in der Medizin 13,1 %. Demgegenüber weist die Preisentwicklung sowohl in Großbritannien als auch in den Niederlanden (Abb. 6: Niederlande [ca. 5K]) in den einzelnen Fächergruppen deutlich geringere Unterschiede auf. Der Abstand zwischen dem niedrigsten Indexwert (Geisteswissenschaften) und dem höchsten Indexwert (Naturwissenschaften) beträgt in Großbritannien nur 4,1 und in den Niederlanden nur 3,6 Prozentpunkte. Der Unterschied zwischen dem Preisanstieg in den Sozialwissenschaften und den Naturwissenschaften liegt in Großbritannien nur bei 3,2 , in den Niederlanden nur bei 1,1 Prozentpunkten.

Deutliche Unterschiede wiederum kennzeichnen die Preisentwicklung in Deutschland (Abb. 7: Deutschland [ca. 5K]), wo das Spektrum von 2,6 % in den Geisteswissenschaften bis 11 % in der Medizin reicht. Dies gilt ebenso für Frankreich, wo sich allerdings die durchschnittliche Preissteigerung mit 2,9 % auf einem deutlich niedrigeren Niveau bewegt. Die Spanne liegt in Frankreich zwischen 0,5 % in den Sozialwissenschaften und 9 % in den Naturwissenschaften.

Der Swets-Index kann auf Grund seiner differenzierten Konzeption und der strikten Wahrung des Prinzips "Verlagspreis in Originalwährung" von den wissenschaftlichen Bibliotheken als Instrument der Etatsbedarfsermittlung, Etatplanung und -verteilung mit Gewinn herangezogen werden. Die Interpretation der Indexwerte hat jedoch stets im Blick zu behalten, daß der Swets-Index, der mit über 27.000 Titeln ein breites Segment des wissenschaftlich relevanten Zeitschriftenmarktes abdeckt, als ungewichteter Preisindex eher die Preisentwicklungstendenzen auf dem gesamten Zeitschriftenmarkt widerspiegelt als die Preissteigerung des Titelbestandes, auf den die Erwerbungspolitik der wissenschaftlichen Bibliotheken konzentriert ist. Insofern sind die Indexwerte stets komplementär zu dem jeweiligen lokalen Kostenindex zu sehen.

Serials Price Increases 1996

© Copyright Swets & Zeitinger bv
Publisher
region
SubjectNumber of titlesIn- / Decrease %
DomesticForeign
USASocial Sciences3.5155,855,42
Science2.04810,7310,53
Medicine2.15113,1012,03
Technology3.0917,887,70
Humanities1.5193,993,95
UKSocial Sciences2.2148,379,42
Science91011,5911,44
Medicine98010,0110,06
Technology2.0918,979,23
Humanities7057,547,55
Far EastSocial Sciences2484,503,63
Science2757,867,74
Medicine2179,448,81
Technology3608,327,31
Humanities795,346,98
AustralasiaSocial Sciences1850,572,80
Science7710,2010,12
Medicine8314,2312,20
Technology1489,775,02
Humanities78-0,342,71
ScandinaviaSocial Sciences603,948,40
Science556,506,69
Medicine8311,1512,95
Technology723,894,82
Humanities565,3510,54
FranceSocial Sciences7510,460,77
Science2078,998,24
Medicine2775,866,18
Technology4472,343,14
Humanities3062,202,03
GermanySocial Sciences4084,753,29
Science2747,918,06
Medicine34110,9610,92
Technology4294,985,02
Humanities2172,623,33
ItalySocial Sciences1854,004,11
Science734,663,86
Medicine1591,353,89
Technology2395,146,52
Humanities1923,273,14
SwitzerlandSocial Sciences7612,9512,76
Science968,138,23
Medicine1046,066,01
Technology1096,646,52
Humanities563,043,26
NetherlandsSocial Sciences2299,999,95
Science34911,1111,11
Medicine17611,0011,01
Technology25410,1210,25
Humanities1107,457,36
Totals27.3649,028,89
USATotals12.3249,388,99
UKTotals6.9009,589,89
Far EastTotals1.1797,616,98
AustralasiaTotals5717,216,38
ScandinaviaTotals3267,398,97
FranceTotals1.9882,923,22
GermanyTotals1.6697,497,33
ItalyTotals8483,774,58
SwitzerlandTotals4417,497,48
NetherlandsTotals1.11810,8010,82
TotalsSocial Sciences7.8716,286,46
Science4.36410,5410,41
Medicine4.57111,2110,78
Technology7.2407,977,94
Humanities3.3184,824,91

Average prices:

The average price of serials for the main publishing areas is given below. This is the local domestic price only. As a number of publishers use foreign currencies, rather than the local currency for their foreign subscription rates, we are unable to give average prices for these.

USA281.49USD - US Dollars
UK195.82GBP - Pound Sterling
The Netherlands1.508.78NLG - Dutch Guilders
Germany408.41DEM - German Marks
Switzerland656.13CHF - Swiss Francs
France884.75FRF - French Francs

1) Den Angaben der Agentur zufolge ist der Anteil von Monographien-Serien (mit Stücktiteln) so gering, daß er vernachlässigt werden darf. Grundsätzlich seien - so die Agentur - in dem Index nur Titel erfaßt, bei denen die Vergleichbarkeit der Preise in den einzelnen Jahren gewährleistet sei. Im folgenden findet zur Vereinfachung nur der Begriff "Zeitschriften" Verwendung.
2) Zuletzt in: Library Association Record 1995, S. 278.
3) Zuletzt in: Library Journal, 15.4.1992, S. 55 - 62.
4) Zuletzt in: Library Journal, 15.4.1995, S. 43 - 49.
5) Erstmalig in: Bibliotheksdienst 29, 1995, S. 1947 - 1954
6) Titel, deren Preise von den Verlagen nicht in der Währung des jeweiligen Erscheinungslandes festgesetzt werden, bleiben bei der Bildung des Durchschnittspreises in Originalwährung ausgeschlossen. Es fehlen Angaben zu den Titelzahlen, die den sechs Durchschnittspreisen tatsächlich zugrundeliegen.
7) Zugrundeliegt - auch im folgenden - stets die Steigerung des Inlandspreises.


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