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Bibliotheksdienst Heft 2, 1996

Der Zeitschrifteninhaltsdienst Theologie der Universitätsbibliothek Tübingen

Hilger Weisweiler

Sondersammelgebietsbibliotheken haben den Auftrag, die Literatur ihres jeweiligen SSG in besonderer Breite und Tiefe zu sammeln, zu erschließen und zu verbreiten. Die UB Tübingen, seit den zwanziger Jahren SSG-Bibliothek für Theologie und seit 1980 auch für Allgemeine und vergleichende Religionswissenschaft, kommt diesem Auftrag in exemplarischer Weise nach. Vom Sammeln soll in den folgenden Zeilen allerdings weniger die Rede sein als von Teilaspekten der Erschließung und Verbreitung der im Auftrag und mit Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft erworbenen SSG-Literatur.

Zu den einschlägigen SSG-Beständen der UB Tübingen zählt ein intensiv gepflegter Bestand an Zeitschriften der genannten Fachgebiete. Derzeit unterhält die Bibliothek mehr als 2000 Abonnements auf theologische und religionswissenschaftliche Zeitschriften aus aller Welt, ein unvergleichliches Reservoir an Ressourcen für die Forschung und wissenschaftliche Kommunikation. Um es nicht zu einem toten Kapital verkommen zu lassen, hob Gunther Franz 1975 den Zeitschrifteninhaltsdienst Theologie(im folgenden: ZID) aus der Taufe1), dessen Grundlage ein seit Beginn ansehnlicher Kanon einschlägiger SSG-Zeitschriften war. Das Konzept war ebenso einfach wie genial: Unmittelbar nach Eingang des Hefts einer dem Kanon zugehörigen Zeitschrift wurde dessen Inhaltsverzeichnis kopiert. Die Kopie war die Grundlage für die weitere Bearbeitung des Hefts in verschiedenen Stationen: Der Fachreferent legte zunächst fest, welche Teile des Heftinhalts für die Anzeige in Frage kamen2). Die entsprechenden Passagen der Inhaltsverzeichnisse wurden montiert und in monatlich erscheinenden Heften unter einer groben Sachgruppengliederung publiziert. Das Ergebnis war zunächst ein Current-Contents-Dienst, wie sie in den siebziger Jahren unter dem Vorzeichen SDI 3) in großer Zahl aus dem bibliographischen Boden sprossen. Im Unterschied zu seinen Geschwistern war der ZID jedoch von Anfang an mehr als ein bloßer Current-Contents-Dienst. Dafür sorgten die monatlichen Register der Autoren sowie von Personenschlagwörtern und von behandelten biblischen Texten, für die schon seinerzeit ein EDV-Programm eingesetzt wurde, das ihre jährliche und fünfjährliche Kumulierung ermöglichte. Die Register verliehen dem ZID nicht nur die Funktion einer laufenden allgemein-theologischen Zeitschriftenaufsatzbibliographie, sondern bedeuteten zugleich den Einstieg in eine mit minimalem Aufwand zu leistende Sacherschließung, die nichtsdestoweniger von hohem Nutzen war. Die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges fand ihre Bestätigung in der Akzeptanz des ZID durch eine kontinuierlich wachsende Zahl von Abonnenten.

Kam die UB Tübingen mit der Publikation des ZID in besonderer Weise ihrer Aufgabe nach, Teile ihrer SSG-Bestände zu erschließen, so war mit dem Bezug des ZID zugleich ein Angebot verbunden, das deren aktiver Verbreitung diente: Nachgewiesene Aufsätze, die dem Leser von seiner heimischen Bibliothek nicht zur Verfügung gestellt werden konnten, lieferte die UB Tübingen auf Bestellung und gegen ein geringes Entgelt direkt per Kopie, womit neueste Entwicklungen wie SSG-S und SUBITO antezipiert wurden, ohne daß von dieser Dienstleistung viel Aufhebens gemacht worden wäre.

