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Bewertungsbericht
zum Deutschen Bibliotheksinstitut (DBI), Berlin


Es ist bedauerlich, daß der Wissenschaftsrat sich in einer Angelegenheit, bei der 150 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, und bei der Behandlung dieses Sachverhalts, der zu einer Kernaussage seines Gutachtens führt, nicht auf Fakten stützt, sondern offensichtlich auf die rein subjektiven Mutmaßungen Dritter. Denn da der Wissenschaftsrat im vorausgehenden Absatz selbst sagt, daß das DBI nicht nach Zielgruppen protokolliere, ist es logisch, daß weder der Wissenschaftsrat und noch gar Außenstehende hierzu eine verläßliche Angabe machen können. Unverständlich, daß die Bewertungsgruppe auf dieser Grundlage eine solche folgenschwere Feststellung trifft, müßten doch gerade die Vertreter der großen Bibliotheken in der Bewertungsgruppe (die der kleinen waren gar nicht vertreten) realistischerweise wissen, daß ihre Mitarbeiter sie nicht jedes Mal informieren, wenn sie sich mit einer Frage an das DBI wenden. Das DBI würde es begrüßen zu erfahren, auf welcher wissenschaftlichen Grundlage der Wissenschaftsrat diese Aussage getroffen hat.

In diesem Zusammenhang sei angemerkt, daß der Wissenschaftsrat richtig erkennt, daß die Beratungsdienste Sonderformen Öffentlicher Bibliotheken zu den Stärken des DBI gehören. Das DBI ist aber der Meinung, daß der Beratungsdienst für wissenschaftliche Spezialbibliotheken, der gewissermaßen das Pendant dazu im wissenschaftlichen Bereich bildet, dieses Prädikat in gleichem Maße verdiente - er wurde aber offensichtlich einfach übersehen, ebenso wie der Beratungsdienst für die Bestandserhaltung, der für wissenschaftliche Bibliotheken eminent wichtig ist - somit dreistellige Zahlen an Kunden aus dem Bereiche des wissenschaftlichen Bibliothekswesens ignoriert. Wenn man so an die Bewertung der Beratungsdienste herangeht, kommt man allerdings leicht zu solchen Einschätzungen.

Der Wissenschaftsrat selbst hat übrigens bei seinem vorausgehenden Gutachten expressis verbis empfohlen, die Dienstleistungen für die Öffentlichen Bibliotheken auszubauen, und dem DBI wurde dafür 1992 eigens zusätzliches Personal bewilligt. Das DBI ist dieser Empfehlung gefolgt; dafür, daß man uns daraufhin heute die guten Dienstleistungen für Öffentliche Bibliotheken geradezu zum Vorwurf macht, haben wir kein Verständnis. Dieses Auseinanderdividieren von Bibliothekstypen ist ohnehin ein Phänomen, das wir in fortschrittlichen Bibliotheksländern nicht finden.


Stand: 27.11.97
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