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Bewertungsbericht
zum Deutschen Bibliotheksinstitut (DBI), Berlin


Auch hier irrt der Wissenschaftsrat, bzw. er hat umfangreiche Unterlagen, die ihm vor der Begehung zur Verfügung gestellt wurden, nicht zur Kenntnis genommen.

Der Wissenschaftsrat hatte bei seiner vorherigen Begutachtung behauptet, daß die Kommissionen i.d.R. keine Daueraufgaben wahrnähmen und daher nicht für drei Jahre berufen, sondern nach Lösung einer Aufgabe sofort wieder aufgelöst werden sollten. Außerdem solle man mehr externe Gutachter in diese Arbeit einbinden.

Nun kann der Wissenschaftsrat, der seine Arbeit nach bestem Vermögen verrichtet, aber doch nur auf die Meinung weniger bibliothekskundiger Persönlichkeiten stützt und offensichtlich viele seiner Vorstellungen aus dem wissenschaftlichen Bereich ableitet, nicht erwarten, daß das DBI und seine Gremien jeden Vorschlag buchstabengetreu und in exakter Übereinstimmung der Wortwahl umsetzt, sondern vielmehr in seiner Verantwortlichkeit für die Qualität der Dienstleistungen und die Verwendung öffentlicher Mittel versucht, Vorschläge so umzusetzen, wie es nach den in der Bundesrepublik obwaltenden bibliothekarischen Umständen möglich ist.

Der Fachbeirat hat sich in mehr als einjähriger Arbeit - und es muß einmal darauf hingewiesen werden, daß das also ein weitaus größerer Arbeitsaufwand an Beratung und Diskussionen darstellt, als notgedrungen vom Wissenschaftsrat in seine Feststellung zur Kommissionsarbeit investiert werden konnte - und öffentlicher Einbeziehung des Berufsstandes in die Diskussion mit diesem Vorschlag des Wissenschaftsrates befaßt.

Der Fachbeirat war zwar der zutreffenden Ansicht, daß es außer den drei vom Wissenschaftsrat seinerzeit erwähnten Bereichen noch einige weitere mit Bedarf an Kontinuität gibt, hat aber insgesamt den Grundgedanken des Wissenschaftsrat als richtig erkannt und die Anzahl der Kommissionen drastisch - und bis heute um die Hälfte - verringert. Für alle temporären, aufgabenbezogenen Problemstellungen wurde eigens ein neuer Typ von Kommissionen, unter der Bezeichnugn "Expertengruppe" geschaffen, als ein temporär arbeitendes Gremium, das mit exakter Vorgabe für Aufgabe, Sitzungsfrequenz und Dauer arbeitet und nach Beendigung sofort aufgelöst wird.

Zusätzlich, um auch externe Gutachter einbinden zu können, wurde der "Round Table" eingeführt, bei dem ganz konkret zur Klärung einer Fragestellung, Spezialisten vom DBI eingeladen werden.

Wir sind der Ansicht, daß diese komplette Umstrukturierung der Kommissionsarbeit exakt den Vorgaben des Wissenschaftsrates entspricht, allerdings deutlich differenzierter ist als diese. Das DBI hat - wie eine Evaluierung nach zwei Jahren ergab - ausgezeichnete Erfahrungen mit der neuen Struktur gemacht.

Die Kommissionen haben von jeher ihre Aufgaben im Auftrag des Instituts wahrgenommen, da ihnen zu Beginn jeder Amtsperiode (siehe die ebenfalls dem Wissenschaftsrat vorliegenden Protokollauszüge der Fachbeirats) Arbeitsvorgaben gemacht werden.

Es ist richtig, daß die Kommissionen nicht direkt in die Aufgabenplanung des DBI einbezogen werden. Dieses wäre auch nach der Stellung der Kommissionen - die ja im Auftrage des Instituts tätig sind und die es nur noch für acht Themenbereiche gibt - nicht opportun. Selbstverständlich geht aber die Meinung der jeweiligen Kommissionen zu entscheidenden Fragen über die Kommissionsbetreuer und die Kommissions-Berichterstatter des Fachbeirats in die Institutsplanung ein. Es muß erstaunen, daß der Wissenschaftsrat einerseits eine zu starke Abhängigkeit des DBI von anderen Gremien, wie Fachbeirat, Kuratorium, Kunden oder Verbandsvertretern und zu wenig Eigenentscheidung des DBI kritisiert, auf der anderen Seite aber den nach seinem Wunsch nur kurzfristig und im Institutsauftrag arbeitenden Kommissionen stärkeren Einfluß an den Aufgabenplanungen einräumen möchte.


Stand: 27.11.97
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