Zwei Jahrzehnte nach der Begründung des ZID hatte dessen Grundkonzeption zwar nichts von ihrer Bedeutung und Aktualität eingebüßt, doch ließ die rasante Entwicklung der Datenverarbeitungstechnik das Verfahren der Erstellung und die Präsentation der Literaturinformation zunehmend altväterlich erscheinen. Damit soll keineswegs gesagt sein, die Bedeutung eines Current-Contents-Dienstes in gedruckter Form habe sich überlebt. Kein Medium ist besser geeignet, Information über neu erschienene Literatur zu vermitteln, als das klassische gedruckte Heft, das an jedem Ort und unter allen Bedingungen gelesen werden kann. Da gerade theologische Literatur jedoch keineswegs dem von den Naturwissenschaften her bekannten Veraltungsgrad unterliegt, theologische bibliographische Daten mithin über lange Dauer ihre Aktualität und Bedeutung für die Literaturrecherche behalten, lag es nahe, die dem gedruckten ZID zugrundeliegenden Daten nicht in einem papierenen Grab zur Ruhe zu betten, sondern sie in einer Datenbank zu erfassen, die einen multidimensionalen Zugriff auf sie erlaubt. Mit intensiven Detailplanungen wurde gegen Ende des Jahres 1992 begonnen. 4)

Mit diesen Planungen einher ging zunächst die zielstrebige Überarbeitung des Kanons der ausgewerteten Zeitschriften, für die der Gesamtbestand der in der UB Tübingen laufenden einschlägigen Periodica systematisch durchgesehen wurde. Auf diese Weise und durch die großzügige Aufnahme neu abonnierter Titel stieg die Anzahl der ausgewerteten Zeitschriften von 420 zu Beginn des Jahres 1993 auf mehr als 500 drei Jahre später5) und wuchs die Zahl der jährlich in den gedruckten Heften angezeigten Aufsätze von ca. 9500 im Jahre 1993 auf 11500 im Jahre 1995.

Ebenfalls im Blick war von Beginn der Planungen an eine Ausweitung der Sacherschließungskomponente. Die sofortige Aufnahme einer vollgültigen verbalen Sacherschließung, als deren Basis nach Lage der Dinge nur die SWD in Frage kam, verbot sich aus Gründen der Personalkapazität. Als besonders notwendig und zugleich kurzfristig realisierbar erschien die Verbesserung bei auf biblische Texte bezogener Literatur: Die Bibelstellenindizierung, bislang auf der Ebene von Kapiteln biblischer kanonischer Bücher abgebrochen, wurde auf die Versebene und auf außerkanonische frühchristliche und frühjüdische Texte (z.B. Apokryphen des AT und NT, Qumran-Schriften, Apostolische Väter) sowie auf innerbiblische Traditionsschichten (z.B. "Deuteronomistisches Geschichtswerk" oder "Spruchquelle") ausgedehnt. Einem jeden, der sich je wissenschaftlich mit Exegese befaßt hat, wird diese Entscheidung unmittelbar einleuchten, so daß eine detaillierte Begründung hier entfallen kann. Zugleich wurde für diesen Bereich a limine auf die Anwendung der SWD als Normdatei verzichtet; denn deren Praxis der Indizierung biblischer Schriften ist nicht nur aus historischen Gründen und unter praktischen Gesichtspunkten inkonsistent, sondern auch nicht mit der bewährten Praxis des ZID zu vereinbaren, Personenschlagwörter einerseits und biblische Texte andererseits in getrennten Registern nachzuweisen.

Zu Beginn des Jahres 1994 fiel die Entscheidung, für die Datenerfassung die Software allegro C einzusetzen und die Konfiguration M zur Grundlage einer bedarfsgerechten Parametrierung zu machen. Nach der Erstellung eines Grundgerüsts der Parametrierung6) habe ich selbst in beträchtlichem Umfang Probedaten erfaßt: zunächst die Gesamtaufnahmen der ausgewerteten Zeitschriften und die Stammsätze eines (erweiterungsfähigen) "Kanons" zu indizierender biblischer, frühchristlicher und frühjüdischer Schriften, bald aber auch - einstweilen parallel zu der noch laufenden konventionellen Erstellung des ZID - Aufsatzdaten. Diese Kärrnerarbeit hat reichlich Früchte getragen: Nicht nur ein Grundbestand von Daten ist ihr zu verdanken; vielmehr erwies sie sich als zuverlässige Grundlage für die Planung des späteren Personaleinsatzes bei der Erfassung und als Born von Ideen für die Ausgestaltung der Datenbank.

