Über das DBI Hierarchiestufe höher

Brief vom 22.08.1997
an die Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Frau Prof. Dr.-Ing. Dagmar Schipanski

Sehr geehrte Frau Professor Schipanski,

zunächst bitten wir - die unterzeichneten Direktoren großer wissenschaftlicher Bibliotheken- um Verständnis, daß wir den direkten Weg wählen, um Sie über unsere langjährigen Erfahrungen mit dem Deutschen Bibliotheksinstitut in Berlin (DBI) zu informieren. Wir sind der Meinung, daß Sie sowie die Damen und Herren des Wissenschaftsrates, die jetzt das DBI begutachten, davon Kenntnis haben sollten. Das DBI erfüllt seine Aufgaben für Forschung und Wissenschaft, in deren Dienst rund 2.300 wissenschaftliche Universal- und Spezialbibliotheken der Bundesrepublik stehen, bislang durchaus zu unserer vollen Zufriedenheit. Es bereitet uns deshalb größte Sorge, daß seine Existenz bedroht ist.

Im Gegensatz zu anderen Ländern mit einem leistungsfähigen Bibliothekswesen erfordert gerade die föderal strukturierte Bundesrepublik Deutschland ein Institut, das Forschung und Entwicklung zentral für alle Bibliotheken betreibt, gesamtstaatliche Koordinierungs- und Normierungsfunktionen wahrnimmt und die sich daraus ergebenden Dienstleistungen zur Verfügung stellt. Dies schließt die Funktion als »national focal point« für den gesamteuropäischen Rahmen mit ein. Erst seitdem das DBI diese Aufgabe übernommen hat, spielen die deutschen Bibliotheken eine angemessene Rolle bei europäischen Projekten zur Informationsvermittlung und Literaturversorgung.

Die vielfältigen Aufgaben des DBI im Dienst der Bibliotheken und damit im Dienst von Forschung, Wissenschaft und Lehre müßten ohne dieses Institut mit einem erheblich höheren Kostenaufwand an anderer Stelle geleistet werden - sofern dies überhaupt möglich ist. Zudem würde eine erneute jahrelange Aufbauarbeit den erreichten Standard gefährden, ja das deutsche Bibliotheks- und Informationswesen im internationalen Vergleich weit zurückwerfen. Das DBI ist eine der wirkungsvollsten zentralen Einrichtungen des deutschen Bibliothekswesens, der auch das Ausland Anerkennung zollt.

In einer Zeit des revolutionären Umbruchs in der Daten- und Informationstechnik sollte dieses Institut nicht in Frage gestellt werden. Vielmehr sind gerade in diesem Bereich verstärkte gemeinsame Anstrengungen nötig, wozu die wissenschaftlichen Universal- und Spezialbibliotheken auch in Zukunft ihren Beitrag leisten werden. Eine Schließung des DBI würde die erfolgreich laufende Arbeit abrupt beenden und die Leistungsfähigkeit des deutschen Bibliothekswesens insgesamt nachhaltig und dauerhaft schädigen.

Wir erlauben uns, in der Anlage - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - stichwortartig die wichtigsten Leistungen des DBI zu beschreiben und wären Ihnen, sehr geehrte Frau Vorsitzende, dankbar, wenn Sie die Entscheidungsträger von diesem Brief und seiner Anlage unterrichteten.

Im Auftrag der nachstehend Unterzeichneten verbleibe ich
mit freundlichen Empfehlungen
Dr. Herrmann Leskien
Direktor der Bayerischen Staatsbibliothek München

Dr. Wolfgang Dittrich, HannoverDipl.-Ing. Christoph-Hubert Schütte, Karlsruhe
Dr. H.J. Dörpinghaus, HeidelbergDr. Dieter Stäglich, Wuppertal
Prof. Dr. Horst Gronemeyer, HamburgDr. Eilhard Cordes, Osnabrück
Dr. Antonius Jammers, BerlinJürgen Hering, Dresden
Dr. Herrmann Leskien, MünchenDr. Peter Hoffmann, Rostock
Dr. Claudia Lux, BerlinDoz. Dr. Konrad Marwinski, Jena
Barbara Schneider-Eßlinger, PotsdamProf. Dr. Elmar Mittler, Göttingen
Dr.-Ing. Gerhard Schlitt, Hannover

Anlage


Stand: 05.11.97
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