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Beratungsdienst Schulbibliotheken:

Planung - Aufbau - Kooperation - Organisation  


Vorüberlegungen beim Aufbau einer Schulmediothek
Planung - Kooperation - weitere Informationen

Schulbibliotheken sind keine Einrichtungen, die sich im Rahmen einer spontanen Aktion der Lehrer und Schüler von heute auf morgen gründen lassen. Aber häufig reicht ein äußerer Anlass aus, um planvoll über die Notwendigkeit einer neuen Medienorganisation nachzudenken. Vor einer Planung empfiehlt sich, mehrere beispielhafte Einrichtungen zu besichtigen und mit den dortigen Bibliotheksleitern über deren Erfahrungen zu sprechen.

Die wichtigste Grundlage einer Schulbibliothek ist ihr pädagogisches Nutzungskonzept. Von ihm hängen die Überlegungen zur Planung, Organisation und Ausstattung ab. Ein weiterer Faktor ist ein tatkräftiges Team, das sich um die Verwirklichung des Konzepts kümmert und die Bibliotheksexistenz langfristig absichert.

Zu den ersten Planungsentscheidungen gehört die Festlegung der Rechtsform: Wird die Bibliothek eine Einrichtung der eigenen Schule sein und bleibt in deren Organisation oder wird sie in die Organisationsstruktur einer anderen Bibliothek eingebunden und erhält von dort fest vereinbarte Dienstleistungen und Hilfen?

- Selbständige Form

In Deutschland ist die selbständige Schulbibliothek der verbreitetste Typus. Hier liegt die Initiative und die Verantwortung bei der einzelnen Schule. Sie muss dafür ein Organisationskonzept entwickeln und die erforderlichen Realisierungsschritte (u.a. Raumfrage klären, Mittel freistellen, Zuständigkeiten und personelle Besetzung regeln) einleiten. Um das Vorhaben erfolgreich umzusetzen, bedarf die Schulleitung der vollen Unterstützung des Lehrerkollegiums, damit alle vorhandenen Ressourcen und Freiräume ausgeschöpft werden können.

Schulbibliotheken der selbständigen Form sind weit verbreitet, ihre praktischen Lösungen sind jedoch extrem unterschiedlich, wie z.B. bei den Flächengrößen, Bestandsgrößen, Ausstattungstandards und Etats, ganz besonders aber in ihrer Personalausstattung und der fachlichen Leistungsfähigkeit.

Der Regelfall ist die selbständige Schulbibliothek o h n e eigenes Personal. Sie wird nebenamtlich von einem Lehrer geleitet und betreut. Für viele (kleine) Schulen ist es häufig die einzige Möglichkeit, um zu einer Schulbibliothek zu kommen. Der sog. Bibliothekslehrer kann von Verwaltungskräften, ehrenamtlich tätigen Eltern oder ggf. auch von älteren Schülern unterstützt werden. ...

Günstiger sieht es in den Fällen aus, in denen eine Lehrerkonferenz die Leistungsfähigkeit ihrer selbständigen Schulbibliothek erhöhen will und zu diesem Zweck eine enge Partnerschaft mit der Stadt-, Gemeinde- bzw. Kreisbibliothek anstrebt. Solche Kooperationen sind unterschiedlich intensiv ausgeprägt und reichen von Informationen über aktuelle Medienproduktionen, Beratung in bibliotheksfachlichen Fragen, Anwendung einheitlicher Fachstandards, Hilfen beim Bestandsaufbau und der Erschließung bis hin zum Aufbau gemeinsamer Online-Kataloge bzw. Datenbanken und dem Freistellen von bibliotheksfachlichem Personal. Verschiedentlich gehen dazu die beiden Kooperationspartner vertragliche Bindungen ein und legen darin ihre jeweiligen Rechte und Pflichten fest.

- Verbundlösungen mit Öffentlichen Bibliotheken

Einen anderen Rechtsstatus besitzt die Schulbibliothek, die Teil des Netzwerks ihrer Stadt-, Gemeinde- bzw. Kreisbibliothek ist. Der große Vorteil dieser Lösung besteht für die Schule in der Benutzung einer leistungsfähigen Bibliothekseinrichtung, ohne für die arbeitsintensiven Betriebsabläufe und das Personal verantwortlich zu sein. Zudem können sie indirekt an dem sog. Bibliotheksrabatt partizipieren.