Die konventionelle Herstellung der gedruckten ZID-Hefte lief mit dem Ende des Jahrgangs 1994 bzw. des Fünfjahreszyklus 1990-19947) aus. Die Daten ab Januarheft des Jahrgangs 1995 werden ausschließlich in der allegro -Datenbank erfaßt. Erster Arbeitsschritt ist nach wie vor die Bearbeitung des Zeitschriftenhefts durch den Fachreferenten: Er legt fest, welche Teile des Heftinhalts in der Datenbank nachgewiesen werden, und setzt Personen- und Textschlagwörter sowie unter Umständen auch die maßgebliche Form von Autorennamen an, gibt Anweisung zum Anlegen von Stammsätzen usw.; weitere Fachreferentenarbeiten sind in der Folge hinzugekommen oder werden in Zukunft noch entstehen (dazu siehe unten). Anschließend geben studentische Hilfskräfte (80 Monatsstunden) die Daten ein. Daß die Dateneingabe kostengünstig durch nichtprofessionelles Personal vorgenommen werden kann, bedingt übrigens eine umso sorgfältigere und zeitaufwendigere Vorbereitung durch den Fachreferenten, macht aber dennoch gewisse Abstriche von sonst üblichen Standards notwendig, etwa bei der Anwendung der bibliothekarischen Regeln über Groß- und Kleinschreibung; doch unterliegen ausschließlich Adiaphora derartigen Abstrichen.

Die Produktion der Hefte erfolgt über ein in TUSTEP8) erstelltes Druckprogramm9), das erstmals in der Geschichte des ZID ein ansprechendes Layout, die Anzeige von Schlagwörtern beim Dokument, vor allem aber die laufende Numerierung der angezeigten Dokumente und damit einen exakten Zugriff über die Register ermöglicht. Weder bei der Umsetzung der Daten noch bei der Text- und Registergenerierung hat es bisher größere Probleme gegeben.

Selbstverständlich war von Beginn der Datenbankplanung an intendiert, die Daten dem Endnutzer auch direkt zur Verfügung zu stellen. Nach einer kurzen Konsolidierungsphase, während derer die Datenbank bereits kräftig nicht nur um rezentes Material, sondern in ähnlichem Ausmaß um retrospektiv erfaßte Daten aus konventionell erstellten ZID-Heften wuchs, konnte ich letzte Hand an deren Architektur legen. Während der ersten Jahreshälfte wurde die Datenbank als allegro-OPAC konfiguriert, ihre Indizes wurden benutzergerecht definiert, zusätzliche Parameterdateien wurden erstellt; es entstand ein erstes Merkblatt für die Nutzung, und die Datenbank wurde testweise an erste externe Nutzer weitergegeben. Vor allem aber wurde - unter Nutzung von (unveröffentlichten) Vorarbeiten Thomas Riplingers10), die im Rahmen des Projekts THEODOK entstanden waren - eine hierarchische, trunkierbare, prinzipiell erweiterungsfähige und über ihre Klassenbeschreibungen auch verbal zugängliche Klassifikation aus 130 Sachgruppen entwickelt und in die Datenbank implementiert, durch die - beginnend mit dem gedruckten Heft 21.1995,6 - ausnahmslos alle rezenten Dokumente erschlossen sind. 11) Anders als eine rein verbale Sacherschließung, deren Vorzüge keineswegs in Frage gestellt seien, ermöglicht sie die Selektion von Dokumenten nach größeren Zusammenhängen sachlicher, geographischer und zeitlicher Natur: m.E. unabdingbare Komponente, die unbeschadet dessen keine andere der auf dem Markt befindlichen theologischen Datenbanken bereitstellt. - Ferner wurde - zusätzlich zu der routinemäßigen Erfassung rezenter Zeitschriftenaufsätze und der Retrokonversion konventioneller ZID-Daten - die Auswertung theologischer Festschriften wieder aufgenommen, die aus organisatorischen Gründen einige Jahre zuvor ausgesetzt worden war. 12)

Zur Jahresmitte 1995 wies die Datenbank bereits mehr als 11.000 Dokumente nach, Anlaß genug, sie nun auch direkt als Diskettendienst zu vertreiben. Die Bekanntgabe in dieser Zeitschrift13) und Werbung in den gedruckten Informationsdiensten der UB Tübingen führten binnen kurzem zu einer unerwartet hohen Anzahl von Bestellungen aus dem In- und Ausland, die im Lauf der letzten Monate jeweils ad hoc ausgeführt wurden. Eine erste "Update"-Lieferung (in Wirklichkeit handelt es sich um eine komplette Neulieferung der Datenbank) wird im Januar 1996 erfolgen. Hat die UB Tübingen bisher die gesamte Datenbank (neben Parameter- und eigentlichen Datendateien auch die Index- und die Kurzlistendatei) in gepackter Form versandt, so ist dies mit gewachsenem Volumen unökonomisch geworden. Künftige Lieferungen werden nur noch die (als selbstentpackende Exe-Dateien gepackten) Datendateien und die Parameterdateien umfassen. Der eigentliche Datenbankaufbau, der auf einem 486er PC derzeit ca. 20 Minuten dauert, wird auf dem Rechner des Beziehers stattfinden. Die dazu notwendige Mitlieferung des Indexierungsprogramms hat die allegro -Entwicklungsabteilung bei der UB Braunschweig dankenswerterweise genehmigt. Ein unbefugter Gebrauch dieser über APAC hinausgehenden Programmbestandteile durch den Endnutzer ist übrigens so gut wie ausgeschlossen, da das Installationsprogramm sie nach erfolgter Indexierung automatisch löscht. Mittelfristig wird die UB Tübingen den Zeitschrifteninhaltsdienst Theologie selbstverständlich auch als CD-ROM anbieten; doch ist es dafür gegenwärtig noch ein wenig zu früh.

Während der zweiten Jahreshälfte 1995 wuchs nicht nur das Nachweisvolumen der Datenbank auf mittlerweile 22.000 Aufsätze, sondern konnten auch manche strukurellen Verbesserungen Platz greifen, auf deren Darstellung im einzelnen hier verzichtet sei. Nicht verzichten kann ich jedoch auf den dankbaren Hinweis, daß während dieser Zeit Pater Michael Lackhoff von der Bibliothek der Franziskaner und Kapuziner (Münster), ein exzellenter Kenner von allegro, mir, einem allegrologischen Autodidakten, selbstlos und zunächst auch ungefragt immer wieder Hilfe in Parametrierungsdingen hat zuteil werden lassen, ohne die die Datenbank manches nicht leisten würde, was sie heute vermag.

An dieser Stelle sei in groben Umrissen dargestellt, welche Möglichkeiten der Recherche und des Exports die Datenbank gegenwärtig bietet. Daß der Einstieg in allegro -Datenbanken über deren Indizes erfolgt - eine benutzerpädagogisch außerordentlich sinnvolle Grundentscheidung - , ist bekannt. Von den potentiellen neun Registern eines allegro -OPAC sind derzeit acht belegt. Zugriff ist möglich (1) über den Gesamttitel der ausgewerteten Quelle, (2) über den Autor eines Dokuments, (3) auf Stichwörter aus Sachtitel, Untertitel und Kommentarkategorien von Dokumenten und von Gesamtaufnahmen der ausgewerteten Quellen, (4) über das Personenschlagwort, wobei sehr literaturintensive Personenschlagwörter durch Unterschlagwörter (Werktitel) untergliedert sind, (5) über das Textschlagwort (biblische, frühchristliche und frühjüdische Texte), (6) über die Notationen der hierarchischen Klassifikation und deren verbale Klassenbeschreibungen, (8) über das Erscheinungsjahr sowie über andere Elemente der Zeitschriftenzählung, also Jahrgangs- und Heftnummer, (9) auf die volle Titelaufnahme der ausgewerteten Quelle (nicht identisch mit dem Nachweis in Register 1, der direkt zu den Dokumenten in den Quellpublikationen führt).