Es gibt Bibliotheken, die ausschließlich den Schülern und Lehrern einer Schule zur Verfügung stehen und solche, bei denen die Schulbibliothek mit der Stadtbibliothek (entsprechend Stadtteil-, Gemeinde- oder Kreisbibliothek) eine Funktionseinheit bildet und sowohl schulisch als auch öffentlich genutzt wird (sog. kombinierte Bibliotheken).

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Der Aufbau einer Schulbibliothek in Eigenregie der Schule ist komplex und verlangt diffizile bibliotheksfachliche Kenntnisse. Diese Fähigkeiten und Fertigkeiten sind im Personalteam einer Schule nur selten vorhanden, so dass sie sich nach externen Partnern umsehen sollte. Es ist nahe liegend, die Zusammenarbeit mit der nächstgelegenen Öffentlichen Bibliothek bzw. mit der Staatlichen Fachstelle für Bibliotheken zu suchen.

Grundsätzlich ist jede Stadtbibliothek bereit, Schulen beim Aufbau einer Schulbibliothek mit Informationen, Erfahrungen, Tipps und Arbeitsmaterialien zu helfen. Auf der bibliothekarisch-technischen Ebene bietet sich an, Katalogisierungsdaten zu übernehmen. Darüber hinaus sollte eine feste Kooperation vereinbart werden, die beispielsweise vorsieht, den Schulen mit Handapparaten bei besonderen Unterrichtsprojekten oder mit Bücher- oder Themenkisten zu helfen. ...

Ein besonders erfolgreiches Konzept haben die Schulbibliothekarischen Arbeitsstellen entwickelt, um die Schulen fachlich anzuleiten und zu unterstützen. Als lokale Einrichtungen mit ausgesuchten Serviceleistungen gibt es sie in verschiedenen Groß- und Mittelstädten. Diese Arbeitsstellen tragen dazu bei, dass durch die Koordination und Zentralisierung der beratenden, bibliothekarischen und technischen Dienste das Personal in den Schulbibliotheken weitgehend zugunsten der bibliotheksmethodischen Aufgaben und der Bestandsvermittlung entlastet wird. (Adressen und weitere Informationen)

In den ländlich strukturierten Gebieten, in denen weder eine Öffentliche Bibliothek noch eine Schulbibliothekarische Arbeitsstelle erreichbar ist, bietet es sich an, die jeweilige Staatliche Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken zu kontaktieren. Als Beratungsinstanz erteilen sie den nachgeordneten Behörden, kommunalen Selbstverwaltungskörperschaften sowie Schulen zu bibliothekarischen Fragen und Planungen Rat und Hilfe. In engem Kontakt mit der Schulabteilung des Ministeriums bzw. der Bezirksregierungen erarbeiten sie Grundlagen für die Förderung der Schulbibliotheken. (Adressen und weitere Informationen)

Der Schwerpunkt der Fachstellenarbeit für die Schulbibliotheken liegt auf dem Beratungssektor: allgemeine Informationsvermittlung, koordinierende Aufgaben und Hilfsmaßnahmen für einzelne Bibliotheken, wie z.B. Planung und Einrichtung einzelner Schulbibliotheken, Beratung beim Bestandsaufbau, Hilfe bei der Erschließung und Einarbeitung der Bücher, Beratung bei der Umstellung auf EDV sowie das Versorgen der Schulen mit EDV-Katalogisaten. ...

Auch kommerzielle Einrichtungen bieten Schulen ihre Dienstleistungen an: so die ekz.bibliotheksservice GmbH in Reutlingen, BLS-Bibliotheksservice GmbH in Berlin und Hambückers in Bergneustadt.

Quelle der vorstehenden Ausführungen: Grundlagen für Schulbibliotheken / Schulmediotheken. Erarbeitet von einer Expertengruppe des DBI.  Berlin: Deutsches Bibliotheksinstitut, 1999 (Auszug)

(Gesamttext des Heftes zum Herunterladen)

Einen ganz pragmatischen Vorschlag, welche Wege am Anfang gegangen werden können, damit Schulen und Bibliotheken einander näher kommen und Schulbibliotheken gefördert werden, unterbreitet Joh. G. Wiese.


16.09.02

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