Nicht belegt ist bisher das Register 7. Es ist reserviert für die Erschließung der Dokumente durch enge geographische, Sach-, Körperschafts-, Zeit- und Formschlagwörter auf der Basis der SWD, mit der begonnen werden wird, sowie die personelle Situation in der UB Tübingen dies gestattet. Eine genaue Konzeption, wie diese Erschließung aussehen und sich in die bereits vorhandenen Sacherschließungskomponenten einpassen soll, ist bereits entwickelt und die Software entsprechend parametriert. Von der technischen Seite her könnte diese Arbeit sofort aufgenommen werden. Vorgesehen ist die Speicherung kettenartiger Schlagwortfolgen beim Dokument, die jedoch als Einzelschlagwörter - bzw. im Fall von Ansetzungsketten als Phrasen - in den Index eingehen und bei der Recherche vom Benutzer postkoordiniert werden können. Reine Aspektschlagwörter werden übrigens zwar beim Dokument angezeigt, nicht jedoch in den Index übernommen werden. 14) Auf ein Kettenregister soll verzichtet werden. Sinnvoll wäre ein solches nur, wenn es auch permutiert würde. Angesicht der komfortablen Möglichkeiten zur Postkoordination in allegro erscheint ein derartiger Aufwand jedoch entbehrlich.

Schließlich ist der Kanon der gegenwärtig ausgewerteten Quellen nicht das Ende aller denkbaren Möglichkeiten. Mit der kontinuierlichen Auswertung von 500 Zeitschriften und mehrerer Dutzend Festschriften pro Jahr liegt der ZID zwar annähernd gleichauf mit einem bibliographischen Großunternehmen wie der Religion Database der ATLA (das allerdings aus hier nicht abzuhandelnden Gründen dem Bedarf deutscher und europäischer theologischer Forschung weniger gerecht wird); doch wären eine Aufstockung des Zeitschriftenkanons um weitere 100 bis 150 Titel und die Einbeziehung weiterer Sammelwerke in die Auswertung durchaus wünschenswert. Die Verwirklichung dieses Wunsches scheitert allerdings derzeit ebenso an den Grenzen der zur Verfügung stehenden Arbeitskapazität wie das Vorhaben der kompletten verbalen Sacherschließung. Ungeachtet noch offener Wünsche erweisen die bereits bestehenden Möglichkeiten den ZID als eine reiche Quelle der Erschließung theologischer Literatur.

Selbstverständlich ist auch der Export von Daten, und zwar sowohl von Einzeltiteln wie - ohne quantitative Begrenzung - von Treffermengen, möglich. Der Nutzer kann zwischen zwei Formaten wählen: dem kategorisierten Format (ohne Zeilenumbruch) und dem bibliographischen Format. Die Wahl des letzteren wird der Normalfall sein, während sich kategorisiert ausgegebene Daten besonders zum Reimport in andere Datenbanken eignen. Die UB Tübingen erhebt keine Einwände, wenn die von ihr produzierten Daten auf derlei Weise genutzt werden - vorausgesetzt, es handelt sich nicht um kommerzielle Exploitation! - , dient doch auch eine solche Nutzung der Literaturinformation. Über das Ausgabeformat entscheidet der Nutzer mit dem Startbefehl: Die beiden mitgelieferten Batchdateien, die den Start der Datenbank veranlassen, stellen die Verknüpfung mit der jeweils entsprechenden Exportparameterdatei her.

Schließlich sei auf eine Tugend des ZID hingewiesen, die wohl nicht so leicht ihresgleichen findet: seine Aktualität. Im Normalfall erfolgt die Aufnahme eines Aufsatzes in die Datenbank einen bis zwei Tage nach dem Eingang der Quellenpublikation in der Akzession der UB Tübingen. Möglich ist dies nur aufgrund einer straffen Organisation des Geschäftsgangs und der Bündelung der Verantwortlichkeit an einer Stelle. Der bei einer wie auch immer gearteten Aufgabenverteilung auf mehrere Institutionen unvermeidliche Organisationsaufwand würde zu viele Reibungsverluste erzeugen, um eine Effizienz aufrecht erhalten zu können, wie sie derzeit in Tübingen gegeben ist. Dankbar erwähnt sei, daß diese Effizienz auch in dem verantwortungs- und problembewußten Einsatz (zu) weniger und nur jeweils mit einem geringen Teil ihrer Arbeitszeit für den ZID zur Verfügung stehender, dafür aber hochmotivierter Mitarbeiter/-innen begründet ist.

Nicht vergessen sei über der Frage der Erschließung die der Verbreitung der Sondersammelgebietsliteratur. Zeitgleich mit dem Beginn des Vertriebs der Datenbank Zeitschrifteninhaltsdienst Theologie ist die UB Tübingen Teilnehmerin an dem DFG-Projekt SSG-S geworden. Mag diese Koinzidenz auch zufällig sein, so stehen die beiden Projekte doch in engem sachlichen Zusammenhang miteinander. Jeder Literaturnachweis in der Datenbank enthält die Signatur der UB Tübingen und ermöglicht somit dem Nutzer die problemlose Direktbestellung des Dokuments gegen eine moderate Gebühr.

Ziel der vorausgehenden Darlegungen war es, aufzuzeigen, welch weites Feld einer Sondersammelgebietsbibliothek zu Nachweis und Verbreitung ihrer Bestände offensteht, zugleich aber auch, an welche Grenzen sie stößt. Die Grenzen werden längst nicht mehr von der Technik bestimmt; sie liegen vielmehr in der mangelhaften Ausstattung mit Personal. Im Fall der Erschließung unselbständiger theologischer Literatur durch die UB Tübingen zeigt sich dies in der Notwendigkeit einer sachlich nicht zu rechtfertigenden quantitativen Begrenzung des Literaturkanons und einstweiligen Verzichts auf die volle verbale Sacherschließung, die mit den gegenwärtigen personellen Minimalressourcen nicht durchführbar ist.

Dem Sondersammelgebietsprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft liegt die Erkenntnis zugrunde, daß Investitionen an der richtigen Stelle unterm Strich Leistung optimieren und Kosten sparen. Konsequenterweise hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft demzufolge auch das Projekt der Digitalisierung des Zeitschrifteninhaltsdienstes Theologie im Rahmen der ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten gefördert, wofür ihr - wie für die stete Förderung der Literaturerwerbung - Dank gebührt. Möge eine vergleichbare Erkenntnis auf Seiten der Unterhaltsträger - auch und gerade in unseren wirtschaftlich mageren Zeiten - dazu führen, der UB Tübingen das zu ermöglichen, was an der Vervollkommnung des Projekts Zeitschrifteninhaltsdienst Theologie noch fehlt. 15)

1) Vgl. Franz, Gunther: Der Zeitschrifteninhaltsdienst Theologie. - In: ZfBB 23. 1976, S. 404-408.

2) Die Grundentscheidung, in der Regel nur Aufsätze im eigentlichen Sinne anzuzeigen, auf den Nachweis von erbaulichen Texten und Rezensionen hingegen zu verzichten, ist wegen ihrer Pragmatik bis heute in Kraft geblieben.

3) Das Kürzel SDI steht nicht für die heute bekanntere Strategic Defense Initiative Ronald Reagans, sondern für Selective Dissemination of Information.

4) Auf das Projekt THEODOK, 1980 im Rahmen des IuD-Programms der Bundesregierung begründet, jedoch einem raschen Ende anheimgefallen, das selbstverständlich auch bereits EDV-Konzepte anvisierte, sei hier nicht eingegangen.

5) Eine gedruckte Liste der ausgewerteten Zeitschriften (Stand: Ende 1995) ist bei der UB Tübingen erhältlich.

6) Dieses wurde von Gudrun Zimmermann, UB Tübingen, erstellt, der dafür auch an dieser Stelle gedankt sei.

7) Für den Fünfjahreszyklus 1990-1994 wurde ein Fünfjahresregister (Autoren, Personenschlagwörter, Bibelstellen) hergestellt, das - außerhalb des normalen ZID-Abonnements - bei der UB Tübingen bezogen werden kann.

8) TUSTEP = Tuebinger System von Textverarbeitungs-Programmen: Ein am Rechenzentrum der Universität Tübingen speziell für die Verarbeitung wissenschaftlicher Texte entwickeltes außerordentlich leistungsfähiges Programmpaket.

9) Das Druckprogramm wurde - wie diejenigen für zahlreiche andere Publikationen der UB Tübingen - von Dr. Friedrich Seck erstellt, der es auch weiterhin betreut und zu immer größerer Perfektion geführt hat. - Bei der Erfassung erhalten die Daten ein Abrufzeichen, das sie jeweils einem bestimmten gedruckten Heft des ZID zuweist, aber noch weitere Funktionen bei der Datenbankrecherche hat. Über dieses Abrufzeichen erfolgt allmonatlich ein Datenabzug. Die Daten (Typ ASCII-Dateien) werden für die Heftproduktion nach TUSTEP transportiert und dort aufbereitet. Die Generierung der Register der gedruckten Hefte findet in TUSTEP statt, ebenso die Kumulierung der Registerdaten für ein gedrucktes Jahresregister. Auf die Produktion von Fünfjahresregistern wird angesichts der Existenz der Datenbank hinfort verzichtet werden.

10) Vgl. auch Franz, Gunther; Dieter Ising; Thomas Riplinger: Theologische und religionswissenschaftliche Literaturinformation : Klassifikation zur Allgemeinen Religionswissenschaft und Systematischen Theologie als Arbeitsergebnis des Projekts THEODOK. - Frankfurt a. M.: Flach, 1989. (Beiträge und Berichte / Gesellschaft für Information und Dokumentation : Reihe A ; Nr. 10)

11) Jedes Dokument - ausgenommen die retrospektiv erfaßten - erhält eine bis drei, in Ausnahmefällen auch mehr, im Durchschnitt zwei Notationen.

12) Festschriftenaufsätze, deren die Datenbank mittlerweile etliche Hundert nachweist, werden aus bibliotheksinternen Gründen nicht in den gedruckten ZID-Heften angezeigt.

13) Bibliotheksdienst 29. 1995, 7, S. 1157-1158.

14) Beispiel: Behandelt ein Dokument den Anthropozentrismus im Christentum, so ist die Aufführung des Begriffs "Christentum" als Aspekt beim Dokument zwar unabdingbar; sinnlos wäre jedoch dessen Aufnahme als Sachschlagwort in den Index der Datenbank. Es soll also mit dieser Regelung ein Irrweg der großen Verbunddatenbanken vermieden werden. Technisch ist dies kein Problem.

15) Die Datenbank "Zeitschrifteninhaltsdienst Theologie" kann bei der UB Tübingen zum Jahresabonnementspreis von DM 350,-- bezogen werden. Sie wird auf einem Satz von zwei 3.5"-Disketten geliefert und ist auf jedem PC mit dem Betriebssystem DOS (oder einer DOS-Emulation) lauffähig. Wie bei allegro -Datenbanken üblich, bedarf sie der Unterstützung durch die Treiberdatei ANSI.SYS, die beim Start des PC geladen werden muß. - Die Datenlieferung erfolgt halbjährlich (Januar und Juli). Ein kurzgefaßtes Benutzerhandbüchlein, das wiederum durch die ausführlichen Hilfetexte in der Datenbank selbst ergänzt wird, liegt der Diskettenlieferung bei. - An dem Tag, da diese Zeilen geschrieben werden (1. Januar 1996), weist die Datenbank 22.000 Aufsätze nach. Ein Nachweis von 45.000 Dokumenten am Ende dieses Jahres liegt - sub conditione Jacobea - im Bereich des Möglichen.


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